Ausser dieser weiter entwickelten Form findet sich eine Reihe junger Stadien, die noch, keine
Differenzirung zeigen, bei denen jedoch die a u f dem Schnitte blattförmige Zapfengestalt bereits unverkennbar
ist (Fig. 74 Z).
Die Zwischensubstanz ist in der äusseren Körnerschicht sehr feinkörnig und gleichmässig vertheilt.
Eine scharf umschriebene proximale Grenze existirt nicht: die Zwischensubstanz reicht bald mehr, bald
weniger weit in die Zwischenräume zwischen den Sehelementen hinein. Der Margo limitans externus,
denn höchstens von einem solchen kann die Rede sein, da von einer Membrana limitans externa jede
Spur fehlt, verläuft also höchst unregelmässig; er stellt eine stark gewellte Fläche dar.
Es erübrigt noch, einige Worte über die Stützelemente der Retina zu sagen.
Die M ü l l e r ’ s e h e n F a s e r n (Fig. 73) setzen sich mit den typischen dreieckigen Füsschen an
die Limitans interna an. Eine besondere Protoplasmadifferenzirung in dieser Erweiterung der Faser
habe ich hier nicht wahrnehmen können. Die Fasern selbst sind sehr zart und ungemein dünn, so dass
es mir nicht gelingen wollte, ihre Breite mit auch n u r annähernder Sicherheit festzustellen. Sie ziehen
sich, ohne Verzweigungen abzugeben, ziemlich gestreckt quer durch die Netzhaut, reichen jedoch niemals
weiter, als bis zum distalen Rande der äusseren Körnerschicht.
Die S t ü t z z e l l e n finden sich vorwiegend in der unmittelbaren Nähe der Fasern. Sie sind in
den distalen Partien der Retina an die Faser meist enge angelagert, in den proximalen, also gegen das
Ende des Faserverlaufes hin, stellen sie sich direkt als kernhaltige Erweiterung der Faser selbst dar.
Es finden sich jedoch auch freie Stützzellen und zwar besonders in der Nähe der distalen Grenzen der
beiden Körnerschichten, ferner in der Granulosa interna und vor Allem in der Granulosa externa. Die
Stützzellen sind langgestreckt; ihre grosse Axe steht stets ganz oder nahezu senkrecht zur Fläche der
Netzhaut, also parallel zur Stützfaser. Sie haben eine Länge von 0,012, eine Breite von 0,0032 mm; ihr
Kern ist 0,0081 mm lang und 0,0027 mm breit.
Der Nervus opticus, (Fig. 75.),
Den Sehnerven habe ich stets n u r bis kurz nach seinem Austritt aus dem Bulbus oculi verfolgen
können; von da ab habe ich ihn zwischen den Schläuchen der Orbitaldrüse nur noch ganz selten in
kleinen Stückchen aufzufinden vermocht. Es war mir nicht möglich, seinen Verlauf nach dem Gehirn
und seine Verbindung mit diesem festzustellen.
Der Opticus stellt sich auch im Siphonops-A.\ige ganz deutlich dar als eine Zusammenfassung der
Fasern, welche die Opticusganglienzellen aussenden. Diese Fasern sind von der Zelle aus zunächst
distalwärts gerichtet, biegen dann in der Direktion auf den Augenblasenstiel um und ziehen sich
parallel zur Innenfläche der Retina hin, so die schon beschriebene Opticusfaserschicht bildend. Schliesslich
lenken sie dann in die durch den AugenblaSenstiel gegebene Bahn ein, wo sie sich zu einem starken
Strang, dem Sehnerven, sammeln. Eine Kreuzung der Opticusfasern, wie ich sie z. B. für Petromyzon,
Proteus etc. beschrieben habe, lässt sich im Auge von Siphonops annulatus nicht nach weisen. Der Opticus
hat, etwa in der Mitte seines intraretinalen Verlaufes, eine Stärke von 0,0234 mm; bei seinem Durchtritt
durch die Chorioidea misst er 0,013 mm und behält diese Dicke, soweit ich es verfolgen konnte, auch
nach dem Verlassen des Bulbus. Eine Opticuspapille existirt nicht, vielmehr zeigt der Sehnerv an ihrer
Stelle eine bedeutende trichterförmige Einsenkung. Dieselbe ist mit Bindegewebszellen und -Fasern
ausgefüllt und repräsentirt m. E. den Anfang der Fortsetzung der fötalen Augenspalte auf den Opticus.
Die Bindegewebsmassen sind Theile jen e r Züge, welche auf früherer Entwicklungsstufe den ganzen
Augenbecher und die durch Ausdehnung der fötalen Augenspalte auf dem Augenblasenstiel gebildete
Rinne ausgefüllt hatten. Dort haben sie sich in das Glaskörpergefüge umgewandelt, hier sind sie in
ihrer ursprünglichen Verfassung erhalten geblieben. Im weiteren Verlauf des Opticus, kurz nach seinem
Austritt aus der Retina, finden sich in seinem Inneren ebenfalls Bindegewebszüge mit Zellen und
Kernen: die Ueberbleibsel jener Bindegewebsmassen, welche die ventrale Rinne des Augenblasenstiels
erfüllt hatten und durch secundäre Verwachsung der Ränder dieser Rinne von dem Bindegewebe der
Umgebung abgetrennt worden waren.
Dieses letztere hat noch keine Spur einer pialen Opticusscheide differenzirt. Eine durale, oder
doch ein Anfang dazu, lässt sich höchstens in den ausgedehnten lockeren Bindegewebsmassen sehen,
die den Sehnerven unmittelbar umgeb.en u n d zugleich eine Verbindung mit der Sclera erkennen lassen.
Auf der kurzen Strecke, die der Opticus nach Austritt aus der Retina bis zu seinem Durchgang
durch Pigmentepithel und Chorioidea durchläuft, begleiten ihn zuweilen Lagen von Zellkernen, die ihrem
ganzen Habitus nach am meisten Aehnlickeit mit den „inneren Körnern“ haben, mit welchen sie auch
im Zusammenhänge stehen. Eine Verwandtschaft mit den von mir als von bindegewebiger Natur gedeuteten
Zellen der trichterförmigen Einsenkung des Opticus scheint mir völlig ausgeschlossen. Ich
möchte das Gebilde mit der Röhre, von nervösen Körnern gebildet, vergleichen, die ich bereits für das
Auge von Proteus anguineus beschrieben habe. Hier bilden die Kerne jedoch keine geschlossene Röhre
um den Sehnerven, sondern Scheinen n u r seinen ventralen Theil rinnenförmig zu umgeben.