die 'Weiterentwicklung der D r ü s e auf, da hieran noch Material und überhaupt ein grösserer Aufwand von
Entwicklungsenergio erforderlich wäre; die T h r ü n e n w e g e dagegen bedürfen zur Weiterbildung so gut,
wie kein weiteres Material, dieselbe beschränkt sich ja in der Hauptsaohe jetist auf Schaffung eines Lumen
in den Strängen, also auf ein anderes Arrangement bereits vorhandener Elemente. Diese Arbeit kann
aber auch unter den nunmehrigen ungünstigeren Verhältnissen noch geleistet werden.
Erst mit dem definitiven Verzicht auf die Thränendrüse, d. h. mit Beginn ihrer Rückbildung, hört
dann die Weiterentwicklung der Thräncnwoge ebenfalls auf, und schliesslich erfolgt auch ihre Rückbildung.
Es macht sich hier wieder das Prmoip der Sparsamkeit geltend, demzufolge die, wenn auoh geringen Ausgaben
für die Unterhaltung des nunmehr unnützen Apparates nicht mehr gemaoht werden, ganz abgesehen
davon, dass durch Resorption seiner Elemente Bildungsmaterial zu anderweitiger Verwendung gewonnen wird.
Die M e ib o h m s o h e n Drüsen zeigen nichts Auffallendes. Sie sind, entsprechend der geringeren
Ausdehnung der Lider, ebenfalls kleiner, als gewöhnlich. Dass sie in den Fällen, wo jene Verwachsung
bereits zu Stande gekommen, geringer entwickelt wären, als in anderen, habe ich nioht constatiren können.
Die Verwachsung ist ja auch eine so neue Einrichtung, dass sie noch kaum einen umgestaltenden Ein-
fluss ausgeübt haben könnte.
Augenmuskeln,
Die Augenmuskeln sind bei T. europaea in der typischen Sechszahl vorhanden. Sie legen sieh in
normaler Weise an. Dabei treten augenscheinlich zuerst der M. rect. sup. und inf. auf, gleich danach,
wenn nicht vielleicht schon mit den genannten, die beiden anderen recti, und endlioh, sicher etwas später,
die obliqui.
Ob die Entwicklung der Augenmuskeln von vornherein bei Talpa im selben Tempo, wie bei anderen
Säugern, vor sich geht, oder vielleicht etwas langsamer, vermag ich nioht zu entscheiden; jedenfalls legen
sie sich wie normal — erst ziemlich spät im embryonalen Leben an. Spuren einer Hemmung lassen
sich an ihnen, wenigstens während der Embryonalperiode, nicht erkennen.
Im Augenmuskel des erwachsenen Thieres finden sich Fasern von sehr verschiedenem Aussehen:
scheinbar ganz glatte, ganz quergestreifte und endlich solche, die nur in einem Theil ihrer Länge quergestreift
erscheinen. Es erhebt sich nun die Frage: hat man es bei den glatten und halbglatten (im obigen
Sinne) Muskelfasern mit nicht voll entwickelten, also gehemmten, oder mit solchen zu thun, die thatsächlich
alle die Eigenschaften besitzen, die den sogen, quergestreiften zukommen und nur infolge ihrer Contractions-
zustände diese Streifung nioht erkennen lassen?
Die quergestreifte Faser entwickelt sich, wie die Embryonalstadien deutlich zeigen, aus der
glatten, in der früher*) geschilderten Weise. Es finden sich dabei auf jeder Stufe Fasern des verschiedensten
Ausbildungsgrades. Auch in den Augenmuskeln der ältesten Embryonen sind immer, neben anderen,
auch glatte Fasern in grösser Anzahl vorhanden. Da hier von Contraotion keine Rede sein kann, so
stellen dieselben zweifellos niedrigere Entwicklungsstufen d a r: bilden sich doch zur Verstärkung des Muskels
immmer wieder neue Fasern.
Die Querstreifung legt sich an in Form einer peripherischen Ringleiste, die allmählich die ganze
*) Teil II pag. 32.
Fasern quer durchwachst. Diese Ringleisten treten aber stets in der ganzen Länge der Faser zugleich,
nicht etwa nur in einem Abschnitte derselben, auf. Die halbglatten Fasern des erwachsenen Thieres
sind also jedenfalls nicht als nur theilweise entwickelte, unfertige aufzufassen, da es ausgeschlossen ist,
dass in einem Theil der Faser die Querstreifung ganz fertig, im anderen auch nicht einmal angefangen
sein könnte.
Die Querstreifung ist bei alten Embryonen immer sehr deutlich, gewissermassen derb, durchgeführt.
Wahrscheinlich während der Geburt erfährt dann die Muskelfaser eine ganz bedeutende Yergrösserung.
Die Querstreifung wird dabei sehr fein und zart, sodass sie in denjenigen Fasern im Augenmuskel des erwachsenen
Thieres, in denen sie unverkennbar ist, sich doch viel schwieriger constatiren lässt, als beim
Embryo. Es liegt nun die Annahme nahe, dass diese Verwischung der Querstreifung infolge des starken
Wachsthums der Faser eine eo weitgehende ist, dass man ihre Reste nur noch unter gewissen Contractions-
verhältnissen wahrnehmen kann. Da aber eine Faser an ihrem einen Ende sich in einem anderen Zustande
der Zusammenziehung befinden kann, als am entgegengesetzten,'so erklärt sich das Vorkommen der anscheinend
halbglatten Fasern.
Die ganz glatt aussehenden könnten demnach nun ebenfalls als thatsächlich quergestreifte aufgefasst
werden, doch glaube ich nicht, dass dies ohne Einschränkung gestattet ist. Die Thatsache, dass auch die
höchsten Embryonalstadien eine, ganze Menge glatter Fasern zeigen, bedeutet freilich nichts dagegen, denn
man wäre ja sehr wohl berechtigt, anzunehmen, dass während der Geburt, während welcher sich allenthalben
am und im Auge so grosse Fortschritte vollziehen, auch diese Muskelfasern Querstreifung gewonnen haben
würden. Von Bedeutung dürfte dagegen der Umstand sein, dass gerade in denjenigen Augenmuskeln
des erwachsenen Thieres, die sich notorisch am spätesten anlegen und ausbilden, die glatt erscheinenden
Fasern am häufigsten Vorkommen, während sie andrerseits in den ältesten Muskeln, dem M. rect. sup. und
inf., am seltensten sind. Diese Thatsache scheint mir denn doch darauf hinzuweisen, dass man es bei den
glatt erscheinenden Fasern z um T h e i l auch mit thatsächlich glatten, also weniger hoch ausgebildeten,
gehemmten, zu thun hat.
Warum zeigt nun aber der Augenmuskel des erwachsenen Thieres keine Zwischenstufen zwischen
den quergestreiften, also fertig ausgebildeten, und den thatsächlich glatten, also embryonalen Fasern P
Im Augenmuskel der grossen Embryonen finden sich alle Stadien. Die niedrigeren davon mögen bis zur
Zeit der Geburt hin, oder während derselben, dann vollends fertig werden. Nun aber nimmt während der
Geburt und gleich nachher der Augenmuskel an Stärke ganz bedeutend zu. Dies wird einerseits durch
starkes Anwachsen der einzelnen Fasern, andrerseits aber auch durch weitgehende Vermehrung derselben
erreicht. Es entsteht also Bedarf an weiteren Muskelfasern, und werden daher solche neugebildet. Ehe
diese jedoch sich weiter differenziren können, tritt Entwicklungshemmung ein: sie bleiben daher im Auge
des erwachsenen Thieres glatt. Es ist dies eine Hypothese, für die mir freilich jeder Beweis fehlt, die
aber immerhin einige Wahrscheinlichkeit für sich haben dürfte.
Der Augenmuskel des erwachsenen Maulwurfs zeigt also, um es kurz zu wiederholen, einmal thatsächlich
quergestreifte Fasern, die aber infolge der verschiedenartigen Contractionszustände entweder ganz
quergestreift, oder nur in einem Theil ihrer Länge quergestreift, oder auch ganz glatt erscheinen können —
und ausserdem thatsächlich glatte Fasern, die durch die Entwicklungshemmung verhindert wurden, sich zu
quergestreiften weiterzubilden. Freilich lässt sich dabei nicht unterscheiden, welche von den glatt aussehenden
Fasern wirklich glatt und welche quergestreift sind.
Bibliotheca zoologica. Heft XIV. 3 3