Vorkommen des Distomum nodulosum, das bis je tz t n u r in Raubfischen, besonders Percoiden gefunden
wurde, in Cyprinöiden Bedenken erregen könnte, stimmt v o r allem, wie w ir sp äte r noch
sehen werden, die von D u ja edin angegebene G-rösse der E ie r so wenig, dass eine Vereinigung
beider Formen als ausgeschlossen b e tra c h te t werden muss. Deshalb is t auch bis a n f weiteres
Cyprinus barbus u n te r den W irth e n des Distomum nodulosum zu streichen.
De r H a u p tw irth dürfte Perca fluviatilis sein ; ansserdem wurde die A r t aber bis je tz t gefunden
in : Ludoperca Sandra (Rudolphi, Z o eg a , der eigentliche Entdecker des Thieres, der es
0 . F . M ü l l e r mittheilte, M ü l le r ) Acerina cernua (Zeder, Zo eg a , v . L in s tow ), Aspro vulgaris und
Zingel (Schrank) JEsox ludus (Cr ep lin ). Meine Exemplare stammen aus Acerina cernua, in welchem
Fische es in der Umgegend von Leipzig ziemlich häufig anzutreffen is t; ausserdem fand ich es
in Perca fluviatilis und Ludoperca Sandra, die aber aus anderen Gegenden stammten. E s bewohnt
den Darm seines W irth e s , wie es s ch e in t, in dessen ganzer Ausdehnung vom P y lo ru s an bis
gegen den A fte r bin. Ausserdem zeigt es die uns scbon mehrfach bekannte Neigung zum Auswandern
nach dem Tode des W irth e s ; wenigstens fand ich einige Male bei F iscb en , die im
Aquarium gestorben waren un d einige Z e it bis zu r Untersuchung in ta c t gelegen h a tten , in der
Umgebung des Porus abdominalis einige braune Pünktchen, die sich als lebha ft bewegliche, aus-
gewanderte Distomum nodulosum ergaben.
In den kleinen Acerina cernua e rre ic h t der Wurm kaum eine Länge von 1 mm, während
e r sonst nach D u ja rd in bis 2 ,3 mm, nach eigenen Messungen an Exemplaren ans grossen Ludoperca
Sandra bis gegen 3 mm lang wird; O ls s o n gieb t sogar 4,5 mm Länge an. Zum Theil können
diese Schwankungen in d e r Grösse übrigens wohl auch au f Kosten des ausserordentlich beweglichen
und dehnbaren Vorderendes, des „Hajses“ gesetzt werden, eine Dehnbarkeit, die scbon den
älteren Beobachtern B r a u n , F r o e li c h , Z ed e r etc. auffiel. Das Hinterende is t hiergegen weit
weniger veränderlich.
Die S a u g n ä p f e sind meinen Erfah ru n g en nach ungefähr g l e i c h g r o s s , indessen is t das
Verhältniss je nach den Contractionszuständen der Näpfe nicht immer dasselbe, v. L in s tow giebt
bestimmt den Bauchsaugnapf als den kleineren an und ähnlich sp rich t sich auch O ls s o n ans,
dabei zugleich aber auch die O e f f n u n g des Bauchsangnapfes als „klein“ bezeichnend; ich will
hinzufügen, dass, wenn das T h ier mit dem le tz teren festgeheftet is t und mit dem Vorder leibe
ta sten d umhergreift, das Verhältniss in sehr auffälliger Weise das umgekehrte ist. Die Oeffnung
des Mundsaugnapfes lieg t ziemlich re in v entra l, w orauf bereits Z ed e r Gewicht le g t; ich betone
dies h ie r besonders angesichts der eigenthümlichen Angabe Z schokk e’s, die Mundöffnung stehe,
wie schon C r ep lin gesehen habe, obliquement on latéralem ent à l’extrémité de la face v e n tr a le 1);
ähnliches scheint übrigens auch Sch ran k gesehen zu haben, denn e r sp rich t von einem „ore la te r a li2).
Ich kann m ir diese Angaben n u r dadurch erklären, dass hei der Anwendung von Druck an dem
leicht beweglichen Vorderkörper leicht eine Torsion e in t r i t t , durch welche die Mundöffnung
seitlich v e rla g e rt w ird ; so habé ich es ebenfalls n ich t selten bei diesem und auch bei anderen
W u rm a rten gesehen: von einer normalen Lage des Mundes a n f einer Seite habe ich aber nichts
bemerken können. Ausgezeichnet is t der Mundsangnapf oder vielmehr die Scheitelfläche des
Kopftheiles besonders durch die Anwesenheit von sechs papillen- oder kuppenförmigen, meist
3) I. c. p. 42.
2) 1. c; p. 116.
kurzen Erhebungen, die scbon den älteren Helminthologen aufgefallen waren und zu mannichfachen
Deutungen Anlass gegeben h a tten . Man nannte sie Knötchen, Lefzen, Sauglippen, Fiihlspitzen,
labia mobilia, noduli und hie lt sie fü r Hantansstülpnngen mit zwischenliegendem Zellengewebe
(Zeder), ja sogar fü r Knnstproducte einer „cutis laxa, quae nodulos fingit“ (Rudolphi). Dabei
w a r allerdings scbon von Z ed e r beobachtet worden, dass sie hei jungen Thieren sich sehr lang
ausdehnen konnten (1. c. p. 191). Was ih re Zahl anlangt, so sind alle Beobachter darüber einig,
dass es ih re r sechs seien; n u r v. L in s tow giebt die Zahl au f vier an. Es sind aber thatsächlich
sechs vorhanden und zw a r zwei ventrale, zwei la te ra le un d zwei dorsale, welche alle zusammenk
ra n z a rtig den vorderen Körperpol umstehen, also auch sämmtlich v o r dem Mundsaugnapfe gelegen
sind. Bei fre i beweglichen, n ich t gedrückten Würmern glaube ich öfter eine etwas spitz
kegelförmige Ge sta lt an ihnen wahrgenommen zu haben; wenn sich der Wurm aber u n te r Druck
zusaimnenzieht, reduciren sich auch diese Anhänge au f ganz kurze, stumpfe, kuppenförmige Aussackungen
der Körperhant, von denen dann meistentheils n u r vier sichtbar sind, und zwar
die la te ra len und die dorsalen. Die ventra len liegen mehr oder minder dicht neben dem Munde
und werden beim Anfertigen des P räp a ra te s der oberen Saugnapfwand gewöhnlich so angedrückt,
dass sie n ich t sofort zu sehen sind (Fig. 8 u. 10, Taf. I ) ; genauere P rüfung lä ss t sie jedoch
niemals vermissen. In" ihrem Inneren habe ich ausser den gewöhnlichen Parenchymzellen und
schwachen Fortsetzungen des Hautmuskelschlauches nichts besonderes wahrgenommen. Auch dass
sie besonders beweglich, oder lang ausziehbar wären, habe ich nicht eönstatiren können: möglich,
dass es vom A lte r oder von sonstigen individuellen Zuständen des Thieres abhängt.
Die H a u t des Distomum nodulosum ist g l a t t , ohn e Stachelbildungen, und im Verhältniss
nicht sehr dick; sie misst ungefähr 0,008—0,01 mm im Durchmesser. Eine besondere Färbung
besitzt das Thier nicht, wohl aber bemerkt man seihst bei ganz a lten Individuen zu den Seiten
des P h a ry n x sehr häufig einige z erstreute, schwarze P igm e n tk ö rn c h e n , die m itu n te r deutlich
zu einem kleinen H ä u f c h e n g ru p p ie rt sind. S ie feh len im übrigen Körper durchaus und stellen
zweifellos R e s t e v on C e r c a r i e n a u g e n dar. Was die innere Organisation anbelangt, so beginnt der
V e r d a u u n g s a p p a r a t mit dem Mundsaugnapfe, dessen Höhlung, wie schon betont, „ senkrecht
eingebohrt“ is t (Zeder). Au f den Saugnapf folgt ein im Verhältniss mässig grösser P h a ry n x , der
ungefähr den d ritten Theil von jenem im Durchmesser erreicht. E r wurde mitsammt dem an
ihn anschliessenden Oesophagus vor mehr als 100 J ah ren bereits von B rau n gesehen, wenngleich
n a tü rlich nich t als das, was er ist, e rkannt; dem gegenüber beschreibt neuerdings Zschokk e das
Scblnndrobr als kurz, zeichnet es auch n u r als eine ganz kurze Verbindung des P h a ry n x mit
der Gabelungsstelle des Darmes. Die Angabe is t irr th iim lic h ; der Oesophagus is t ein zwar
dünnes, aber durchaus nich t kurzes R o h r, welches bis in die Nähe des Bauchsangnapfes hinabre
ich t, dann aber, wenn der Vorderkörper eingezogen und s ta rk v e rk ü rz t wird, in eine S-förmige
Schlinge sich leg t und damit n ich t selten dem oberflächlichen Blick sich entzieht. Die Darmschenkel
reichen in wechselnder Weite bis ins Hinterende des Körpers. In ihrem Inneren beme
rkt man meist fe tta rtig glänzende Kügelchen und Tröpfchen, die augenscheinlich dem Darmi
n h a l t e des W irth e s entstammen; Epithelzellen oder Trümmer von solchen habe ich m it Sicherhe
it nicht, Spuren von Blutkörperchen bestimmt nicht in ihnen nachweisen können. Das Distomum
nodulosum dürfte deswegen n u r als ein ziemlich anspruchsloser Kostgänger seines W irth e s
zu be tra chten sein.
Von dem N e r v e n s y s t e m kann ich n u r wenig mittheilen, da ich zu seinem Studium
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