
z erfä llt je tz t auch die ursprünglich scheinbar einfache Flimmerbahn’ in einzelne Flämmchen,
Flimmerläppchen, die mit der Zeit durch immer grössere Zwischenräume von einander g e tren n t
werden, aber stets deutlichen, wenn auch flachen Epithelzellen aufsitzen.
So zeigt sich h ie r in der Entwickelungsgeschichte des Excretionsappärates hei e i n em u n d
d em s e l b e n Thiere die bemerkenswerthe Thatsache, dass das zuerst angelegte. Elimmergefäss
n a c h e i n a n d e r d e n m o r p h o l o g i s c h e n W e r t h e i n e r C a p i l l a r e , d a n n d e n e i n e s
H a u p t g e f ä s s e s u n d z u l e t z t d e n d e s S a m m e l r a u m e s a n n i m m t , i n d e m s e l b e n
M a a s s e , a l s s ' c h d e r A p p a r a t s e l b s t r e i c h e r im K ö r p e r a u s h r e i t e t . Ic h habe
bis je tz t bei meinen Studien an Cercarien noch nichts gefunden, was der Annahme einer a llgemeinen
Verbreitung dieses EntwickOlnngsmodus direct entgegenstände, andererseits bin ich aber
auch noch lange nicht soweit, alle einschlagenden Verhältnisse im Einzelnen zu übersehen. Ich
gedenke jedoch, diese Entwickelungsvorgänge, da sie noch manche werthvolle Aufschlüsse versprechen,
nicht aus den Augen zu verlieren und werde vielleicht in sp äte re r Zeit weiteres darüber
mittheilen können.
Bei der reifen Cercarie finden wir nun gewöhnlich (nicht immer, denn manche Cercarien
bleiben au f diesem Stadium noch nich t stehen) ein Excretionsgefässsystem, welches gleichsam um
eine Etappe h in te r dem des ausgebildeten Wurmes zurückliegt. In sehr vielen Fällen kann man dasselbe
erhalten, wenn man die Capillaren des Geschlechtsthieres w e g s t r e i c h t , und an die
U r s p r u n g s s t e i l e n derselben aus den Nebengefässen F l i m m e r t r i c h t e r setzt. Diese Reduc-
tion des peripheren Abschnittes h a t na tü rlic h auch eine wenigstens theilweiäe Keduction der
übrigen Theile zu r Folge, indess sind die Verhältnisse h ie r nicht überall gleich, manche Cercarien
gehen darin weiter, manche weniger weit:: s te ts aber s teh t die Ausbildung des Organ-
systemes noch h in te r der des erwachsenen Thieres zurück. D e r l e t z t e A k t in seiner Ausbildung
spielt sich, wie es scheint, zum grössten Theile bereits in dem en cy s tirten Zustande ab, nnd
zw ar habe ich besonders h ie r die Ueberzeugung gewonnen, dass die Dau er des betreifenden Zustandes
au f den G rad jener Ausbildung von bestimmendem Einflüsse is t; die Ausbildung selbst
geschieht, wie oben bereits geschildert, in der Weise, dass von den bisherigen Endpunkten der
Capillaren aus n o c h e i nm a l büschelförmig eine Neubildung an Gefässen mit End tric h te rn in
den Körper hinein stattfindet. Dazu is t aber eine verschieden lange Zeit erforderlich, und wir
finden demnach die innere Organisation der Cercarien oft a u f einem verhältnissmässig sehr
differenten Entwickelungsstadium auch da, wo sie, oberflächlich und bei geringer Vergrösserung
b e tra ch tet, vollkommen gleich zu sein scheint. Sie is t verschieden je nach der Dauer, die das
betreffende Individuum bereits in seiner Kapsel v e rb ra ch t hat.
De r Anfang dieser Weiterbildung des Gefässsystemes erfolgt, wie es scheint, d i r e c t
nach der E n c y s tiru n g und besteht, wie gesagt, in der Weiterausbreitung des Röhrensystemes
durch Aufsatz neuer und verm eh rte r Capillaren au f die alten. A u f welche A r t und Weise dies
geschieht, darüber habe ich leider bis je tz t nicht viele Beobachtungen zu verzeichnen; ziemlich
charakteristisch und bedeutungsvoll scheint mir ein Befund zn sein, den ich bei einer en cy stirten
Cercaria „omata“ an tra f. Die grössere Zahl der T rich te r dieses Thieres zeigte sich in der in
Fig. 186, Taf. IX gezeichneten Weise d o p p e l t . Die Wimperzellen selbst lagen entweder dicht
Seite an Seite, oder sie waren nich t als g e tre n n t e rk en n b a r; positivere Anzeichen einer Theilung
habe ich freilich nich t finden können. Bei einigen zeigten sich ausserdem die aus den T rich tern
entspringenden Gefässe k u rz h in te r denselben v e r e i n i g t : Verhältnisse, die eine stattg eh a b te
Theilung allerdings zum mindesten nich t unwahrscheinlich erscheinen lassen. Leider is t es mir nicht
gelungen, bis je tz t ein entsprechendes Stadium wieder anzutreffen; ich muss mir ein definitives
U rth e il also h ie r au f sp äte r aufsparen. Nach dem was ich gesehen, scheint diese Entwickelung
übrigens ausserordentlich r a s c h zu gehen.
Das, was u n te r allen Umständen e rs t nach der Uebertragung stattfindet, is t die schon
oben betonte, sehr auffällige Vergrösserung der Elemente; die bisher re ch t kleinen Trich ter, die
meist n ich t viel über 0,001—0,002 mm messen, werden grösser und grösser, bis sie auf dem
Maasse angekommen sind, was wir oben speciell fü r sie angegeben haben. Dasselbe g ilt von den
Begrenzungszellen des Sammelraumes und bei den Echwostomaiormen fü r die Flimmerlappen im
letzten Abschnitte der Endblase; dafür; dass h ie r noch eine Vermehrung der Elemente stattfindet,
habe ich nirgends irgend welche Anhaltspunkte gewinnen können.
Mit der Vergrösserung der T ric h te r geht nun bei einigen A rten eine Veränderung von
deren äusserer Form Hand in Hand, die e rs t mit der völligen En tfa ltu n g und Ausbildung des
Thierkörpers ihren Abschluss findet. Ich habe schon bei Besprechung der abweichenden T rich te rformen
vorübergehend betont, dass man dieselben bei ganz erwachsenen Thieren suchen müsse;
w ir finden je tz t den Schlüssel hierzu in dem angegebenen Verhalten der Flimmertrichter. Die
ersten Eistomum isoporum, die ich fand, waren zufällig ganz kleine, junge, und sie zeigten in
Bezug auf die Form ih re r T ric h te r keinerlei Abweichungen oder Besonderheiten; sp äte r t r a f ich
auch ä lte re Individuen und fand bei diesen eine ziemlich v e ränderte Trichterform, so wie sie in
Fig. 107, Taf. V abgebildet ist. Ich hie lt diese fü r eine definitive, bis ich bei der Untersuchung
ganz a lte r, mit Eiern verseheneir Individuen sie in der G e sta lt der Fig. 108 a n tra f; durch Vergleich
zahlreicherer Wü rm e r im mittleren A lte r kann man sich dann eine vollständige Reihe
dieser allmählichen Umgestaltung verschaffen. Ganz ebenso v e rh ä lt sich Eist, cygnoides. Ein
Blick .auf die F ig u r 129, Taf. V I zeigt bei der reifen Cercaria macrocerea noch völlig normal
gebildete, einfach conische T ric h te r; die Veränderungen zu der definitiven Form der F ig u r 128
erfolgen ebenso langsam und schrittweise, wie bei Eist, isoporum.
Das wäre alles, was ich betreffs der Entwickelung des Gefässapparates gegenwärtig mit-
zutheilen h ä t t e ').
Genitalapparat.
Dass die schwärmenden Cercarien bereits Genitalorgane besitzen, wurde zuerst von
Leuckart nachgewiesen, der bei der Cercaria Eist, folii = Eistoma duplicatum v. Baer „im H in te rleibe
Hoden und Ovarium und vor dem Bauchsaugnapfe die beiden Geschlechtsöffnungen“ e rkannte*).
A u f diese e rs te Beobachtung hin erfolgte dann eine Anzahl weiterer, die bei verschiedenen
Cercarienformen ebenfalls das Vorhandensein von Genitalorganen feststellten. Aller-
*) Es sei als Nachtrag hierzu noch erwähnt, dass in neuester Zeit auch S c h u b e r g sich von der Existenz platter
Zellen in den Wandungen der Capillaren unserer Thiere, spec. Di st. Innceölatum, überzeugt zu haben glaubt (cf. Ver-
handl. d. deutsch, zool. Gesellsch. aus d. Jahre 1893, pag. 88). Ich kann auch angesichts dieser neuen, den meinigen
widersprechenden Angaben von meiner oben dargestellten Ansicht nicht abgehen, da es mir nicht möglich gewesen ist,
mich von der Existenz kernführender Wandungen bei Trichtern und Capillaren zu überzeugen (Nachtr. Zusatz'.
*) Leuckart, Die menschl. Parasiten. I. Bd. Leipzig 1863. p. 765.
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