
m itu n te r findet man an ein und demselben Nervenstamme h ie r eine grosse, d o rt eine kleine Z e lle ;
auch sind es durchaus nich t immer die stark en Nerven, an denen die grossen Zellen Vorkommen.
Im allgemeinen sind die peripheren Zellen aber noch seltener, als die im Inneren der Stämme
gelegenen.
Auch an den iso lirt verlaufenden Nervenfasern bemerkt man gelegentlich, obwohl selten,
Granglienzellen und es zeigt sich dann w e ite r ganz deutlich, dass die Zellen einfache Anschwellungen
der Faser, die Fasern Verlängerungen der Zellen darstellen. Theilweise s ieht man
das an der F ig u r 57, Taf. I I I ; es is t mir au f diese A r t und Weise zu r Gewissheit geworden,
dass die F a s ern z e l l i g e n Ursprungs sind; und durch Verlängerung und Auswachsen von
Ganglienzellen entstehen. Damit wird es auch erklärlich, warum die in den Nerven gelegenen
Zellen so undeutliche Grenzern aufweisen: weil sie direct in die F a s ern übergehen und diese in
ihrem optischen V e rha lten n u r wenig von einander sich abheben. Eine symmetrische Lagerung
dieser Ganglienzellen, wie sie Lang in dem Gehirn und auch den peripheren Nerven von Tristomwn
molae constatiren konnte l), vermochte ich bei meinem Untersuchungsmateriale nich t zu erkennen.
Ausser den in den V e rlau f eines Nerven oder einer F a s e r eingeschalteten Ganglienzellen
trifft man nun bekanntlich im Trematodunkörper mehr oder minder zahlreiche, sogenannte freie
Ganglienzellen an, die Leückart u n te r Bezugnahme au f die Studien der Gebrüder Hertwig über
die Scheibenquellen als motorische Centra d e u te te 2). Ich habe diese peripheren Ganglienzellen
bei allen von mir untersuchten Würmern aufgefunden, und will zunächst bemerken, dass ihre
Häufigkeit in d ire c te r Beziehung s te h t zu der Höhe der Ausbildung, die das ganze Nervensystem
bei irgend einem Thiere ha t, dass also bei den kleineren Formen unsere Zellen ungleich spärlicher
angetroffen werden, als bei den krä ftig en Dist. tereticolle, cygnoides, ovocaudakm, isoporum u. a. In
Bezug au f ih re Verbreitung im Thierkörper kann ich die Angaben Leückart’s bestätigen; sie
finden sich eingelagert zwischen die Organe des Wurmkörpers, besonders in der Nähe muskulöser
Organe und Elemente. So fand ich sie besonders zwischen den Faserzügen des Hautmuskelschlauches,
an den muskulösen Wänden von Darm, Excretionsblase, Uterus, ja sogar, und zwar
regelmässig, im Inneren des Cirrusbeutels. I h r Aussehen is t bei den lebenden Thieren genau
dasjenige der übrigen Ganglienzellen, n u r dass ih re Ge sta lt in An b e tra ch t ih re r „F re ih e it“ leichter
zu erkennen i s t 3). Von einer Verbindung dieser isolirten Nervenelemente mit dem übrigen Nervenapparate,
die so ziemlich als physiologische Nothwendigkeit angesehen werden musste, w a r bisher
freilich keine sichere-Spur aufzufinden gewesen4); die Untersuchung des l e b e n d e n Tliieres zeigt
*) Lang, Untersnch. etc. 1. c. p. 39.-
2) Leückart, 1. c. p. 197 f.
- ®) Monticelli h ält (1. c. pag. 71), ohne die Existenz bipolarer Zellen gänzlich ausschliessen zu wollen, die
Mehrzahl der Ganglienzellen für multipolar und erklärt die Angaben über nni- und bipolare für ein „erroneo apprezza-
mento della forma della cellula, determinato dal modo come 6 passata la sezione“. Die Beobachtung am Lebenden, wo
man die fraglichen Zellen als Ganzes übersieht, bestätigt diese Schlussfolgerung n i c h t ; besonders bipolare Zellen finden
sich sehr häufig in den Verlauf der Nerven eingeschaltet, während an den Kreuzungsstellen allerdings tri- und pluriplare
verwalten. In allen diesen Zellen reicht während des Lebens das körnige Zellprotoplasma ringsum dicht an den Kern
heran und von einer den letzteren umgebenden „Vacuole“ ist nichts zu erkennen. Demnach dürfte diese in Schnittpräparaten
regelmässig erscheinende Vacuole doch nicht, wie Monticelli schliesst (1. c. p. 78) ein „fatto normale“,
sondern „an prodotto delle manipolazioni“ sein.
4) Ganz neuerdings ha t sie Monticelli aufgefunden, und berichtet darüber (1. c. p. 72): „di alcune ho potuto
accertarmi che trovansi sul decorso di piccoli nervi, che rinforzävano coi loro prolnngamenti, o nel punto di biforcazione
di nervi, delle altre non ho potuto ben riconoscere i rapporti ¿i,. .“.
diesen Zusammenhang m itu n te r in überraschend schöner Weise (Fig. 54, Taf. III). Die Zellen
sind theils unipolar, theils bi- und multipolar, ih re F o rtsä tz e sind zum Theil ausserordentlich fein,
aber zu r günstigen Z e it so sch a rf begrenzt, dass sie kaum verwechselt werden können. Einige
von ihnen nun gehen k la r und deutlich in Nervenfasern und diese in die grösseren Nervenstämme
über, während andere der Zellenausläufer, im Anfänge genau so deutlich wie jene, nach k urzer
Z e it aufhören, ohne mit dem Nervensystem in Communication zu tr e te n ; in der Regel scheint von
den Ausläufern jeder Zelle n u r einer nach diesem sich zü begeben, während die anderen zu
benachbarten Zellen in Beziehung tre ten oder augenscheinlich frei im Parenchyme sich verlieren,
lo h habe mir viele Mühe gegeben, womöglich auch einmal die Endigung der letzteren Zellenausläufer,
also besonders ih re wahrscheinliche Verbindung mit der Muskelfaser, zu erkennen,
habe aber damit leider g a r kein Glück gehabt. Wohl sieht man sehr oft dieses oder jenes
Nervenfäserchen in directe Nähe einer Muskelfibrille h e ran tre ten und h ie r verschwinden, aber
damit w a r ich auch an der Grenze des flir mich zu r Zeit Erreichbaren an g e lan g t; vielleicht dass
Untersuchung re c h t zahlreicher P r ä p a ra te doch einmal ein positiveres R e su lta t liefert.
Das is t Alles, was ich von dem Nervensystem unserer Thiere beobachtet habe, meiner
eigenen Ueberzeugung nach n u r ein geringer Theil dessen, was sich beobachten lässt. Ich h ä tte
gerne selbst manches noch weiter verfolgt und aufzuklären versucht, wenn die Umstände es mir
g e s ta tte t h ä tte n ; so finden vielleicht Andere hierdurch die Anregung, diesen zwar äusserst subtilen,
aber interessanten und noch so wenig bekannten Verhältnissen nachzuforschen.
D. Excretionsapparat.
Ueber den Excretionsapparat der Distomen und der ihnen näher verwandten Formen
liegen in unserer heutigen L itte r a tu r, wie die sehr ausführliche Zusammenstellung von B raun ')
beweist, eine re c h t ansehnliche Zahl von Angaben vor. Trotz dieser zahlreichen Einzelbeobachtungen
aber gewinnt man bei einer Vergleichung derselben nicht den Eindruck eines einheitlichen,
und tro tz aller Verschiedenheiten im Einzelnen, im Grossen und Ganzen doch überall
gleichen Baues des Organsystemes, wie ihn u n te r anderem Darm und Nervensystem und besonders
die eingehend s tu d irten Genitalorgane aufweisen. Wohl sehen w ir eine bestimmte Gliederung
des ganzen Apparates überall auftreten, aber damit is t in der Hauptsache auch der allen Formen
gemeinsame C h a rak te r desselben au fg e fü h rt; was Lagerung, Ausdehnung und besonders Beziehung
d er einzelnen Theile z u e i n a n d e r anbelangt, darüber e rhalten w ir bis je tz t noch sehr wenig
Aufschluss. Es h än g t dies sicher einmal mit dem Umstande zusammen, dass ein grösser Theil
der uns bis je tz t bekannten Formen m ir in conservirten Exemplaren u nte rsucht werden konnte
oder wenigstens u n te rsu ch t wurde, in einem Zustande also, der eine Erkennung der feineren
I heile des Apparates notorisch nicht zulässt. So kennen wir von diesen A rten überall n u r einen
A bschnitt des ganzen Systemes, von dem Reste aber und von den speciellen Beziehungen aller
Theile zu einander n u r re ch t wenig. Durch den letztgenannten Mangel hauptsächlich w ird nun
noch ein zweiter TJebelstand bedingt, und dieser besteht darin, dass in den verschiedenen Arbeiten
J) Br a u n , Bronn’s Classen u. Ordn. d. Thierr. VI. p. 631 ff.