2) Ammocoetes, Thierlänge 12,5 cm (Fig. 9, 16).
Die Sclero-Chorioidea h a t sich gegen das lockere Bindegewebe noch schärfer abgesetzt. Eine
Trennung der Schicht in die beiden Häute lässt sich immer noch nicht durchführen, doch zeichnet sich
die äussere Partie durch straffere Anordnung und kleinere, gestrecktere Kerne aus, die innere durch
mehr welligen Faserverlauf, reichlichere Pigmentirung und häufiger anzutreffende Gefässe.
Die Cornea wird gebildet durch wellig angeordnete Faserzüge mit zahlreichen langgestreckten
Kernen, die zuweilen dem Faserverlauf entsprechend gekrümmt sind. Sie h a t keine scharfe Grenze
gegen das subcutane Bindegewebe hin, das sich deutlich als Fortsetzung des Bulbus-umhüllenden darstellt,
von diesem aber durch regelmässigere Lagerung seiner Elemente sich unterscheidet. Die Membrana
Descemetii, d. h. die eine der beiden Verzweigungen des inneren Theiles der Sclero-Chorioidea
zeigt an der Trennungsstelle eine Verdickung, und h a t man es hierbei wohl mit der ersten Anlage eines
Ligamentum pectinatum zu thun. Die Zellen, welche die Membrana Descemetii zusammensetzen, sind
noch mehr in die Länge gewachsen und bilden höchstens noch eine doppelte Lage. An dem verdickten
Rande der Membrana Descemetii sind ihre Zellen un d damit auch deren Kerne etwas rundlicher
geblieben.
3) Ammocoetes, Thierlänge 17 cm (Fig. 10, 17).
Auch hier lässt sich die gegen das bulbus-umhüllende Bindegewebe nunmehr noch schärfer abgesetzte
Sclero-Chorioidea noch nicht in ihre beiden Bestandtheile zerlegen. Im inneren Theil h a t der
Gefässreichthum und die Pigmentirung zugenommen, der äussere zeigt gegenüber dem vorigen Stadium
keine Veränderung. Die Gesammtschicht ist stärker geworden. Die Cornea h a t an Stärke verloren und
besteht n u r noch aus wenigen sehr enge an einander gelagerten und gestreckten Faserzügen, die beinahe
ausschliesslich in der Gegend des Uebergangs in die Sclera noch deutliche Kerne besitzen. Eine scharfe
Grenze gegen das' subcutane Bindegewebe h in existirt auch jetzt noch nicht.
Auch die Membrana Descemetii ist dünner geworden un d .zeigt von ihrem ursprünglichen zelligen
Bau n u r noch an ihrem Rande schwache Spuren. Ihre centralen Theile setzen sich aus straffen Fasern
zusammen, die n u r noch sehr wenige lange und dünne Kerne besitzen. Sie h a t sich der Form einer
wirklichen Membran bereits sehr genähert. Die Verdickung der Membrana Descemetii, sowie der
Chorioidea an der Verbindungsstelle beider ist deutlich, ohne jedoch der Gestalt eines Ligamentum
pectinatum näher gekommen zu sein.
4) Ammocoetes, Thierlänge 20 cm (Fig. 11, 18).
Es zeigt sich jetzt eine gewisse Trennung von Sclera und Chorioidea. Die erstere ist leicht
wellig angeordnet, aber aus feinen, sehr enge gelagerten Fasern gebildet; die Chorioidea ist jetzt sehr
locker geworden und führt zwischen ihren Wellenzügen zahlreiche Gefässe. Auch die Pigmentirung ist
in der Chorioidea viel bedeutender, fehlt aber auch der Sclera nicht.
Die Zwischenmembran ist nunmehr zur vollkommenen Membran geworden, au f deren bindegewebige
Abstammung n u r noch die ih r angelagerten zahlreichen Kerne schliessen lassen.
Die Cornea ist wieder etwas schwächer und in der gegenseitigen Lagerung ihrer Elemente
etwas dichter und fester geworden. Die wenigen Kerne, die sich noch finden, sind ungemein gestreckt
und sehr blass.
Auch die Membrana Descemetii h a t an Stärke verloren und sich der typischen Membran noch
mehr genähert. Die Verdickung ihres Randes hat keinen Fortschritt gemacht.
5) Das geschlechtsreife Petromyzon, Thierlänge 16 cm (Fig. 12, 19, 21).
Sclera und Chorioidea sind gewaltig gewachsen und jetzt deutlich gegen einander abgesetzt. Die
Chorioidea führt reichliche grosse Gefässe und ist überaus stark pigmentirt; pigmentfreie Stellen besitzt
sie n u r noch an ihrer äusseren und inneren Begrenzung.
Die Sclera, jetzt mit deutlicher Lamina fusca, ist auch an ihrem äusseren Rande pigmentirt.
Die Cornea setzt sich nunmehr gegen das ih r anliegende sonstige Bindegewebe scharf ab. Ihre
Aussen- und Innenfläche wird durch eine deutliche, auf Schnitten als feine Linie sich darstellende
Membran abgeschlossen, die als Membrana elastica anterior resp. posterior zu erklären ist.
Die Cornea ist sehr stark geworden und baut sich aus sehr feinen und gestreckten, äusserst enge
gelagerten Fibrillen auf. Im proximalen Drittel der Cornea finden sich noch spärliche ovale Kerne, die
aber schon in den mittleren Partien ungemein selten werden und im distalen Drittel ganz fehlen.
Die zur wirklichen Membran gewordene Membrana Descemetii behält ihren Zusammenhang mit
der Chorioidea, ist jedoch hinsichtlich ihrer Structur nunmehr auch in ihren Randpartien von derselben
vollständig verschieden. Einige Gewebszüge, die in dem durch Chorioidea (resp. Iris) und Membrana
Descemetii gebildeten Winkel eine weitere Verbindung zwischen beiden herstellen, mag man als Andeutung
eines Ligamentum pectinatum auffassen. Das bulbus-umhüllende Bindegewebe umgibt das Auge
n u r noch in seinen beiden hinteren D rittth eilen : etwa auf der Höhe des Linsenäquators verschwindet
es gänzlich.
Der Zwischenmembran sind n u r noch spärlich Kerne angelagert. Den Zusammenhang zwischen
dieser Membran und der Limitans interna, der bei Ammocoetes immer deutlich ist, habe ich für Petromyzon
n u r in einem einzigen Falle unzweifelhaft feststellen können. Ob derselbe bei den anderen von mir
untersuchten Neunaugen überhaupt verloren gegangen war, oder ob die beiden Membranen am Irisrande
nur durch das dort so reichliche Pigment verdeckt waren, muss ich dahingestellt sein lassen; ich glaube
übrigens dieser Frage keine grosse Wichtigkeit beilegen zu müssen.
Aus der Betrachtung der einzelnen Entwickelungsstufen ergibt sich nun:
D e r Bulbus ist in früher Zeit von einer Masse gleichartigen Bindegewebes umhüllt. Aus diesem
heraus differenzirt sich schon auf verhältnissmässig tiefer Entwicklungsstufe eine das Auge direkt umgebende
Schicht, eine Sclero-Chorioidea, die sich gegen das Bindegewebe, aus dem sie hervorgegangen,
immer schärfer absetzt, aber erst in sehr später Zeit eine Unterscheidung zwischen Sclera und Chorioidea
zulässt. Am Rande des Augenbechers spaltet sich die Sclero-Chorioidea in drei Theile, von denen der
äussere zur Cornea wird, während aus dem mittleren die Membrana Descemetii, aus dem inneren der
chorioideale Theil der Iris hervorgeht.