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Niveau geschoben haben, das jetzt die Zellen der ersten Serie einnehmen. Das Mittelglied hätte sich
unter Hereinziehung des grössten Theils des Stiels erweitert, das Endglied in eine feine Spitze ausgezogen.
Das früher dicht gedrängte Protoplasma wäre lockerer und heller geworden u. s. f.
Es handelt sich bei dem Gesagten, da, wie bemerkt, mir kein entwicklungsgeschichtliches
Material zur Verfügung stand, nur um Vermuthungen, doch glaube ich mit denselben von der Wirklichkeit
nicht allzuweit entfernt zu sein, wenn ich annehme, wie grosse Uebereinstimmung die beiden
Zapfenserien von Typhlops in ihrem Bau mit denselben Organen von Petromyzon aufweisen, wo sich der
Entwicklungsprocess der Sehzellen in einer, der geschilderten wenigstens sehr ähnlichen, Weise vollzieht.
Weitere Bestandtheile der Retina sind noch:
7) Die Stützfasem und Stützzellen (Fig. 8.3, 86, 87, 91).
Die Stützfasern oder MülleFschen Fasern ziehen sich quer durch die ganze Netzhaut. Sie
gehen aus von den der Retina angrenzenden peripherischen Theilen des Glaskörpers, mit deren Faserzügen
sie im Zusammenhang stehen. Ist bereits dort eine Limitans interna differenzirt, so nehmen sie,
wie oben gesagt, an dieser ihren Ursprung. Sie ziehen sich darauf, ziemlich gerade verlaufend, quer
durch die Opticusfaserschicht, weiterhin die Opticusganglienschicht, die Granulosa interna und die ge-
sammte innere Körnerschicht, ohne irgendwo Seitenzweige abzugeben. Erst im Gebiete der Granulosa
externa beginnt eine weitgehende Verästelung der Fasern, un d zwar in so hohem Maasse, dass geradezu
die ganze Schicht von den Zweigen der Stützfasern (Fig. 91) gebildet zu sein scheint. Bei genauerer
Untersuchung zeigt es sich jedoch, dass ausserdem in ih r noch ein zweites Fasersystem oder, besser
gesagt, Netzwerk existirt, das aus ganz feinen Kömehenzügen gebildet wird. In den Kreuzungspunkten
dieser Züge finden sich häufig kleine Ansammlungen dichteren, festeren Protoplasmas, die sich oft zu
kleinen Kernchen zusammengeballt haben. Die feinen Zweige der Müller’schen Fasern anastomosiren
oft unter sich, ebenso hängen die Züge der Körnchen unter sich zu einem geschlossenen Netze zusammen,
eine Verbindung der beiderseitigen Maschenwerke konnte ich jedoch nicht constatiren.
Nachdem die Stützfaser die Granulosa externa verlassen hat, hört auch die Verästelung auf und
sie durchläuft den Rest ihres Weges ohne jede Abgabe von Seitenzweigen. Zu bemerken ist dabei noch,
dass die Faser immer ein und dieselbe bleibt: sie gibt zwar im Gebiet der Granulosa externa vielfache
Seitenäste ab, verzweigt sich aber niemals in der Art, dass alsdann an Stelle der früheren e in e n Faser
zwei oder mehrere ihren Weg fortsetzen würden. Der S tam m d e r F a s e r bleibt also immer erhalten.
Die Stützfaser durchzieht nun die äussere Kömerschicht, läuft neben den Sehzellen hin und
bricht dann, etwa im Niveau der Spitzen derselben, ganz unvermittelt ab. Meine Ansicht über die Erklärung
dieses plötzlichen Aufhörens und das weitere Schicksal der Müller’schen Fasern habe ich oben,
bei Besprechung des Pigmentepithels, bereits mitgetheilt.
S tü t z z e l l e n finden sich, theils .den Stützzellen dicht angelagert, theils ohne deren Begleitung,
n u r in der äusseren Hälfte der Retina. Sie fehlen in der Opticusfaserschicht, Opticusganglienschicht,
Granulosa interna und der innersten Lage der inneren Kömerschicht." E rst im Gebiete der „ganglienartigen“
Zellen, sowie in der Zwischenschicht tre ten sie auf, werden zwischen den äusseren Ganglienzellen
sehr häufig, fehlen aber dann der Granulosa interna beinahe und der Schicht der Zwischenganglienzellen
vollständig. Recht zahlreich finden sich die Stützzellen dann wieder zwischen den Reservezellen der
äusseren Körnerschicht und kommen auch noch neben den Zapfenkörnern der zweiten Serie vor. Von
da ab verschwinden sie jedoch gänzlich.
Die Länge der Stützzellen schwankt zwischen 0,0071 und 0,0103 mm, ihre Dicke zwischen 0,0023
und 0,0033 mm; der Kern h a t eine Länge zwischen 0,0051 und 0,0074 mm, bei einer Stärke von 0,0015
bis 0,0022 mm.
Der Nervus opticus. ' (Fig. 92.)
Der Opticus ist eine Zusammenfassung der zunächst distalwärts gerichteten Fortsätze der Opticusganglienzellen.
Diese Fortsätze, die Nervenfasern, ziehen sich hier, wie bei allen höher entwickelten
Wirbelthieraugen, zunächst auf der Innenfläche der Retina gegen den Augenhintergrund hin und bilden
in diesem Theile ihres Verlaufes die sog. Opticusfaserschicht. Im Augenhintergrund wenden sie sich
dann mit meist scharfer Umbiegung proximalwärts und lenken in die Bahn des früheren Augenblasenstiels
ein, wo sie sich zu einem Bündel, dem Opticus, sammeln. Soweit sie den auf der I n n e n f l ä c h e
d e r N e t z h a u t liegenden Opticusganglien entstammen, gehen die Nervenfasern dann s äm m tlic h unter
sich die bekannte Kreuzung ein. Es findet sich jedoch eine Fortsetzung der Opticusganglienschicht in
der Weise, dass dieselbe, dem Verlaufe der Sehnerven folgend, sich in die Tiefe der Retina hineinschlägt,
und so um den intraretinalen Opticus eine Art Röhre bildet, die sich bis aufs Niveau der proximalen
Grenze der inneren Körnerschicht verfolgen lässt. Die Zellen dieser Fortsetzung der Opticusganglienschicht
stehen durch ihre von der einen Seite abgesandten Ausläufer ebenso, wie alle anderen Opticusganglienzellen
in Beziehung zu den übrigen Netzhautlagen; nach der anderen Seite, also jetzt gegen den
Opticus hin, senden auch sie e in e n stärkeren Fortsatz, die Nervenfaser, aus. Diese Fasern betheiligen
sich jedoch nicht an jener Kreuzung, sondern bilden, jede auf der Seite, von der sie herstammt, verharrend,
die peripherischen Schichten des Sehnerven.
Während seines Verlaufes durch das Gebiet der Granulosa interna, wo auch die Faserkreuzung
stattfindet, h a t der Opticus eine Dicke von n u r etwa 0,0122 mm; er nimmt jedoch rasch an Stärke zu,
so dass dieselbe während seines Durchtritts durch die äussere Körnerschicht bereits auf 0,0286 mm angewachsen
ist. Diese Dicke :behält der Nerv dann auch noch extrabulbal, wenigstens soweit ich ihn
habe verfolgen können, bei. Seine Normalstärke verhält sich somit zur Länge der Augenaxe wie
1 : 15,38, und zur Dicke der Netzhaut wie 1 : 2,87. Bei Tropidonotus stellt sich dies Verhältniss auf
1 : 16,52 resp; auf 1,07 : 1.
Im Inneren des Opticus finden sich häufig Bindegewebsfasern und -Kerne, die zum Theil den
in früherer Zeit in die fötale Augenspalte un d deren Fortsetzung au f den Augenblasenstiel eingewanderten
Massen ihr Dasein verdanken dürften, vor Allem aber wohl als perivasculäres Bindegewebe aufzufassen
sind.
Die Arteria centralis Retinae ist sehr stark entwickelt und lässt sich durch den ganzen in tra retinalen
Verlauf des Opticus bis zu ihren Verzweigungen im Glaskörper verfolgen.