
bei unseren Würmern n ich t angetroffen. D e r Seitennerv steigt, wie schon erwähnt, niemals bis
ganz in das Hinterende des Körpers hinab; seine Endigung is t eigentlich nich t leicht festzustellen,
sie scheint auch in den einzelnen F ällen grösseren Schwankungen zu unterliegen. Gewöhnlich
is t es so, dass nach der letzten Kingcommissur der Seitennerv sich g a r nicht fo rtse tz t, also durch
je einen A s t mit dem Kücken- und Bauchnerven verbunden erscheint, oder dass an seiner Stelle
einige feinere Nervenästchen fortlaufen, die theils u n te r sich, theils mit Kücken- und Bauchnerv
in Verbindung tre te n und schliesslich vollständig sich verlieren. Die letzten Verbindungen des
Seitennerven mit Rücken- und Bauchnerven können ungefähr gleich s ta rk , oder es kann die eine
davon (meist die dorsale) etwas s tä rk e r sein, und dann liesse sich schliesslich sagen, der L a te ra lnerv
endige in den dorsalen; im allgemeinen v e rth e ilt e r sich aber a u f beide gleichmässig.
Es kommt w e ite r g a r nicht selten vor, dass die Längsnerven a u f ihrem Wege plötzlich
und u n v e rm itte lt sich spalten, dass die a u f diese Weise entstehenden Aeste eine Strecke weit
collateral nebeneinander herlaufen, um sich d a ra u f wieder zu vereinigen (Fig. 57, Taf. III). Etwas
ähnliches habe ich auch bei Distomum perlatum an dem linken hinte ren Bauchn'erven beobachtet,
n u r dass h ie r diese Erscheinung nicht, wie sonst, zufällig und wie es scheint, ohne besonderen
Zweck a u ftritt. Bei der genannten A r t vollzieht sich die fragliche Gabelung sehr regelmässig
und zwar w ird durch dieselbe die Genitalöffnung umschlossen (Fig. 90, Taf. IV). Bei den anderen
A rte n habe ich eine solche Bildung nicht getroffen, muss aber gestehen, dass ich auf dieselbe
übe rh au p t zu sp ät e rs t aufmerksam geworden bin, als dass ich bei diesen noch genauer danach
h ä tte forschen können.
Die Längsnerven sind nun ganz allgemein-mit einander in Verbindung gesetzt durch rin g förmige
Quercommissuren, deren Zahl aber beträchtlichen Schwankungen unterliegt,. W ährend einige
Formen, und d a ru n te r auch grössere, wie Distomum cylindracemi, n u r eine geringe Zahl, 5—8,
aufweisen, s te ig t dieselbe bei anderen, und e rre ich t bei dem grossen Distomum tereticolle die s t a t t liche
Höhe von über 40. Obwohl die einzelnen Kinge deutlich als solche unterscheidbar, und in
vielen Fällen auch durch grössere Zwischenräume von einander g e tren n t sind, so repräsentiren
sie doch s tren g genommen keine einheitlichen Bildungen, sondern zeigen sich zusammengesetzt
aus einzelnen, zwischen je zwei benachbarten Längsnerven ausgespannten Querästen; solcher Segmente
sind na tü rlic h sechs vorhanden und w ir können sie mit G affron bezeichnen als dorsale
(zwischen den Dorsalnerven), und v en tra le (zwischen den beiden Ventralnerven) und dorsolaterale
und v e n tro la te ra le ; e rstere beide sind in der E inzahl, le tz tere beide doppelt, je re ch ts und
links einmal, vorhanden. Es is t eine ziemlich allgemein v e rb re ite te Erscheinung, dass die einzelnen
Segmente in den Längsnerven n i c h t g e n a u aufeinandertreffen, sondern meist um eine Kleinigk
e it gegeneinander verschoben sind (Fig. '50, Taf. I I I u. a .); daraus erhellt, dass sie allein die
Querverbindung rin g s um den Körper herum nicht herzustellen vermögen, sondern dass der völlige
Verschluss theilweise durch eingeschaltete Theile der Längsnerven b ew irk t wird.
Da, wo die Qu e r commissuren in kürzeren Abständen au f ein ander folgen, kann u n te r Umständen
hierdurch das Bild der Kinge mehr oder minder vernichtet w e rden; und das um so mehr,
als gerade h ie r die Quernerven durchaus nich t die einzigen Verbindungen der Strän g e u n te r
einander bleiben. Schon ih re Wurzeln in den Längsstämmen sind nicht mehr einfach; sie setzen
sich vielmehr meist zusammen aus einer Anzahl g röberer oder feinerer F a sern und Stränge, die
gesondert aus den erst-eren entspringen, und ähnlich wie die Wurzeln eines Baumes sich zu einem
einheitlichen Stamme vereinigen (Fig, 55, Taf. III). Es gesellen sich zu den Quernerven weiter
sowohl Verbindungen der hintereinander folgenden Quernerven, als auch dieser mit den Längsnerven
und schliesslich beider untereinander. Sind diese Strän g e meistens auch deutlich schwächer,
als die eigentlichen Hauptcommissuren, so v e rw irren sie doch den Ueberblick über den Aufbau
des Ganzen bedenklich. Und auch sie reprä sentiren m itu n te r noch nich t die letzten Verbindungen
der Nerven untereinander; es gesellen sich zu ihnen oft noch feinere, die theilweise den histologischen
W e r th einer einzigen F a s er haben und an beiden Enden in grössere Nerven übergehen,
in anderen Fä llen aber auch mit Ganglienzellen in Verbindung tre ten , die wir sp äte r noch genauer
kennen lernen werden. Es en tsteh t a u f diese Weise (besonders bei Distomum tereticolle) *) ein
so überraschend reiches Netzwerk von Nerven verschiedensten Calibers, wie ich es unseren bisherigen
Kenntnissen nach bei einem Distomum nun uncL nimmer zu finden e rw a rte t hätte. In
der Fig. 55 a u f Taf. I I I habe ich einen Theil des Nervenapparates von dem genannten Wurme
d a rg e ste llt; tro tz der ansehnlichen Zahl gröberer und feinerer F a sern bezweifle ich selbst, ob
ich alle thatsachlich vorhanden gewesenen gesehen und gezeichnet habe.
Im Gegensatz hierzu wird nun bei den kleineren Formen das Nervensystem nicht unwesentlich
einfacher, zunächst dadurch, dass das feinere Netzwerk zwischen den Commissuren in
Wegfall kommt. Die A u stritts ste lle n der Quernerven aus den Längsnerven werden einfach,
die Collateralläufe von Nerven verschwinden auch und es bleibt zuletzt nichts übrig, als ein
einfach le ite ra rtig e s System von mehr oder minder g e streckt verlaufenden Nervenstämmen, wie
es u. a. die Fig. 157, 163—165, Taf. V II zeigen. Allerdings sieht man auch hier, vielleicht als
le tz te Andeutung einer frü h e r vorhandenen reichen Gliederung, besonders von den Längsnerven
aus in mehr oder minder kurzen Abständen feine Spitzen in das angrenzende Gewebe hinein sich
erstrecken, die möglicherweise austretenden, ausserordentlich feinen Nervenfäserchen entsprechen.
Allerdings muss ich gestehen, dass ich von diesen Fäserchen selbst nie deutliche Bilder erhalten
habe, und dass die seitlichen Ausläufer demnach ebensogut auch dem umgebenden Parenchym
angehören können. Ich komme weiter unten nochmals hie rauf zurück. In einigen Fällen, in
denen d e r N e rvenapparat einen vereinfachten Bau aufwies, w a r es mir nun zugleich nicht mehr
möglich, an den h inte rsten Quernerven einen vollständigen Zusammenschluss zu einer King-
commissur zu constatiren. Wohl liessen sich dieselben eine Strecke von ih re r Wurzel aus verfolgen,
es zeigten sich an den benachbarten Längsnerven in der gleichen Höhe ebenfalls Nervenwurzeln,
aber eine Verbindung beider w a r nich t nachzuweisen (Dist. endolobum Fig. 157, Taf. VIII).
Allerdings kann es sich hierbei auch n u r um mangelhafte Beobachtungsresultate handeln, was
um so wahrscheinlicher ist, als bei dem noch kleineren Distomum confuswn das ganze System sich
sehr wohl ausgebildet zeigt.
Eine besondere Stellung u n te r den Quernerven, und zw ar den dorsalen, nimmt bei sehr
vielen Würmern der erste, direct a u f die Gehirncommissur folgende ein, insofern nämlich von
ihm aus jederseits ein sehr feiner, longitudinaler Nerv seinen Ursprung nimmt, der über der
Gehirncommissur h i n w e g dicht u n te r d e r Kückenfläche des Thieres nach vorne zieht. G affron
h a t auch diese Nerven bei dem Distomum isostomum aufgefunden, wenngleich er augenscheinlich
ih re Verbindung mit dem übrigen Nervensystem nicht ganz rich tig erkannte. D e r Nerv, aus
welchem die „hochgelegenen, dorsalen Strän g e “, die ich als „ s u p r a c e r e b r a l e N e r v e n “ be-
*) Ganz entsprechend verhält sich, wie erwähnt, die Gastrotliylaxa rt aus dem Magen des Büffels in Egypten.
( Zusatz bei der Correctur).