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Auch L a n g e r h a n s 1) erklärt die Membrana Descemetii für eine direkte Fortsetzung der Chorioidea,
versteht unter der Membrana Descemetii aber augenscheinlich ein Gebilde, das meines Erachtens anders
gedeutet werden muss. Bilder, wie die von L a n g e r h a n s gegebene Figur eines Ammocoefcw-Augee veranschaulicht,
haben sich bei meinen Präparaten zuweilen auch ergehen, doch liess es sich dann immer
nachweisen, dass die vor der Linse gelegene starke Gewebsschicht, die L a n g e r h a n s (und nach ihm
W ie d e r s h e im ) für die Membrana Descemetii erklärt, vielmehr als eine Cornea mit anliegendem sub-
cutanem Bindegewebe aufzufassen ist. Die Membrana Descemetii zieht sich in Wirklichkeit als feiner
Bindegewebszug zwischen dem fraglichen Gebilde und der Linse hin. Ic h habe dies Trugbild einer
ungeheuer starken Descemeti’schen Membran indessen immer n u r hei den jüngsten der von mir u n te r suchten
Ammocoetes angetroffen. Bei Augen, die, wenn ich z. B. den Ausbildungsgrad der Linse als-
Maassstab nehme, schon so hoch entwickelt waren, wie das von L a n g e r h a n s abgebildete • i|ünd von
W ie d e r s h e im reproducirte), zeigte sich niemals eine Spur jen e r Erscheinung. Es lässt sich dieser Umstand
ja auch mit dem Auftreten einer ausgesprochenen Cornea und dem Schwinden des subcutanen
Bindegewebes genügend erklären.
Im Verlauf der Larvenentwicklung bekommt das vor der Cornea gelegene subcutane Bindegewebe,
das nichts anderes ist, als die vordere Partie des bulbus-umhüllenden, immer mehr eine derjenigen
der Cornea ähnliche Schichtung, und es ist deshalb nicht möglich, eine scharfe Grenze zwischen beiden
aufzustellen. Eine bestimmte Umgrenzung der Hornhaut kommt erst durch die Metamorphose zu Stande,
und zwar hauptsächlich durch Verschwinden des subcutanen Bindegewebes einerseits und die Ausbildung
der beiden sogenannten elastischen Membranen andrerseits. Die Cornea, die im Verlauf der Ammocoetes-
Entwicklung an Stärke immer mehr eingebüsst hat, gewinnt durch die Metamorphose wieder eine bedeutende
Mächtigkeit. Die Membrana Descemetii verliert ihren ursprünglichen zelligen Bau mehr und
mehr und wird schliesslich zur typischen Membran. Dasselbe gilt von der Zwischenmembran. Beide
Häute verlieren im Verlaufe der Entwickelung stetig an Stärke.
Iris und Ciliarkörper.
Von einer eigentlichen Iris kann für Ammocoetes auf keiner Entwicklungsstufe gesprochen
werden; es handelt sich dabei stets einfach um den Rand des Augenbechers, dessen beide Wände immer
noch einen verhältnissmässig bedeutenden Zwischenraum, den Rest der primären Augenhöhle, zwischen
sich lassen. Die Chorioidea bekleidet auf späteren Stadien die Aussenfläche der äusseren Wand, d. li.
des Pigmentepithels bis zur Umbiegungsstelle hin, un d es ist dadurch möglich gemacht, eine Pars reti-
nalis Iridis von dem chorioidealen, d. h. dem durch Pigmentepithel un d Chorioidea zusammen gebildeten
Theile der Irisanlage zu unterscheiden.
Ein Ciliarkörper fehlt hei Ammocoetes ebenfalls. Die Metamorphose (Fig. 21j bringt auch für
diese Verhältnisse einen bedeutenden Fortschritt. Jetzt existirt eine wirkliche Iris, und zwar h a t sich
i) Langerhans. Untersuchungen über Petromyzon Planeri. Freibiirg 1873.
dieselbe lediglich dadurch gebildet, dass die Ränder der secundären Augenblase sich, gegen die Vorderfläche
der Linse hinstrebend, stark in die Länge gezogen haben. Die Ränder des Augenbechers, also einerseits
Chorioidea nebst Pigmentepithel und andrerseits die Pars iridis Retinae, haben sich auf einander gelegt,
verschmelzen jedoch niemals vollkommen mit einander .(so W. M ü lle rji^ Es lässt sich vielmehr
zwischen denselben, besonders in dem weniger stark pigmentirten ventralen Theil, stets noch ein feiner
Spalt, der letzte Rest der Höhle der primären Augenblase, nachweisen. Dorsal wie ventral hat sich das
Pigment des Pigmentblattes, um die Umbiegungsstelle gleichsam herumwandernd, eine kurze Strecke
weit auch auf die Zellen der Pais retinalis Iridis ausgedehnt.
Auch zur Bildung eines allerdings wenig entwickelten Ciliarkörpers ist es gekommen in Gestalt
einer Verdickung des Pigmentepithels, an die sich die Retina mit den für eine Pars ciliaris Retinae
charakteristischen in die Länge gezogenen Zellen anlegt. Blutgefässe konnte ich in dieser Ciliarkörperanlage
niemals nachweisen. Sie ist ventral immer stärker entwickelt als dorsal und tritt niemals, weder
direkt noch durch einen besonderen Aufhänge- und Adaptionsapparat in Beziehungen zur Linsenkapsel,
hält sich vielmehr stets in ziemlicher Entfernung von letzterer. Der Ciliarkörper wird von der Limitans
interna -überkleidet, An diese setzt, sich die . nunmehr ebenfalls zur deutlichen Membran gewordene
Membrana hyaloidea an, die als vordere Grenze des Glaskörpers die hintere und die seitliche Fläche
der Linse umgibt. Es entsteht so zwischen Ciliarkörper und Hyaloidea einer- und der hinteren Fläche
der Iris andrerseits ein Hohlraum, der die Linse ringförmig umzieht und eine sehr grosse sog. hintere
Augenkammer darstellt.
Linse und Glaskörper.
1) Ammocoetes, Thierlänge 6,2 cm (Fig. 15).'
Maasse: L in se n h ö h e .................................................................................. °>14 111111
L in s e n tie fe ........................... .......................................................................°>095 "
Dicke des Linsenepithels am distalen Linsenpol. . .' . . . . 0,028 -
Hintere Linsenwand, d. h. ihre Stärke am proximalen P o l . . 0,05 -
Lisenhöhle, in der Augenaxe g em e s s e n ..............................................0,017,M
Die Linse ist noch hohl. Ihre vordere Wandung besteht aus 1—2 Lagen länglicher Zellen mit
ebensolchen Kernen. Im Hintergrund der Linse, und zwar vom Mittelpunkt der proximalen Wand ausgehend,
h a t die Bildung der Linsenfasern in der Art ihren Anfang genommen, dass die Zellen dieser
Partie sich gegen die Höhle hin bedeutend in die Länge zu ziehen beginnen. Die Kerne dieser faserartig
auswachsenden Zellen finden sich bald in der Mitte, bald sind sie gegen ein Ende hin gerückt.
Infolge dessen erscheinen die Kerne in dem in Auswachsung begriffenen Komplex ziemlich gleichmassig
vertheilt; von einer besonderen Kemzone ist also keine Rede,.,
Die Linsenkapsel ist bereits vollständig ausgebildet und umgibt die Linse m ihrem ganzen
Umfang.