A rb e it d a rg e ste llt worden. Eine zweite Categorie von Veränderungen b e trifft die Geschlechtsdrüsen
und besonders die Entwickelung von deren In h a lt, die Vorgänge, welche zu r Bildung der
Geschlechtsproducte hinführen. Ich habe diese, die in der Neuzeit ein eigenes Forschungsgebiet
darstellen, zw ar nich t gänzlich unbeachtet gelassen; ich ha lte es indessen fü r besser, sie h ie r zu
übergehen und dafür a u f die ä lte ren Angaben von L euckart, S chwarze, H eckert, P oirier ü . a.,
sowie au f die jüngste A rb e it von M onticelli zu verweisen, die speciell mit der Entwickelung
der Spermatozoen sich b e fa s s t1). Eingehendere Aufmerksamkeit wollen w ir aber der d ritten
der eben erwähnten Categorieen schenken, welche die Veränderungen und die Ausbildung der
L e i t u n g s w e g e b e trifft und heute noch so g u t wie unbearbeitet ist. Wenn w ir demnach
nunmehr n ä h er au f die
Entwickelung der Leitnngswege
eingehen, so muss als ein Umstand von allgemeiner Bedeutung zu erst hervorgehoben werden,
dass bei dieser Entwickelung eine V e rm e h r u n g d e r h i s t o l o g i s c h e n E l em e n t e augenscheinlich
n u r in ganz u n t e r g e o r d n e t e m Maasse e rfolgt; sie bleiben vielmehr der Zahl nach
ungefähr dieselben, die schon die Anlage des Ganzen in d e r reifen Cercarie zusammensetzen.
Eine Ausnahme davon macht vor allen Dingen der Uterus, der bei der le tz teren überhaupt noch,
nicht ausgebildet oder n u r durch die ganz kurze Verbindungsstrecke zwischen dem Hinterende
der Vagina und der Ursprungsstelle der Dotterstöcke re p rä s e n tirt ist. W ir haben h ie r jenes
schon oben bei Besprechung der morphologischen Bedeutung von Uterus und L aurer’schein Canale
betonte Stadium v o r uns, wo die Scheide noch bis an die weiblichen Keimorgane heranreicht,
genau wie bei den Cestoden während des ganzen Lebens. Bei unseren Distomen schiebt sich
nun, im Gegensatz zu den Bandwürmern, zwischen inneres Ende der Scheide und keimbereitende
Organe ein allmählich sehr lan g werdendes Bohr, der Uterus, ein dadurch, dass an der genannten
Stelle zuvörderst eine V e rm e h r u n g der histologischen Bestandtheile s ta ttfin d e t, ein
Process, der indessen schon verhältnissmässig frühe zum S tillstan d kommt; von da ab v e rh ä lt
sich die Uterusanlage völlig gleich derjenigen der übrigen Theile des Genitalsystemes. Auch .an
dem Endstücke der männlichen Hälfte des Leitungsapparates kommen in den ersten Perioden
der Entwickelung n a c h der Uebertragung resp. d e r E n c y s tiru n g noch Zellvermehrungen vor,
die aber ebenfalls binnen kurzem aufhören.
F ü r die übrigen Abschnitte der Geschlechtswege aber glaube ich die Behauptung aufstellen
zu können, dass in der Hauptsache n u r das i n d e r r e i f e n C e r c a r i e z um A u f b
a u e d e r A n l a g e n v e r w e n d e t e M a t e r i a l f ü r s p ä t e r z u r V e r f ü g u n g b l e i b t ,
und dass von diesem aus dann alle ferneren Anforderungen gedeckt werden müssen. Es geschieht
dies einmal durch eine ganz beträchtliche V e r g r ö s s e r u n g des gesammten zelligen Materiales,
welches den Körper unserer Thiere a u f b a u t; - speciell fü r die Bestandtheile der Geschlechtsapparate
b e trä g t diese Zunahme m itu n te r bis zum 27fachen des Volumens, welches die Elemente
der reifen Cercarien besitzen. Die Kerne (nur diese sind wegen d e r undeutlichen Abgrenzung
der Zellenleiber jederzeit genau messbar!) der Genitalanlage eines eben e n cy stirten Distomum
M Mo n t ic e l l i , Ricerche sulla spermatogenesi nei Trematodi. Internat. Monatsschr. f. Anat. u. Physiol. IX. 1892,
endoldbum messen 0,003 mm im Durchmesser; die der Genitalanlage, welche in Fig. 179, Taf. IX
von demselben Wurme ungefähr zur Zeit des Abschlusses der Zellvermehrung gezeichnet ist,
0,009—0,01 mm, was einer durchschnittlichen Volumzunahme in der oben angegebenen Höhe
entsprechen würde. Diese Vergrösserung, die zunächst ein Wachsthum des ganzen Körpers o h n e
eine Weiterentwickelung herbeiführt, h a t n a tü rlich auch eine Vergrösserung der Genitalanlage
zu r Folge, ohne mit einer Weiterausbildung derselben verbunden zu sein. Die le tz tere erfolgt
nun durch eine fü r die Zellen derselben noch fortgesetzte Vergrösserung, die vorzugsweise in
einer flächenartigen A u s b r e i t u n g nach zwei, oder einer S t r e c k u n g nach hauptsächlich
einer Richtung ihren Ausdruck findet. Die Genitalanlage s t r e c k t sich, und diese Streckung
documentirt sich besonders darin, dass die im Anfänge dicht aneinandergelagerten Kerne mehr
und mehr a u s e i n a n d e r r ü c k e n , wobei die eigentlichen Zellgrenzen kaum jemals deutlich h e rv
o rtreten . Vielleicht is t es eine directe Folge dieser au f einer Flächenausdehnung der einzelnen
Elemente beruhenden Verlängerung, dass die Höhe der Elemente in gleichem Maasse sich verrin
g e rt, und dass au f diese Weise im Inneren der Anlage ein L u m e n entsteht. Das Lumen
bildet sich ausnahmslos durch ein solches A u s e i n a n d e r w e i c h e n der ursprünglich überall
dicht aneinanderschliessenden Zellen, welche dadurch zu Wand- oder Epithelzellen werden. Einige
n u r gelegentlich, und s tets lange nach der ersten Bildung des Lumens an den Zellen auftretende
degenerative Erscheinungen können an der Auffassung der Entstehung desselben in Folge einer
Spaltung kaum etwas ändern.
Das Lumen t r i t t niemals überall gleichzeitig auf. Es dürften immer zuerst die Samenle
ite r sein, welche hohl werden; ihnen folgt dann sehr bald der spätere Genitalsinus mit den
an ih n sich anschliessenden Endtheilen der beiderlei Leitungswege, und nun e rs t beginnt auch
die Aushöhlung der weiblichen Keimleitungsorgane. Dieselbe geht gewöhnlich von der Stelle
aus, wo der L aurer’sehe Canal e in tritt, sie pflanzt sich von da aus nach aussen und innen fort,
freilich nicht regelmässig, sondern es tre te n bald h ie r bald da grössere oder kleinere Höhlungen
auf, die durch solide Stellen von einander g e tren n t sind, und e rs t sp äte r durch Zusammenfliessen
ein einheitliches Lumen durch den ganzen Leitungsapparat hindurch re p r äsen tiren.
Schon während des ersten A uftretens und der allmählichen Consolidirung der inneren
Höhlung unserer Leitungswege bemerkt man nun an diesen Epithelzellen h ie r und da ganz
schwache, aber vollkommen deutliche und vor allem deutlich s e l b s t s t ä n d i g e C o n t r a c t i o n e n ;
diese Zusammenziehungen werden mit der Z e it häufiger, auch krä ftig er, energischer und pflanzen
sich- manchmal bereits eine kleine Strecke weit au f die benachbarten P a rtieen von dem Ausgangspunkte
aus fo rt. T ro tz alledem habe ich aber a u f solchen Stadien noch keine Spur von dem
Vorhandensein e twaiger Muskeln erkennen können, und wir müssen demnach bis auf Weiteres
annehmen, dass den Epithelzellen der Leitungswege im Anfänge s e l b s t die F ähigke it der Con-
tra c tio n zukommt. Bildet nun diese Eigenschaft an und fü r sich schon nichts gerade Ungewöhnliches,
dar, so s te h t sie andererseits noch im besten Einklänge damit, dass, soweit ich erkennen
konnte, eben diese Epithelzellen durch besondere Differencirungen selbst die Muskelfasern an
ih re r P eripherie zu r Entwickelung bringen. Me i n e n B e o b a c h t u n g e n n a c h s i n d d i e
f e i n e n M u s k e l f i b r i l l e n , w e l c h e n a m e n t l i c h i n F o rm v o n R i n g m u s k e l n d i e
L e i t u n g s w e g e um s p i n n e n , E p i t h e lm u s k e l n , P r o d u c t e d e r E p i t h e l z e l l e n d e r
b e t r e f f e n d e n L e i t u n g sw e g e .
Die A r t und Weise, au f welche die Entwickelung dieser M u s k u l a t u r erfolgt, dürfte
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