ln dem Verhalten der Begleitzellen stimmt das Dist. tereticolle völlig mit den bereits
geschilderten Würmern überein.
F o r m e n m i t C i r r u s b e u t e l . Um die E ntstehung des Cirrusbeutels in ihren ersten
Anfängen zu erkennen, müssen wir au f ziemlich frühe Stadien in der Entwickelung der Genitalanlage
zurückgehen. Sie knüpft an an das Verhalten der B e g l e i t zellen, welche, um das nochmals
zu betonen, bei den bis je tz t besprochenen W u rm a rten e rs t in einem re la tiv späten A lte r
zu einem Theile in die P rosta tadrüsen, zum anderen in gewöhnliche Parenchymzellen sich umwandelten.
Da, wo ein Cirrusbeutel zur Ausbildung kommt, sehen w ir nun schon zu r Z e it der
Anlage des Genitalsinus die Begleitzellen n ich t mehr in einfacher Reihe pallisadenformig den
Geschlechtswegen anliegen, sondern sie sind infolge einer u n te r ihnen eingetretenen Vermehrung
längs des ganzen unpaaren Theiles. der Anlage in zwe i Reihen angeordnet. Eine solche Vermehrung
kommt übrigens sicher auch bei einem Theile der n ic h t Cirrusbeuteltragenden Formen
vor, ohne h ie r aber zu besonderen Bildungen hinzuführen. Die Verdoppelung der ursprünglich
einfachen Zellen- oder vielmehr Kernreihe- geschieht so, dass die durch die Vermehrung neugebildeten
Elemente nach aussen ged rän g t werden und sich allmählich d o rt zu einer neuen Schicht
g ru p p iren ; in der Fig. 177, Taf. IX s ieht man die ersten Anfänge dieses Processes, ebenso wie
in Fig. 89, Taf. IV, die sich auf eine noch in ihrem Keimschlauch befindliche, aber sonst ziemlich
reife Cercarie des Dist. perlatum bezieht jÉj bekanntlich is t dies eine Form, welche bereits im
Cercarienzustande ih re Genitalien sehr- weit zu r Entwickelung bringt. Von den a u f diese Weise
emporgedrängten Zellen sieht man nun sehr regelmässig eine allerdings n u r geringe Zahl an der
Oberfläche auffällig sich v e r b r e i t e r n und eine spindelförmige G e sta lt annehmen, wobei ih re längere
Axe parallel zu der des Leitungsweges sich s tillt. Die spindelförmige Ge sta lt is t der optische
Ausdruck einer A b p l a t t u n g ; die sich abplattenden Zellen treffen bald mit ih re n Rändern aufeinander
un d nach k u rz e r Zeit haben sie eine a llseitig geschlossene z e l l i g e H ü l l e um den
unpaaren Theil des Leitungsapparates mitsammt den ih n einhiillenden Begleitzellen gebildet. Sie
legen sich sowohl hinten, wo die Gabelung in die beiden Samenleiter erfolgt, als vorn, unmittelbar
an der Umbiegungsstelle, ' i. e. d ire c t h in te r dem auswachsenden Genitalsinus, f e s t um den
Leitungsweg herum, und rep rä sen tiren so einen ringsum geschlossenen Sack, d i e e r s t e A n l
a g e d e s C i r r u s b e u t e l s . In den F ig u ren 178, 179, 184, 189 der Tafel IX, sowie in einer
Anzahl anderer sind die verschiedenen Stadien in der allmählichen Consolidirung desselben deut-,
lieh zu erkennen. E r is t ein P r o d u c t d e r B e g l e i t z e l l e n , die sich hier durch ihn scharf
gegen das umgebende Parenchym abschliessen 1).
*) Wie ich schon oben (pag. 189 Anm.) gelegentlich hervorhob, fasst Mo n t ic e l l i den Cirrusbeutel (tasca del
pene), als eine „continuazione del deferente“ (1. c. pag. 90) auf, wohingegen der Penis selbst eine Einstülpung der äusseren
Haut sein soll (1. c. pag. 86: „II pene non ha da considerarsi altrimenti, secondo il concetto che dallo studio di quest’
organo ho potuto formarmi, che una introflessione della cute esterna, della quale ha la struttura e le proprietà, che si
è i n v a g i n a t a n e l l a tasca ed è suscettibile di estroflettersi“). Wie an derselben, oben citirten Stelle weiter hervorgehoben,
ist sich Mo n t ic e l l i über das so häufige Fehlen des Cirrusbeutels nicht klar, er verwechselt diesen augenscheinlich
mit der Samenblase, denn andererseits müsste es bei ihm doch Bedenken wachgerufen haben, wenn,, seiner Auslegung
nach, der männliche Leitungsweg einmal sich selbst zur Samenblase erweitert und direct nach aussen mündet,
während in anderen Fällen, bei den Formen mit Cirrusbeutel, der Leitungsweg sich zu diesem letzteren erweitert, während
der Penis und seine Fortsetzung, die Samenblase, durch Einstülpung der Haut entstehen sollen. Die oben mitgetheilten
Beobachtungen beweisen, dass weder der Penis mit der Haut, noch die tasca del pene etwas mit dem Leitungswege zu
thun haben ; ersterer gehört vielmehr dem Leitungswege an, ist ein besonders differencirter Theil desselben, letztere ein
Product des Körperparenchyms (Nachtr. Zusatz).
Wenn wir gleich noeb die weiteren Schicksale dieses Cirrusbeutels in’s Auge fassen, so
bestehen dieselben zu r Hauptsache n u r in der Differencirung einer Muskulatur. Diese se tz t sich
zusammen aus einer Ringfaser läge und einer sie änsserlich überlagernden Längsfaserschicht.
Betreffs der ersteren is t die E ntstehung aus den Wandzellen des Beutels, die man ebensogut als
Epithelzellen bezeichnen kann, k lä r und deutlich zu erkennen und zwar vollzieht sie sich in genau
derselben Weise, wie diejenige der Ringmuskeln der übrigen Leitungswege; betreffs der E n ts
tehung der Längsfasern muss ich auf das frü h er gesagte verweisen. Die im Anfänge stets
leicht erkennbaren Epithelzellen verschwinden während dieser Differencirungsprocesse immer
m e h r; bald sind n u r noch h ie r und da v e rs tre u t ih re Kerne als ganz flache Erhebungen auf der
Innenwand des Beutels bemerkbar, und schliesslich schwinden auch diese, wohl in der Hauptsache
dadurch, dass durch die grösser und grösser werdende Ausdehnung die eigentliche Cirrusbeutelwand
bis .zu minimaler Dünne ausgespannt wird, und die Kerne, die schön von vornherein
n ich t übermässig zahlreich waren, au f einen immer grösseren Raum auseinanderrücken. Bei dem
Cirrusbeutel der erwachsenen F ormen d ürfte kaum je noch der eine oder der andere zu erkennen sein.
Was nun die von dem Cirrusbeutel nach seiner E ntstehung eingeschlossenen übrigen
Begleitzellen anbelangt, so stimmen deren Schicksale in so augenfälliger Weise mit denjenigen
überein, welche dieselben Elemente bei den n ich t cirrusbeuteltragenden Formen zeigen, dass die
vollständige Id e n titä t beider unwillkürlich in die Augen springt. Auch nach Abschluss des
zelligen Sackes scheint u n te r den Kernen der Begleitzellen, wenigstens bei einigen Formen, noch
eine Vermehrung stattzufinden, während welcher die Kerne selbst dicht aneinandergedrängt
bleiben. Bald aber bemerkt man eine Lockerung dieses dichten Gefüges, bei welcher allmählich
auch deutliche Zellgrenzen in die Erscheinung tre ten . Die Lockerung macht F o rts c h ritte und
es re s u ltirt aus ih r ein Zustand, wo innerhalb des Cirrusbeutels ein Aggrega t mehr oder minder
z ahlre iche r, k e rn trag en d e r Zellen zu erkennen is t (z. B. Fig. 142 u. 143, Taf. VII). Unter
diesen Zellen bemerkt man allerdings schon welche, die sehr ausgesprochen eine spindelförmige
G e sta lt aufweisen; diese Spindelform geht allmählich über in eine unverkennbare Kolben- oder
Flaschenform und es zeigt sich dabei zu gleicher Zeit, dass die so ge sta lte ten Elemente h au p tsächlich
in der Mitte, in der Nähe des Ueberganges zwischen Ductus ejaculatorius und Samenblase
gelegen sind. W ir haben h ie r diejenigen Elemente vor uns, die in der Metamorphose zu
den P ro sta ta d rü s en begriffen sind; im Gegensatz zu ihnen behalten die in den beiden Enden des
Beutels gelegenen ih re indifferente Form zunächst b e i; es tre te n aber bald immer zahlreicher
b lasenartige Hohlräume zwischen ihnen auf, wobei die deutlichen Zellen mehr und mehr schwinden,
und bald findet sich an ih re r Stelle ein Gewebe, welches durch nichts von dem ausserhalb des
Cirrusbeutels gelegenen Parenchymgewebe sich unterscheidet, und auch nichts anderes, als dieses
i s t . N u r ganz sporadisch bleiben zwischen den Parenchymzellen einige weiche, noch protoplasmareiche
Elemente zurück, von denen das eine oder das andere wohl in die frü h er von uns im
Cirrusbeutel angetroffenen Ganglienzellen sich verwandeln könnte; Sicheres hierüber kann ich
jedoch nicht angeben, ebensowenig, wie ich über eine etwaige Verbindung dieser Gebilde mit dem
übrigen Nervensystem Aufschluss e rh a lten habe.
In der Zwischenzeit sch reitet nun auch die Ausbildung der P r o s t a t a d r ü s e n fort.
Die Zellen, die ursprünglich noch meist h y a lin oder ganz feinkörnig waren, tre te n allmählich
durch eine s tä rk e r körnige Beschaffenheit ihres In h a lte s h e rv o r; wie frü h er nicht alle au f einmal,
sondern zu erst n u r wenige, sp äte r mehr und mehr. Sie verlängern ih r dem Ductus ejacu