neuere Forschung ex istiert eine zweite g l e i c h bezeichn ete A r t übe rh au p t nicht. M ü l l e r s Form is t
a b s o l u t u n b e s t im m b a r . Sie einer der je tz t sicher bekannten A rte n (etwa Canth. staphylinus
Jnrine) gleichstellen zu wollen, is t als v o l lk o m m e n a u s g e s c h l o s s e n zu b e tra c h ten ; sie h a t n u r allein
noch h i s t o r i s c h e s Interesse. Die Bezeichnung „mhmtus“ is t also in der T h a t noch nicht vergeben,
und der R e h b e r g s c h e Name „liiciclulus“ is t desshalb zu Gunsten der ä l t e s t e n Bezeichnung fü r
vorliegende A r t, Gcmth. minutus Claus, zu s t r e i c h e n . Auch v. D a d a y und R i c h a r d haben in
diesem Sinne gehandelt.
B r a d y fü h r t H wie schon e rwähnt — Canth. minutus Ulianin als seinem Canth. mimitus (d.
i. Canth. staphylmus J u r i n e) fraglich synonym an. Aus den beiden vortrefflichen Habitusbildern U l i -
a n i n s , im besonderen aus der Bewehrung der Analklappen mit zw e is p itz ig e n Dornen, g e h t aber
mit Bestimmlieit hervor, dass die Form des russischen Forschers mit Gcinth. staphylmus nichts zu thun
h a t, sondern vielmehr fraglos mit der vorliegenden A r t identisch ist.
H ä tte v. D a d a y von seinem Canth. minutus n ich t angegeben, dass das Analoperkulum mit
zweispitzigen Stacheln ausgerüstet sei (cf. p. 33, Anm. 3), so würde man an eine Id e n titä t dieser
Form mit der gleichnamigen C I a u s sehen A r t nich t denken können. Die bezüglichen Angaben in
den Fussnoten zu nachfolgender C h arak teristik d ü rften mein U rte il als ge re ch tfe rtig t erscheinen lassen.
Dasselbe g ilt — wie bereits frü h e r ausgesprochen1) — von der u n te r der Bezeichnung Canth.
minutus C la u s var. nicht ausreichend beschriebenen Form, welche R. S c h n e i d e r in den Rliizomorphen
der Kohlengruben bei B u r g k gefunden h a t.2) Nach den Angaben des Autors soll 'sich diese V a rie tä t
von der ty pischen Form unterscheiden durch ein k rä ftig e r entwickeltes R ostrum, durch ein s ta rk
verkümmertes Auge und durch Farblosigkeit und Durchsichtigkeit des Körpers. Diese Differenzen
dürften wohl zu r Aufstellung einer besonderen V a rie tä t hinreichend sein, aber aus den beigegebenen
Abbildungen (Taf. VII, Fig. 2 a und b) g eh t hervor, dass S c h n e i d e r bei seiner Vergleichung Canth.
minutus C l a u s überhaupt nich t Vorgelegen h a t. Denn nach Fig. 2 b sollen — ganz abgesehen davon, dass
S c h n e i d e r die F u rk a der typischen Form als aus m e h r e r e n Ringen bestehend d a rs te llt g l| die
Hin te rrän d e r der Cephalothoraxsegmente der von ihm vergleichsweise herangezogenen Tiere mit feinen
Dornen bewehrt und die Abdominalringe ausgezackt sein: beides Eigentümlichkeiten, welche dem
ty pischen Canth. minutus n i c h t zukommen.3) D a dieselben Merkmale auch der V a rie tä t eigen sein
sollen, so muss dieselbe ebenso wie die zum Vergleich benutzte Harpacticiden-¥orm als u n b e s t im m b a r
bezeichnet werden.4) Die subterrane Form is t also nicht eine V a rie tä t von Canth. minutus, sondern
— selbstver- ständlich vorausgesetzt, dass die S c h n e i d e rs e h e n Bilder ric h tig sind, und das is t
na tü rlich anzunehmen — v o n ö i n e r a n d e r e n A r t , o d e r g a r e in e a n d e r e A r t s e l b s t .
J) Teil I, p. 13.
2) R. S c h n e i d e r , Amphibisches Lehen in den Rliizomorphen bei Burgk.
8) Da S c h n e i d e r €anth. minutus Clans als eine „oberirdisch allgemein verbreitete Form“ bezeichnet, so möchte
ich, da dies für diese Art nicht zutrifft, sondern nur allein für Canth. staphylmus, annehmen, dass ihm l e t z t g e n a n n t e
Spezies zu Vergleich Vorgelegen hat.
4) Leider war Herr Dr. S c h n e i d e r nicht imstande, mir Material dieses unterirdisch lebenden Copepoden zur Bear-
Alle übrigen Copepoden-Formen, welche von anderen als den in obigem Verzeichnisse der
Synonyma genannten Forschern u n te r der Bezeichnung Canth. (Cyclops, Cyclopsine oder Doris) minutus
beschrieben oder erw ähnt worden sind, haben mit der vorliegenden A r t nachweisbar nichts zu thun
(cf. die „Bemerkungen zu den S y nonyma “ von Canth staphylmus J u r i n e p. 17.
Charakteristik der Art.
Vorder- und Hinterleib sind fa s t von derselben B re ite , so dass das ganze T ier ein ausserordentlich
schlankes Aussehen e rh ä lt.1) Beim abgestorbenen Tiere sind beide Körperabschnitte in einem
sehr spitzen Winkel einander zugeneigt.
Dem C e p h a l o t h o r a x fehlt, abgesehen von den Sinneshärchen, jede Ornamentik. Die hinteren
Ecken der Segmente sind abgerundet und nicht verlängert. Die H in te rrän d e r sind nicht ausgezackt.
Das Rostrum is t kurz.
A b d om e n (Taf. I I , Fig. 1 u. 2). Zwei seitlich beginnende und sich über einen Teil der dorsalen
Fläche hinziehende Chitinspangen oberhalb der Mitte des ersten weiblichen Segments bezeichnen die
Verschmelzungsstelle der beiden ehemals selbständigen Ringe. Begl e ite t werden diese Spangen von
einer kurzen Reihe z a r te r Dornen (ca. 7). Am ersten Abdominalsegmente des Männchens, welches
ja der oberen P a rtie des ersten weiblichen homolog i s t , is t derselbe Dornenbesatz wahrzunehmen.
Die H in te rrän d e r der übrigen Segmente trag en gleichfalls, teilweise Dornenbesatz. Am ersten und
zweiten Segmente des weiblichen Körpers is t jederseits eine Reihe Dornen zu beobachten; n u r wenige
derselben sind aber zu erblicken, wenn sich das T ier in der Rücken- oder Bauchlage befindet. Am d ritten
Ringe sind die Verhältnisse ganz ähnliche; n u r e rs tre ck t sich h ie r der Dornenbesatz über den ganzen
v entralen Hinterrand. Die Ornamentik der Segmente zwei bis vier beim Männchen is t die gleiche
wie die des d ritte n Ringes beim Weibchen. Die ventralen Dornen des vorletzten Segments sind in
beiden Geschlechtern k ü rz e r als die seitlichen. Während sich am H inte rrande des letzten Abschnittes,
auf dessen Ventralseite sich oft noch eine Ohitinverdiekung findet, beim Weibchen seitlich (ähnlich
wie am ersten und zweiten Segmente) n u r einige, grosse Dornen finden, tr ä g t beim Männchen der ganze
la te ra le Rand dieses Segments krä ftig en Dornenbesatz.
Ausserordentlich charakteristisch is t die Bewehrung des freien Randes der A nalklappen. Dieselbe
besteht aus grpssen, zweispitzigen Stacheln, zu deren Seiten sich oft noch je ein einfacher, kleinerer
Dorn befindet. Die Zahl der zweispitzigen Stacheln b e trä g t in der Regel sieben. J ed e r dieser Stacheln
s ch e in t2) . .ein sekundäres Gebilde zu sein, entstanden durch die Verschmelzung zweier benachbarter
Dornen, deren Spitzen selbständig geblieben sind.3)
*) Die Habitusbilder von Cl a n s und U l i a n i n sind sehr naturgetreu.
2) Einschlägige Untersuchungen konnte ich wegen Mangel an geeignetem Materiale (Jugendformen) nicht anstellen.
8) Cl a n s giebt in seinen Habitusbildern die Ornamentik der Abdominalsegmente ungenau an: Nach seiner Fig. 1 auf
Taf. XII ziehen sich beim Männchen die Dornenreihen des zweiten bis vierten Segments auch über die dorsale Seite hinweg und
Bibliotheca Zoologica. Heft 15. • - - . • §