diese V a rie tä t wahrscheinlich eingehend c h a rak te risie rt ist, nicht zugänglich war, muss ich leider auf
eine K ritik derselben verzichten. Die au f Taf. K., Fig. 7 und 8 veröffentlichten Zeichnungen zweier
Entwicklungsformen von Canth. staphylinus lassen nichts erkennen. Im h o i 1) fü h r t die H e r r i c k s c h e
V a rie tä t , noch als zu R echt bestehend an.
Da S o s t a r i c seiner kroatisch geschriebenen und mir deshalb unverständlichen Diagnose
seines Canth. minutus keine Zeichnung beifügt, so kann ich die Artzugehörigkeit desselben nicht
kritisie ren. Es is t aber wohl anzunehmen, dass ihm die h ie r zu charakterisierende Form Vorgelegen
hat.
Wie ich bereits f r ü h e r2) ausgesprochen habe, g eh ö rt die K o c h s c h e D o r i s m i n u t a z)_ zu
denjenigen vielen von diesem Forscher aufgestellten A rten, welche in einer Weise ungenau und fehlerh
a ft c h a rak te risie rt worden sind, dass ih re Gleichstellung mit sicher bekannten Formen als vollkommen
ausgeschlossen b e tra c h te t werden muss.
Auch H e l l e r s Canth. minutus4) is t eine solche unbestimmbare A rt. Dass dieselbe der vorliegenden
Form nich t identisch sein kan n , wie dies von R e h b e r g 5) und v. D a d a y behauptet wird,
s te h t absolut fest. Denn H e l l e r s ag t in seiner übrigens s eh r oberflächlichen Diagnose, dass der
Nebenast der zweiten Antennen eingliedrig sei, und dass beide Aste des v ierten Fusspaares n u r aus je
zwei Segmenten zusammengesetzt seien. Sind diese Angaben ric h tig , dann haben w ir es eben mit
einer anderen als der vorliegenden A r t zu th u n , sind sie u n ric h tig , dann b rau ch t diese Form noch
durchaus nich t Canth. staphylinus gewesen zu sein.
Wenn v. D a d a y n ich t angegeben h ä tte , dass sein Canth. staphylinus der gleichnamigen A r t
C l a u s ’ , H o e k s und dem Canth. minutus F i s c h e r identisch sei, aus seiner Diagnose könnte man dies
nicht, ersehen. Ganz abgesehen davon, dass in derselben viele wichtige charakteristische Eigenschaften
un erwähnt geblieben sind, so is t dieselbe bei aller ih re r Kürze noch n ic h t einmal ganz fre i von Fehlern,
(cf. die bezüglichen Anmerkungen bei der C h arak teristik der A rt.)
Die von V o g t in einer Lache an den Felsen des Abschwunges (im Hintergründe des A a rgletschers)
gefundene und i. J . 1845 beschriebene Cyclopsine alpestris6) identifizieren C l a u s , R e h b
e r g , 7) v. D a d a y und S o s t a r i ö mit Canth. staphylinus. N u r der e rstgenannte Forscher h a t sich
J) I m h o f , D. Art. u. d. Verbr. d. Gen. Canthocamptus.
3) Teil I. p. 4.
3) K o c h , Deutschlands Grustaceen. Heft 35. 3.
4) H e l l e r , Untersuchungen über die Crustaceen Tyrols. p .. 75 und 76.
5) R e h b e r g , Beitrag zur Kenntnis, p. 551.
8) Vo g t , Karl, Beitrag zur Naturgeschichte der schweizerischen Crustac. p. 17—19. Taf, II.
7) R e h b e r g , 1. c. p. 551.
die Mühe gegeben, seine Behauptung kurz zu begründen;1) die übrigen begnügen sich mit einer einfachen
Gleichstellung beider Formen.
Die Merkmale, welche V o g t als A rtch a rak te re b enutzt, sind, wie C l a u s ric h tig bemerkt,
zwar so allgemeiner N a tu r, und die Figuren sind, abgesehen von den Habitusbildern, so ungenau, dass
sie fü r die Beurteilung der A r t fa s t ohne W e r t sind* Soviel geht aber sicher aus den Angaben des
A utors h e rvor, dass d i e I d e n t i t ä t s e i n e r A r t m i t C a n th . s ta p h y l in u s a l s v o l lk o m m e n
a u s g e s c h l o s s e n b e t r a c h t e t w e r d e n m u s s .
Z u r E rh ä r tu n g seiner Behauptung fü h r t C l a u s folgendes an: „Die Bildung der Antennen,
die nach V o g t fü r seine Spezies ch arakteristisch sein sollen, finden sich in ganz derselben Weise
auch bei der oben angeführten einheimischen A r t (Canth. staphylinus), während der w e ite r hervorgehobene
Mangel an Schwanzborsten, der das Weibchen auszeichnen soll, sich offenbar n u r au f ein zufälliges
Ausfallen dieser leicht verletzlichen Anhänge red u z ie rt.“
Bezüglich des ersten P unktes, der Bildung der Vorderantennen, möchte ich bemerken, dass
bei Canth. staphylinus dieses E x trem itä ten p a a r doch nicht „in ganz derselben Weise“ gebaut is t wie
bei der V o g ts e h e n A rt, resp. dass es durchaus n ich t so gebildet ist, wie Vogt dies fü r seine Cyclopsine
alpestris — und zw ar fü r das Männchen sicher ganz unrichtig — dargestellt ha t. Die weibliche erste
Antenne der letzteren A r t is t übrigens nach V o g t s Fig. 10 n u r aus fünf und nicht wie bei Canth.
staphylinus aus aoht Segmenten zusemmengesetzt.
Die zweite Behauptung C l a u s ’ , dass der Mangel der F u rkalborsten beim Weibchen auf einem
zufälligen Ausfallen dieser Gebilde beruhen soll, würde n u r dann einige Wahrscheinlichkeit fü r sich
haben, wenn V o g t n u r ein oder einige weibliche Exemplare seiner A r t beobachtet hätte. V o g t h a t
aber, wie e r selbst s ag t, eine „grosse Menge“ von Exemplaren gefunden, und u n te r denselben sind
sicher — wie dies fü r die Harpactidden Regel is t — die Weibchen in überwiegender Anzahl vorhanden
gewesen. Da V o g t nun gerade den Dimorphismus, welcher in der Furkalbewehrung beider Geschlechter
b e steh t, besonders h ervorhebt, so is t sicher anzunehmen, dass er nicht n u r e in Weibchen,
bei welchem zufällig die Apikalborsten der F u rk a abgebrochen w a ren , sondern mehrere d a raufhin
untersucht ha t. Es is t auch g a r n ich t einzuseheri, warum gerade bei den Weibchen und nicht auch
bei den Männchen diese Borsten s te ts abgebrochen sein sollten. Übrigens is t an ein „Ausfallen“ derselben,
wie C l a u s m e in t, g a r n ich t zu denken, denn V o g t giebt ja in Fig. 3 und 4 deutlich an , dass die
weibliche F u rk a mit drei resp. vier kurzen Borsten bewehrt sei. Es könnte also n u r von einem „Abbrechen“
dieser Gebilde die Rede sein, was ich aber, wie soeben ausgesprochen, nicht fü r wahrscheinlich
halte. D e r Dimorphismus wäre h ie r allerdings sehr bedeutend und s tä rk e r , als bis je tz t bei Süsswasser
Arten sönst beobachtet worden ist. Eein Grund aber, an der Richtigkeit der V o g t sehen D a rstellung
dieser Verhältnisse zu zweifeln, lie g t meiner Ansicht nach nicht vor.
. J) Cl aus . Zur Anatomie und Entwickelungsgeschickte der Cyclopiden. p. 33. Anm. — An dieser Stelle sagt Claus(
dass beide Formen „durchaus identisch zu sein scheinen“, in seinen „freil. Cop.11 p. 121. Anm. dagegen: „Leider reicht C. V o g ts
Beschreibung dieses am Aargletscher beobachteten Harpacticiden nicht aus, um die Identität mit dieser Art {Canth. staphylinus)
oder die Selbständigkeit als Spezies zu beweisen.“