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5) Das geschlechtsreife Thier, 16 cm Länge.
M a a s s e : E p id e rm i s 0,0111 mm
C u t i s ................................... 0,0237 -
suhcutanes Bin d eg ew eb e ..................—
Corne a ...................................................... 0,0058 -
Membrana Descemetii . . •. . . . 0,0018 -
Gesammtstärke der Deckschicht. . 0,0424 mm.
Kopf integument dorsal vom Auge:
E p id e rm i s ............................................. 0,0260 mm
C u t i s ............................................................0,0410 -
Gesammtstärke des Tnteguments . 0,0670 mm.
Die E p id e rm is ist plötzlich sehr dünn geworden und zeigt auch nicht mehr die typische Anordnung
ihrer Elemente: es fehlt ih r vor Allem ein eigentliches Rete Malpighii. Die Schleimzellen sind
abermals kleiner und nunmehr sehr selten geworden').
Die C u tis h a t eine kleine Verstärkung erfahren. Sie erscheint am distalen Rande fest geschichtet
und setzt sich aus sehr feinen und gestreckten kernlosen Faserzügen zusammen. Erst in den
centralen Partien treten allmählich einzelne sehr lange Kerne auf; die Schichtung der Cutis wird
lockerer und besonders an der proximalen Grenze welliger. Auch die Kerne werden hier etwas häufiger;
sie sind jedoch immer sehr dünn und den Wellenzügen entsprechend gekrümmt.
Das subcutane Bindegewebe ist gänzlich verschwunden.
Die das Auge bedeckenden Theile des Integuments erleiden also bei den verschiedenen E n t-
wickelungsstadien von Petromyzon gewisse Modificationen sowohl in Bezug auf ihre Structur, als auf ihre
Stärke. Zur Veranschaulichung der letzteren mag folgende Tabelle dienen. Unter Deckschicht ist dabei
die aus Epidermis, Cutis und subcutanem Bindegewebe gebildete Gewebsschicht, also excl. Cornea und
Membrana Descemetii zu verstehen.
Thierlänge
V erhäl tniss
der Dicke
der Deckschicht
zur Thierlänge
Verhältniss d. Dicke
des gewöhnlichen
Kopfinteguments
zur Thierlänge
Verhältniss
der Dicke
der Deckschicht
zur Augentiefe
Verhältniss d. Dicke
des gewöhnlichen
Kopfinteguments
zur Augentiefe
Verhältniss d. Dicke
d. gewöhnl. Kopf-
integuments z. Dicke
der Deckschicht
Ammocoetes 6,2 cm 1 : 688,8 1 : 1169 1 : 4 . 1 : 6,7 1 : 1,67
- 12,5 - 1 : 1724 1 : 1719 1 : 6,7 1 : 6,8 1 : 1,02
17 1 : 2157 1 : 2297 1 : 8 1 : 8,5 1 :;f,06
» I h
20 1 : 1888 l : 2018 1 : 8 1 : 8,9 1 S r 1
Petromyzon 16 1 : 4471 1 : 2388 1 : 50 1 : 26 1,92 : 1
W. Müller beschreibt, übereinstimmend hiermit, in der Epidermis der Deckschicht zwei Lagen, „eine untere aus
polygonalen Zellen mit klarem Inhalt und eine obere aus flachen Zellen mit schmalem Cuticularsaum bestehende“. A. a. O.
Hieraus folgt, dass die Deckschicht über dem Auge — vergleicht man nu n ihre Stärke in den
einzelnen Stadien mit der der gewöhnlichen Kopfhaut, oder auch mit derjenigen der Augenaxe (Tiefe)
_ au Stärke stetig verliert, ein Process, der aber durch die Metamorphose eine gewaltige Beschleunigung
erfährt, und zwar fast ausschliesslich auf Kosten der Epidermis. Diese hielt bisher in ihren augendeckenden
Theilen gleichen Schritt mit ihrer sonstigen Stärkezunahme: erst in der Metamorphose verliert
sie hier plötzlich bedeutend an Dicke und zwar in ganz unverhältnissmässig höherem Grade, als gleichzeitig
die Cutis.
Die Unterschiede zwischen der Dicke der Augendeckhaut und der Stärke des gewöhnlichen In teguments
werden bedingt durch die bedeutendere Entwicklung der Cutis in jener, und wohl in noch
höherem Grade das auf die Deckschicht beschränkte Vorkommen suhcutanen Bindegewebes. Dieses
findet s i c h a u f den niedereren Entwicklungsstufen sehr reichlich und ist dann auch noch unmittelbar vor
der Linsd Stark vertreten, nimmt aber im Laufe der Entwicklung immer mehr ab, so dass bei einem
17 cm langen Ammoooetes n u r noch eine ganz dünne Schicht, beim erwachsenen Petromyzon endlich gar
nichts mehr vorhanden ist.
In Bezug auf den histologischen Bau der Deckschicht ist hervorzuheben, dass die Elemente,
sowohl der Cutis, als des suhcutanen Bindegewebes, die in den früheren Stadien sehr locker und wellig
angeordnet sind, im Laufe der Entwicklung immer straffer an einander gelegt und unter sich immer
mehr parallel gelagert werden.
Die E p id e rm is verändert sich bei AmWocBeief auch im feineren Bau fast gar nicht; nur in
Bezug auf die in ihr sich findenden Schleimzellen erleidet sie eine geringe Modification. Dieselben sind
bei Jugendformen sehr zahlreich und ziemlich gross und weiden mit zunehmendem Alter immer
kleiner u nd seltener. Erst in der Metamorphose verliert die Epidermis der Deckschicht ihre frühere
regelmässige Schichtung un d zwar in einem solchen Grade, dass sogar das Kete Malpighn nur noch
wenig ausgesprochen erscheint.
In vielen- Beziehungen scheint nach obiger- Tabelle der Ammoooetes von 20 cm Länge eine Ausnahmestellung
einzunehmen. Es ist hierbei jedoch zu bedenken,' dass dies Exemplar im Wachsthum
bedeutend ü b e r das Maass des geschlechtsreifen Thieres hinausgegangen. Es ist n u n keineswegs festgestellt,
dass a lle Ammoooetes sich metamorphosiren oder metamorphosiren müssen; man kann vielmehr
wohl annehmen, dass es zuweilen, wenn auch immer nur ausnahmsweise, Vorkommen mag, dass eine
P e trom y zo n -i^ e , aus irgend welchen Gründen, keine Metamorphose eingeht, sondern als Ammoooetes
sich weiter entwickelt. Ich erinnere hierbei nur an die häufig vorkommenden alten und grossen Frosch-
larven. In diesem Falle würde vermuthlich auch dem allmählich auf die Verhältnisse heim geschlechtsreifen
Thiere zustrebenden Verdiinnungsprocess der Deckschicht Einhalt geboten, und es durften
dann die das Aüge deckenden Gewebslagen, etwa von dem Zeitpunkte ab, wo unter normalen Verhältnissen
die Metamorphose beginnen würde, sich in Bezug auf die Intensität ihres Wachsthums der gewöhnlichen
Kopfhaut mehr und mehr nähern. Das hier über den Ammoooetes von 20' cm Länge Gesagte
soll selbstverständlich n u r eine Vermuthung ausdrücken, für deren Richtigkeit ich, zur Zeit wenigstens,
keine Beweise erbringen kann. Ich bemerke dazu n u r noch, dass die abweichenden Verhältnisse dieser