aus, die bis ganz nahe an den Fornix Conjunctivae, resp. die wirklichen Augendrüsen herantreten,
niemals jedoch mit denselben in Verbindung sind, oder au f irgend eine andere Weise nach dem Cpn-
junctivalsacke eine Ausmündung besitzen. Die grosse Drüse ist vielmehr von dem Drüsentheil der Con-
junctiva stets durch eine Bindegewebslage getrennt; häufig ziehen sich noch ausserdem zwischen beiden
Drüsencomplexen grosse Gefässe hin. Auch im Bau unterscheiden sich die conjunctivalen Drüsen aufs
Bestimmteste von dem grossen Drüsenorgan. Jene halten sich in der Hauptsache in der Form eines
Drüsenepithels, das an Stelle der Conjunctiva getreten ist. N u r im äussersten Fornix haben sich die
Elemente desselben gehäuft und bilden kleine Ballen oder Packete von Drüsenzellen. Ganz selten
kommt, im dorsalen Fornix, der Anfang einer Schlauchbildung vor, aber auch da sind die Drüsenzellen
noch rund, höchstens haben sie die Gestalt kleiner, durch gegenseitige Berührung etwas abgeplatteter
Ellipsoide erhalten.
Die grosse Drüse dagegen setzt sich aus einer bedeutenden Anzahl sehr weiter Schläuche zusammen,
die durch schönes, natürlich stets einschichtiges Epithel von hohen Cylinderzellen mit runden
Kernen gebildet werden. Die einzelnen Schläuche sind von ganz feinen Bindegewebsfibrillen mit
seltenen, winzigen Kernchen umhüllt. Zwischen ihnen ziehen sich zahlreiche Blutgefässe hin. Ausserdem
wird die Drüse von den Augenmuskeln, sowie dem vom Auge nach dem Gehirn hin seinen Weg
nehmenden Sehnerven, ferner zahlreichen, dem Gebiete des N. oculomotorius und ersten Trigeminusastes
angehörigen Nerven Verzweigungen durchzogen.
Wenn nu n dieser grosse Drüsencomplex nach dem Conjunctivalsack, wie bemerkt, keine Aus-
miindung besitzt, also, da ja die Mündung einer Drüse Aufschluss über die Art ihrer Entstehung und
damit auch meistens ihrer Function zu geben pflegt, nach der gewöhnlichen Auffassung nicht als Augendrüse
betrachtet werden darf, so erhebt sich sofort die Frage: wohin mündet das Organ denn'? Man kann
dabei n u r an zwei Möglichkeiten denken. Entweder besitzt die Drüse einen, resp. mehrere Ausführungsgänge
nach Aussen, d. h. durch das Integument hindurch, wie dies z. B. W ie d e r s h e im für die nach
Lage und Bau sehr ähnliche, von ihm so benannte Orbitaldrüse der Gymnophionen nachgewiesen hat,
oder es ist eine Communication mit der Mund- oder Rachenhöhle, direkt oder indirekt, vorhanden.
Ein Ausgang gegen die Körperoberfläche besteht n un sicher nicht. Die Drüse zieht sieh zwar,
wie oben bemerkt, oft ganz nahe unter der H au t hin, durchbricht aber niemals das subcutane Bindegewebe,
geschweige denn Cutis und Epidermis. Schon die ganze Anordnung der Drüsenschläuche
widerspricht auch der Annahme, dass das Organ als Resultat einer Einstülpung der äusseren Körperoberfläche
entstanden sein könne, aber sie gibt auch keine Berechtigung, sich dasselbe als von Innen,
d. h. der Mundhöhle her, gebildet zu denken. Eine Verbindung des Organs mit der Rachenhöhle ist
freilich vorhanden. Etwas unterhalb der proximalen Ventralfläche des Bulbus öffnen sich nämlich die
Drüsenschläuche nach einem Gange hin, der zunächst noch ein sehr weites Lumen besitzt und nahezu
horizontal direkt nach Innen verläuft. Er zieht sich dabei dicht unter der ventralen Fläche des Riechorgans,
und darauf des Jakobson’schen Organs hin, von beiden n u r durch ganz dünne knorpelige, resp.
knöcherne Skelettstücke und noch dünnere Bindegewebslagen getrennt, und mündet in die Rachenhöhle.
Die Ausmündung erfolgt zwischen der Mündung des Jakobson’sehen Organs und den Choanen, jedoch
näher bei ersterer. Sie liegt aber mehr der Längsaxe des Körpers genähert, etwas seitwärts unter der
Mitte der Nasenscheidewand (Fig. 79). Die Ausmündungsstellen der beiderseitigen grossen Drüsen liegen
also dicht neben einander, nahe der Medianebene des Thieres. Der Ausfiihrungsgarig wird im Anfang
seines Verlaufes, nach Verlassen der Drüse, noch von deutlichem Drüsenepithel gebildet, das von einer
bindegewebigen Scheide umhüllt ist. Etwa von der Stelle ab, wo er sich unter dem Geruchsorgan hinzuziehen
beginnt, verliert das Epithel jedoch seine drüsige Beschaffenheit und geht in das gewöhnliche
Epithel der Mundschleimhaut über.
Die Thatsache der Ausmündung der Drüse in die Rachenhöhle würde also für ihre Erklärung
als Munddrüse sprechen: damit will aber ih r Bau, vor Allem die Anordnung ihrer Schläuche, nicht
stimmen. An ein der Oibitaldrüse der Gymnophionen ähnliches Organ darf man ebenfalls nicht denken,
weil die Communication nach Aussen fehlt, und eine Deutung als wirkliche Augendrüse verbietet sich
wegen der Abwesenheit einer Verbindung mit dem Conjuncti valsack.
Nun h a t B o rn für die Ophidier überhaupt festgestellt, dass die Harder’sche Drüse in das Augenende
des Thränenganges einmündet und ihr Secret durch diesen Gang, der jede Beziehung zur Nasenhöhle
verloren habe und nach secundären Umbildungen direkt in den Rachen münde, in die Mundhöhle
sende. Die Glandula Harderiana fungirte also demnach gewissermassen als Speicheldrüse.
Hiermit stimmen auch meine Untersuchungen an Tropidonolus natrix überein. Hier mündet der
Gang direkt in die Rachenhöhle. E r Öffnet sich gegen diese hin aber a l l e in , nicht, wie B. H o f fm a n n
für Heteronotus angibt, zusammen mit dem Ausführungsgange des Jakobson’schen Organs.
Aehnlich scheinen die Verhältnisse nun auch in Betreff des grossen Drüsenorgans von Typhlops
vermicularis zu liegen. Man h a t es mit einer gewaltig entwickelten Harder’sehen Drüse, ihrem Ursprung
nach also allerdings einer Augendrüse, zu thun. Dieselbe mag auf früheren Entwicklungsstufen einmal
in den Thränennasengang gemündet, und dieser wieder mit dem Conjunctivalsack (Fig. 89) in Verbindung
gestanden haben, zwischen letzterem und der Harder’schen Drüse also ein wenigstens indirekter
Zusammenhang vorhanden gewesen sein. Später verschwand dann die Communication des Thränen-
nasenganges (Fig. 90) mit dem Conjunctivalsack, die Verbindung mit der inzwischen mächtig angewachsenen
Glandula Harderiana ~blieb aber bestehen u n d bildete sich allmählich dergestalt um, dass schliesslich
der Thränengang lediglich zu einem Ausführungsgang der genannten Drüse wurde. Zu gleicher Zeit
hatte er, wie B o rn für alle Ophidier annimmt, auch seine Beziehungen zur Nasenhöhle verloren und
mündet nu n direkt in den Rachen.
Die grosse hinter dem Auge von Typhlops sich ausbreitende Drüse ist also nichts anderes, als
eine Harder’sche, die ihr Verhältniss zum Auge vollständig aufgegeben hat und zusammen mit einem
Theil des umgewandelten Thränenganges zur Bereitung von Speichel, oder doch einem ähnlichen Secret
herbeigezogen worden ist. Mit dieser Annahme stimmt auch die Anordnung der Drüsenschläuche sehr
schön überein. Der Bau des Organs wäre ganz unverständlich, wenn man es' auf eine andere Weise
entstanden sein lassen wollte.
Bibliotheca zoologica. Heft X III 16