10. Nitocra hibernica Brady.
(Taf. V II, F ig . 1—16.)
1880. Canthocamptus hibernicus B r a d y , A monogr. Bd. II , p. 52-—53, Taf. XLVI, F ig .'1—12.
1891. „ hibernicus B i c k a r d , Beckerck. su r les Copep. p. 246.
Bemerkungen zu den Synonyma.
B r a d y lia t cliesö Form ebenso wie I m h o f , 1) B i c h a r d und f r ü h e r 2) auch ich fü r eine
Canthocamptus-A r t gehalten. Eingehendes Studium h a t mir aber gezeigt, dass eine Abgrenzung
derselben vom Genus Canthocamptus un d eine Einreihung in das Genus Nitocra notwendig ist. Gi e s -
b r e c h t , der diese Form allein nach d e r keineswegs ausreichenden Diagnose B r a d y s kannte,
h a t dasselbe bereits vor ca. einem J a h r z e h n t ausgesprochen. In seiner durchaus gediegenen A rb e it
über die Copepoden-Yauna der Kieler F ö h rd e 3) s ag t e r: „ B r a d y s Canth. hibernicus zeigt zum Genus
Nitocra eine so grosse Verwandtschaft in der Bildung des ersten Fusse s, der männlichen Antennen,
der Maxillarfüsse, der Körperform etc., dass e r ohne Zweifel u n te r dasselbe zu rechnen is t, obwohl
B r a d y den einästigen Mandibularpalpus e in g lie d rig 4) zeichnet. “
Mit einer der von G i e s b r e c h t beschriebenen A rte n aus Kiel (Nitocra obligochaeta und tau)
is t die vorliegende Spezies nich t id en tisch , ob mit einer der beiden von B o e k aufgestellten A r t e n a)
(Nitocra spinipes und typica), kann ich wegen Unkenntnis der norwegischen Sprache, in welcher die
B o e k sehen Diagnosen abgefasst sind, ebensowenig wie G i e s b r e c h t entscheiden. Eine Id e n titä t
scheint m ir schon aus dem Grunde unwahrscheinlich, weil die B o e k s c h e n A rte n marine Tiere sind,
die vorliegende Form aber in vollkommen süssen Gewässern lebt.
B i c h a r d berücksichtigt in seiner Diagnose, die z u r sicheren Bestimmung der A r t nicht ausre
ic h t, n u r diejenigen wenigen Merkmale, bei welchen ich in nachfolgender C h a rak te ristik eine entsprechende
Bemerkung gemacht habe.
H e r r i c k 6) h a t die A r t in Nordamerika nich t gefunden. E r wiederholt n u r die B r a d y sehe
Diagnose. Seine beiden Zeichnungen der weiblichen Vorderantennen und des fünften weiblichen Fusses
scheinen daher n u r Kopien B r a d y scher Figuren zu sein.
J) I m h o f , D. Arten u. d. Verbreit, d. Gen. Canthocamptus.
2) Teil I, p. 10.
3) G i e s b r e c h t , D. freil. Copep. der Kieler Föhrde p. 115.
4) Diese Angabe B r a d y s beruht auf einem Irrtume. cf. p. 81.
5) B o e k , Oversigt over de ved Norg. Kyst. iagtt. Copepocler. p. 50.
6) He r r i c k , Final report p. 172 u. 173. Taf. K, Fig. 3 u. 4.
Charakteristik der Art.
L e i b e s ï o rm : (Taf. V II, F ig . 1)- Der Céphalothorax is t n u r wenig b re ite r als das Abdomen,
so dass das giinze T ier ein schlankes Aussehen e rh ä lt.lf | Ich fand ebensoviel Exemplare, bei welchen
das Abdomen im Tode gegen den Céphalothorax zurückgebogen, als solche, bei welchen dies nicht
der F a ll war. Bei letzteren waren die einzelnen Segmente, soweit wie die Verbindungsmembranen
es zuliessen, in einander gezogen, bei e rsteren aber auseinander gestreckt, ein Umstand, welcher das
ZuriieMbeugen ctes Hinterleibes verhindert, ev. erlaubt. Meiner Meinung nach h än g t dieses verschiedene
Verhalten wieder von dem Grade der Macération ab, in welÄera sich die Individuen befinden,
' C é p h a l o t h o r a x : Die re la tiv en Längenverhältnisse der einzelnen Segmente sind dieselben
wieibéi âanfkocampioe. Die dorsale Cuticula der einzelnen Hinge is t unmittelbar über derâoÿbrder- und
dem nich t ausgezackten H inte rrande etwas verdickt und s ta rk dunkelbraun gef ärbt, so dass sich die
Grenzen derselben sehr deutlich zu erkennen geben. Die hinte ren Ecken der einzelnen Segmente sind
n u r wenig v e rlän g e rt und abgerundet. Das erste Segment läu ft in e iii^ fü r Süsswasser- Copepodm
immerhin grosses) gerade? und an der Spitze sçh a rf abgeschnittenes Eo strum a u s , das zwei kleine
Sinneskärcken trä g t.
In der N ä h e - ib r Mittellinie bind au f den drei folgenden Segmenten Je einige kurze Querreihen
feinster Stacheln zu beobachten, welche bei der dunklen F ä rb u n g des Tieres meist n u r in d e r Seiten-
lagfe desselben zu erkennen sind. Das fünfte Segment, das sieh durch seine O rnamentik dem Abdomen
anschliesst; i s t besonders in seinen seitlichen B artien (Taf. V II, Fig. 14) bedeutend s tä rk e r mit Reihen
kleiner Domen besetzt. Sein dorsa ler H in te rran d is t mitvj'e einer Reihe grösserer, seitlicher und
einer Reihe kleinerer, m ittle re r Dornen geziert.
A b d om e n : Beim Männchen (Taf. VH, Fig. 2) sind die H in te rrän d e r aller Segmente mit Ausnahme
d e r Venti-alseite dCs ersten mit je einer Reihe grösserer Dornen versehen. Am ventralen
Rande des le tz ten Ringes sind die mittleren Dornen sehr fein, während sich die inneren durch besondere
Grösse auszeichnen; der eingebuchtete R an d te ä is t unbewehrt. Wie am fünften Cephalothorax-
segmènte, » machen sich auch h ie r auf der dorsalen Seite eine grössere Anzahl Reihen feinerer und
grösserer Dornen bemerklieh (Taf. VH, Fig; 14). D e r Ventralseite fehlen diese Reihen; n u r am letzten
Segmente lassen sich meist:, noch über einer gebogenen Chitinverdickung einige solcher Dörnchen
konstatieren.
Beim Weibchen is t die Ornamentik dieselbe. Die mittleren Dornen des dorsalen H interrandes
am ersten Segmente dagegen sind H e r stets, die des zweiten oft kleiner als die seitlichen. Am ersten
Segmente e rs tre ck t sich fe rn e r der Dornenbesatz nicht über die ganze ventrale.Seite (Taf. VH, Fig. S).
Ein w e ite re r UntersoMed wird durch die Verschmelzung des ersten Segments (Taf. V II, Fig. 3) aus
zwei ehemals selbständiäen Abschnitten bedingt. Diese Verschmelzung w ird noch angedeutet durch
einen Absatz der äusseren Ränder, durch eine dorsal sehr deutliche, in der Mitte der ventralen Seite
i) Br a d y s Habituszeichnung, ein Männchen in der Seitenlage darstellend, ist gut.