wickelt, welcher nach B r a u n wahrscheinlich eine Bedeutung als B rutraum zukommt, Bei Distomen
scheinen ähnliche Verhältnisse bis je tz t nicht bekannt zu sein, indessen kann auch h ie r
der Geschleclitsvorraum zu Zeiten zu einer sehr voluminösen Höhlung änschwellen, in welcher
auch E ier vor der Ablage gelegentlich sich ansammeln. Es g ilt das eben Gesagte speciell von
Distomum terdicolle, bei dem, wie schon bei der speciellen Schilderung des Wurmes gesagt wurde,
das Atrium gewöhnlich durch die s ta rk papillenförmig nach innen vorspringenden Oeffnungen
der Leitungswege fa s t ausgeföllt wird (Fig. 59, Taf. III), während es nach längerem Liegen der
W ürmer in Wasser oder Salzlösung immer mehr mit ausgestossenen Eiern ■ sich fü llt und bald
einen Körper von nahezu 1 mm Durchmesser d a rstellt, der schon bei Betra ch tu n g mit blossem
Auge deutlich h e rv o rtr itt. Ob diese Erscheinung normal is t, d. h. ob die E ie r s tets n u r in
grösseren Portionen a u f einmal abgelegt werden, oder ob w ir es h ie r n u r mit einer durch die
veränderten Verhältnisse bedingten Abweichung von dem normalen Vorgänge zu th u n haben,
kann ich gegenwärtig nich t entscheiden; von Bedeutung bleibt aber jedenfalls’ die Thatsache,
dass das Genitalatrium u n te r gewissen Umständen als Reservoir fü r die reifen Geschlechts-
producte zu dienen und in Verbindung damit seine Ausdehnung ausserordentlich zu vergrössern
vermag (vergl. die Fig. 66, Taf. IV).
Die äussere Oeffnung des Vorraumes kann andererseits durch eine re la tiv s ta rk e Musk
u la tu r v ö l l i g g e s c h l o s s e n werden, so dass dann eine d i r e c t e V e r b i n d u n g z w i s c h e n
d e n m ä n n l i c h e n u n d w e i b l i c h e n L e i t u n g s w e g e n h e r g e s t e l l t i s t . Die Muskulatur
is t vorwiegend eine Ringmuskulatur, die dicht u n te r der Körperfläche in dem Niveau der H a u tmuskulatur
am s tä rk sten ist, nach hinten aber sich u n te r allmählicher Abnahme, in der Mächtigk
e it a u f das ganze A trium und noch weiter fo rtse tz t. Sie is t n u r ein besonderer, s tä rk e r en twickelter
Theil von der Muskulatur der L e i t u n g sw e g e 1); ebenso, wie sich auch deren Längsmuskulatur
in o ft ansehnlicher S tä rk e au f die Wan d des Sinus fo rtse tz t. So is t u n te r anderem
die s ta rk e „zweite Ringmuskelschicht“, welche N o a c k von dem Endtheil des Uterus, „da, wo er
a u f dem Cirrusbeutel lie g t“, von Distomum clavigerum beschreibt, der gegebenen Abbildung nach
nichts als die ansehnlich s ta rk e Muskulatur des G enitalsinus2). Als Antagonisten wirken den
Verschlussmuskeln entgegen andere Muskelfasern, welche von der Oeffnung aus ra d iä r aus-
strahlend und gelegentlich sich gabelnd und anastomosirend, in die Längs- und Ringfasern des
Hautmuskelschlauches übergehen (Fig. 134, 135, 147, Taf. VII). Sie reprä sentiren augenscheinlich
n u r besonders modificirte Theile des letzteren, und sind nach S tä rk e und Zahl in den einzelnen
Fällen bedeutenden Schwankungen unterworfen. Im allgemeinen lä sst sich aber constatiren, dass
sie bei s tä rk e r und k rä ftig e r entwickeltem Hautmuskelschlauche auch ihrerseits k rä ftig e r sind,
als wo dies n ich t der F a ll ist.
1) M o n ti c k ll i spricht die Endtheile der G e n ita lle itu n g sw e g e direct und positiv als E i n s t ii 1 p u n g e n d e r
K ö r p e r w a n d , und damit ihre innere Auskleidung als Fortsetzung der Haut, ihre Muskulatur als Fortsetzung des
Hautmuskelschlauches an (1. c. p. 86, 92, 105 u. a.), freilich ohne irgendwo ausdrücklich zu erwähnen, ob er diese Behauptungen
auf Beobachtungen gründet, oder ob es sich nur um Schlüsse handelt. Für unsere Fisch- und Froschdistomen,
sowie für a l l e a n d e r e n D i s t ome n , von denen ich bis je tz t entsprechende Stadien zu untersuchen Gelegenheit hatte,
ist die Auffassung Monticelli’s, wie ich vorgreifend erwähnen will, und wie wir im dritten Theile specieller erkennen
werden, d u r c h a u s u n z u t r e f f e n d ; selbst der äusserste Endtheil des Genitalleitungsapparates, das Genitalatrium,
h a t mit der Haut g e n e t i s c h n i c h t d a s g e r i n g s t e zu t h u n (Nachträgl. Zusatz)!
2) NOACK, 1. c. p. 49. Taf. I, Fig. 8 sph.
Die innere Auskleidung des Vorbofes wird, den bisher allgemein üblichen Anschauungen
zufolge, gebildet von einer Fortse tzung der äusseren Cuticula, die sich durch die Geschlechtsöffnung
nach innen einschlägt und bis in die anschliessenden P a rtie en der Leitungswege hinein
sich fortsetzt. Diese Auffassung is t eine irrthümliche; die Auskleidung des Atriums und die
äussere Bedeckung des Körpers sind nichts weniger, als gleichwerthige Bildungen, sondern, wie
wir im letzten Abschnitte noch genauer sehen werden, etwas ganz heterogenes; erstere zeitiger
N a tu r und von der Genitalanlage h e r gebildet, le tz tere der ih re r Genese nach so problematischen
Körperbedeckung angehörig. Allerdings haben beide Gebilde bei reifen Würmern auf frischen
sowohl, wie au f conservirten und gefärbten P räp a ra te n oft ein re ch t ähnliches, vielleicht sogar
ganz gleiches Aussehen; indessen fehlen in dem A trium s tets die Stacheln, welche die H aut vielfach
auszeichnen und mit derselben sich auch in die Saugnäpfe hinein erstrecken (z. B. D. perla-
tum, confusimi)., - Dafür geschieht es in der Regel, dass die Innenfläche des Atriums au sg e stattet
is t mit d e n s e l b e n oder wenigstens ähnlichen Skulpturen, wie sie auch au f der Innenfläche der
Genitalleit ungs wege sich vorfinden; es t r i t t das Atrium hierdurch schon äusserlich in nähere
Beziehung zu den letzteren, als zu der Körperhaut.
Im Grunde des Geschlechtssinus liegen nun die eigentlichen G e s c h l e c h t s ö f f n u n g e n .
Dass diese bei den verschiedenen Arten weder zu einander, noch zu den Hauptrichtungen des
Thierkörpers eine überall gleiche Lagebeziehung einhalten, ist. bekannt; ich verweise in dieser
Hinsicht au f die ausführlichen Zusammenstellungen, welche B r a u n ') gegeben ha t. Selbst bei
Individuen einer und derselben A r t finden hier noch Abweichungen s ta tt, die aber meistentheils,
wie mir scheinen will, in den Contractionsverhältnissen des Leibes ih re Ursache haben. Man
brau ch t blos irgend eine lebhafter bewegliche Wurmform einige Zeit ohne Deckgläschen, oder
u n te r n u r ganz leichtem Drucke zu beobachten, um sich bald von den fortwährenden
Aenderungen in den Lagebeziehungen aller Organe und auch der Genitalöffnungen zu überzeugen.
Bei der Conservirung, die gewöhnlich von einer intensiven Zusammenziehung begleitet ist, wird
irgend ein beliebiger Zustand fix irt und kommt dann zu eventueller Beobachtung und Beschreibung.
Ich glaube, nach der Untersuchung lebender Thiere diesen Verhältnissen kaum grössere
Bedeutung beimessen zu sollen.
Das gewöhnliche Verhalten dürfte wohl das sein, dass beide Oeffnungen im Grunde des
Sinus nebeneinander liegen; indessen kommen hiervon einige bemerkenswerthe Ausnahmen vor,
indem g a r n ich t selten die weibliche Oeffnung in der S e i t e n w a n d des Genitalsinus gelegen
ist. Es s ieht dann meist so aus, als führe der Genitalporus direct in den männlichen Leitungsa
p p a ra t über und der weibliche Canal münde seitlich in diesen hinein; so is t es besonders deutlich
bei den Froschdistomen mit seitlicher Genitalöffnung, ebenso bei dem gleichfalls mit seitlichem
Porus äusge statteten Distomum perlatum (Fig. 82, 83, Taf. IV, 169, Taf. VIII). Indess
is t auch in diesen Fä llen das Atrium in ganzer Ausdehnung s tets durch seine von derjenigen
d e r Leitungswege verschiedene Auskleidung leicht kenntlich.
A u f die Betheiligung des Genitalsinus an der Ausstülpung d e s , Cirrus komme ich an
einer späteren Stelle zu sprechen.
*■) BRAUN, Bronn’s Classen n. Ordnungen 1. c. p. 734 f.
Uibliotheca zoologica. Heft 16.