Die Chorioidea fährt Gefässe. Die innerste Begrenzung der Chorioidea bildet eine „Capillare, theils
noch vollgepfropft mit den grossen scheibenförmigen Blutkörperchen, theils collabirt“.
Es folgt nunmehr nach Innen die Pigmentschicht, eine einfache Lage grösser ovaler Zellen mit
grossen Kernen; stark pigmentirt. Gegen den vorderen Augenpol hin wird dieselbe mehrschichtig und
nimmt infolgedessen an Stärke bedeutend zu. Es entsteht so ein Bingwulst, der zur Augenaxe senkrecht
steht und die Anlage eines Ciliarkörpers und einer Iris repräsentirt. Bei älteren Thieren nähern
sich seine freien Ränder bis zur schliesslichen gegenseitigen Berührung.
Ein Glaskörper existirt nicht. Den ganzen Innenraum des Auges nimmt die „annäherungsweise
kugelförmige nervöse Schicht der Netzhaut“ ein, die alle typischen Schichten i zeigt. Die Ganglienzellen
der Retina sind zu einem „cylindrischen Zapfen“ angeordnet. Der Opticus, der als zartes Stämmchen
„durch eine Lücke der Augenkapsel“ eintritt, gibt (intraretinal) radiäre Fädchen ab, die sich durch die
Ganglienzellenschicht hindurch in die moleculäre Schicht hinein verfolgen lassen, wo sie verschwinden.
Die innere Körnerschicht wird von radiären Fasern durchzogen. Ob man in denselben nervöse
oder Stützelemente zu sehen habe, will S c h lam p p nicht entscheiden.
In einer weiteren vorläufigen Mittheilung fügt S c h lam p p 24) noch die kurze Beschreibung eines
Organs bei, das ihm in der augendeckenden Epidermis aufgefallen ist. Es sollen nämlich über dem
Auge die sonst in der Epidermis sich n u r zerstreut findenden L e y d ig ’schen Zellen dicht gedrängt stehen
und eine Platte bilden. S c h lam p p wählt dafür die Bezeichnung „accessorische Hornhaut der Epidermis“
und glaubt, dass durch diese Einrichtung der Durchtritt des Lichts günstig beeinflusst werde.
Die definitive Arbeit S c h lam p p ’s 25) über „das Auge des Grottenolmes“ bringt den beiden ebenerwähnten
vorläufigen Mittheilungen gegenüber nichts Neues, führt vielmehr das in diesen Gesagte
lediglich des Näheren aus. Die Schrift erschien erst nach Schluss meiner eigenen Arbeit, doch habe ich
mich bemüht, im Text darauf noch, soweit nöthig, einzugehen.
Eigene Untersuchungen.
(Tafel V und VI.)
Das Auge von Proteus ahgumeus ist bei jüngeren Thieren von Aussen deutlich sichtbar und zwar
präsentirt es sich als kleine kreisrunde Scheibe. Die glänzend schwarze Färbung derselben wird unterbrochen
durch einen helleren Streifen von der Form eines sehr hohen gleichschenkeligen Dreiecks, dessen
Basis dem ventralen Pole der Scheibe aufsitzt, während seine Spitze je nach der mehr oder weniger
fortgeschrittenen Entwicklung des Thieres h u r bis zum Mittelpunkt des Kreises reicht, oder etwas über
denselben hinausgeht. Durch diesen Streifen tritt, wie schon hier gesagt sein mag, die fötale Augenspalte
äusserlich in die Erscheinung. Bei zunehmendem Alter wird das Auge immer undeutlicher,
schimmert n u r noch matt durch die H au t durch und ist schliesslich, bei sehr grossen Exemplaren, gar
nicht mehr sichtbar. Bei Larven tritt, wie dies Z e lle r beschreibt, das Auge zunächst als nach unten
offener Halbmond auf, der sieh allmählich bis au f jene Spalte ausfüllt. Dieser Halbmond lässt sich nach
meinen Beobachtungen auch beim erwachsenen Thiere noch erkennen; er hebt sich, tief schwarz, ziemlich
scharf von dem etwas heller pig'me'ntirten Innenraum der Scheibe ab, als welche sich das Proteus-
Auge äusserlich darstellt.
Der Bulbus.
Der Augapfel ist in ein starkes Fettpolster eingebettet (Fig. 46, 47, 48)5; nur in einzelnen Fällen
fehlte dasselbe, und war dann durch lockeres Bindegewebe ersetzt. Skelettheile schützen das Auge in
keiner Weise: eine Orbitalhöhle existirt nicht. Der Bulbus hat die Ge sta lt eines Ellipsoids, dessen lange
Axe bald mit der Längsaxe des Thieres parallel, bald nahezu senkrecht dazu verläuft; aber immer nur
n a h e z u : G a n z parallel damit, oder g a n z senkrecht dazu ist die grosse Bulbusaxe niemals gerichtet.
Mit anderen W o rten : die Verlängerung der Augenaxe trifft die Körperlängsaxe stets unter einem spitzen
Winkel, und zwar ist sie immer etwas nach dem Schwanzende des Thieres zu geneigt. Diese Unregelmässigkeit
scheint hier auf individueller Verschiedenheit zu beruhen, da künstliche Verschiebungen des
durch Muskeln festgehaltenen Bulbus in solchem Umfange nicht wohl anzunehmen sind. Von einer
durch äussere Einflüsse, oder etwa durch einseitige Contraction der Augenmuskulatur herbeigeführten
Lagenveränderung bei einzelnen Thieren kann auch schon deshalb keine Rede sein, weil, wie unten
näher ausgeführt werden soll, die fötale Augenspalte sich immer an derselben Stelle d. h. lateral und
ventral am Bulbus findet.
Nimmt man also an, dass das Auge immer dieselbe L a g e am Schädel besitzt, so ergibt sich
eine um so grössere Verschiedenheit seiner F o rm . Bei den grössten von mir untersuchten Exemplaren
maass z. B. die Augenaxe*) einmal 0,483, die Höhe des Auges dagegen betrug 0,293 mm, ein anderes
Mal die Augenaxe 0,323, die Höhe 0,414 mm. Im ersten Falle repräsentirte also die Augenaxe, im
zweiten die Höhe die lange Axe des Ellipsoids. Der Querschnitt des letzteren ist stets kreisrund (Durchmesser
gleich der Höhe), der Bulbus stellt also ein Rotationsellipsoid dar. Bei kleinen Exemplaren betrug
einmal die Augenaxe 0,353, die Höhe 0,293 mm, ein anderes Mal Augenaxe 0,265, Höhe 0,301 mm.
Das Längenverhältniss der beiden Axen zeigt Schwankungen zwischen 1 : 1,04 und 1 : 1,26.
Eine Ausnahmestellung nahm hier, wie in vielen anderen Beziehungen, unter den von mir untersuchten
Olmen ein Exemplar von ca. 15 cm Länge ein. Während bei demselben im linken Auge die
Augentiefe sich zur Augenhöhe verhielt wie 1,64 : 1, stellte sich für das rechte Auge desselben Thieres
dies Verhältniss auf 3,18 : 1.
Wenn ich nun auch zugeben muss, dass Schwankungen in den Ergebnissen der Messungen sich
oft mit einer kleinen Verschiedenheit der Schnittrichtung (alle Messungen wurden an Schnitten
*) Unter Länge der Augenaxe oder Augentiefe verstehe ich den Durchmesser des Bulbus vom distalen Rand
der Cornea des distalen bis zur proximalen Grenze der Sclero-Chorioidea des proximalen Augenpoles. Augenhöhe bezeichnet
die zur Augenaxe senkrecht stehende Axe des Bulbusellipsoids, also den Aequatordurchmesser.
Tiefe der Linse ist in der Augenaxe, Höhe senkrecht dazu in der Querschnittsebene gemessen.
Als Pupille bezeichne ich der Kürze wegen den Abstand der Augenbecherränder von einander.
Bibliotkeca zoologica. Heft X III. jq