diesem letzteren Fa lle nicht ganz sicher, ob es sich h ie r wirklich um die Zellen der E i g e n membran
der Hoden handelt.
Um die Tunica herum kann das Parenchym nicht selten dichter angehäuft und zu fibrillären,
mitu n te r auch h au ta rtig en Massen zusammengedrückt sein. Eine Auflagerung von M u s k e l f
a s e r n a u f die Hodenhaut, von der verschiedentlich berichtet w ird (Sommer betr. Dist. hepaticum,
F i s c h e r betr. Opisthotrema, K e r b e r t betr. Dist. Westermanni), habe ich bei den von mir u n te rsuchten
Formen mit Sicherheit nichts wahrgenommen, könnte mich auch von dem Zwecke dera
rtig e r Bildungen nicht re c h t überzeugen. Andere Untersucher sahen denn auch in den von
ihnen beobachteten verschiedenen Auflagerungen der Hoden wand keine muskulösen Elemente; so
s ag t L e u c k a r t , 'um n u r au f dessen Ansichten zu verweisen, über die Hoden des Leberegels: Ih re
Wand wird von einer sch a rf gezeichneten, dünnen Tunica propria gebildet, a u f der zunächst eine
ziemlich dicke, anscheinend aus Längsfasern .gebildete Substanzschicht aufliegt-. Deutliche Muskelfasern
habe ich d a rin nich t erkennen können. Von dem Distomum spathulatum heisst es: „Die
nich t selten anliegenden Muskelfasern gehören dem Parenchyme a n “, und der Membrana propria
der Hoden von Dist. pulmonale endlich „liegt als äusserer Ueberzng eine ziemlich dicke Belegschicht
von körnig-streifigem Aussehen au f“ l).
Während bei den Cestoden nach den übereinstimmenden Berichten der Autoren die männlichen
Keimdrüsen schon au f einem im Verhältniss frühen Stadium ih re T h ä tig k e it einstellen
und zu veröden beginnen, habe ich bei unseren Distomen von einem d e ra rtig en Vorgänge n i r g
e n d s etwas bemerken können. Hingegen b e rich te t v. L instow 2) betreffs des Distomum cylindra-
ceum, dass bei alten Exemplaren „Hoden, Keimstock und Schalendrüse mehr und mehr schwinden
zu Gunsten des sich immer mächtiger entwickelnden U te ru s “; es kann dies jedoch n u r a u f einer
Täuschung beruhen, vorausgesetzt, dass sich die Würmer überall, wo sie Vorkommen, gleich verhalten.
Ic h habe sehr viele und „zu Eiersäcken e n ta rte te “ Individuen, nicht n u r von Distomum
eylindraeeum, sondern von allen anderen A rte n untersucht, und überall und zu allen Jahreszeiten
die Keimdrüsen, Hoden und Keimstöcke, nirgends anders, als mit den A ttrib u ten l e b h a f t e r
P r o d u c t i o n s t h ä t i g k e i t angetroffen. Allerdings sind sie bei jenen „Eiersäcken“ durch die
Masse der E ier oft verdeckt; man brau ch t aber solche Thiere n u r zu färben und zu schneiden,
um sich von der Existenz und der normalen Beschaffenheit aller Drüsen zu überzeugen.
b) Samenleiter.
Die Eigenmembran der Hoden setz t sich nach vorn zu fo r t in die Ausführungsgänge;
die Samenleiter, oder Vasa deferentia. Auch diese haben zellige Wandungen, und die einzelnen
Zellen erreichen an ihnen o ft enorme Ausdehnung in der Länge, während ih re B re ite und Dicke
n u r sehr minimal sind. So haben z. B. bei mittelalten Distomum confusum, wo man sie leicht j.n
to to übersehen kann, die Samenleiter eine ungefähre Länge von 0,6 mm, und auf diese Entfernung
finden sich n u r zwei, in ganz seltenen Fä llen drei, aber niemals noch mehr K erne, so dass 0,3—0,2 mm
au f die Längenausdehnung der einzelnen Zellen kommen. Uebrigens d a rf man sich die Zusammen*)
Leuckart, Paras. d. M. II. Aufl. p. 223, bezw. p. 345 u. 425.
2) Arch. f. Inifer. Anat. 36. 1890. p. 179.
setzung der Vasa deferentia aus Zellen nicht so denken, dass diese in gerader Linie an einanderg
e re ih t und innen hohl sind; sie stehen vielmehr zweireihig alternirend, entsprechend z. B., wie
die Darmepithelzellen kleiner Nematoden und nehmen das Lumen z w i s c h e n sich. Es lässt sich
dieses V e rha lten zwar auch an den Samenleitern erwachsener Thiere feststellen, is t aber besonders
au f früheren Entwickelungsstadien deutlich (cf. F ig . .68, Taf. IV und Fig. 162, Taf. VII). Die
Kerne tre te n an den verhältnissmässig dünnen Canälen zeitlebens mehr oder minder s ta rk buckel-
iörmig hervor, n u r rücken sie mit dem zunehmenden Grössenwachsthum der Würmer immer
w e ite r auseinander und werden zuletzt n u r noch re la tiv selten angetroffen. Diesem le tzteren
Umstande schreibe ich es zu, dass sie oft ganz übersehen, und die Wandungen der Samenleiter
dann als s tru c tu rlo s beschrieben wurden : u r s p r ü n g l i c h sind dieselben wohl überall z e i l i g 1)!
- A u f der Aussenseite trag en die Wandungen der Vasa deferentia oft (z. B. Dist. tereticolle,
eylindraeeum) eine ä u sse rst feine Ringfaserlage, die ich fü r Muskeln halte. In der T h a t sieht
man auch g a r nich t selten das Lumen au f gewisse Stfecken hin sich s e l b s t s t ä n d i g contra-
hiren und nach einiger Zeit wieder erweitern. In anderen Fällen aber sind Muskeln nich t nachweisbar
{Dist. clavigerum, wo dies auch von N oack co n sta tirt w ird 2), medians, confusum, endolobum,
folium, nodulosum u. a., und dann müssen wohl die auch hier auftretenden schwachen Contractionen
d e r Wände a u f eine Zusammenziehung der Zellen selbst geschoben werden. (Mit Contractionen
der umgebenden Parenchympartieen hängen diese hier erwähnten Gestaltveränderungen n i c h t
zusammen!). Von einigen W u rm a rten wird von den Autoren ausser der Ringfaserlage auch eine
darüber hinziehende feine Längsfaserlage consta tirt, (L euckart fü r Dist. hepaticum und pulmonale,
H eckert bei Dist. macrostomum, v. L instow bei Dist. eylindraeeum).- Ich habe bei den von mir
untersuchten Formen hiervon nichts bemerkt, will aber ausdrücklich betonen, dass ich diesen
Verhältnissen nicht volle Aufmerksamkeit gewidmet habe.
Im Inneren der Vas deferentia trifft man bei einigen A rten, namentlich den grösseren,
Dist. tereticolle u. a,, eine Menge scharfér, meist schräg verlaufender, unregelmässiger Linien, die
sich bei genauerer B etrachtung als der optische Ausdruck feiner Fa ltu n g en erweisen. Diese
Fältchen sind besonders reichlich vorhanden bei leeren und zusammengefallenen Canälen, während
sie umgekehrt an s ta rk aufgetriebenen Stellen fast, oder ganz fehlen. Augenscheinlich h a t sich,
wie w ir dies schon bei Besprechung der. ganz ähnlichen Bildungen au f der Innenseite des Darmes
und der Excretionscanäle vermutheten, die innere Grenzschichte des Protoplasmas der Wandzellen
.etwas v e rh ä rte t und ih re E lastic itä t. verloren, so dass sie bei einer Verringerung des
Querschnittes gezwungen ist, sich in F a lte n zu legen (cf.- Fig. 68, Taf. IV).
Bei einigen Formen (so Dist. tereticolle, D is t..ascidia, Dist. asddioides V an B en.) t r ä g t nun
d er Endabschnitt der Vasa deferentia unmittelbar vor deren Uebergang in die Samenblase noch
eine besondere Ausrüstung in Ge sta lt eines leb h a ft-th ä tig e n F l im m e r e p i t h e l e s . Dasselbe
e rs tre ck t sich bis in den Grund d e r Samenblase hinein und beginnt eine verschieden lange Strecke
vorher, bei D. tereticolle z. B. 0,23 mm (Fig. 60, Taf. I I I ) ; bei dem kleinen D. ascidia findet es
') Es verstellt sich von selbst, dass diese zelligcn Wandungen der Geschlechtsgänge, da sie die directe Fortsetzung
der sog. „Tunica propria“ der Hoden darstellen, dieser auch entsprechen. Die Existenz einer besonderen Eigen-
membran der Samenleiter, welche dem inneren Epithel derselben zur Stütze dienen soll, (Mo n t ic e l l i , 1. c. p. 90) kann
ich nicht zugeben ; wohl aber werden die Epithelzellen selbst oft so platt, dass sie, wie oben erwähnt, für ein Eigenmembran
gehalten werden können (Nachträgl. Zusatz),
2) Noack, 1. c. p. 3 5 . 1