
anlage, und die ganzen Bänder repräsentiren, wie man ohne weiteres e rra th e n wird, die V a s a
d e f e r e n t i a des Thieres. Sie laufen schräg nach vorn und innen, treffen sieh über dem Bücken
des Bauchsaugnapfes und bilden nunmehr einen einheitlichen Zellenstrang. Derselbe unterscheidet
sich gegenüber den Samenleitern, die ca. 0,004-^0,005 mm, an den Stellen, wo die Kerne liegen,
0,01 mm dick sind, durch seine ^grössere S tä rk e (0,012 mm) sowie dadurch, dass in ihm die
einzelnen Zellen ziemlich d ic h t. aneinander gedrängt liegen. E r zieht längs der kopfwärts abfallenden
Vorderfläche des Bauchsaugnapfes nach der Bauchseite hinab, e rre ich t diese aber n i c h t .
E r is t ausserdem noch dadurch ausgezeichnet, dass an seiner ziemlich' scharf begrenzten Ausseh-
wand P a r e n c h y m z e l l e n d i c h t g e d r ä n g t u n d e p i t h e l a r t i g in .ein fach e r Beihe sich
anlegen un d ihn in seiner ganzen Ausdehnung begle iten; ich nenne diese Zellen zunächst einfach
„Begleitzellen.“ Aus diesem Theile der Genitalanlage entwickelt sich, wie w ir späte r sehen
werden, der E n d t h e i l d e s m ä n n l i c h e n L e i t u n g s a p p a r a t - e s .
D e r Zellenstrang e rreicht, wie gesagt, die Bauchfläche n i c h t ; , e r k e h rt vielmehr, ohne
seine Beschaffenheit wesentlich zu ändern in ziemlich s cha rfer Biegung nach der Biiekenfläche
zurück und verläuft, wiederum über die Wölbung des Bauchsäugnapfes hinweg, in annähernd
g erader Linie nach hinten. A u f seinem Wege is t er überall, wie der oben beschriebene männliche
Endtheil, von dicht sich anlagemden Parenchymelementen begleitet, welche h ie r fa s t noch
g a r kein Protoplasma aufweisen, d. h. fa s t n u r 'aus Kernen bestehen, die pallisadenartig mit ih re r
langen Axo senkrecht dem Zellenstrange aufsitzen (Fig. 129 BZ). Am Hinterende des Bauchsaugnapfes
angelangt, senkt sich unser Zellenstrang in den „Zellenhaufen ein, der die Anlage
der inneren, weiblichen Fortpflanzungsorgane b ild e t; der ganze Abschnitt von der Umbiegungs-
stelle an der Bauchseite bis h ie rh e r entspricht, wie w ir uns überzeugen werden, n i c h t dem
gesammten, weiblichen Le itu n g sa p p arate ,. sondern in der Hauptsache n u r dem besonders differen-
cirten und als V a g i n a bezeiehneten Endtheile.
Grössere Sorgfa lt e rfo rd ert nun die Auflösung des erwähnten „ZeUenhaufens“, d e r's ic h
auch hier, wie bei den von S chwarze untersuchten Cercarien, deutlich von re ch ts nach links in
die Länge stre ckt. Am linken Ende des Haufens t r i t t meistens etwas abgeschlossener ein kugeliger
Zellencomplex hervor, der, 0,03—0,04 mm im Durchmesser haltend, mehr oder minder dicht yor
der Hodenanlage derselben Seite sich findet (Fig. 129 K). .E r ist. auch ziemlich sch a rf gegen
die umgebenden Parenchymelemente abgesetzt, die h ie r k e i n e besondere Gruppirung zu Begleitzellen
erkennen lassen, zeigt aber selbst manchmal spindelförmige Anlagen d e r späteren, eigenen
Umhüllung. Das is t d e r .K e im s t o c k . Ventral- und medianwärts. g eh t .von ihm ein verhält-
nissmässig ansehnlicher Zellenstrang ab, der deutlich aus . zwei Beihen von Kernen, resp. Zellen
sich zusammengesetzt, erweist und eine grösste Dicke von 0,013 mm h a t. Dieser S tran g , der
spätere K e im g a n g , lä sst sich bis ungefähr in die MitteUinie des Körpers unschwer verfolgen,
ja, e r g eh t scheinbar über dieselbe hinaus in gerader Linie weiter. N u r w ird hierbei, ziemlich
plötzlich seine Dicke geringer, indem s ta t t der früheren, doppelten Zellenreihe e r je tz t n u r noch
von einer einfachen re p rä s e n tirt wird. Bei einer Verfolgung eines ferneren Verlaufes erkennt
man ausserdem, dass er deutlich nach der B ü c k e n f l ä c h e s ich e rh e b t, diese aber nicht erreicht
und direct u n te r derselben ganz un v e rm itte lt au fh ö rt. Obgleich dieser dünnere Zellenstrang im
P r ä p a ra t meistentheils die gerade F o rtse tzu n g des Keimganges d a rstellt, g eh ö rt e r diesem doch
.nicht an, vielmehr erblicken w ir in ihm ohne Weiteres die Anlage des LAUREP.’s c h e n C a n a l e s .
D e r eigentliche Keimgang g eh t an der Stelle, wo sein Durchmesser plötzlich au f die Hälfte herabsinkt,
gewöhnlich ziemlich steil nach der Bauchseite hin von dem bisher besprochenen Zellstrange
ab und is t deshalb nicht immer ganz leicht zu sehen. E r biegt jedoch bald wieder nach der
Eückenseite h e ra u f und lä ss t sich nun ganz deutlich in die nach vorn ziehende Anlage, der
späteren Scheide übergehend verfolgen. Vorher aber, und zw ar ganz k u rz nach der Abgabe des
LADRER’schen Canales, zweigt noch ein anderer, k urzer S tran g von ihm ab, der, nach dem Bücken
h e ra u f ge rich te t und deshalb ebenfalls meist n u r schwer erkennbar, sich unmittelbar in zwei
Aeste gabelt. Diese laufen, mehr dorsal gelegen, von der Mittellinie aus geradlinig nach den
Körperrändern hin auseinander und endigen nach einer Länge von ca. 0,06—0,07 mm leicht
keulenförmig aufgetrieben. Auch diese Bildungen bestehen aus Zellen, welche namentlich in den
Enderweiterungen wiederum in doppelter Beihe angeordnet erscheinen. Die grösste Dicke der
keulenförmigen Zellencönglomerate b e trä g t 0,012 mm; sie reprä sentiren die Anlagen der D o t t e r -
s t o c k e der erwachsenen Würmer.
Alle die hier beschriebenen, zunächst noch Völlig (soliden und durch einen feinen
Contour rin g s umschlossenen Zellenstränge sind au f ih re r Aussenseite, wie die Anlage der Scheide,
beisetzt mit dicht gedrängt stehenden und noch, fa s t plasmalosen Begleitzellen.; diese .letzteren
sind es, welche die ganze Anlage als einen scheinbar einfachen und noch kaum differencirten
Zellenhaufen erscheinen lassen, und das besonders an conservirten und.gefärbten P räp a ra ten , wo
durch die Einwirkung der verschiedenen Beagenzien die äusserst z arte n Contouren der Zellenstränge
vollkommen verwischt sind. N u r die drei Keimdrüsen, sowie die Vasa deferentia, bleiben
von den Begleitzellen frei. _
Aus dieier Schilderung ersehen w ir also, dass die Anlage der Genitalorgane bei unserer
Cercarie, und namentlich die der weiblichen Organe, durchaus n ich t bloss einen regellosen Zellep-
haufen rep rä s en tirt, sondern dass in diesem scheinbaren Zellenhaufen , alle Theile des späteren
Apparates bereits angelegt und vorgebildet sind. Von besonderem Interesse is t jedenfalls, dass
auch der LAURER’sche Canal schon so frühe a u ftritt, und dass die Dottarstöcke ebenfalls aus der
Genitalanlage heraus ih ren Ursprung nehmen. Bekanntlich waren über die Entwickelung dieser
letzteren Drüsen, die im Körper des erwachsenen Wurmes einen so bedeutenden Raum einnehmen,
keine directen Beobachtungen gemacht worden; man liess die Follikel der Dotterstöcke durch
eine ziemlich sp ät eintretende Umwandlung aus den Parenchymzellen des Körpers entstehen.. So
äussert sich Schwarze: „die Dotterzellen gehen durch Metamorphose _ aus Parenchymzellen oder
Meristemzellen hervor, und zwar t r i t t diese Metamorphose e rs t kurz vor der weiblichen G eschlechtsreife
ein. Bis zu diesem'Zeitpunkte bewahren die betreffenden Zellen den indifferenten Charakter
der Meristemzellen“ '). In demselben Sinne s ag t auch L euckart: „die Entwickelung der Dotter-
stöcke geschieht durchaus selbstständig, wie die Bildung der Hautdrüsen, denen die Dotterstöcke
auch morphologisch viel eher zuzurechnen sein dürften, als dem eigentlichen Geschlechtsapparate ).
B ekanntlich h a tte n Gegenbaur und Van Beneden»} die Vermuthung ausgesprochen, dass die
Dotterzellen rudimentäre Eizellen, die Dötterstöckek|functionell. rückgebildete Ovarien“ seien,
dass also diese 'dem Geschlechtsapparate und nicht dem Parenchyme oder den Drüsen zugerechnet
werden müssten. De r Nachweis der Entwickelung der Dotterstöcke aus der weiblichen Genitali)
S c h w a r z e , Postembr. Entw. e t c . 1. c . p . 82.
*) Leuckart, Paras. d. M. 1. c. p. 165.
8) G e g e n b a u r , Grundzüge der vergl. Anatomie. II. Aufl. p. 2 8 7 .