
histologischer Hinsicht haben w ir au f dem gegenwärtigen Stadium folgende Verhältnisse. Diö
Wand des Sinus w ird gebildet zu in n e rs t von einer „cuticulaartigen“ Schicht ohne Zellkerne,
die au f ih re r Oberfläche mehr oder minder deutlich kleine Erhebungen tr ä g t, und nach hinten
continuirlich in die Auskleidung der beiden Leitungswege übergeht. Diese is t ausnahmslos höher,
zeigt auch in den meisten Fällen noch Kerne und die Erhebungen au f ih re r Innenfläche werden
s tä rk e r, bei Dist. perlatum zu förmlichen langen, spitzen Stacheln. Diese S tru c tu r der Innenwand
e rs tre ck t sich bei dem weiblichen Theile, der Vagina, durch ih re ganze Länge, beim männlichen
Theile aber n u r au f den vorderen A b sch n itt, wohingegen der h in te re e rs t ein wenig
differencirtes Lumen und kaum veränderte zellige Wandungen zeigt. Aeusserlich lie g t dem
Genitalsinus sowohl, wie den anschliessenden Canälen eine Muskellage auf, zusammengesetzt aus
einer inneren Ring- und einer äusseren Längsfaserschicht, von denen die le tz tere nach hinten
be trä chtlich an S tä rk e abnimmt, und n u r bei der Vagina bis an’s Ende reicht.
Es w ird nunmehr aber Zeit, uns auch nach den Schicksalen der Begleitzellen umzusehen,
welche im weiteren Verlaufe besonders an der Bildung des Cirrusbeutels einen wichtigen Antheil
nehmen; w ir müssen zu diesem Behufe männlichen und weiblichen Abschnitt g e tren n t behandeln.
Männlicher Endtheil (Ductus ejaculatorius und Cirrusbeutel).
F o r m e n o h n e C i r r u s b e u t e l . Wenn w ir unsere A ufmerksamkeit zunächst den Formen
zuwenden, welche des Cirrusbeutels und eines aüsstülpbaren Cirrus entbehren, so schliessen sich
die zu besprechenden Veränderungen h ie r direct an das eben geschilderte Stadium in der E n twickelung
des Ductus ejaculatorius an. Sie beginnen mit einer ziemlich auffälligen Erweiterung
des Lumens in dem hinteren, bis je tz t mehr indifferent gebliebenen Abschnitte des Leitungsweges.
Die Folge davon ist, dass eben dieser h intere Abschnitt, der bisher gegenüber dem vorderen an
W eite meist zurückstand, diesen überflügelt; er w ird mehr oder weniger deutlich sackförmig;
selbstverständlich, dass seine Wandungen bei dieser Dehnung niedriger werden, wobei dann die
Kerne deutlich als buckelförmige Erhebungen in den Innenraum hinein vorspringen. Weniger
Theil an der allgemeinen Dehnung nehmen die beiden hintersten, in d ire c te r Nähe des Ueber-
ganges in die Samenleiter gelegenen Wandzellen, die infolgedessen höher bleiben und die uns
bekannten Verschlusszellen darstellen. Ueber die Entsteh u n g des Flimmerepitheles an dieser
Stelle habe ich leider nichts beobachtet. A u f diese Weise is t aus d er h interen Hälfte des Endstückes
d er männlichen Leitungswege die S a m e n b l a s e geworden, die durch weitere Dehnung ih re r
Wan d noch ganz ansehnlich an Volumen zunehmen kann. Im Gegensätze zu ih r nimmt die vordere
Hälfte, der Ductus ejaculatorius, n ich t an W eite zu, es scheint n u r eine V e rstärk u n g seiner beiden
Muskellagen durch eine Grössenzunahme der einzelnen Elemente einzutreten. Auch au f die Samenblase
h a t sich, bis zu einem gewissen Grade wenigstens, diese V e rstärk u n g der contractilen Elemente
fo r tg e s e tz t; ob aber auch die Längsmuskeln a u f sie übergehen, habe ich wie gesagt, nicht
eruiren können.
Inzwischen sind nun auch die Begleitzellen, die bei Beginn der h ie r geschilderten E n twickelung
noch ih r früheres Verhalten aufwiesen, charakteristische Veränderungen eingegangen.
E in Theil von ihnen, und zw ar der mehr vorn, in d e r Umgebung des muskulösen Ductus ejaculato
riu s gelegene, macht äusserlich genau die Veränderungen durch, die w ir oben bei Besprechung
der Schalendrüsen bereits kennen lernten. Auch sie werden zu Drüsenzellen, deren Ausführungsgänge
die Wan d des Ductus durchbohren, und sich namentlich in dessen hinteren, der Samen-
bläse anliegenden Theil ergiessen. De r äussere Endabschnitt bleibt meist von ihnen frei; wir
e rhalten hiermit die einfachste Form der P r o s t a t a d r ü s e n . Die übrigen Begleitzellen, und
namentlich die hinteren, in der Umgebung der Samenblase befindlichen, verwandeln sich allmählich
in typische Parenchymzellen von blasiger Form,- die von den anderen, bereits frü h er gebildeten
Genossinnen in keiner Weise sich unterscheiden. Auch die um die P a rs prosta tic a herum
nicht zu Drüsenzellen sich umbildenden Elemente werden noch zu Blasenzellen, so dass wir
schliesslich die drüsigen Elemente vollkommen frei in dem Parenchyme eingebettet vorfinden.
A u f diese Weise en tsteh t jene Form des männlichen Geschlechtsendapparates, wie sie unter
anderen Dist. cygnoides, foliwn, ovocaudatum zu r Schau tragen.
Ganz entsprechend ve rha lten sich auch die Distomen ciscidia und ascidioides, n u r dass
namentlich bei dem erstcren der zu r Samenblase sich entwickelnde Theil des Leitungsweges sich
bedeutend mehr in die Länge streckt, wogegen dann die Dicke n u r verhältnissmässig gering
bleibt. Auch der muskulöse En d th eil is t im Vergleiche zu dieser Samenblase sehr kurz. Die
Begleitzellen metamorphosiren sich durchaus entsprechend wie bei den oben geschilderten A r te n ;
ein Theil von ihnen w ird zu Prostatadrüsen, der andere zu Blasenzellen. Nicht ganz leicht zu
verstehen is t die En tsteh u n g der beutelartigen Bindegewebsverdichtung, die h ie r die Saraenblase
umgiebt. Ich möchte- sie mir so erklären, dass der H au p tth e il der Begleitzellen die Zwischenräume
zwischen den Windungen der Samenblase ausfüllt, wodurch dann der ganze En d th eil des
männlichen Apparates zu einem mehr oder minder soliden und compacten Körper umgeformt
wird, der seinerseits, durch seine Schwellung und den durch dieselbe herbeigeführten Druck auf
die Umgebung, die .fibrilläre Verdichtung derselben bewirkt. Am Ende dieser Reihe s te h t dann,
wie w ir von frü h er h e r bereits wissen, das Dist. tereticolle, wo zu den bisher geschilderten' Verhältnissen
als Neues n u r die Entwickelung jenes eigenthümlichen Verschlussapparates kommt.
Dieser Verschlussapparat entsteht, wie w ir aus Fig. 62, Taf. I I I ersehen, ziemlich spät
als eine einfache Auftreibung des Leitungsweges, in welcher sehr bald auch ein Lumen sich zeigt.
Die auf der Aussenfläche sich anlegende Muskulatur e rs tre ck t sich auch auf diese Erweiterung,
und zw ar sowohl die Längs- als die R ingmuskulatur; e rstere findet mit derselben nach hinten
zu ih r Ende. Bald senkt sich nun, nachdem die Blase ein wenig grösser geworden ist, die hintere
Hälfte ih re r W and mit dem E in tr itt der Samenblase in die vordere Hälfte h i n e i n , leg t sich derselben
aber nicht direct und dicht an, sondern es bleibt immer ein zunächst napfförmiger Hohlraum
zwischen beiden erhalten. Wie nun aus diesem die spätere Happige Form entsteht, kann
ich nich t genau sagen, da mir entsprechende Zwischenstadien leider nich t zu Gesicht gekommen
sind. E s is t möglich, dass der nach hinten gekehrte Rand des napfförmigen Hohlraumes in
4 Lappen oder Säcke auswächst, die durch 4 meridional verlaufende und u n te r Winkeln von
90° sich schneidende, solide Rippen von einander g e tre n n t sind; es is t aber auch möglich, dass
an der Stelle dieser Rippen die vordere und die h intere Begrenzung des napfförmigen Hohlraumes
sich aneinander legen und dadurch denselben in die 4 Lappen zertheilen, die ich oben mit
dem Gastralraum einer Gharybdea verglich; in beiden Fällen verlaufen die Längsmuskeln des
Organes hauptsächlich in jenen vier Rippen. Die innere Oberfläche der Wandzellen, die früher
völlig g la tt war, h a t sich in jene kleinen, dicht gedrängt stehenden Zäpfchen differencirt, zwischen
denen es bald nich t mehr gelingt, einen der früheren Kerne nachzuweisen.
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