hindurchziehen (Fig. 122, Taf. VI). Was die Entstellung der Hautstaclieln oder Schuppen anlangt,
so will ich erwähnen, dass sie, meinen Erfah ru n g en nach, bei den reifen Cercarien der Würmer
bereits in ih re r definitiven Form sich vorgebildet finden; n u r sind sie in Folge d e r geringen
Differenz in ihrem eigenen Lichtbrechungsvermögen gegenüber demjenigen der sie einschliessenden
H a u t n u r bei Anwendung sehr scha rfer Vergrösserungssysteme zu erkennen. Schon während
des en cy s tirten Zustandes werden sie aber ausserordentlich viel -deutlicher und lichtbrechender,
so dass sie je tz t schon fü r schwächere Linsensysteme erkennbar-eind. D ah er mag wohl die verschiedentlich
geäusserte Ansicht kommen, dass die Hautstacheln e rs t während der Einkapselung
sich bildeten. W ährend des späteren Lebens und Wachsthums des Wurmes im definitiven T räg e r
findet eine Neubildung von Stacheln augenscheinlich n i c h t s ta tt, es tre te n n u r insofern Veränderungen
ein, als dieselben selbst an G-rösse zunehmen, und mit der Oberflächenvermehrang
des Wurmkörpers mehr und mehr auseinanderrücken. Da das Wachsthum ausserdem h a u p tsächlich
den H in te rk ö rp e r und n u r sehr wenig den Vorderkörper betrifft, so is t es nicht unmöglich,
in der grösseren Zerstreuung der Stacheln an dem e rsteren Orte eine directe Folge der
ungleichmässigen Vergrösserung zu erblicken; jedenfalls tre te n bei Cercarien und jungen Würmern
die oben angedeuteten Ungleichheiten in der Stachelvertheilung n o c h n i c h t auf.
Ueber die A r t der E ntstehung der Hautbewaffnung vermag ich keine Auskunft zu geben,
soviel ich mich auch darum bemüht habe Das erste, was man von ih r sieht, sind winzige
Spitzchen au f der Oberfläche, die in ihrem optischen V e rha lten noch ganz mit dem der Masse
der H au t übereinstimmen. Sp ä te r sondern sie sich von dieser durch vermehrte Lichtbrechungsund
veränderte Tinctionsfähigkeit, sie werden grösser — aber woher, das Material zu dieser
Grössenzunahme kommt, darüber findet sich keine Spur. Dabei besitzen diese Gebilde, wie wir
frü h e r sahen, immer eine sehr bestimmte, charakteristische, oft sogar ziemlich complicirte Gestalt
und niemals bin ich Missbildungen u n te r ihnen begegnet. E in Analogon zu ihnen finde ich n u r
in dem Gercarienstachel, der auch e ntsteht, ohne dass man beobachten könnte, woher? Es liegen
bei ihm die Verhältnisse höchstens insofern günstiger, als seine gesetzmässige Ge sta lt vielleicht
e rk lä r t werden könnte durch die Form des Raumes, in welchem e r e n tsteh t; aber dann is t auch
h ie r unser Wissen zu Ende. Wie eine Vermehrung der Stacheln nach der ersten Anlage nicht
mehr e in tritt, so treffen w ir andererseits u n te r n o rm a l e n Verhältnissen auch keine Verminderung
derselben durch etwaiges „Abwerfen“ etc. im späteren A lte r ( P a g e n s t e c h e r u . a.). Bei g e s u nde n ,
eben ihrem n atürlichen A ufentha ltsorte entnommenen Würmern habe ich keinerlei Anzeichen
eines solchen Processes bemerkt, vielmehr das Stachelkleid immer in seiner charakteristischen
Form angetroffen. F ü r gewöhnlich durchsetzen die einzelnen Stacheln oder Schuppen die H au t
in ih re r ganzen Dicke schräg nach hin ten und rag en meist mit ih re r Spitze oder scharfen Kante
ein klein wenig über das Niveau derselben hinaus. Eine bemerkenswerthe Ausnahme hiervon
macht n u r das Distomum variegatimi, au f das w ir sp äte r noch zurückkommen werden. Eine selbstständige
Beweglichkeit habe ich an den Stacheln n ic h t bemerken können.
Sehen w ir uns nun die B e s c h a f f e n h e i t der H a u t etwas näher an, so bemerken wir
hauptsächlich bei denjenigen Formen, die der Bewaffnung entbehren — aber auch bei diesen nicht
ü berall — zwei oft re c h t deutlich von einander gesonderte Schichten: eine äussere, ganz homogene
und im frischen Zustande etwas s tä rk e r lichtbrechende und eine innere, weniger s ta rk lic h tbrechende,
h y a lin e oder feinkörnige. Beide Schichten sind au f S ch n ittp räp a ra ten meist noch
deutlicher, als im Leben zu unterscheiden, da die äussere sich gewöhnlich durch eine vermehrte
Tinctionsfähigkeit vor der unteren auszeichnet. A u f die Existenz zweien auf diese A r t und
Weise verschiedener Lagen in der H a u t unserer W ürmer ist, abgesehen von Z iegler, neuerdings
besonders von J uel W e rth gelegt worden, welcher die äussere, s ta rk färbbare Schicht bei den
Apoblemci&rten und auch bei Distomum hepaticum direct als die „festeste“ hinstellt. ’) Die relative
Mächtigkeit der beiden Schichten i s t in den einzelnen Fällen eine re ch t verschiedene. Es giebt
Formen, wo die äussere so vorwiegt, dass sie fa s t die ganze Dicke der H a u t ausmacht (Dist.
tereticolle), während sie bei anderen wieder so dünn wird, dass sie n u r schwer zu erkennen und
die H a u t scheinbar n u r aus der Substanz der unteren der beiden Schichten aufgebaut is t (Dist.
cylinclraceum und besonders Dist. variegatum ; die übrigen Wurmformen stehen zwischen diesen
beiden Extremen in der Mitte)/ Dies letzgenannte Distomum variegatmi zeichnet sich nun aus
durch eine ausserordentliche Hinfälligkeit seiner Körperbedeckung, der w ir sp äte r unsere Aufmerksamkeit
noch eingehender werden zuwenden müssen. Da im Gegensätze hierzu gerade Dist.
tereücolle.eine grosse Widerstandsfähigkeit besitzt, so; h a t der Gedanke J üel’s , in dieser peripheren,
verdichteten Hautlage eine besonders gegen die Einflüsse der Umgebung schützende Hülle zu
erblicken, vieles fü r sich. Ich glaube in der Th a t, eine solche Bedeutung fü r diese Schicht in
Anspruch nehmen und vertheidigen zu können.
Wenn w ir die Verhältnisse, u n te r denen unsere Wü rm e r leben, n u r oberflächlich einem
Vergleiche unterziehen, dann ergiebt sich sofort, dass auch fü r die Pa ra s iten eines W irth e s die
Existenzbedingungen wesentlich verschieden sind, je nach dem specieilen Orte, den dieselben zu
ihrem Aufenthalte sich auserkoren haben. Ein Wurm, der in der Lunge oder im Blute lebt,
w ird bei weitem n ich t die Anforderungen an die F e stigke it und Resistenzfähigkeit seiner Körperbedeckung
zu stellen haben, als einer, der im Darme, oder g a r im Magen seines Trägers sich aufhält.
Es is t ohne weiteres einzusehen, dass am letzteren Orte die Hautdecke widerstandsfähig sein
muss gegen alle jene d o rt erzeugten Agenzien, welche thierische Gewebe sonst in ziemlich k urzer
Z e it völliger Auflösung entgegenführen. Es kann kaum überraschen, wenn in diesem F a lle die
H a u t auch in ihrem physikalischen Verhalten die A ttrib u te dieser F äh ig k e it zu r Schau trä g t,
A ttrib u te , die den in weniger gefährlicher Umgebung lebenden Verwandten mehr oder minder
entbehrlich sind und auch thatsächlich abgehen. Unser Distomum tereticolle is t nun eine von denjenigen
Arten, die sich den Magen und sogar den eines gefrässigen Räubers zum Aufenthalte gew
äh lt haben und in diesem zu existiren vermögen. Ich habe oft genug im Magen des Hechtes
Exemplare des Wurmes eingepresst gefunden zwischen die Magen wand und die in schneller Auflösung
begriffene Masse irgend eines gefressenen Fisches, dabei völlig u n b e rü h rt von der um sie
herum herrschenden Zerstörung. Schon älteren Beobachtern w a r diese Widerstandsfähigkeit an
dem Dist. tereticolle aufgefallen2), und ebenso'der Umstand, dass gerade dieses Thier längere Zeit
ausserhalb seines Wohnthieres im W asser zu leben vermochte, als andere Eingeweidewürmer.
Es handelt sich hierbei nich t um Stunden, sondern um Tage und Wochen, j a J urine berichtet,
einige Exemplare einen vollen Monat lang im Wasser am Leben erhalten zu h ab en .3) Dieser
Umstand gewinnt eine um so höhere Bedeutung, wenn w ir damit Zusammenhalten, dass beispielsweise
das Distomum variegatum schon nach lU—Vsstündigem Aufenthalte in Wasser gequollen und
J uel, Beiträge etc. 1.-fi/, p. 13.
■2) z. B. Blogh, Besch. d. Beri. Gesellsch. Naturf. Freunde. 4. 1779. p. 557.
8) J urine, Annales d. sc. hat. 1. c. p. 492.