zeichnete, ih ren U rsprung nehmen, is t ein regelrechter dorsaler Quernerv, der nicht n u r durch
dorsolaterale Commissuren, wie es G affron. zeichnet, mit dem Late ra lne rven verbunden ist, sondern
einer vollständigen Kingcommissur angehört. Im einfachsten Fa lle gehen die supracerebralen
Längsnerven unmitte lba r nach dem U rsprung des Quernerven aus dem dorsalen Längsstamme
aus diesem hervor (Fig. 54, Taf. I I I ) ; sehr oft aber rü c k t der Quernerv mit den Wurzeln der
supracerebralen Strän g e selbst etwas nach dem Rücken in die Höhe, so dass ein Verhalten entsteh
t, wie ich es besonders deutlich bei Distomum globiporum gefunden u n d in Fig. 95, Taf. VI
abgebildet habe. Es s ieht h ie r so aus, als ob die Kingcommissur au f der Kückenseite nich t in
den Kückeiilängsnerven selbst e in tritt, sondern ü b e r ihm hinwegläuft, und n u r durch einen kleinen,
steil abwärts steigenden Verbindungsast mit diesem in Communication steh t. A n der Stelle, wo
dieser kleine Verbindungsast aus dem Quernerven ä u s tr itt, findet sich stets ein kleines, „viereckiges“
Ganglion (G affron), aus welchem dann auch die .supracerebralen Nerven nach vorn austreten.
Bei einzelnen Formen, wo das ganze supracerebrale Nervensystem s tä rk e r äüsgebildet ist, verän
d ert sich der äussere Anschein oft noch so, dass die kleine Commissur von dem Längsnerven
nach dem „ Supracerebralganglion“ die geradlinige Fo rtse tzu n g des e rsteren bildet, und dass dann
im Vergleich hierzu das Stück des Längsnerven bis zum Gehirne die Rolle eines Seitenzweiges
spielt (Fig. 124, Taf. VI). Leider is t dieser ganze Theil des nervösen Ap p a ra tes so z a r t, dass
e r n u r sehr schwer und in vielen Individuen g a r nich t zu sehen ist. Bei einigen A rte n habe
ich ihn denn auch absolut nich t aufzufinden vermocht, womit aber nicht einmal die Wahrscheinlichkeit
seines Fehlens gegeben ist. Denn seine Sichtbarkeit is t eine so ausserordentlich wechselnde
und von m ir durchaus unbekannten Fa c to ren abhängige, dass ich mich n ich t getraue, direct
yon seinem F e h l e n bei dieser oder jen e r A r t zu reden. Besonders bei Distomum confusum glaubte
ich mich durch wiederholte und immer vergebliche Versuche, Spuren von ihm zu entdecken, bestimmt
von seiner Abwesenheit überzeugt zu haben — bis ich endlich doch a u f ein Individuum
tra f, das denselben vollkommen wohlausgebildet und re la tiv leicht s ich tb ar zeigte. Ic h neige a u f
Grund dieser E rfa h ru n g eher der Ansicht zu, dass das supracerebrale Nervensystem ü b e r a l l
vorhanden und n u r theilweise ausserordentlich schwierig zu beobachten is t, als dass es den
Formen, bei denen ich es nicht fand, gänzlich fe h lt (Distomum perlatum, nodulosum, variegatum
und endolobum).
Die supracerebralen Längsnerven begeben sich also von ihrem Ursprünge a u s . geraden
Wegs nach vorn, und scheinen h ie r seh r allgemein in mehrere Aeste zu zerfallen. Besonders
bei Amphistomum subclavatum, aber wahrscheinlich auch bei Distomum tereticolle und Dist. confusum
gehen zwei dieser Aeste nach innen zu in einander über und bilden eine supracerebrale Quer-
commissur; an den Wurzeln der le tz teren gehen von den Längsnerven auch Aeste nach aussen
ab. D a diese Theile des Apparates fa s t s te ts über dem Saugnapfe liegen, so is t es n u r einem
glücklichen Zufalle zuzuschreiben, wenn man sie überhaupt" einmal zu sehen bekommt; in der
T h a t sind meine Erfah ru n g en darüber re ch t mangelhafte. In te re s san t bleibt aber au f jeden F a ll
die Existenz und die, wahrscheinlich wenigstens, nich t geringe V e rbre itung dieses supracerebralen
Nervensystemes bei unseren Würmern. Ueber seine Function etwas zu sagen, d ü rfte zunächst
kaum angehen, da w ir namentlich seine periphere Endigung nich t kennen. Wahrscheinlich is t
mir allerdings, dass es mit der Muskulatur des Saugnapfes nicht in Verbindung t r i t t , denn es
zieht immer über dem Saugnapfe h in ; seiner Lage nach könnte man es vielleicht in Pa ra lle le mit
dem sympathischen Nervensystem der Anneliden und Arthropoden bringen..
Endlich habe ich nun bei einigen der von mir s tu d irten A rte n auch eine sehr feine u n t e r
dem Oesophagus hinziehende Verbindung der Cerebralganglien angetroffen (Dist. tereticolle Fig. 54,
Taf. IV und Dist. globiporum Fig. 95, Taf. V). Es sind einige feine Fasern, die, besonders bei
dem grösseren Distomum tereticolle an dem tiefsten P u n k te ihres Verlaufes einige angelagerte
Ganglienzellen zeigen; den Eindruck eines specifischen, selbstständigen Ganglions machen diese
Elemente aber n i c h t , wie sie denn bei dem Distomum globiporum mit Sicherheit überhaupt nicht
mehr nachzuweisen waren. Bekanntlich h a t Sommer, d er eine solche suboesophageale Commissur der
Hirnganglien bei dem grossen Leberegel zuerst auffand, der ganglionären Anschwellung derselben
eine specifische Bedeutung als Theil des Gehirns zugesprochen1), wogegen Leuckart 2) und Braun3)
Bedenken erhoben. Nach meinen Erfahrungen sind dieselben n u r gerechtfertigt, es handelt sich
hierbei nich t um einen Gehirntheil, sondern um eine einfache, verschieden hoch ausgebildete
Commissur4).
Werfen w ir nun schliesslich noch einen Blick au f den h i s t o l o g i s c h e n B a u des
Nervensystemes, so is t darüber Folgendes zu berichten. Zunächst glaube ich eine besondere
zellige oder bindegewebige H ü l l e , durch welche die Nervenstränge gegen das Parenchym a lll
gegrenzt sind, leugnen zu müssen; wenigstens habe ich von ihrem Vorhandensein mich nirgends
m it Sicherheit überzeugen können. Auch Leuckart leugnet ih r Vorhandensein5), wohingegen
mehrere andere A utoren (Fischer, Schwarze etc.) eine „feine glashelle Membran" beobachtet haben,
und Dist. clavatum nach P oirier sogar eine mehrfach geschichtete Nervenscheide besitzt. Auch
Heckert6) erwähnt bei den Jugendstadien des Distomum macrostomum Reihen von Zellkernen,
welche die Nerven in ihrem ganzen Verlaufe begleiten u nd die Anlagen einer sogar zelligen,
bindegewebigen Scheide d a r stellen sollen. Ich werde in dem A bschnitte über die Organentwickelung
des Distomenkörpers a u f diese Zellreihen zurückkommen; h ie r mag n u r soviel erwähnt werden,
dass sie allem Anscheine nach n i c h t bindegewebiger N a tu r sind, sondern dem N e r v e n s e l b s t
angehören. Schwarze f) beschreibt bei den Cercarien und jungen Distomen ebenfalls die den Nerven
begleitenden Zellenreihen als Nervenscheiden, lä ss t sie aber ausserdem von denselben durch einen,
schmalen, mit glasheller, ungefärbter Substanz gefüllten Zwischenraum g e tren n t sein. Während
die Zell-' resp. Kernreihen na tü rlich dasselbe sind, wie die von Heckert beschriebenen Bildungen,
h a lte ich den hellen Zwischenraum fü r nichts anderes, als einen infolge der Conservirung und
Einbettung in Paraffin entstandenen S p a ltraum ; an den lebenden Cercarien wenigstens sieh t man
die Kerne dicht und unmittelbar den Nerven anliegen. Bei den Nerven ausgebildeter Würmer
endlich sp rich t F ischer 8) von einer „die Nerven umhüllenden dünnen, pelluciden, völlig stru c tu r-
losen H a u t“. .Ob F ischer diese H au t gesehen, g eh t aus der D a rstellung n ich t sicher hervor, er
fü h r t die „Existenz“ einer solchen zurück a u f den Umstand, dass es durch Zerzupfen gelingt,
kurze Strecken der s tärk eren Nerven zu isoliren.
*) Sommer, Die Anatomie des Leberegels etc. 1. c. p. 96 (S.-A.).
*) L e u c k a r t , Paras. d. Menschen. II. Aufl. l£ c,. .p. 195.
8) Braun, Bronn’s CI.1 u. 0. p. 685.
4) Es ist ein Ii’rtlinm, wenn Mo n t ic e l l i diesem Ganglion bei dem Leberegel eine d o r s a l e Lagerung zusclireibt
(Stndii sui Trematodi e t c . i l c . p. 65). -
B) Leuckart, 1. c. p. 22.
®) H e c k e r t, Leucochloridium parad. I. e. p. 60.
7) Schwarze, Postembr. Entw. etc. 1. c. p. 22.
8) F i s c h e r , Ueb. d. Bau d. Opithotrema cochleare. Zeitsclir. f. wiss. Zool. 40. Bd. .1883, p. 7 7 d. S.-A.