liess sofort erkennen, dass an diesen die Schuld nicht liegen konnte, denn die Samenblasen waren
p ra ll m it normalen Spermatozoen gefüllt. Nach meinen Anschauungen und Erfah ru n g en blieb
h ie r n u r noch eine Möglichkeit der E rk lä ru n g ü b rig : es musste in dem weiblichen Leitungsapparate,
und zw ar am Ende desselben die Communication unterbrochen sein, und diese U n te rbrechung
musste den Spermaiozoen das Eindringen v e rw e h rt haben. Genitalsinus und die Oeffnung
der Scheide in diesen w a r e n ‘durchaus normal, die Scheide selbst etwas aufgetrieben; aber an
dem Uebergange der le tz teren in den Uterus w a r eine solche Anhäufung von Eiern, dass h ie r
wohl die Continuitätstrennung des Lumens liegen konnte. Erkennen liess sich freilich, eben der
vielen E ie r wegen, nichts sicheres; aber wenn eine solche vorhanden war, dann musste sie ja
auch die E ier am Austreten in die Vagina ve rhindern! Es gelang m ir in der T h a t bei keinem
d er beiden Individuen, ein E i durch verschiedenes und leises Drücken in diese h in e in tre ten zu
lassen, während das sonst n ich t so schwer ist. Mit der Annahme einer Verstopfung der Vagina
an ihrem Uebergange in den U te ru s würde sich vielleicht auch dessen excessive Füllung, vor
allem die Anwesenheit der Flüssigkeit in Einklang bringen lassen, die ich sonst nirgends beoba
ch tet habe. Um ganz sicher zu gehen, u ntersuchte ich auch noch den gesammten Darminhalt
des W irth e s : zwei dermassen reife P a ra s ite n mussten u n te r normalen Verhältnissen sicher E ier
abgelegt haben, die man ebenso sicher im Darminhalte finden musste: Ic h fand k e i n e s ; und
wenn es danach auch n ich t direct bewiesen ist, dass die in Rede stehende Unterbrechung wirklich
ex istirte , so sprechen doch eine ganze Reihe von Thatsachen d a fü r und machen sie wenigstens
höchst wahrscheinlich. Das ganze Vorkommniss scheint mir aber deswegen noch von oesonderem
Interesse, als es die grosse Bedeutung von Vagina und U te ru s fü r das Zustandekommen der
Befruchtung b e k rä ftig t ; durch den L aurer’sehen Canal h ä tte , besonders, da zwei Individuen nebeneinander
vorhanden waren, eine Spermaübertragung wohl erfolgen können, denn e r w a r ganz
normal, liess auch sp äte r einige der in ihm enthaltenen D otte rkömehen nach aussen h e rv o rtreten
— aber seine Hülfe w a r nich t in Anspruch genommen worden.
Ueber die Jugendform unseres Wurmes fe h lt mir noch jede S p u r; nirgends habe ich eine
Cer carie getroffen, die in ihrem Baue au f Distomum médians oder überhaupt a u f eine der drei
Formen mit seitlicher Genitalöffnung hingewiesen h ä tte . Indessen fand ich einmal ein ganz junges
Exemplar des P a ra s ite n im Frosche (Fig. 38, Taf. I I u. Fig. 187, Taf. IX). Durch die la té ra le
Lage des Genitalporus und die langen, deutlich h ervortretenden Schenkel der Excretionsblase
h ä tte es auch a u f D. confusum hin weisen können; ebenso waren die Darmschenkel noch ganz
kurz, keulenförmig, mit grossen, s ta rk körnigen Epithelzellen ausgekleidet. Bemerkénswerth
aber, und fü r D. médians ch arak teristisch w a r die Lage der Hoden h i n t e r dem Bauchsaugnapfe;
es liess sich von ihnen deutlich der eine als der vordere, der andere als der h in te re unterscheiden,
und die Vasa deferentia wiesen noch eine, wenn auch ziemlich s chräg, n a c h v o r n gehende
Richtung auf. D e r Keimstock h a tte bereits seine späte re Lagerung eingenommen. Diese Topographie
der Organe is t insofern besonders interessant, als sie deutlich zeigt, dass die le tz teren
nicht von v orn herein die spätere, charakteristische Stellung einnehmen, sondern e rs t eine solche,
die der allgemein üblichen viel näher s te h t (in diesem F a lle also eine Lage der Hoden h in te r
dem Saugnapfe und a u f einem verschiedenen Niveau zu Seiten der Mittellinie). D e r H in te rkörper
is t zunächst noch sehr klein und e rs t mit seinem allmählichen A nwachsen erha lten w ir die
definitiven Grössen- und Lagerungsverhältnisse der Organe. In te re ssan te re Mittelformen zwischen
diesem .und den reiferen Exemplaren des Thieres habe ich leider nicht getroffen.
14. Di stomum ovocaudatum VULP.
L i 11 e r a t u r :
Distonnm ovocaudatum V u lp ia n , Mem. de la Soc. biologique. 1860. p. 150. P I . XI. Fig. 4
n n C r e u tz b u r g , Unters. üb. d. Bau u. d. Entw. d. Dist. ovocaud. Dissert.
Leipz. 1890.
S onsino, Processi verbali della Soc. Toscana. 1893. Seduta del
5. Febbrajo.
Monitore zool. ita l. Anno ,IV. 1893. pag. 63..
Leider habe ich, wie schon in der Einleitung hervorgehoben, diesen schönen Wurm nur
in der letzten Zeit in geringer Zahl erhalten, ausserdem n u r in völlig erwachsenen, mit Eiern
erfüllten Exemplaren, so dass meine Beobachtungen in ih ren Resultaten kaum über diejenigen
Creutzburg’s hinausgehen. Ich beschränke mich daher hier au f die Anbringung einiger Zusätze
und Berichtigungen zu den bisherigen Beschreibungen.
V ulpian, Creutzburg, und ich fanden den P a ra s ite n s te ts u n te r der Zunge des Wasserfrosches,
wo er mit seinem k rä ftig en Bauchsaugnapfe sich ausserordentlich fest anheftet. Dagegen
th e ilt S onsino mit, dass e r ihn auch im Ma g e n und im ersten Theile d e s D a rm e s der
Frösche angetroffen habe, und dass man, um ihn häufiger zu finden, auch an diesen Stellen nach
ihm sehen müsse. Ein Exemplar soll sogar in d e r L u n g e gesessen haben, doch fü g t S onsino
diesem Befunde selbst die Anmerkung „(erra tico? )“ bei. Ob das nicht auch fü r die anderen
von ihm angegebenen F u n d o rte gelten d ü rfte ?
S onsino g iebt als Längenmass fü r den Wurm n u r 4— 5 mm, Creutzburg 5— 7 mm an;
diese Maase sind fü r voll erwachsene W ürme r beide entschieden zu klein, denn ich fand im F rü h ja
h r Exemplare von 12 und 13 mm Länge, das eine Mal 7 Stück u n te r ein und derselben Zunge.
In Bezug au f die äussere Gesta lt möchte ich dem bekannten hinzufügen, dass man in der Gegend
des Bauchsaugnapfes sehr oft eine leichte Verschmächtigung des Körpers bemerken kann. Das
Grössenverhältniss der Saugnäpfe is t von Creutzburg wie 7 : 1 3 gemessen worden; bei dem in
Fig. 49, T a f I I I abgebildeten 12,8 mm langen Exemplare h a tte der Mundsaugnapf 0,8 mm, der
Bauchsaugnapf 1,3 mm im Durchmesser, was also ziemlich genau den Angaben Creutzburg’s entspricht.
Beide Saugnäpfe sind ausserordentlich muskelkräftig, namentlich aber der Bauchsaugnapf,
den ich fü r leistungsfähiger halte, als selbst die des krä ftig en Dist. tereücolle.
Die H a u t is t g la tt, 0,018 mm dick, die F a rb e an den nicht von Eiern erfü llten Stellen
des Körpers rö th lich fleischfarbig, an den übrigen dunkel strohgelb oder ockerfarbig.
Dem, was Creutzburg über Darm- und Nervensystem m itth e ilt, kann ich nichts neues
hinzufügen; auch bezüglich des Excretionssystemes n u r, dass die Flim m ertrich te r sehr klein sind,
und 0,0089 mm in der Länge, 0,0035 mm in der B re ite messen.
Was die G e n i t a l o r g a n e anlangt, so geben Creutzburg und S onsino in merkwürdiger
Uebereinstimmung die Lage der Genitalöffnungen — übrigens is t ein Genitalsinus entwickelt,
wie überall —A „ in der Mitte des vorderen Körpertheiles, vor dem Bauchsaugnapf“ und „ tra le
*) Mir nicht zugänglich gewesen.