einer solchen Auffassung durchaus nichts W id e rsin n ig es '). Die Fortbewegung der Secretstoffe
geschieht dann durch die T h ä tig k e it der F limmertrichte r, welche da, wo die Gefässe sehr lang
sind, durch weitere Flimmerapparate in diesen u n te rs tü tz t werden k ö nnen2).
Was den In h a lt des Sammelraumes selbst anbelangt, so besteht derselbe .bekanntlich fa s t
überall aus einer Flüssigkeit, in der mehr oder weniger reichlich Körnchen oder Kügelchen einer
s ta rk lichtbrechenden und guaninhaltigen Substanz suspendirt sind. Das Aussehen, ebensowohl
wie die Grösse dec Concremente sind je nach den einzelnen A rten ausserordentlich wechselnd;
die grössten, die ich sah, b esitzt das Dist. nodidosum (0,02-mm), wo sie auch s eh r deutlich eine
concentrische Schichtung, sowie Zwillings- und Drillingsbildung zeigen. Im Ganzen scheint das
Vorhandensein und ebenso die Menge der Concrementkiigelchen auch von speciellen Zuständen
des Thieres abhängig zu sein, denn man trifft oft dicht nebeneinander Individuen derselben A rt
und desselben Alters, von denen das eine eine Menge, das andere fa s t keine dieser Körperchen
enthält. Jedenfalls aber sind sie s tre n g au f die Endblase beschränkt und greifen kaum jemals
a u f die Wurzeln der austretenden Gefässe über.
A u f Grund des eben geschilderten histologischen Verhaltens lä ss t sich nunmehr zunächst
die Endblase oder der Sammelraum des Excretionsgefässsystemes leicht, gegenüber dem übrigen
Canalsystem abgrenzen, indem man ihn einfach soweit re ch n e t, als e i g e n e W a n d u n g e n
z e l l i g e r N a tu r nachweisbar sind. Die Abgrenzung au f Grund dieses C h arakters mag au f den
ersten Blick schwieriger scheinen, als sie wirklich ist. In W ah rh e it gehen jedoch Endblase und
Gefässe n u r selten ineinander über, ohne dass be trächtlichere CapacitätsVeränderungen dabei auf-
tre te n ; wenn aber doch gelegentlich das Lumen beider Abschnitte an der Uebergangsstelle das
gleiche bleibt, dann re p rä s e n tirt diese Uebergangsstelle wenigstens zu gleicher Z e it eine Umbiegungsstelle
des Ganzen, an welcher meist auch eine mehr, oder minder deutliche Veränderung
des I n h a l t e s zu bemerken ist. Diese erfolgt m itu n te r so plötzlich und zugleich so constant, dass
man wirklich zu Zeiten den Sammelraum nicht fü r ein einfaches Reservoir halten, sondern ihm
eine weitere, auf eine V e r ä n d e r u n g seines In h a lte s hinzielende Function zusChreiben möchte.
Es könnte eine solche Idee sogar noch eine U nte rstützung finden durch die Beobachtung, dass
bei manchen Formen, im allgemeinen aber g a r nicht selten, der Sammelraum a l l e i n eine so reiche
Gliederung und Verbreitung im Körper e rfäh rt, dass sie derjenigen des Gefäss- und Trichtersystemes
kaum nachsteht ; w ir werden bald Besitzer eines so ge sta lte ten Gefässapparates kennen lernen.
’) Ich sehe deshalb durchaus nicht ein, weshalb M o n t i c e l l i (1. c. p. 5 6 ) zur Erklärung des Sccretionsvorganges
ein inter cellular es Lacunennetz für nöthig hält. Dass er ein solches w i r k li c h g e s e h e n , wird nirgends erwähnt; er
sagt vielmehr nur, dass seine Beobachtungen ihn „inducono ad amettere il- sistema lacunare intercellulare del F b a i p o n t “ ,
mit welchem die Fortsätze der Deckelzellen „ in connessione“ stehen sollen. In Bezug darauf, dass die Deckelzelle nicht
dem Trichter angehört, sondern dem Parenchyme (mesenchima M o n t . ) stimme ich mit M o n t i c e l l i vollkommen überein;
davon freilich, dass die Wimperflamme zusammengesetzt sei „da una coronä di ciglia che circondano la parte anteriore
slargata dell’imbuto“ habe ich mich nirgends überzeugen können, noch viel weniger aber davoft, dass „le pareti dell’imbuto
sono rivestite da un sottile straterello protoplasmatico, nel quäle, d’ordinario, non vi e traccia di nuclei — r e s i d u o
d e l l e c e l l u l e p r i m i t i v e f o r m a t i v e d e l l ’i m b u t o — che si continna a formar la parete dei canalicoli“
(1. c- P- 58). Ich habe nicht nur „d'ordinario“ nicht, sondern nie und nirgends Spuren von Kerrien, weder in den Wandungen
der Trichter, noch in denen der Capillaren angetroffen, und ebensowenig kann ich die Angaben M o n t i c e l l i ' s
betreffs der Entwickelung der Trichter, auf die ich später zurückkommen werde, bestätigen (Späterer Zusatz).
2) Ich will hier nicht unerwähnt lassen, dass ich bei einigen egyptischen Distomen, die ich neuerlich zu untersuchen
Gelegenheit hatte, s e h r o f t f e i n e N e r v e n f ä s e r c h e n direct an die Deckelzelle der Trichter herantreten,
oder sie aber wenigstens in unmittelbarer Nähe derselben vorbeipassiren sah (Zusatz während der Gorrectur).
Schwieriger, aber auch von weniger Wichtigkeit,, is t die Abgrenzung der Theile des
G e fä s s s y s tem e s sensu stricto. Deutlich individua lisirt und als separate Theile erkennbar sind
überall die T r ic h te r ; soweit meine Erfahrungen reichen, kommt aus jedem Trichter, auch n u r ein
Gefäss hervor, die Capillare, und eine ziemlich allgemeine Eigenschaft dieser Capillaren scheint
es zu sein, dass sie n ich t sich verzweigen, sondern e i n f a c h und i s o l i r t . z u einem Punkte hin
sich "begeben, wo sie gewöhnlich g l e i c h z u m e h r e r e n zu einem grösseren Gefässe sich vereinigen.
In dem speciellen Theile haben w ir eine Reihe von A rten kennen gelernt, wo diese
E ig en tüm lic h k e it re in und unverfälscht zum Ausdruck gekommen is t; bei anderen freilich t r i t t
sie nich t so deutlich in die Erscheinung, indem h ie r die Capillaren einmal m it einander verschmelzen
und auch gegenseitig Anastomosen bilden können. D a aber die Verschmelzung sowohl,
wie die Anastomosenbildung nur in u nmittelbarer Umgebung wiederum eines Punktes stattfindet,
wo nich t n u r zwei, sondern eine grössere Anzahl Capillaren au f einander treffen, is t auch dieses
Verhalten principiell von dem erstgenannten — der gemeinsam einem grösseren Gefässe in ein
und demselben P u n k te aufsitzenden — nich t verschieden. Im Allgemeinen kann man die Capillaren
b e tra chten als die letzten aus der Theilung eines grösseren Gefässes hervorgehenden und direct,
ohne weitere Theilung, an die T ric h te r sich begebenden Gefässbahnen. Was zwischen Capillaren
und Sanunelraum ü b rig bleibt, sind die Gefässe. Sie sind principiell untereinander nicht verschieden,
ebensowenig, wie sie auch von den Capillaren principiell-verschieden sind. Die von
m ir vorgenommene Trennung in Haupt- und Nebengefässe is t zunächst lediglich aus Opportunitätsgründen
veranlasst worden; ich nenne Nebengefässe diejenigen, welche direct aus der Vereinigung
mehrerer Capillaren hervorgehen, Hauptgefässe die, welche aus der Vereinigung dieser Nebengefässe
sich bilden und in den Sanunelraum einmünden. Wie sie bei einigen Formen deutlich von
einander geschieden sind, so werden wir auch sp äte r noch vom entwickelungsgeschichtlichen Standpunkte
aus eine gewisse Verschiedenwerthigkeit zwischen ihnen erkennen.
D e r In h a lt der Gefässe ist, soweit meine Beobachtungen reichen, ausnahmslos eine klare,
h y a lin e Flüssigkeit, in der keinerlei Fremdkörper zu erkennen sind l). Trotzdem s ieht man bei
manchen A rten (u. a. Dist. tereticolle, clavigerum) auch in den Gefässen und besonders den Haupt-
gefässen, eine m itu n te r re c h t auffällige Füllung mit kleinen, undurchsichtigen 'Concrement-
körnchen,' welche die Gefässbahnen in . schwarzer F a rb e schon au f den ersten Blick deutlich
h e rv o rtre ten lassen. Sie lösen sich auch in Alkohol etc. n ich t auf, und markiren dann in gefä
rb ten T o talp räp a ra ten den Verlauf der Gefässe re ch t s ch ö n 2). B e tra ch te t man diese Körnchen,
die immer ein feines, sandartiges Sediment darstellen, genauer, dann zeigt, sich aber, dass sie
*) Mo n t i c e l l i hat im Inneren der Gefässe des Dist. calyptrocotyle, ohne dass daselbst Flimmerapparate nachweisbar
gewesen wären, „un movimento vibratorio diffuse“ gesehen (1. c. p. 53), und erklärt diese Erscheinung so, dass
„quest’apparenza1 6 dovuta a movimento del liquido, contenuto nei canali, ed alle ondulazioni che questo, nel suo decorso,
subisce per le rapide contrazioni ed estensioni dei vasi“ (ibid.). ln der That sieht man in dem S amme l r a i ime i wo
derselbe sehr lang ist, oder sehr lange, gefässartige Schenkel besitzt, ein lebhaftes Auf- und Absteigen der suspendirten
Concrementkörnchen, welche mit der sie tragenden Flüssigkeit durch die Contractionen der Blasenwände hin- und lier-
getrieben werden. Soweit ich aber gesehen habe, beschränkt sich diese Strömung ausnahmslos auf die Endblase, und hört
bei deren TJebergang in die Gefässe völlig auf • dass auch in diesen (d. h. Gefässen in der oben angeführten Begrenzung)
contrazioni und estensioni Vorkommen, muss ich meinen Beobachtungen nach durchaus in Abrede stellen (Nacliträgl. Zusatz).
2) Nach den Beobachtungen M o n t i c e l l i ’s finden sich solche Bildungen auch in dem Gefässsystem von Dist.
contortum, nigroflavum und macrocotyle. Ob sie dort auch während des Lebens auftreten, wird nicht gesagt; bei den
oben genannten Formen ist das aber der Fall, und die betreffenden Bildungen sind deshalb nicht, wofür sie Mo n t i c e l l i
erklärt „sostanza escretizia, coagulata dall’azione'del liquido fissatore“ (1. c. p. 48). '