12. Ectinosoma Edwardsi Richard.
(Taf. V III, Fig. 1—21.)
1890. Bradya Edwardsi R i c h a r d , Descript. du Br. Edw., Gopep. aveugle nouveau. Mit 10
Textfiguren.
1891. „ . Edwardsi R i c h a r d , Recherch. su r les Gopep. p. 241—244. Mit denselben
Textfiguren.
Bemerkungen zu den Synonyma.
Diese A r t is t von R i c h a r d entdeckt und von ihm in das Genus Bradya Boek eingereiht
worden. In seiner oben citie rten zweiten A rb e it fü g t e r aber seinen Mitteilungen über diese in te
re ssante A r t , die viel mehr das Aussehen eines marinen s ta t t eines Süsswasser-Tieres h a t, die
Bemerkung a n , dass ihm Professor L i l l j e b o r g m itge te ilt habe, dass w ir es h ie r nich t mit einer
A r t des Genus Bradya, sondern m it einer Ectinosoma-Form zu th u n h a b en , welche sich sowohl in
süssen Gewässern Schwedens als auch im Meere vorfände. H e rr Dr. R i c h a r d h a t sich — wie er
mir jü n g s t mitzuteilen die Güte h a tte — je tz t auch der Ansicht des g e n annten, hochverdienten,
schwedischen Forschers zugeneigt.
A u f meine B itte hin übersandte mir auch vor einiger Z e it H e rr Professor L i l l j e b o r g einige
Exemplare, die einem Binnenlandsgewässer seiner Heimat entstammten, und te ilte mir freundlich mit,
dass ihm diese Form schon seit sehr langer Z e it b ekannt, von ihm bereits im J a h r e 1858 in seinem
grundlegenden Werke „De Crustaceis ex ordinibus trib u s etc.“ p. 205 n u r undeutlich beschrieben,
auf Taf. XX, Fig. 10 und. 11 abgebildet und in Vorlesungen als Ectinosoma fuscum bezeichnet worden sei.1)
W ie eine Untersuchung meinerseits ergab, stimmten die weiblichen Individuen der schwedischen
Form mit der vorliegenden vollkommen überein bis au f den Bau der Vorderantennen. Das
Endsegment derselben is t nämlich mit einem wohlentwickelten Sinneskolben ausge rüste t; dem vierten
Gliede dagegen aber feh lt der charakteristische Chitinhaken.
D a mir männliche Exemplare der schwedischen Form n ich t Vorlagen , , so will ich ein end-
giltiges U rte il über die Stellung derselben zum typischen Ect. Edwardsi h ie r n ich t abgeben; so viel
is t mir aber sicher geworden, dass an eine a r t l i c h e Trennung beider nich t gedacht werden kann.
Vielleicht dürfte die schwedische Form als eine V a rie tä t d e r typischen bezeichnet werden.2)
Eine viel wichtigere F rag e aber is t die nach der Zugehörigkeit der R i c h a r d sehen A r t zum
Genus Bradya resp. Ectinosoma. B r a d y , au f den ich mich wegen Unkenntnis der norwegischen
]) Da L i 11 e j e b o r g weder eine genauere Beschreibung dieser Form, noch die derselben beigelegte Bezeichnung
veröffentlicht hat, so kann letztere selbstverständlich auch keine Anwendung finden.
2) In welchem Verhältnisse die vorliegende Art zu Bradya Ihnicola Ilerrick (A final report. p. 185) steht, ist aus
der oberflächlichen Beschreibung — wie bereits R i c h a r d bemerkt -— absolut unersichtlich.
Sprache, in welcher die B o e k sehe Genusdiagnose abgefasst i s t , allein verlassen kann, giebt als
Hauptunterscheidungsmerkmal der Genera Ectinosoma und Bradya an, dass d er erste M axillarfuss des ersten
Genus aus zw e i , der des letzten aus f ü n f Segmenten zusammengesetzt sei. Da b e id e r vorliegenden
A r t sicher das le tz tere Verhältnis obwaltet, so müsste sie, wie R i c h a r d zu erst ausgesprochen, th a t-
sächlich zum Genus Bradya gehören. B r a d y zeichnet nun von Ect. spinipes B r a d y (Taf. XXXVI,
Fig. 6 ), Ect. erythrops B r a d y (Taf. XXXVT, Fig. 14) und Ect. atlanticum B r a d y und R o b e r t s o n
(Taf. X X X V III, Fig. 15) den ersten Maxillarfuss. Da die beiden le tz teren A rte n nach G i e s b r e c h t 1)
— und ich möchte ihm in diesem P u n k te beipflichten — überhaupt niclit zum Genus Ectinosoma gehören,
so käme h ie r allein Ect. spinipes B r a d y 2) in B etracht. Die Zeichnung des genannten E x tre mitätenpaares
dieser A r t e rin n e rt aber sehr s ta rk an Verhältnisse, wie sie von vorliegender Species
sicher festgestellt sind. Es is t sehr leicht möglich, dass B r a d y die drei letzten Segmente übersehen
h a t, dass also auch bei Ect. spinipes B r a d y der erste Maxillarfuss aus f ü n f Segmenten zusammen-,
gesetzt ist.
Hierzu kommt noch, dass G i e s b r e c h t , der seine Sorgfalt und Genauigkeit mehr denn einmal
au f das glänzendste dokumentiert ha t, eine Ectinosoma-Axt, Ect. (jothiceps beschrieben h a t 3), deren
e rs te r Maxillarfuss gleichfalls aus f ü n f Segmenten'1) zusammengesetzt is t, und dass P op p e in seiner
mit bekannter Sorgfalt abgefassten Beschreibung von Ect. curticorne B o e k angiebt, dass h ie r dieses
E x trem itä ten p a a r aus zwei sehr grossen und zwei sehr kleinen, also in Summa aus v i e r Segmenten
gebildet sei. Da P o p p e s Zeichnung (Taf. V I, Fig. 9) genau — wenn auch nicht bis auf jede
B o r s t e t die Verhältnisse d a rs te llt, wie sie fü r vorliegende A r t gelten und von R i c h a r d (Fig. 6 )
und mir (Taf. V III, Fig. 16) angegeben sind, so möchte ich annehmen, dass ihm das eine der beiden
kürzesten Glieder entgangen is t.5)
Damit wäre, aber das trennende Prinzip zwischen den Genera Ectinosoma und Bradya gefallen;
das le tz tere wäre zu Gunsten des ersteren, weil älteren, zu s t r e i c h e n 6) und unsere A r t fo rtan als
Ectinosoma Edwardsi zu bezeichnen.
i) <H ö s l ) r e e h t , d. freil. Cop. der Kieler Föhrde, p. 108: \ E . erythrops kann u. a. wegen seines für diese
Gattung (Ectinosoma) sehr auffallenden, stark an Delaoalia reflexa B. und R. erinnernden Mandibularpalpus und atlanticum
wegen seiner ebenso merkwürdigen Antennen nicht (für das Gen. Ectinosoma) in Betracht kommen“.
Unerwähnt will ich nicht lassen, dass aber P o p p e (D. freil. Copep. des Jahdebusens p. 197 u. 198) diese; beide Arten
zum Genus Ectinosoma rechnet. Auch d e Gue rn e thut dasselbe (Sur les genres' Ectinosoma Boek et Podon Lilljeborg p. 4—7).
*) Diese Art ist nach P o p p e (1. c.) d e G u e r n e (1. c.) und C a n u (Les Copäp. du Boulonnais p. 152) identisch mit
dem von B o e k aufgestellten Ect. Sarsii.
8) G i e s b r e c h t 1. c. p. 106 — 107.
4) Hinsichtlich der Details weicht aber dieses Extremitätenpaar von Ect. gothiceps (Taf. X, Fig. 10) .von dem der
vorliegenden Art nicht unwesentlich ab.
5) P o p p e , 1. c. p. 196: „Die oberen Kieferfüsse bestehen aus zwei ziemlich gleich langen Abschnitten .............
Der nach seinem Ende hin etwas verbreiterte Endabschnitt trägt . . . . am Ende (noch) zwei sehr kleine Segmente, von denen
das erste zwei sichelförmige, das zweite drei einfache Borsten träg t.“ Das mit den beiden sichelförmigen Borsten bewehrte
scheint die beiden kürzesten Glieder (das dritte und vierte bei vorliegender A rt) in sich zu schliessen. Es können natürlich bei
Ect. curticorne beide Glieder auch zu e i n em verschmolzen sein.
6) Nicht unbemerkt will ich lassen, dass auch Herr Prof. L i l l j e b o r g , wie er mir freundlichst mitteilte, an der
generischen Verschiedenheit von Ectinosoma und Bradya zweifelt.