positiven Nachweis des Zusammenhanges beider durch das Experiment, sie doch als zusammengehörig
betrachte. W ir werden sp äte r noch mehrfach h ie rau f zurückzukommen haben. Die
jüngsten Distornwn folium, aus Acenna cernua, waren der Ge sta lt nach noch ziemlich schlank, der
H in te rk ö rp e r zeigte n u r eine geringe Verbreiterung (Fig. 2 2 , Taf. I), die auch n u r während der
Ruhe deutlich in die Erscheinung t r a t, während sie bei der Bewegung, namentlich bei der
Streckung des Körpers noch vollständig verloren ging. Denselben Wechsel in ih re r Gesta lt zeigt
die reife Cercarie, wenigstens bemerkt man an derselben, wenn sie sich etwas zusammenzieht,
eine deutliche V erbreiterung des Hinterendes, die völlig derjenigen des jungen Distomum. folium
gleicht. Bei dem ferneren Wachsthum w ird die Ve rbre ite rung des H interkörpers einmal con-
s tan te r und nimmt andererseits auch nich t unbeträchtlich zu, so dass sie bald einen der auffälligsten
C h arak tere unseres Wurmes abgiebt. Die im Anfänge einfach runden Keimdrüsen
bekommen e rs t sp äte r die Einkerbungen am Rande; mit E in tr itt der männlichen Reife wandern
die Spermatozoen nach vorn in die Samenblase, von da durch den Genitalsinus in den U te ru s und
das Receptaculum seminis. u te rin um , wo sie zu r Eibildung Verwendung finden. D e r Uterus
g eh t zu erst in g e rad er Linie von den Keimorganen aus nach hinten und von da nach vorn
zurück; sp äte r bekommen der aufsteigende sowohl, wie der absteigende A st desselben seitliche
Faltungen, die in le tz te r Instanz zu dem reich gewundenen Verlaufe des Organes im erwachsenen
Thiere hinführen. Die ältesten Tliiere, die ich fand, zeigten den F rn c h th ä lte r n u r wenig s tä rk e r
gefüllt, als das in Fig. 19, Taf. I gezeichnete Thier.
3. D i s t omum p e r l a t um v. NORDM.
L i t t e r a t u r :
Fasciola tincae Modeer, Neue Abh. d. K. schwed. Akad. d. Wissensch. f. 1790, übers,
v . K ä s tn e r u . Link. XI. 1792. p. 119.
Distomci perlatum v. N ordmann, Micrograph. B eitr. z. N a tu rg . d. wirbell. Thiere. I. Berl.
1832. p. 8 8 , Taf. IX.
„ „ D ujardin, Hist. nät. des Helm., p. 401.
Distomum perlatum D ie sin g , S y s t. Helm. I ., p. 3 9 4 .
Distomum ferruginosum v . L in s tow , Arch. f. Naturgesch. 4 3 . I. 1 8 7 7 . p. 1 8 4 , Taf. XIV,
Fig . 2 5—2 7 .
Wie schon v. N ordmann ric h tig ve rm u th e t, is t die von M odeer beschriebene Fasciola
tincae unser Distomum perlatum und n ic h t, wie R üdölphi an n ahm , das _ Distomum globiporum.
S e it der Zeit v. N ordmann’s aber scheint der Wurm, im ausgebildeten Zustande wenigstens,
nicht wieder Gegenstand eingehender Beobachtung gewesen zu s e in , wenn nich t die von
v. L instow u n te r dem Namen Dist. ferruginosum beschriebene Form zu unserem Distomum per-
latum zu rechnen ist. Ich fü r meine Person h a lte die Id e n titä t beider fü r kaum zweifelhaft, da
Distomum perlatum und ferruginosum — nach Anbringung einiger nothwendiger Correcturen, die
den Bau des le tz teren betreffen — in anatomischer Hinsicht keine wirklichen Verschiedenheiten
mehr darbieten. Es w ird das deutlich h e rvortreten, wenn ich bei Besprechung der einzelnen
Organe unseres Wurmes die Beschreibung beifüge, die v. L instow von den entsprechenden
seiner neuen Speeies .giebt. ' Uebrigens glaube i c i auch deren Urbild einmal selbst gesehen zu
haben — in Gesta lt eines pigmentirten Distomum perlatum.
De r Wurm ist, soweit je tz t bekannt, ausschliesslich im Darme der Schleie gefunden
worden, n u r das Dist. ferruginosum v. L instow stammt nicht aus dieser, sondern aus Barbus
fluma»is. Auch die Exemplare des Thieres, die ich untersuchte, waren dem Darme von Tinea
vulgaris entnommen worden, in welchem Fische es in der Leipziger Umgegend ausserordentlich
gemein zu sein scheint. Man kann hierorts kaum ein Individuum desselben untersuchen, ohne
n ich t wenigstens einige der Würmer zu finden; m itu n te r aber, namentlich bei ä lteren Schleien,
bevölkern sie den Darm in solchen Mengen, dass derselbe wie braun gesprenkelt aussieht. Ein
Mal fand ich einige Exemplare dés Wurmes auch in Abramis brama; dieselben zeigten dicht u n te r
d er H a u t ihres sonst farblosen Körpers, besonders am Kopfe und um den Bauchsaugnapf
herum Flecken eines braunrothen Pigments, das y . L instow als charakteristisch fü r sein
D. ferruginosum angiebt. Soweit meine Kenntniss der Thiere nun reicht, waren jene pigmentirten
W ürmer aus Abramis nichts anderes, als Distomum perlatum, ■ obgleich sie sich von der normalen
Form aus der Schleie noch dadurch unterschieden, dass ih re Eier, a n s ta tt b ran n ro th zu sein,
ziemlich blass und fa s t farblos aussahen; abgesehen hiervon aber waren sie sonst völlig normal
gebildet und enthielten einen reifen Embryonalkörper. In diesem pigmentirten Exemplaren sehe
ich nun einmal das Urbild der Speeies ferruginosum, welches von der Beschreibung v. L instow' s
n u r betreffs des Wohnorts abweicht, im übrigen aber genau sich mit ih r deckt. Andererseits aber
habe ich mich durch den Augenschein ohne Mühe überzeugt, dass die betreffenden Exemplare
nichts anderes, als etwas ungewöhnlich aussehende, und an einem augenscheinlich ungewöhnlichen
Orte lebende Distomum perlatum waren.
D e r Wurm is t n u r klein und e rre ich t im erwachsenen Zustande eine Grösse von selten
mehr wie 1,3 mm; (D ujardin giebt 1,6 mm a n , Distomum ferruginosum misst nach v. L instow
1,25 mm), Davon kommen ein D ritte l bis die Hälfte a u f den ausserordentlich dehnbaren „Hals“;
im übrigen sind die Grössenverkältnisse je nach den Alterszuständen ziemlich wechselnde. Die
grösste Breitenausdehnung e rre ich t der Körper in der Höhe des Bauchsaugnapfes; auch sie verän
d ert sich aber mit dem A lte r sowohl, als mit den Contraotionsverhältnissen des Körpers und
es lassen sich allgemein gültige Masse nicht wohl anführen.
Die S a u g n ä p f e sind in ih re r Grösse imr wenig verschieden, und zwar is t der Bauchsaugnapf
s te ts der etwas grössere; bei ungefähr erwachsenen Thieren misst dieser 0,018 mm,
d er Mundnapf 0,015, doch kann man auch h ie r g a r n ich t selten das umgekehrte Verhältniss
heobachten, wenn der Wurm mit dem Munde sic* ¡festgesogen und mit dem Bauehsaugnapfe losgelassen
h a t; es g ilt dasselbe, was ich oben bereits von dem Distomum tereücölle sagte. (D. ferm-
ginoswm soll Saugnäpfe von 0 , 2 1 bezüglich 0,25 mm haben.)
Die H a u t des Distomum perlatum is t bestachelt, oder vielmehr beschuppt, wenn wir uns
rich tig e r ausdrücken wollen (Fig. 8 6 , Taf. IV). Schon v. N o r d m a n n beschreibt au f der H aut
desselben reihenweise gestellte, kleine „Knötchen“, durch die er „wie mit kleinen Perlen b e setzt“
aussah ; au f jedem dieser Knötchen stand ein kleiner Stachel, was namentlich am Körperrand
deutlich h e rv o rtre ten .sollte. Die Existenz dieser Knötchen is t von v. M o r d m a n n rich tig
beobachtet, n u r handelt es sich dabei um véritable Schüppchen von 0,0098 mm Länge und
0,0044 mm Breite, die in sehr regelmässigen, parallelen Qnerrelhen angeordnet sind (bei Dist.
ferruginosum h a t „der ganze Körper einen gleickmässigen, stark en Stackelbesatz*). Die SnliHppM.en
Bibliotbecn Zoologien. Heft 16. 4