Es wäre nu n in Zukunft vor allem d a ra u f zu achten, wie sich die einzelnen Theile hei
der stattfindenden Copulation ve rh a lten ; aus den bis je tz t vorliegenden Beobachtungen derselben
e rh a lten w ir darüber keinen Aufschluss.
3. Weibliche Organe.
Aehnlich, wie die in ihrem speciellen Aufbau mannichfach wechselnden männlichen Genital-
organe unserer Würmer zeigt auch der weibliche Sexualapparat derselben bei einer in den Hau p tzügen
gleichen A rchitektonik in den Einzelheiten mancherlei Abweichungen. Aus dem K e rn stücke
kommt, wie uns die speciellen Beschreibungen d e r Thiere im ersten Theile gezeigt haben,
überall ein Ausführungsgang hervor, der sich in le tz te r In stan z nach dem Genitalsinus hinbegiebt
und eine Strecke vor seinem E in tr itt in denselben s te ts einen s tä rk e r muskulösen, deutlich gesonderten
A bschnitt bildet, den ich mit dem Namen Vagina oder Vaginaltheil bezeichncte. Kurz
nach seinem A u s t r itt aus dem Keimstocke empfängt der Leitungsapparat, der gewöhnlich den
Namen Keimgang fü h rt, den von der Rückenfläche kommenden L a u r e r ’s e h e n Canal, an welchem
u n te r Umständen als besondere sackförmige, gestielte Tasche das Receptaculum seminis ansitzt.
Kurz nach dem L aurer’sehen Canal nimmt der Keimgang den unpaaren Dotte rg an g in sich auf
und e rw e ite rt sich unmitte lba r d a ra u f zu einem besonderen A b sch n itt, dem Ootyp oder E ibildungsraum.
Bei den h ie r in Rede stehenden Wurmformen is t der Ootyp s te ts als deutliche
Auftreibung des Keimleiters kenntlich, ausser dem dadurch, dass n u r in ih n hinein die Ausführungsgänge
der mehr oder minder zahlreichen Schalendrüsenzellen sich ergiessen. Vom Ootyp an
fü h r t der Keimleitungsapparat den Namen U te rus; derselbe zieht niemals gerade, sondern stets
in mehr oder minder reichen, aber immer ganz gesetzmässig verlaufenden Schlingen nach der
Genitalöffnung hin 1).
Im Einzelnen zeigen nu n alle diese Theile der weiblichen Genitalien h ie r und da Besonderheiten,
die es verdienen, etwas eingehender und ausführlicher besprochen zu werden.
Beginnen w ir mit dem
a) Keimstock.
E s dürfte zunächst erwähnenswerth seheinen, dass derselbe in allen Fällen e i n f a c h
is t; da, wo Abweichungen von diesem Verhalten vor allem in Form d o p p e l t e r Keimstöcke
vorzukommen schienen, haben sich dieselben als ir r ig herausgestellt. Das g ilt von einer ä lteren
Notiz L eidy’s 2) über das Distomum horridum L eidy aus den U re te ren von Boa constrictor, die durch
S onsino b e rich tig t w u rd e 3), besonders aber von einer der jüngsten Z e it angehörigen Angabe
*) Mo n t ic e l l i fährt auch für einzelne Theile des weiblichen Leitungsapparates neue Namen ein (1. c. pag. 9 3 u. ä .) ;
er nennt den bisher als Keimgang bezeichneten Abschnitt o v i d o t t o i n t e r n o , den von mir Vagina genannten End-
theil o v i d o t t o e s t e r n o . und den L a u r e r s e h e n Canal v a g i n a . Ob diese Umtaufung einem Bedürfnisse entsprach,
mag dahin gestellt bleiben; direct f a l s c h aber ist, worauf ich hier nur hingewiesen haben will, und worauf ich bald
ausführlicher zu sprechen kommen werde, die Bezeichnung des LAURER’schen Canales als Vagina (Nachtr. Zusatz).
2) L e id y , Transact. Acad. of nat. sc. of Philadelphia 2 Ser. I. 1847. p. 303,
8) Sonsino, Processi verb. della Soc. Tose, di Sc. nat. 1893. 7. Mai.
Z schokke’s , der auch bei dem Distomum folium aus der Harnblase des Hechtes etc. doppelte Keimstöcke
beschrieb1). Dass diese Darstellung den Thatsachen nicht entsprach, is t kürzlich von
B raun e rk an n t w o rd en 2), dessen berichtigte Darstellung der Anatomie unseres Wurmes von der
oben von uns gegebenen in allen P u n k ten b e stä tig t wird. So kennen w ir bis je tz t k e i n . e
Distomenform, bei welcher der Keimstock als wirklich doppelt vorhanden sich erwiesen hätte.
Die L a g e des Keimstockes im Thierkörper is t weniger Schwankungen unterworfen, als
die der Hoden; meist liegt e r in der directen Nähe des Bauchsangnapfes, doch kommen auch
Ausnahmen vor, z. B. Distomum leptostomum und ovocaudcitum, wo er ziemlich weit hinten im
Körper sich findet. Auch seine Lagebeziehungen zu den Hoden sind verschieden; gewöhnlich liegt
er vor denselben, bald aber auch h in te r ihnen (Dist. confusum, ovocaudatum) oder zwischen ihnen
(Dist. globiporum, leptostomum). E r scheint n u r selten vollkommen in der Mittellinie des Körpers
zu liegen (Dist. tereticolle), sondern s te ts etwas aus derselben heraus auf die eine oder die andere
Seite gerückt. ; Schon S ommer h a t bei dem Leberegel beobachtet3), dass dieses Herausrücken aus
der Mittellinie nich t immer in demselben Sinne erfolgt, und dass in Folge dessen der Keimstock
nicht bei allen Individuen einer A r t au f derselben Seite des Körpers gefunden wird. Aehnliehe
Beobachtungen habe ich auch gemacht, und zw ar ve rha lten sich die einzelnen W u rm a rten in dieser
Hinsicht re c h t verschieden. Es giebt solche, wo eine Lagerung des Keimstockes gleich häufig
re ch ts und links zu treffen is t; oben an s teh t hier, meinen Erfahrungen nach, das Distomum
nodulosum, von dem man kaum drei Individuen untersuchen kann, ohne dass eines davon eine
abweichende Lagerung des Keimstockes gegenüber den anderen zeigte. Aehnlich scheint sich
auch Dist. globiporum zu verhalten. Diesen Formen gegenüber stehen solche, wo man kaum jemals
eine Abweichung von der normalen L ag e ru n g des Keimstockes a n trifft; dahin gehören u. a.
Distomum' confusum, medians und elavigerum. • Die F o r m des Ovariums endlich is t meist eine
rundliche oder ovale, doch k ann dieselbe durch mehr oder minder tiefe Einkerbungen des Randes
.oft eine gelappte werden (so Dist. globiporum). Ueber alle diese Verhältnisse geben übrigens die
Abbildungen am besten Aufschluss.
In histologischer Hinsicht zeigt sich der Keimstock, wie der Hoden, äusserlich stets
bekleidet m it einer eigenen Hülle, die, wie dort, meistens den Eindruck einer „structurlosen
Tunica p ro p ria “ macht. Schon die Angabe S chwarze’s aber, dass man bei jüngeren Individuen
in der H a u t flache kleine Kerne au ffin d e t4), machen es zu r Gewissheit, dass w ir es auch hier
m it einer ursprünglich z e i l i g e n Bildung zu th u n haben. Ic h kann die ScHWARZE’sche Angabe
au f alle die von m ir u n te rsu ch ten A rte n ausdehnen, n u r is t es bei völlig erwachsenen Würmern,
wie ich schon bei Besprechung der Hodenmembran betonte, sehr schwer, aus der geringen Zahl
der Kerne den einen oder den anderen aufzufinden. E tw a s gewagt erscheint mir die Auffassung
von F ischer, dass auch die Hülle des Keimstockes und der Hoden noch eine „Fortsetzung der
Cuticula“ s e i5). Eine Auflagerung von M u s k e l fasern au f die Wand des Keimstockes habe
ich in der m ir zugänglichen L i tte r a tu r nich t e rwähnt gefunden; wohl aber schreibt N oack6),
J) ZSOHOKKE, Recherches etc. p. 52.
2) Braun,. Centralbl. f. Bakt. u. Parasitenk. p. 461. XI. 1892.
8) Som m e r , Anat. d. Leberegels. Zeitsclir. f. wissensch. Zool. 34. 1880. p. 6 6 . S.-A.
. 4) Schwarze, 1. c. p. 34.
. B) F i s c h e r , lieb. d. B. d. Opisthotr. cochl. p. 34. S.-A.
6) Noack, 1, c. p. 42.