
Zuchtversuche als berechtigt gelten kann, und ich die meinigen gegenwärtig als noch nicht
positiv genug ansehe; n u r soviel dürfte sich zunächst m i t S i c h e r h e i t sagen lassen, dass Würmer,
die bereits einige Tage, oder g a r 8 Stunden nach der Y e rfü tte ru n g der en cy s tirten Cercarien
m i t E i e r n g e f ü l l t angetroffen wurden, n i c h t au f diese F ü tte ru n g zurückzuführen sind. Auch
habe ich bis je tz t vergebens versucht, Individuen von Planorbis corneus oder der übrigen grösseren
Süsswasserschnecken mit den Eiern des Wurmes zu inficiren; doch kann dies füglich auch daran
liegen, dass gewisse bisher noch unbekannte Bedingungen fü r eine erfolgreiche Entwickelung der
Jugendformen nicht e rfü llt waren, is t also deshalb noch nicht d ire c te r Gegenbeweis.
Die jüngsten Exemplare des Wurmes, die ich im Frosche
fand, (Fig. 32, Taf. II ) massen ungefähr 0,52 mm und waren
vollkommen deutlich erkennbare Distomum clavigenm. Im Hinter-
ehde erkannte man die bereits oben beschriebene einfach gestaltete
Excretionsblase, vor derselben die kleinen, blassen Hoden, über
denen unmittelbar die blinden Enden der Darmschenkel lagen.
Die Anlage von Cirrusbeutel und Vagina h a tte bereits vollkommen
ih re definitive seitliche Lag e ru n g : u n te r dem Bauchsaugnapfe
zeigte sich ein hellerer Zellencomplex, die Anlage der
inneren, weiblichen Genitalien. D e r H inte rkörpe r des Wurmes
w a r im Yerhältniss zum Vorderkörper noch ausserordentlich
klein, und während der Bauchsaugnapf beim ganz erwachsenen am
Ende des ersten K ö rp e rd ritte ls sich findet, lie g t e r h ie r beinahe
am Ende des zweiten. Bei dem weiteren Wachsthum is t es also,
wie auch sonst, der die Genitalorgane bergende Hinterleib,
welcher die hauptsächlichste Grössenzunahme und in Verbindung
damit eine immer zunehmende Verschiebung der bisherigen
Grössen- und Lagerungsverhältnisse der Organe e rfä h rt. Bei einer
Länge von ca. 3/< mm und darüber beginnt die Production von
„ I Spermatozoen, welche nach vorn .sich begeben,Distomum clavigeittm ? aus Bann esculenia 11 ' in der Samenblase
bei zeiss Syst. a* Oc. ii. sich ansammeln un d dann bei der Oeffnung des weiblichen L eitungs-
Die Buchstabcnbezeichnungen sind dieselben, . , . • , „ . . « ,
wie auf den Tafeln. apparates i n diesem wieder nach hinten autsteigen. Einmal lancl
ich ein Individuum des Wurmes (noch nicht 1 mm lang) mit
einer mächtigen Ansammlung von Sperma im U t e r u s halbwegs zwischen Ootyp und Vagina:
der U te ru s w a r an dieser Stelle noch nicht hohl geworden und die Spermatozoen sassen bis au f
weiteres alle vor der undurchgängigen Stelle fest. Exemplare von ca. 1 mm Länge haben meist
schon eine geringe Anzahl zunächst »noch blasser E ier in sich, der U te ru s s te h t dabei noch deutlich
im Beginne des obengeschilderten ersten Stadiums der seitlichen Schlingenbildung, und die
Hoden liegen noch ganz im Ende des Leibes; e rs t sp äte r rücken sie durch s tä rk e re Auftreibung
des letzteren von Seiten der Uterusschlingen re la tiv weiter nach vorn, wie in Fig. 30, Taf. II.
Während ich u n te r den sehr zahlreichen Distomum davigerum, die ich im Verlaufe meiner
Studien zu Gesicht bekam, niemals ein Individuum a n tra f, welches durch irgend welche Abweichungen
von dem normalen Baue sich ausgezeichnet h ä tte , fand ich am 25. März 1890 in
einem Wasserfrosche ganz vereinzelt einen Wurm von der in obenstehender F ig u r dargestellten
Organisation. Derselbe w a r zw ar eine Kleinigkeit g rö sse r, als das Distomum davigerum gewohnlich,
wies aber in seinem ganzen sonstigen Habitus eine solche Aehnlichkeit mit diesem auf,
dass man versucht sein möchte, ihn diesem ohne weiteres zuzurechnen. Principiell abweichend
is t eigentlich auch n u r die Lage der Höden, die nicht, wie bei davigerum, am Ende der Darmschenkel,
sondern zwischen diesen, k u rz h in te r dem Bauchsaugnapfe, schräg h in te r einander gelegen
waren. Die Lage des Genitalporus, Gestalt des Cirrusbeutels, Grösse und Lage der D o tte rstöcke
und des Keimstockes w a r durchaus die des Dist. davigerum, ebenso stimmte die Gestalt
der Excretionsblase und die Länge der Darmschenkel ganz mit diesem überein. Da ich den
W u rm niemals wieder angetroffen habe, so gewinnt es den Anschein, dass w ir es in ihm eher
mit einer zufälligen Aberration, als mit einer besonderen A r t zu th u n haben; ich verzichte deshalb
auch darauf, ihm einen besonderen Namen zu geben, theile aber sein Bildniss hier mit, um
eventuelle Aufmerksamkeit au f ihn zu lenken.
12. D i s t o m u m c o n f u s u m n. sp.
L i t t e p ' a t u r :
Distoma davigerum Dü ja rdin, B i s t . n a t . d e s H elm . p a g . 4 0 4 .
„ „ ex p. | P agenstecher, Trematodenl. u., Tremat. p. 3 9 u. 4 1 , Taf. IV,
„ endolobum „ „ J Fig. 8—14. T af. V, Fig. 1.
„ davigerum P achinger, Neue Beitr. etc. Taf. I , Fig. A.
Betreffs der Geschichte und Synonymie is t das bei der vorigen A r t Gesagte zu vergleichen.
Distomum confusum leb t im Darme unserer Frösche und aller K rö ten a rten ; am häufigsten
habe ich es jedoch immer bei dem Wasserfrosche angetroffen, wo es in der Leipziger .Gegend n u r
selten ganz vermisst, gelegentlich aber in Gesellschaften bis zu 50 Stück und darüber angetroffen
wird. Ganz c h arakteristisch is t sein Sitz im Darme; er findet sich nämlich immer unmittelbar
am P y lo ru s in der daselbst befindlichen kurzen Biegung des Darmes; vereinzelte Exemplare sitzen
bis zu r Einmündung des Gallenganges hinab, noch weiter hinten aber gehört das Vorkommen
eines normalen Exemplar es zu den Ausnahmen.
Unser W u rm is t die kleinste der drei naheverwandten Formen und das kleinste der
Froschdistomen überhaupt. Seine Länge b e trä g t bei sehr grossen Exemplaren 1 ,3 6 mm, die
Bre ite im Ruhezustand ungefähr 1 mm. E r macht sich daher schon beim flüchtigen Ansehen
durch seine kürze, gedrungene Ge sta lt bemerkbar und zieht sich gern bis zu r völlig kreisrunden
Scheibenform zusammen; in der Bewegung wechselt die Ge sta lt n a tü rlich mannichfach. Die
F a rb e is t meist ein trübes Röthlichgelb.
Die S a u g n ä p f e sind ungefähr g l e i c h g r o s s ; ind'ess is t der vordere doch s tets um
eine Kleinigkeit grösser; bei dem ältesten, von mir beobachteten Individuum b e tru g der Durchmesser
des Mundsaugnapfes 0 ,1 6 mm, der des Bauchsaugnapfes 0 ,1 5 mm.
Trotz der gleichen Grösse is t aber der Bauchsaugnapf augenfällig schwächer, als der
Mundsaugnapf; e r b esitzt weniger Muskelfasern in seiner Wandung und n u r eine ganz flache,
u h rg la s artig e innere Wölbung; auch z ieht der Stachelbesatz der Körper h a u t ununterbrochen
durch ihn sich hindurch, während der Innenraum des Mundsaugnapfes stachellos ist. Demnach