dings zeigten diese Organe in den einzelnen Fällen eine re c h t verschiedene Ausbildung. N u r sehr
selten liess sich an ihnen ein Bau nachweisen, der mit dem Baue des Apparates bei den erwachsenen
Formen bereits eine vollkommenere Uebereinstimmung zeigte. Es g ilt das in der Hau p tsache
n u r von der Cercarie des Distomum macrostomum, die innerhalb des LmcocAZoWiftwmschlauches
ih ren Sexualapparat nach Heckert *) bereits so weit ausbildet, dass e r „nur durch die geringeren
Grössen Verhältnisse von dem der erwachsenen W ürme r verschieden“ ist. Ungleich häufiger sind
die Fälle, wo man bei den Cercarien n u r „Anlagen“ der Genitalien auffand, entweder in Gestalt
einfacher, h in te r dem Bauchsaugnapfe gelegener „Zellenhaufen ohne feste Umgrenzung“ (so nach
Ledckart2) bei der Cercaria D. Jiepatici, die allerdings wegen ih re r Cystendrüsen fü r die E rkennung
gerade dieser Verhältnisse eines der am wenigsten geeigneten Objecte ist), oder als gesond
e rte „Gruppen von Zellen“, die theilweise durch zellige Stränge mit einander in Verbindung
stehen. Anlagen dieser le tz teren Form waren schon frü h er beschrieben worden von de F ilippi
bei der Cercaria lophocerca3) ; sie wurden neuerdings auch von Ziegler bei Ducephalus 4) aufgefunden
und sind schliesslich bei den Cercarien armata, ornata, ecliinatä und spinifera von Schwarze . eingehender
s tu d irt und auch in ih ren weiteren Schicksalen verfolgt worden -); Schwarze findet
als Genitalanlage bei Cercaria armata ebenfalls gesonderte „Gruppen“ von Zellen, drei an der
Zahl, „von denen jedoch die beiden h interen durch schmale Stränge mit der vorderen in Verbindung
stehen“. Die vorderste Gruppe liegt vor dem Bauehsaugnapfe; die m ittlere bildet die
Anlage des weiblichen Genitalsystemes, is t etwas von re chts nach links in die Länge g e streckt
und zeigt in der Mitte eine leichte Einschnürung; die h in te rs te endlich z erfä llt sp äte r in zwei
gesonderte Zellengruppen; von denen aus reihenförmig angeordnete Zellenkerne nach vorn verlaufen.
Aehnlich soll „auch die Genitalanlage von Cercaria ornata beschaffen sein, n u r dass hier
der vordere Zellencomplex bald aus der Mittellinie heraus und nach dem Rande des Körpers zu
rü ck t, und diejenige von Cercaria echinata, wo jene zelligen Verbindungsstränge, die Anlagen der
Vasa deferentia, besonders deutlich h e rvortreten.
Dies sind meines Wissens die hauptsächlichsten Mittheilungen, welche bis je tz t über die
Geschlechtsorgane der Cercarien in der L i tte r a tu r vorliegen. A u f Grund derselben kommt
Leuckart in seinem P a ra s iten werke zu dem Schlüsse, dass die Cercarien „zur Zeit des Aus-
schwärmens mehr oder minder weit differencirte Genitalien besitzen“ 6). Ich kann nun diesen
Satz a u f Grund einer ansehnlichen Reihe neuer E rfahrungen nicht n u r vollständig bestätigen,
sondern auch dahin erweitern, dass die Cercarien n ich t n u r mehr oder minder w e it differencirte,
sondern Genitalien besitzen, w e l c h e ü b e r a l l d e u t l i c h b e r e i t s d e n B a u u n d d i e
G l i e - d e r u n g d e s d e f i n i t i v e n O r g a n s y s t e m e s aufweisen7). Alle die Cercarienformen,
') H e c k e r t, Leucochlor. parad. 1. c. p.
2) L e u c k a r t , Paras. d. M. II. Aufl. p. 286.
3) DE P i l i p p i , I ll e Mem. etc. 1. c . .
4) Zi e g l e r , Buceph. u . Gasterost. etc. 1. c. p. 22 d. S.-A.
5) S c h w a r z e , Postembr. Entw. etc. 1. c. p. 13 d. S.-A.
®) Leuckart, Paras. d. M. II. Aufl. p. 130.
7) Bei Gelegenheit der Beschreibung des Distomuni valdeinflaturn STOSSICH = Echinostomum cesticillus juv.
M o l i n erwähnt M o n t i c e l l i , dass er bei dieser encystirten Distoxnenform nicht im Stande gewesen sei, Spuren von Genitalien
aufzufinden. ■ E r spricht daraufhin die Vermuthung aus, dass sie in der That ihre Entwickelung noch nicht begonnen
haben und-dass diese erst nach der Uebertragung ihren Anfang nehmen möchte. Meinen Erfahrungen nach halte ich
dies für durchaus unwahrscheinlich; es ist mir zweifellos, dass die Genitalien, wie sie überall in den Cercarien angelegt
werden, auch hier vorhanden, wenn auch infolge ihrer Zartheit bei Anwendung schwächerer Objectivsysteme nicht erkennbar
waren (Nachtr. Zusatz).
die ich zu untersuchen Gelegenheit h a tte - ll | ausser den zu den Distömen der Fische und Frösche
gehörigen noch eine Anzahl anderer — besitzen Genitalorgane, und zwar nicht n u r in Gestalt
von „Zellenhaufen“, sondern im Wesentlichen bereits von derselben Zusammensetzung, wie bei
den erwachsenen W ürme rn: Die bisher ziemlich bedeutend erscheinenden Unterschiede in dem
G r a d e ih re r Ausbildung fallen damit hinweg, wenn anders man das bei einer, grösseren Anzahl
ganz verschiedener Formen Gefundene au f alle ausdehnen will. E s h a t sich aber bei meinen
Beobachtungen weiterhin die interessante Thatsache herausgestellt, dass eben diese complicirt
und hoch ausgebildeten Genitalorgane der Cercarien bei a l l e n untersuchten Formen zugleich
einen sehr ii b e r e i n s t im m e n d e n . B a u zeigen, dass die V e r t h e i 1 u n g d e r K e i m d r ü s e n
im K ö r p e r ü b e r a l l d i e g l e i c h e i s t , m a g i h r e L a g e r u n g b e i d e n e r w a c h s e n e n
F o r m e n a u c h e i n e g a n z d i f f e r e n t e s e i n . Geringe Abweichungen kommen allerdings,
wie wohl kaum anders zu erw a rten steh t, auch h ie r vor, doch sind dieselben durchaus u n te rgeordneter
N a tu r. Da diese Genitalorgane, nun den Ausgangspunkt für. die sp äte r auftretenden
Veränderungen bilden, so w ird es selbstredend nöthig sein, e rs t sie etwas genauer in s Auge
zu fassen.
Die Genitalorgane der Cercarien.
Nehmen w ir als specielles Beispiel fü r diese Betrachtung eine Form, bei welcher der
Sexualapparat deutlich ausgeprägt, zugleich aber tro tz der ziemlich abweichenden Configuration
desselben im erwachsenen Thiere, in der eben betonten typischen Weise zusammengesetzt ist,
also beispielsweise die Cercarie des Distomum cygnoides, die
Cercaria macorcerca d e F i l i p p i (Fig. 129, Taf. VI). Bei sorgfältiger Untersuchung mit
s tä rk e re r Vergrösserung entdeckt man an dem lebenden Wurme, und zw ar schon ehe derselbe
seine völlige Reife e rlan g t h a t, dicht h in te r dem Bauehsaugnapfe die Anlage der Geschlechts-
„organe. Am besten hierzu eignen sich Thiere, die auf dem Bauche liegen, bei denen man also
au f den Rücken blickt. Es fallen h ie r zunächst drei zellige Complexe in die Augen, zwei auf
der linken, einer au f d er rechten Körperseite gelegen. De r letztere, sowie von den beiden anderen
der hintere, sind etwas voluminöser, im allgemeinen -von ovaler Gestalt, aber etwas wechselnder
Grösse; sie messen beide im Querdurchmesser 0,035 mm, ih re Länge jedoch is t etwas verschieden,
0,09 und 0,0ß5 mm. In ihrem Inneren erkennt man ziemlich grosSe Zellen mit grossen,
s ta rk körnigen Kernen und wenig Zellprotoplasma; die Grenzen der einzelnen Elemente aber
sind vollkommen deutlich. Am Rande der Körper zeigen sich gewöhnlich einige wenige, spindelförmige
Zellen (Fig. 129 HM), die auch beim weiteren Wachsthum der Anlage ihre- periphere
Lage beibehalten, sich, dabei aber immer mehr abpla tten und zu einer Eigenmembran um jene
Zellenhaufen herum werden. Diese s elbst-repräsentiren die H o d e n unserer Cercarie; w irs eh en ,
dass sie im Gegensätze zu dem erwachsenen Wurme n u r in der Zweizahl vorhanden sind.
Bei günstigen und klaren P räp a ra te n kann man nun weiter sehen, wie an einer Stelle
am vorderen Rande eines jeden der beiden Hoden ein z arte s, unregelmässig gekrümmtes Band
nach v orn abgeht, das von Z e it zu Zeit, aber nich t häufig und im ganzen n u r selten mehr als
3mal, eine spindelförmige Verdickung zeigt, welche jedesmal von einem deutlichen Kerne gebildet,
wird. Diese Kerne ähneln in Habitus und Grösse durchaus den Kernen der übrigen Genital