nisse in frap p a n te r Weise einander entsprechen). Ic h kann mich nicht entschHessen, hierin nur
einen Zufall zu sehen; in meinen Augen spricht d i e ä u s s e r e G l e i c h h e i t auch fü r ihre
p h y s i o l o g i s c h e . Z u s am m e n g e h ö r i g k e i t .
Wo bleibt nun hei allen diesen Vorgängen der L aurer’sehe Canal? In keiner einzigen
der verschiedenen Beobachtungen h a t e r eine Rolle gespielt, keine eimzige lässt auf eine Rolle
seinerseits schliessen, und seine anatomische Beschaffenheit im Vergleich zu derjenigen der nachweislichen
Scheide b rin g t dasselbe zum Ausdruck. Die le tz tere zeigt, wie w ir eben sahen, in
ihrem Baue s tets die deutlichsten Beziehungen zum Penis — der L aurer’sehe Canal n i r g e n d s .
Mag der e rstere g e sta lte t sein, wie e r will, mag er ganz fehlen, der L aurer’sehe Canal is t ein
dünnes, mit eventueller Ausnahme des innersten Endes überall gleich äusgestattetes Rohr, welches
weit von dem Penis oder g a r nicht nach aussen mündet. Ic h habe frü h e r schon die ausserordentlich
verschiedenen Weitenverhältnisse beider Organe betont, und es is t mir d a ra u f von
P intner mit dem Hinweise au f die „so oft ganz paradox erscheinende C o n tra c tilitä t des P la ttwurmkörpers“
*) begegnet worden. Räumen w ir dieser die ih r zugedachte Bedeutung ein, dann
verlöre freilich sofort die schöne Gleichheit in dem Baue der wirklichen, nachweislichen Copu-
lationsorgane ihren ganzen Reiz; aber ich meine, auch die C o n tra c tilitä t. des Pla ttw urmkörpe rs
h a t ih re Grenzen; wenn ein Penis, der im ausgestülpten Zustande 0,08 mm lang und 0,07 mm
dick ist, sich soweit ausdehnen soll, dass seine Dicke n u r 0,01 mm b e trägt, dann müsste seine
Länge um das 49fache sich vergrössern. Ein Cylinder von 0,07 mm Durchmesser und 0,08 mm
Höhe h a t einen R auminhalt von 0,0003077 emm; s inkt u n te r W ah ru n g dieses Volumens der
Querdurchmesser auf 0,01 mm h e ra b , dann s teig t die Höhe auf das 49 fache der bisherigen
= 3,92 mm; er würde, also b e i^Dist. perlatum, dem diese Maasse entnommen sind, das 4fache der
ganzen Körperlänge erreichen und vielleicht auch in den LAURER’schen Canal einstülpbar sein,
wenn es seine Stacheln noch zuliessen. B e o b a c h t e t h a t man freilich von alledem noch nichts!
Alles in allem: D i e F u n c t i o n d e s LAURER’s c h en C a n a l e s a l s S c h e i d e i s t b e i
u n s e r e n W ü r m e r n n i c h t n u r n i r g e n d s e rw i e s e n , s o n d e r n s i e i s t d i r e c t z u r ü c k z
uwe i s e n . Die Uebertragung des Samens in die weiblichen Genitalien erfolgt durch Selbstbefruchtung,
durch Selbstbegattung oder durch gegenseitige Begattung, mit Hülfe der Vagina,
des auch anatomisch ausgezeichneten und dem Penis entsprechend gebauten E n d t h e i l e s d e s
U t e r u s . D e r LAURER’sche Canal h a t mit diesen Vorgängen nichts zu thun, er is t ein Abzugscanal
besonders fü r die bei der Eibildung nicht 'verwandten Samenfäden.
c) Homologie des LAURER’schen Canales.
Diese neue Erkenntniss, die mit unseren bisherigen Anschauungen im directesten Widerspruch
steh t, w a r es nun, die mich der F ra g e nach der verschiedentlich behaupteten und vertheidigten
Homologie des LAURER’schen Canales mit der Scheide der Bandwürmer nochmals n ä h er tre te n
liess. Das R e su lta t der angestellten P rü fu n g habe ich in der oben angezogenen Mittheilung
b ereits zusammengefasst; dasselbe la u te te : „ d em U t e r u s d e r D i s t o m e n m i t s e i n e m a l s
V a g i n a d i f f e'r e n c i r t e n E n d a b s c h n i t t e i s t d i e S c h e i d e d e r B a n d w ü r m e r ,
d e r U t e r u s d e r l e t z t e r en . (tro tz der verschiedenen Lage ih re r Mündungen), d em
LAURER’s c h e n C a n a l e d e r D i s t o m e n h o m o l o g “ r).
Mit dem R esu lta te dieser Prüfung schwindet fü r mich der letzte Zweifel, der an der
Richtigkeit d e r oben fü r den LAURER’schen Canal in Anspruch genommenen Function noch h ä tte
bestehen können. F ü r einen LAURER’schen Canal, der der Bandwurmscheide in Wirklichkeit
homolog gewesen wäre, h ä tte eine so wesentlich veränderte Function, wie die A b l e i t u n g
überflüssiger Geschlechtsstoffe, im m e r und u n te r allen Umständen Bedenken erregen müssen;
fü r einen LAURER’schen Canal aber, dem der U t e r u s der Bandwürmer entspricht, is t gerade diese
Function vielleicht die wahrscheinlichste, denn sie würde dann fü r beide verwandte Thiergruppen
die gleiche sein. Weiterhin t r i t t aber bei dieser Lage der Dinge die eigentliche Vagina unserer
Distomen auch theoretisch in die ih r gebührende Stellung ein, und der ganze Geschlechtsapparat
derselben bekommt dadurch, dass e in Leitungsweg fü r Zufuhr der männlichen Geschlechtsstoffe
und A bfuhr der weiblichen besteht, ein dem allgemein üblichen Ty p u s direct sich anschliessendes
Gepräge, dem gegenüber derjenige der Bandwürmer als der abgeleitete erscheint. Im
Anschluss an die Beziehungen zwischen dem Baue der Band- und Saugwürmer will ich endlich,
vorgreifend, noch auf -ein Factum entwickelungsgeschichtlicher N a tu r hinweisen, welches eben
diese Verwandtschaftsbeziehungen noch weiter zu illu s triren geeignet ist. Dieses Factum besteht,
k u rz gesagt, darin, dass bei ganz jungen Distomen der weibliche Genitalapparat n u r die Anlage
der Scheide und die der inneren Genitalorgane: L aurer’scher Canal, D otte r- und Keimstöcke aufweist,
und dass von dem sp äte r oft so reich entwickelten Uterus auf diesem Stadium noch keine
S pur zu erkennen is t (cf. z. B. Fig. 177, Taf. IX). W ir haben demnach h ie r einen Zustand vor
uns, wo die Scheide dire c t bis zu den inneren Keimorganen hin sich erstreckt, wie es bei den
Bandwürmern zeitlebens der F a ll bleibt. Die Differencirung eines besonderen Abschnittes der
ursprünglichen Leitungswege, in welchem die Genitalproducte angesammelt und vor der Ablage
längere Z e it aufbewahrt werden, is t von den Trematoden e rs t secundär erworben worden, wie
w ir auch heute noch diesen Abschnitt, den Uterus, sp äte r sich ausbilden sehen, (Fig. 178, 179,
Taf. IX) als die ursprünglichen Theile des Genitalapparates. Die Homologie der beiden h ie r in
Rede stehenden Gebilde kann im definitiven Zustande durch diese Veränderungen wohl verwischt,
aber n ich t aufgehoben werden.
N a c h t r ä g l i c h e r Z u s a t z : In der Zeit, welche seit der Niederschrift der obigen
Ausführungen verflossen, erschienen zwei weitere Arbeiten, in denen die F rag e der Homologie
der Leitungswege bei Band- und Saugwürmern ebenfalls v e n tilirt wird. Die erste dieser Arbeiten
is t die in den vorangehenden Seiten schon vielfach erwähnte grössere Abhandlung Monticelli’s :
S tudii sui Trematodi endoparassiti. Es mag sein, dass bei dem Erscheinen meiner kleinen Mittheilung
über den LAURER’schen Canal der Druck genannten Werkes’bereits soweit fortgeschritten
war, dass ein Eingehen a u f meine A rb e it nicht mehr angängig erschien: Thatsächlich nimmt
dann unser A u to r zu der F rag e in ihreim neuen Stadium auch keine Stellung, verficht dagegen
noch energisch seine alte Ansicht, dass d e r LAURER’sche Canal die Scheide unserer Thiere sei
und als solche fungire. Neue Beweisgründe fü r diese Auffassung werden n ich t beigebracht,
M onticeLl i begnügt sich vielmehr damit, zu sagen: le mie nuove ricerche ed i miei nuovi studii
. V) 1. c. p. 818.
Bibliotheca zoologica. Heft 16.