kommt W ie d e r s h e im 20) bezüglich des Gesichtsorganes von Proteus, anguineus zu dem Resultat, dass sich
dasselbe „genau in der bei den übrigen Vertebraten üblichen Art und Weise“ entwickelte. Auch bei jungen
Embryonen konnte W ie d e r s h e im ä u s s e r lic h vom Auge nichts entdecken; er hä lt es jedoch nicht für ausgeschlossen,
dass an diesem Umstand die Conservirungsmethode, durch welche die Thiere ein bräunliches
Colorit angenommen hatten, die Schuld trage. Eine der beigegebenen Figuren (18) zeigt das Auge auf der
Stufe der secundären Blase, mit bereits vollständig abgeschnürter Linse. Die letztere ist durch einen breiten
Raum vom Augenbecher getrennt und liegt ganz ausserhalb desselben,. W ie d e r s h e im folgert hieraus,
dass von einer d u r c h d ie L in s e erfolgten mechanischen Einstülpung der Sehblase keine Rede
sein könne.
Ausschliesslich mit dem Apge des e rw a c h s e n e n Thieres beschäftigt sich C. H e s s 21). Er kennt
über sein Thema nur zwei ausführliche Arbeiten, diejenige von L e y d ig und D e s fo s s e s , und ist der
irrigen Meinung, selbst der erste zu sein, der eine Abbildung des Proteus-Auges gegeben hat. Von D e s fo
s se s bemerkt H e s s : „an der Retina beschreibt er alle Schichten“ . Soviel ich sehe, schildert aber
D e s fo s s e s nur Pigmentepithel und äussere Körnerschicht; von den weiter nach Innen gelegenen Theilen
der Netzhaut sagt er, wie schon oben bemerkt, nur, es lasse sich zwar noch eine gewisse Schichtung
erkennen, die Elemente seien aber noch viel zu wenig entwickelt, als dass man von einer Differenzirung
in bestimmte unter sich verschiedene Lagen sprechen könne.
Das Auge des Proteus ist nach H e s s äusserlich als kleiner P u n k t erkennbar, über den sich die
H a u t in den meisten Fällen ganz unverändert hinzieht. Die Pigmentirung des Auges ist sehr ungleich.
Der Bulbus ist rundlich öder „durch H a u t etwas verlängert“ und h a t einen Durchmesser von 0,43 mm,
das Verhältniss der Augenaxe zür Körperlänge soll sich demnach auf 1 : 400 stellen. Die Sclera stellt
sich dar als häutiger, aus feinen Fibrillen und langen spindelförmigen Zellen gebildeter Sack, ohne
scharfe Grenze nach Aussen. Ih r innerer Rand zeigt spärliches Pigment und ist als Andeutung eines
Chorioidealstratums aufzufassen. Niemals finden sich Knorpelzellen. Von einer eigentlichen Chorioidea
kann keine Rede sein: „schon wegen des Fehlens jeglicher Gefasse“, die überhaupt dem Inneren des
Proteus-Auges absolut abgehen sollen. Die Retina füllt den von der Sclera gebildeten Sack vollständig
aus, in der Art, dass die Ganglienschicht einen soliden Zapfen etwa im Mittelpunkt des Auges bild,et.
N u r in einem Falle sah H e s s im Inneren dieses Zapfens einen kleinen mit feinkörniger Masse gefüllten
Raum. Das Pigmentepithel ist in der Gegend des Opticuseintritts sehr dick und st&rk pigmentirt. Es
schlägt sich am vorderen Augenpol in die Retina um, wobei die Ränder stets sehr nahe an einander
heranrücken, sodass sie „nur durch einen ganz schmalen Zwischenraum von einander getrennt erscheinen“.
Von Linse, Glaskörper, Iris fehlt jede Spur.
Die Retina, in durchschnittlicher Dicke von 0,19—0,2 mm, besitzt alle gewöhnlichen Schichten.
Die Nervenfaserschicht setzt sich zusammen aus äusserst feinen Fäserchen, die sich „nach Innen
von den Ganglienzellen oder zwischen denselben verzweigt“ finden. Die Ganglienzellen sind in doppelter
oder dreifacher Lage dicht gedrängt, sehr grosskörnig, aber wenig von den Zellen der Körnerschichten
verschieden. Es folgt nach Aussen eine relativ breite reticuläre Schicht, gebildet aus einer feinkörnigen
Substanz, „in welcher man vielfach eine radiäre Streifung erkennen k ann“ .
Die innere und äussere Kornerschicht, erstere aus 3—4, 'letztere aus zwei Zelllagen gebildet,
stossen unmittelbar an einander; n u r zuweilen lässt sich zwischen ihnen eine ganz feine Spalte erkennen.
Von Stäbchen und Zapfen kann man nicht reden. Die Sehzellen haben etwa die Grösse der äusseren
Kornzelleri und zeichnen sich durch gegen Aussen gerichtete Fortsätze aus, die meist die Gestalt von
Halbkugeln, oder halben Ellipsoiden haben. An derselben lässt sich eine stärker lichtbrechende äussere
Partie unterscheiden, die der kugeligen inneren haubenartig aüfsitzt. Diese Sehzellen, die H e s s als
„rudimentär“ bezeichnet, sollen sich mit den gewöhnlichen Tinctionsmitteln nicht färben lassem Eine
feine Limitans externa ist vorhanden.
Der Sehnerv verläuft schräg nach hinten und oben in einer Stärke von 0,02 mm. Er h a t intra-
bulbal einen dünnen Zellenbelag; extrabulbal ist er von reichlichem Pigment umgeben.
Der Bulbus ist in Bindegewebe eingebettet, in dem sich niemals Fettzellen finden. Von Augenmuskeln
und Augendrüsen fehlt jede Spur. Auch eine Orbita existirt nicht.
H e s s kommt zu dem Schlüsse,' dass das Proteus-Auge nicht als verkümmertes, sondern als ein
nicht zur vollen Entwicklung gelangtes Organ aufzüfassen Sei. Eine Linse hat das Auge des Olmes
niemals besessen, was als Beweis angeführt wird für die Unrichtigkeit der Annahme, dass die secundäre
Augenblase einer mechanischen Einwirkung der in Bildung begriffenen Linse ihre Entstehung danke.
„Ectodermale“ Elemente sollen sich am Aufbau des Proteus-Auges überhaupt nicht betheiligen.
Z e l l e r 22) beschreibt die erste Anlage des Proteus-Auges, soweit sich dieselbe von Aussen erkennen
lässt. Dieselbe wird am Ende der 12. Woche des Larvenlebens äusserlich bemerkbar und zwar
in Form eines dünnen, grauen, nach unten offenen Halbkreises, der allmählich schärfer und dunkler
wird. Seine Enden wachsen einander entgegen, und der Innenraum füllt sich allmählich aus bis auf
einen schmalen Spalt, der vom unteren Umfange ausgehend bis gegen die Mitte hin sich verfolgen lässt.
K. W. S c h lam p p 23) glaubt der Erste zu sein, der die Proteus-Linse gesehen hat. Dieselbe fehlt
bei älteren Thieren, n u r bei jungen und bei Larven ist sie vorhanden. Sie bildet sich später zurück
und wird resorbirt. Die Linse einer vier Wochen alten Larve ist kugelig, mit einem Durchmesser von
0,085 mm. Sie besteht in der vorderen Hälfte aus cylindrischen, in der hinteren aus cubischen Epithelzellen
und h a t eine sehr deutliche strukturlose Kapsel, mit der sie an der Augenkapsel befestigt ist.
Seitlich wird die Linse vom Stratum ciliare berührt, nach hinten stösst sie, da der Glaskörper fehlt,
direkt an die Retina. Die Linse reducirt sich alsdann sehr rasch; bei einem 10 cm langen Thier hat
sie nur ein Fünftel ihrer früheren Grösse und zeigt sich auf dem Schnitt noch in Form von 5—6 neben
einander lagernden Epithelzellen. Wenn die Linse ganz geschwunden ist, nähern sich die Ränder des
Stratum ciliare bis zur gegenseitigen Berührung.
S c h lam p p glaubt, dass die Rückbildung der Linse gleich nach ihrer Abschnürung vom Ecto-
derm anfängt.
In der bindegewebigen Augenkapsel findet er bei jüngeren Thieren einzelne Knorpelzellen, bei
älteren Knorpelplättchen und zwar nicht blos am hinte ren Augenpol, sondern auch in der Gegend des
Aequators. Eine besondere Cornea lässt sich niemals unterscheiden. Die Chorioidea besteht aus sehr
zarten, „dicht mit Pigmentkörnchen beladenen“ Bindegewebsfasern, die ein enges Maschennetz, mit dazwischenliegenden
Lymphräumen bilden. Durch diese Anordnung wird eine Art Lamina fusca geschaffen.