Was zunächst die S am e n b l a s e ' ) anbelangt, so zeigt diese im Allgemeinen ein sehr gleich-
massiges Verhalten. Sie liegt vor allem bei den h ie r besprochenen Wurmformen ganz allgemein
vollständig im Inneren des Cirrusbeutels und is t ein bei erwachsenen Thieren immer reichlich mit
Samenfäden ge fü llte r Schlauch, der selten mehr wie eine volle Schlinge macht. Die Existenz dieser
Schlinge is t augenscheinlich n u r a u f die räumlichen Verhältnisse des Cirrusbeutels zurückzuführen
und in le tz te r Instanz wohl au f eine nachträgliche Volumenzunahme der Samenblase, welche in
gestreckter Lage innerhalb des Beutels keinen Raum mehr fand. U n te r den von m ir u n te rsuchten
Würmern is t übrigens eine Form, bei der die Samenblase einen ziemlich gestreckten
Verlauf und damit der Cirrusbeutel eine beträchtliche Länge aufweist, das Distomum vcirie-
gatum R u d . (Fig. 45, 48, Taf. I I und Fig. 134 und 135, Taf. VII). Bei einem noch n ich t einmal
völlig ausgewachsenen Exemplare des Wurmes von ca. 13 mm Länge b e trä g t die Länge der
Samenblase 4,3 mm, also fa s t genau den d ritten Theil der Gesammtlänge, der Cirrusbeutel —
der ja noch den Ductus ejaculatorius en th ä lt — über 5 mm. Die W eite is t im Verhältniss zu
dieser Länge n u r gering, und s te ig t selten über 0,12 mm. In histologischer Hinsicht u n te rscheidet
sich diese Samenblase ebensowenig von den schon bekannten, als die der anderen, h ie r
n ich t besonders nahmhaft gemachten Formen. In Bezug a u f die G e sta lt der Samenblase h ä tte
ich noch zu erwähnen, dass dieselbe in ih re r ganzen Ausdehnung n u r selten gleich dick is t}
abgesehen von einer s te ts etwas s tärk eren Füllung des hinte ren Endes, wodurch dieses besonders
aufgetrieben erscheint, treffen w ir sehr regelmässig die m ittlere P a rtie mehr oder minder ver-
schmächtigt (Fig. 82, Taf. IV, Fig. 96, Taf. V, Fig. 166, Taf. V III). Diese Verschmächtigung
kann so weit gehen, dass die Vesicula in zwei förmliche Abschnitte z erfä llt, die durch einen
deutlich abgesetzten, dünnen V erbindungsgang mit einander in Communication stehen (z. B. Fig. 158
und 169, Taf. VIII). T ro tz ihre s constanten A u ftreten s und trotzdem sie sich auch,: wie ich
vorgreifend erwähnen will, frühzeitig und selbstständig anlegt, glaube ich ih r doch keine prin-
cipielle Bedeutung beimessen zu sollen; jedenfalls kann sie bei allen Formen, bei denen sie sonst
nachweisbar ist, gelegentlich auch vollkommen fehlen.
Was die P a r s p r o s t a t i c a anbelangt, so zeigt dieselbe eine noch g eringere Ausbildung,
als bei dem Distomum endolobum, bei Distomum variegatum (Fig. 134, 135, Taf. VII), wo sie kaum
noch als besonderer Theil des Ductus ejaculatorius erscheint. Entsprechend diesem geringen
H e rv o rtreten des Secretraumes is t auch die Zahl der P ro sta ta d rü s en eine n ich t sehr bedeutende,
ih re G e sta lt hingegen die gewöhnliche. Deutlich sind P a rs p ro sta tic a und Drüsen ausgeprägt
die manca, in altre forme, il P o ib ie e , P e its c h , L e u c k a r t e . .“ ; pag. 145 dagegen steht betreffs des D. Richicirdü:
_la tasca del pene e molto piccola . . e piriforme, ed il pene, che mai mi e riuscito veder svaginato, a s s a i b r e y e “.
In Wirklichkeit besitzt der in Rede stehende Wurm weder einen Cirrusbeutel, noch einen wirklichen Penis; betreffs einer
Anzahl anderer Pormen mit „tasca del pene relativamente piccola“ (D. contortiim, etc.) lässt sich kein bestimmtes Urtheil
fallen, da von diesen keine genügenden Abbildungen gegeben werden (Nachtr. Zusatz).
*) Der Name Ye s i c u l a s emi n a l i s , Samenbl a s e is t einmal seit längerer Zeit bereits für das Samenreservoir
der männlichen Geschlechtsorgane wohl eingebürgert, er bietet andererseits bei seiner Kürze eine so leichte
Unterscheidbarkeit gegenüber dem als R e c e p t a c u l u m s emi n i s , Samen t a s ch e , bezeichneten Samenreservoir der
weiblichen Genitalien, dass ich keinen Grund sehe, warum er fallen sollte. Trotzdem fühlt Monticelli das Bedürfniss,
ihn durch die Bezeichnung ricettacolo seminale maschile zu ersetzen (1. c. p. 84), eine Bezeichnung, die neben der grösseten
Umständlichkeit ,nocli die Eigenschaft besitzt, leichter zu Verwechselungen mit dem ricettacolo seminale feimninile Anlass
zu geben. Warum aber überhaupt eine Namensänderung, wenn der Begriff derselbe bleibt? Durch blosse Einführung
neuer Namen wird die Wissenschaft nicht gebessert!
bei Distomum cglinclraceum, perlatum, nodidosum, glöbiporum etc.; ih re bei Weitem grosste und
mächtigste Ausbildung aber e rre ich t sie bei den drei Froschdistomen mit seitlicher Genital-
offnung, den Dist: confusum, clavigerum und medians, sowie bei Dist. isoporum. Sie re p rä s en tirt
hier, während sie sich bei allen den vorher genannten Formen leicht der Beobachtung entzieht,
einen sehr ansehnlichen, auf den ersten B lick in die A ugen fallenden und m ehr oder m inder kugeligen
Körper, der auch bereits mehrfach beschrieben ist. So be rich te t S c h w a r z e betreffs des Distomum
clavigerum von einem „kugeligen Organ“ mit muskulösen Wänden, die innen ein „einschichtiges
Ep ith el von dünnwandigen Zellen“ tr ä g t, „welche in rad ia le r R ichtung so s ta rk in die Länge
g e streck t sind, dass sie n u r ein kleines Lumen frei lassen“. Das Plasma dieser Zellen is t sehr
feinkörnig, die Kerne liegen an der Wand des Organes'.). Eine bis in’s kleinste zutreffende
Beschreibung des ’ Gebildes, wie es sich im gefärbten und geschnittenen P räp a ra te zeigt, lie fe rt
von demselben Thiere N o a c k 2) . E r nennt es „Drüsenorgan“ und s ag t betreffs seines In h a lte s:
„Als innere Auskleidung fu n g irt ein ganz eigenthümliches Epithel. Die Zellen sind verschieden
g estaltet, bald mehr cylindrisch, bald polyedrisch oder fa s t würfelförmig, dicht aneinander gefügt
und ih re benachbarten Flächen durch gegenseitigen Druck einander entsprechend. Sie besitzen
eine feine Membran, ein homogenes, zähes Protoplasma, a b e r n u r s e l t e n lässt sich am Grunde
ein rundlicher Ke rn nachweisen. Möglicherweise sind sie n u r Cuticulargebilde, doch vermuthe
auch ich, dass sie ein Secret liefern, welches dem Samen beigemischt w ird “. Endlich bin ich
geneigt, m it N o a c k auch die von Z i e g l e r gegebene Abbildung und Beschreibung des „Ductus
ejaculatorius“ von Gasterostomum au f unseren Drüsenraum zu beziehen. Z i e g l e r beschreibt3)
denselben als „mit einer Schicht eigenthümlicher Zellen von etwas ungleichmässiger Länge ausgekleidet,,
in welchen ich k e i n e n Kern wahrnehmen konnte“. A u f der beigegebenen Abbildung
zeigen die „Zellen“ genau dasselbe Aussehen, wie au f derjenigen N o a c k ’ s ; n u r würde dann bei
Gasterostomum der Drüsenraum, die P a rs p rostatica, entgegen dem sonstigen Verhalten, ziemlich
s ta rk in die Länge g estreckt und schlauchförmig sein? was aber natürlich ein principieller U n te rschied
nich t is t. .
D e r in dieser A r t und Weise, allerdings immer n u r n a c h c o n s e r v i r t e n und g e f
ä r b t e n P räp a ra te n beschriebene Theil re p rä s e n tirt, wie g e sa g t, nichts anderes, als unsere
P a rs p ro s ta tic a , und die „eigenthiimlichen Zellen“ im Inneren nichts als die Secretmassen der
Prosta tadrüsen. Betreffs, der Kerne der „Zellen“ is t am zutreffendsten die Angabe Z i e g l e r ’ s ,
der dieselben n u r in der u n t e r jenen hinziehenden Membran zeichnet und sie in den „Zellen“
selbst vermisst. Die Angaben N o a c k ’ s und S c h w a r z e ’ s sind wohl dadurch zu Stande gekommen, dass
diese die d e r W a n d der P a rs prosta tic a angehörenden flachen Kerne fü r solche der Drüsenzellen
hielten; am wenigsten zutreffend is t die Zeichnung von S c h w a r z e , trotzdem dieser augenscheinlich
jüngere Individuen vor sich gehabt h a t, bei denen die Kerne der Wand im Verhältniss
noch zahlreicher sind.
Am lebenden Thiere zeigen unsere Organe das in den Fig. 104, Taf. V, Fig. 169 u. 170,
Taf. V III gezeichnete B ild, welches nach dem, was ich oben betreffs des Distomum endolobum
anführte, ohne Weiteres verständlich sein wird« Die bedeutendere Ausbildung der P a rs pro-
*) Schwarze, Postembr. Entw. etc. p. 38.
a) NOACK, Ajiat. u. Histol. etc. 1. c. p. 39.
8) Z i e g le r , Buceph. n. Gasterost. 1. c. p. 20.