4) Das Fehlen des Mandibularpalpus bezweifelt B r a d y selbst.
5) Von W ichtigkeit is t die Angabe, dass B r a d y an allen von ihm untersuchten Tieren keine
S pur von dem Vorhandensein eines Auges entdecken konnte. P o p p e s Annahme, dass A ttheyella
cryptorum durch Degeneration aus Ganth. pygmaeus entstanden sei, is t demnach g a r
n icht unwahrscheinlich. Unbemerkt will ich aber nicht lassen, dass ich gerade bei le tz te re r
A r t den Pigmentkörper des Auges auffallend klein gefunden habe, -f- Sollte die B r a d y sehe
A r t wirklich vollkommen blind sein, so könnte sie aus diesem Grunde allein sicher n i c h t
z u e i n e r s e l b s t ä n d i g e n A r t erhoben, sondern n u r als eine b l i n d e V a r i e t ä t v o n
G anth. i iy g m a c u s a u f g e f ü h r t w e r d e n .
Mit der Identifikation der beiden Attheyella-A rten (Atth. spinosa — Ganth. crassus S a r s 1) und
Arth, cryptorum *== Ganth. pygmacus S a r s ) is t auch das von B r a d y aufgestellte Genus Attheyella
selbst gefallen.
Wie man von P o p p e nich t anders e rw a rten kan n , h a t e r auch vorliegende A r t sehr genau
und sorgfältig studiert. Nichtsdestoweniger finden sich aber doch einige Abweichungen zwischen seinen
Angaben und meinen Befunden. Ob dieselben a u f Irrtüm e rn jenes Forschers oder auf thatsächlichen
Differenzen im Bau der ihm, resp. mir z u r Untersuchung vorgelegenen T ie r e 2) beruhen, kann ich nicht
entscheiden. Bei mir d ü rften wohl in allen Fällen Irru n g e n ausgeschlossen sein, da mir ja die treffliche
A rb e it P o p p es als K rite rium diente.3) Die Unterschiede sind übrigens sehr minimal. Sollten
P o p p e wirklich einige geringe Versehen, die an dem W e rte seiner gewissenhaften Bearbeitung durchaus
nichts zu ändern imstande sein würden, untergelaufen sein, so wäre dies bei der geringen Grösse
d er Tiere und der damit verbundenen schwierigen P räp a ra tio n ausserordentlich entschuldbar.
Charakteristik der Art.
Die gesamte L e i b e s f o rm is t ausserordentlich schlank (Taf. V, Fig. 1).
C é p h a l o t h o r a x : Die hinte ren Ecken des e rsten bis v ierten Segments sind abgerundet und
nich t verlängert. Auszackungen der H in te rrä n d e r und jede weitere Ornamentik4) fehlen. Das Rostrum
is t von m ittle re r Länge und e rs tre ck t sich o ft in der R ichtung d e r Längsachse.
A b d om e n : (Taf. V, Fig. 2.) Die H in te rrä n d e r sind ebenfalls nich t ausgezackt. Die Verbindungsmembranen
der einzelnen Glieder sind s ta rk entwickelt. Die Verschmelzungsstelle des ersten
. ’). cf. p. 38.
2) Da ich in Deutschland nur ein einziges Exemplar dieser Art fand, so hat mir Herr Dr. M r â z e k durch freundliche
Übersendung einer grösserer Anzahl von Individuen eine genaue Untersuchung ermöglicht. Sämtliche Figuren, mit. Ausnahme
von 1, 2 und 14, sind nach diesen aus einem Gewässer bei Pribram stammenden Tieren gezeichnet.
s) B r a d y s Angaben hier nochmals vergleichsweise zu citieren, is t überflüssig; vergl. die vorhergehende eingehende
Besprechung von Attheyella cryptorum.
4) Bezüglich der Angabe P o p p e s , „dass sich in der Mitte der Cephalothoraxsegmente Querreihen zweigliederiger
feiner Borsten finden, die jedoch erst bei stärkerer Vergrösserung sichtbar werden“ vergl. Teil I, p. 33, Anm. 1, Als „zweigliedrig“
sind diese Borsten aber sicher nicht zu bezeichnen.
weiblichen Segments aus zwei im letzten Larvenstadium selbständigen Ringen is t n u r noch durch je
eine seitliche, sehr kleine Chitinfalte angedeutet. Dornen fehlen auffallender Weise an dieser Stelle,
während bei dem Männchen an der homologen Körperstelle, also am H inte rrande des ersten Segments,
solche auftreten. Die Reihen dieser Dornen beginnen in den Seitenlinien und erstrecken sich je ein
Stück au f die dorsale Fläche.
Am Hinterrande des ersten weiblichen Segments t r i t t seitlich je eine Dornenreihe auf. Dieselben
erstrecken sich mit je einigen Dornen auf die v en tra le und dorsale S e ite , verschmelzen
jedoch n ich t miteinander. Am entsprechenden, also am zweiten Segmente des männlichen Abdomens
tre te n ebensolche Dornenreihen auf, verschmelzen aber v e n tra l mit einander zu einer u n u n te rbrochenen
Reihe.
D e r zweite und d ritte Ring beim Weibchen, ev. der d ritte und vierte beim Männchen sind
durch je zwei la te ra le Reihen feiner Dornen im oberen D ritte l der Länge besonders charakterisiert.
Jede dieser Reihen, welche sich etwas auf beide Körperseiten h in ü b e re rstre ck t, besteht wieder aus
zwei k ürzeren, gebogenen Reihen. Die Hinte rrände r dieser Segmente trag en einen Besatz grösserer
Dornen. Am zweiten weiblichen Ringe erstrecken sich diese Dornen von den Seiten aus n u r über
einen Teil der Rücken- und Bauchfläche; am d ritten bilden sie dagegen einen (ununterbrochenen) Kranz.
An den beiden h ie r in B e tra ch t kommenden Ringen des Männchens sind die Verhältnisse dieselben
wie am d ritten des Weibchens. Die in der Nähe der dorsalen Mittellinie stehenden Dornen am d ritten
weiblichen (Taf. V, Fig. 2), resp. am v ierten männlichen Segmente scheinen von den seitlichen stets
durch einen kleinen Zwischenraum g e tren n t zu s ein ; beim Männchen zeichnen sich diese Dornen, soweit
ich konstatieren könnte, durch besondere Grösse aus.1)
Dem letzten Abdominalsegmente fehlen in beiden Geschlechtern die oberen Dornenreihen.
Die la te ra len H in te rrän d e r tra g e n je eine kurze Reihe kleiner Dornen. Während beim Weibchen
der v entrale Ausschnitt des Hinterrandes m it n u r sehr feinen Zähnchen besetzt is t, tre te n beim
Männchen an derselben Stelle sehr grosse Dornen auf.2)
Das Analoperkulum is t mit einer Reihe sehr s ta rk e r Zähne bewehrt. Die Anzahl derselben
is t schwankend. Beim Weibchen zählte ich deren sieben bis neun,3) beim Männchen v ie r und fünf.
Neben den weiblichen G eschlechtsöffnungen sind je zwei befiederte Borsten inseriert. Der m ittllere
Anhang der Genitalklappe des Männchens is t wie bei Ganth. minutus (cf. Taf. II , Fig. 3) der längste.
Die F u r k a (Taf. V, Fig. 2) is t in beiden Geschlechtern von gleicher Form. Da sie au f der
1) Da mir zur - Untersuchung nur eine beschränkte Anzahl von Individuen zu Gebote stand, so konnte ich nicht fest-
steilen, ob diese Erscheinungen wirklich Regel sind. — Ein Männchen beobachtete ich, bei dem die Reihe grösser Dörnen überhaupt
nicht vorhanden war.
2) S a r s : „segmentis abdominalibus . . . . versus marginem posteriorem ad latera et subtus serie transversa acule-
orurn instructis.“
P o p p e hat die Ornamentik des Abdomens etwas summarisch behandelt. Die sexuellen Differenzen hat er unbeachtet
gelassen. Seine Angabe, dass der Besatz grösserer Dornen im „zweiten Drittel“ der bezüglichen Segmente,auftrete, ist richtig,
sobald man die Verbindungsmembran zweier Segmente jedesmal zu dem vorhergehenden Ringe rechnet. Gemeinhin hat man dies
aber nicht gethan, sondern diese Dornenreihen als dem H i n t e r r a n de des eigentlichen Chitinringes angehörend bezeichnet.
8) P o i) p e giebt für das Weibchen elf an.
S a r s : „Operculum anale dentatum, dentibus majusculis.“
Bibliothcca Zoologien. Heft 16.