Fällen nich t festzustellen, da zu r Bestimmung einer Canthocamptus-Spezies die genaueste Kenntnis
aller ih re r Körperteile unbedingt notwendig ist. Die vorliegende A r t te ilt eben mit Cyclops quadricornis
(Linné und der ä lteren Autoren) dasselbe Geschick, langezeit als K o llek tiv a rt gegolten zu haben. "Wie
man tro tz d e r grundlegenden Arbeiten von F i s c h e r , S a r s und C l a u s selbst bis in die neueste
Z e it hinein — abgesehen na tü rlich von den Spezialforschern - l l | einen Cyclops schlechthin als Cyclops
quadricornis bezeichnete, so glaubte man in irgend einer beobachteten Harpacticiden-Form des Süsswassers
Canth. minutus 0 . F. M ü l l e r oder Canth. staphylinus J u r in e vor sich zu haben.
Schon die Bezeichnung unserer A r t als Canth. (Cyclops) minutus 0 . F . M ü l l e r *) is t durchaus
u n g e r e c h t f e r t i g t . Sicher lä ss t sich n u r sagen, dass dem grossen dänischen N a turforscher eine
Canthocamptus-Art Vorgelegen h a t. Welche der je tz t sicher bekannten A rte n dies aber gewesen sein
mag, lä sst sich weder aus seiner Diagnose noch aus seinen Abbildungen erkennen.2) Da — wie e rw
ähnt — viele neuere Forscher die Bezeichnung M ü l l e r s a cceptiert haben, meist aber wohl, ohne selbst
die Diagnose des A u to rs zu kennen — denn das fü r seine Z e it so ausserordentlich wichtige, h ie r in
B e tra ch t kommende W e rk is t je tz t bereits re la tiv selten g ew o rd e n e r so führe ich h ie r zum Beweise
meiner ausgesprochenen Behauptung dieselbe wörtlich an.
„ Primo intuito multum refert Lepismam sacharinam.
Corpus oblongum crustaceum sensim postice attenuatum, album, constans octo segmentis praeter caudam; primum
segmentum, caput efficiens, ma jus duobus sequentibus, antice rotundum, ocnlo distincto in medio.
Antennae duae simplices, articulis plurimis -pellucidis basi setigeris sensim decrescentes. Maris breviores et crassiores.
Palpi duo biarticulati, apice pilosi. Infra hos unci duo minimi, aegre distinguendi, micantes.
Pedes decem, quinqué, utrinque, longissimi, pilosissimi; constant seta utrinque pilis obsita, flexili quovis modo, etiamsi
nullis ärticulis componitnr, pili sub microscopio spinarum formam habent. Pedes primo, secundo et tertio corporis segmento
affixi longitudine ultra caudam prominent; medii tarnen vicinis longiores sunt.
Segmentum caudae terminatur papillis duabus, e quibus procédant setae duae strictae corpore longiores, totae nndae,
sub Ms setae binae breviores; latera exteriora papillarum pilis minimis obsita sunt.“
Ausser M ü l l e r s Cyclops minutus sind noch von B a i r d resp. C l a u s drei andere von diesem
F orscher aufgestellte „A rte n “ als mit Canth. staphylinus identisch bezeichnet worden, nämlich: Amymone3)
satyra und haccha und Nauplius hracteatus. Bekanntlich sind diese Formen n u r Entwicklungsstadien,
ob aber gerade von Canth. staphylinus, lä ss t sich durch nichts beweisen.
E rw äh n t mag h ie r noch sein, dass Canth. (Cyclops) minutus M ü l l e r ebenso wenig wie die in
der Tabelle der Synonyma genannten A rten derselben Bezeichnung m it der von C l a u s aufgestellten
gleichnamigen A r t 4) etwas zu th u n haben.
Canth. minutus U l i a n i n is t jener A r t identisch, nicht, w i e B r a d y mit einem „?“ angiebt, der
vorliegenden.
*) 0 . P. Mül l e r , Entomostraca. p. 101—102. Taf. XVII, Fig. 1—7.
*) cf. Teil I, p. 1 u. 2. — Im l io f („D. Arten u. d. Verbreit, des Gen. Canthocamptus“) dagegen führt Canth. minutus
0. F. Müller nocli als gesonderte Form n e b e n Canth. staphylinus Jnrine an.
8) -C lau s ha t (freil. Cop. p. 112) den Namen Amymone zur Bezeichnung eines marinen llarpadiciden-Genns verwendet.
4) cf. p. 31.
Wie bei den Untersuchungen der Synonyma der Cydopiden, so -übergehe ich auch h ie r die
Angaben derjenigen ä lte ren Forscher (R a h m d o h r , L a t r e i l l e , D e s m a r e s t , F a b r i c i u s etc,),
deren Arbeiten n u r noch historisches Interesse haben. Sicher ist, dass den genannten und noch vielen
anderen Forschern wohl Canthocamptus-Formen Vorgelegen haben. Welchen d er je tz t zu Recht bestehenden
A rten dieselben aber zuzuweisen sind, lä ss t sich ebensowenig feststellen, wie bezüglich des so vielfach
zitierten und doch ganz unbestimmbaren Cyclops (Canth.) minutus 0 . F. M ü l l e r .
D e r erste, welcher die vorliegende A r t in der Weise beschrieben und abgebildet h a t, dass sie
sicher wiederzuerkennen is t, is t J u r i n e , und deshalb muss auch, dem Gesetze der P r io r itä t entsprechend,
seine Bezeichnung Anwendung finden. Obwohl allerdings auch die meisten seiner sonst
sehr guten Abbildungen zu r Beurteilung der Artzugehörigkeit seiner Form vollkommen unbrauchbar
sind, so is t doch aus einigen derselben mit Gewissheit zu erkennen, dass die Spezies, welche ihm Vorgelegen
ha t, n u r die h ie r zu charakterisierende gewesen sein kann. Denn durch die Fig. 10 und 16
wird die J u r i n e sehe Form u n te r diejenigen Canthocamptus-A rte n verwiesen, bei welchen der Innenast
des e rsten Schwimmfusspaares den Aussenast desselben bedeutend an Länge iibertrifft. Und von
diesen A rte n k ann J u r i n e , wie dies aus d e r Form der Spermatophore (Fig. 2) deutlich hervorgeht,
wieder n u r die eine, nämlich die v o r l i e g e n d e , gesehen haben.
B a i r d s Beschreibung und Abbildungen sind so ausserordentlich mangelhaft, dass sich aus
ihnen die A rtzugehörigkeit seiner Form nich t ergeben würde, wenn e r nicht Taf. XXX, Fig. 3 ein
weibliches Exemplar mit einer Spermatophore abgebildet h ä tte , wie sie fü r Canth. staphylinus charakteristisch
ist. Über B a i r d s Darstellung überhebt sich die n u r ein J a h r späte r veröffentlichte Chara
k te ris tik F i s c h e r s ungemein. A u f die fehlerhaften Angaben B a i r d s sich einzulassen, is t Vollkommen
überflüssig.
Obgleich auch die Diagnose und die Abbildungen, welche F r .i c von Canth. staphylinus, giebt,
ausserordentlich mangelhaft sind, so g eh t doch aus seinen Angaben über die Länge der Furkalzweige
und die F o rm der Spermatophore mit Sicherheit hervor, dass ihm diese A r t wirklich Vorgelegen hat.
Als inte re ssant mag h ie r noch hervorgehoben werden, dass F r i c in: ganz Böhmen: n u r diese einzige
Harpacticiden-Form beobachtet h a t, während M r a z e k in demselben Faunengebiete etwa zwanzig A rten
nachweisen konnte.1)
Obwohl H o e k keine Diagnose von Canth. staphylinus giebt, so lässt jedoch seine Zeichnung eines
der fünften Fiisse des Männchens sicher erkennen," dass ihm die h ie r zu behandelnde A r t Vorgelegen hat.
H e r r i c k e rw äh n t in seinem „Final rep.ort etc.“ eine von ihm frü h e r aufgestellte V a rie tä t,
Canth. minutus (M ü lle r ) var. occidcntalis. E r verabsäumt aber in dieser A rb e it, obgleich sie eine zusammenfassende
ist, anzuführen, durch welche Merkmale sich diese V a rie tä t von der typischen Form
unterscheiden soll. Aus diesem Grunde, und weil mir die frühere A rb e it H e r r i c k s , in welcher
M r á z e k , Beitrag zur Kenntnis der Harpacticidenf. d. Süsswassers p. 96.