und Chorioidea erkennen. Es scheint also, dass hier die Entwicklung in demselben Tempo weitergegangen
ist, das auf den höheren Larvenstufen überhaupt eingehalten wird und lediglich durch die Metamorphose
eine so bedeutende Beschleunigung erfährt.
Cornea.
Ganz ebenso verhält es sich mit der Cornea. Auch hier ununterbrochenes, aber langsames Weiter-
bilden während der Larvenzeit; sehr rasche Fertigstellung durch die Metamorphose. Es hat den Anschein,
als ob die Stärke der Cornea bei Ammocoetes im Laufe der Entwicklung grossen Schwankungen unterworfen
wäre, doch kann sich dies auch daraus erklären, dass es in den meisten Fällen ungemein schwierig,
oft geradezu unmöglich ist, eine Grenze zwischen Cornea und Cutis resp. subcutanem Bindegewebe festzustellen.
Messungen können daher wohl niemals exakte Zahlen ergeben. Ich habe die in Teil I für die
Cornea und Membrana Descemetii verzeichneten Masse später an anderen Exemplaren der entsprechenden
Stadien mit anderen Conservirungs-, Färbungs- etc. Methoden nachgeprüft und bin dabei oft zu wesentlich
anderen Werthen gelangt, so besonders für die Stadien von 17 und von 20 cm Thierlänge. Es hat sich
jedoch' dabei ebenfalls wieder die Unmöglichkeit vollständig zuverlässigen Messens herausgestellt; ich sehe
daher davon ab, die neuerdings gewonnenen Zahlen hier nachzutragen. Im allgemeinen bleibt ja doch die
Thatsache bestehen, dass die Stärke der Gesammtcornea (also incl. Membrana Descemetii) des Ammocoetes,
von einigen Schwankungen abgesehen, verglichen mit der Augentiefe, bis zur Metamorphose ganz allmählich,
während dieser dann sehr rasch, abnimmt.
Die über den Zeitpunkt der Metamorphose hinaus als solche weiterwachsenden Ammocoetes zeigen
dagegen dann wieder eine leichte Dickenzunahme in ihrer Hornhaut.
Die Cornea hatte sich ursprünglich aus ziemlich lockeren Bindegewebsziigen angelegt, die im
Laufe der Entwicklung einen immer strafferen, festeren Bau annahmen. Die engere Lagerung der
Corneaelemente bewirkte dann eine Stärkenabnahme der Haut. Da aber das Tempo der Entwicklung während
der Larvenperiode ein ungewöhnlich langsames war, so vollzog sich auch diese Verdünnung sehr langsam.
Erst die sehr gesteigerte Entwicklungsenergie während der Metamorphose bewirkte dann auch eine raschere
Weiterbildung der Cornea: ihre Züge wurden noch viel feiner, gestreckter, enger gelagert, und demgemäss
die Stärke der Hornhaut ganz bedeutend verringert. Bei den der Metamorphose ausnahmsweise nicht
anheimfallenden grossen Ammocoetes stellte sich dagegen die Wirkung eines Nachlassens in der Entwicklungsenergie
ein: diese ging hier in Bezug auf die Cornea augenscheinlich gleichsam auf die Neige. Da nun
neuer Anreiz durch den Einfluss veränderter, intensiver wirkender Lebensbedingungen ausblieb, so musste
auch die Weiterdifferenzirung der Hornhaut schliesslich unterbleiben. Diese nahm a b s o l u t an Stärke
zu, da aber damit keine Verdichtung ihres Gefüges Hand in Hand ging, so war diese Zunahme, im Gegensatz
zu sonst, auch eine r e l a t i v e (verglichen mit der Augaxenlänge).
Glaskörper.
Über das Corpus vitreum selbst ist an dieser Stelle nichts zu bemerken.
Während des Larvenlebens existiren verschiedene Vorrichtungen, um die Linse in ihrer Lage
festzuhalten. Dieselben bilden sich sämmtlich au« Theilen des Bindegewebes, das mit der Glaskörperanlage
in den Augenbecher hereinkommt. Sie verschwinden wieder vollkommen nach Erfüllung ihrer Aufgabe,
resp. nachdem sie darin durch andere, neugeschaffene Apparate abgelöst worden sind. Ob diese Einrichtungen
bei Ammocoetes vielleicht längere Zeit in Funktion gewesen sind, als in anderen Augen, vermag
ich nicht anzugeben.
Linse,
Die Linse des Ammocoetes entwickelt sich, ohne Besonderheiten dabei aufzuweisen, langsam bis
zur Metamorphose, während welcher dann das Tempo wesentlich verschnellert wird. Stets bleibt ein
embryonaler Rest, indem die Linsenhöhle als ganz schmaler Spalt zwischen Linsenkörper und Linsenepithel
persistirt. Diese Erscheinung ist auf das abnorm langsame Fortschreiten der Entwicklung des Auges
während der Larvenperiode zurückzuführen. Es wurde in dieser Zeit nicht genügend vorgearbeitet, so dass
dann die, an und für sich ja sehr bedeutende Energie der Metamorphose zu einem vollständigen Fertigmachen
des Organes doch nicht ausreichte. Der Grund davon liegt in den während des Larvenlebens
herrschenden Existenzbedingungen, die ein Bedürfnis zu rascher Weiterentwicklung nicht fühlbar werden Hessen.
Zu den in Theil I niedergelegten Angaben möchte ich hier noch Folgendes nachtragen: Es wurde
dort*) gesagt, dass das L i n s e n e p i t h e l auf niedrigerer Entwicklungsstufe einen m e h r s c h i c h t i g e n Bau
zu besitzen scheine. Die Untersuchung einer Anzahl weiterer jüngerer Stadien von Ammocoetes hat nun
mit Sicherheit ergeben, dass der distale Theil der Linsenblase, also eben das spätere Linsenepithel, von
Anfang an e i n s c h i c h t i g aufgebaut ist. Die mehrschichtige Anordnung desselben, wie sie mir in den
früher beschriebenen Exemplaren entgegen tr a t, ist daher entweder durch individuelle Abnormität zu erklären,
was übrigens wohl kaum anzunehmen, oder aber als ein in meinen Praeparaten durch den Verlauf
der Schnittrichtung hervorgerufenes Trugbild aufzufassen, eine Vermuthung, die ich übrigens an obiger Stelle
bereits ausgesprochen habe.
Iris und Ciliarkörper.
Für diese Theile des Petromyzonauges gilt dasselbe, was sich für alle übrigen bisher betrachteten
ergeben hat. Es . findet während der Larvenzeit eine ziemlich regelmässige; aber sehr langsame ‘Weiterentwicklung
statt, die dann in der Metamorphose sehr rasch zum endgiltigen Abschluss durch Bildung der
fertigen Organe gebracht wird. Es bleiben dabei jedoch noch Spuren des embryonalen Baues erhalten.
Unter letzteren Gesichtspunkt fällt vor allem wohl die geringe Ausbildung-des Oiliarkörpers, der
sich von der Linse stets eine erhebliche Strecke entfernt hält.
■Weiterhin findet sich in der Iris zwischen ihrem inneren und mittleren Blatte* d. h. zwischen
dem retinalen und dem Pigmentepitheltheil, in vielen Fällen noch ein letzter Rest der primären Augenhöhle
in Form einer feinen Spalte.
Das Vorhandensein dieser embryonalen Überbleibsel dürfte sich folgendermassen erklären: Die
Entwicklung während der Larvenperiode war eine abnorm langsame, es wurden daher an die Entwicklungsenergie,
mit welcher das bis dahin Versäumte durch die Metamorphose nachgeholt werden sollte, abnorm
hohe Anforderungen gestellt. Diesen konnte nicht im vollen Umfange genügt werden, daher wurden
*) Theil I pag. 25.
Bibliotlieca zoologica. Heft XIV.