Ausser den h ie r namha ft gemachten Arbeiten werden in systematischen Werken noch
einige weitere Mittbeilungen aus der ä lte ren und neueren L i tte r a tu r au f unser Distomum globiporum
bezogen, augenscheinlich aber mit Unrecht. Das g ilt n. a. von der bereits bei Distomum
perlatum angezogenen Mittheilung von M odeer über Fasciola tincae, die sicher n ich t das Distomum
globiporum betrifft, aber doch von R udolphi und im A nschluss an ihn auch von D ujardin, D iesing u . a.
a u f dieses bezogen wurde. In neuerer Zeit b a t Olsson einen Wurm ebenfalls u n te r dem Namen
Distoma globiporum beschrieben, der wiederum nich t h ie rh e r gehört, sondern eine neue A r t re-
p rä s en tirt, die w ir in der Folge noch näher kennen lernen werden. Distomum globiporum is t
schon in einer sehr grossen Zahl von Fischen z u r Beobachtung gelangt. Sein Entdecker, der
S ta a ts r a tb 0 . F . M ü ll er , fand es in Abramis brama, F roelich und Z eder in Gyprinus carpiö,
R udolphi in Leuciscus erythrophthalmus, andere A utoren noch in Chondrostoma nasus, Abramis blicca
nnd Abramis vimba, ATburnus lucidus, Leuciscus ruülus und Leuciscus jeses, Barbus fluviatilis, Phox'mus
laevis, Squdlius cephalus. Hierzu kommen noch als bemerkenswerthe Fu n d o rte Perca fluviatilis, wo
es Z eder und neuerdings wiederum Z schokke, Thymallus vulgaris, wo es ebenfalls Z schokke, nnd
Esox lucius, wo es P renant an tra f. D a es sieb in diesen le tztgenannten Fällen n u r um gelegentliche
und seltene Vorkommnisse, nnd w e ite rhin um Raubfische bandelt, in denen d e r Wurm fü r
gewöhnlich nich t zu finden ist, so könnte h ie r der Gedanke nabe liegen, dass die P a ra s iten n u r
zufällig mit einem ih re r gewöhnlichen T rä g e r in den Darm des neuen W irtlie s gelangt seien.
W ährend jen e r aber der Auflösung und Verdauung anheimfiel, entgingen diese dem Verderben
un d siedelten sieb, wenigstens fü r einige Zeit, in dem Darm ihre s nunmehrigen W irth e s an. Ich
werde in der Einleitung zn dem d ritten Abschnitte dieser A rb e it h ie rau f nochmals zurückkommen.
Ich fand das Distomum globiporum ein Mal ebenfalls in Esox lucius, ausserdem besonders
in Squdlius cephalus und Leuciscus rutilus, und, wo es bis je tz t noch nich t beobachtet wurde, im
Darme der Schleie (Tinea vulgaris) ; die frü h eren Angaben von seinem Vorkommen in diesem Fische
waren ve ran la sst durch die Verwechselung mit dem Distomum perlatum v. N ordm.
Die Länge des Wurmes w ird von Z eder au f 13U Linie ( = 3,95 mm), von D ujardin auf
3,8 mm angegeben, wohingegen R udolphi n u r 1 Linie = 2,25 mm als höchstes Maass, Z schokke
aber 4,2 mm angiebt. In der T b a t z eigt das T h ier auch re c h t verschiedene Grössenverbältnisse,
d. h., es e rre ich t das Stadium der geschlechtlichen Reife bei s eh r verschiedenen, äusseren Dimensionen.
Auch ich habe Individuen angetroffen, die bereits bei n ich t viel mehr als 1 mm Länge
reife E ie r in sieb erkennen Hessen, während in anderen Fä llen bei 2 mm und darüber noch keine
vorhanden waren. E s is t bekannt, dass die Raumverhältnisse der Umgebung au f die Körpergrösse
der P a ra s ite n einen sehr bestimmenden Einfluss ausüben; und es is t durchaus nicht
unwahrscheinlich, dass die erwähnten, beträchtfichen Grössenschwankungen bei Distomum globiporum
zum Theil wenigstens a u f solche Einflüsse zurückzuführen sind. Die Bre ite des Körpers
w ird von D iesing so hoch angegeben, wie die Länge; das is t jedenfaUs ein Irrth um . Ich habe
sie, auch bei grösseren Würmern, nich t über 0,75 mm steigend gefunden; im Mittel b e trä g t sie
ungefähr 3/a d e r Körperlänge. D e r Vorderkörper is t auch h ie r nich t unbeträchtHch beweglicher,
als der h in te re Theil.
Die S a n g n ä p f e des Distomum globiporum sind durchaus v e r s c h i e d e n gross, indem
der mächtig entwickelte und s ta rk h e rvortretende Banchsangnapf knapp den doppelten Durchmesser
des zw ar kleineren, aber ebenfalls wohl und k rä ftig entwickelten Mundsaugnapfes erreicht.
Bei einem Tbiere von 1,7 mm Länge misst er 0,3 mm, bei einem solchen von 4 mm 0,45 mm im
Durchmesser. An diesem Grössenverhältniss der Saugnäpfe, und besonders an dem s tarken
H e rv o rtre ten des Bauchsaugnapfes, is t das Distomum globiporum s te ts leicht zu erkennen.
Die H a u t des Wurmes is t g la tt, d. h. ohne Stacheln, tr ä g t aber an deren Stelle sehr
dicht stehende nnd in regelmässige Querreiben angeordnete feine Erhabenheiten auf ih re r äusseren
Fläche, welche dieselbe eb ag rin a rtig rau b erscheinen lassen (Fig. 99, Taf. V). Die Dicke b e träg t
im Mittel 0,005—0,006 mm. Die F a rb e des Wurmes is t in den meisten Fällen sehr blass gelblich
ro th ; indess trifft man g a r nich t selten au f Exemplare, die durch ein besonders im Vorderkörper
eingelagertes Pigment mehr oder minder rostfarben erscheinen (Eig. 11, Taf. I). An dem Vorderrande
des Mundsangnapfes erkennt man die Mündungen einer Anzahl von Drüsen in Gestalt
s ta rk lichtbrechender und sch a rf umschriebener Punkte, die sieb über den Rücken des Saugnapfes
hinweg in körnige Streifen, die Ausführungsgänge, fortsetzen. Um die ziemlich grossen,
zn den Seiten des „Halses“ gelegenen Drüsenzellen selbst zu sehen, muss man’ jüngere Individuen
untersuchen, da bei den ä lte ren durch die Entwickelung der Dotterstöcke diese Drüsenkörper
völlig verdeckt werden (Fig. 13, Taf. I).
V e r d a u u n g s a p p a r a t . A u f den Mundsaugnapf folgt, durch einen kurzen Vorhof von
ihm g e tre n n t, ein wohl entwickelter P h a ry n x , den schon die ä lte ren Beobachter als durchsichtigen
Fleck h in te r der Vordermündung beschrieben. In der T h a t fä llt e r durch seine Durchs
ichtigkeit und Farblosigkeit sofort in die Augen, E r is t fa s t vollkommen kugeHg und s ta rk
muskulös, sein Durchmesser b e trä g t ungefähr die Hälfte von dem des Mund&augnapfes. A u f ihn
-folgt ein langer, dünner Oesophagus, der bei völliger Extension des Vorderkörpers in gerader
Linie nach hin ten zieht, aber dann, wenn derselbe s ta rk zusammengezogen w ird $0 was bei der
Versetzung u n te r das Deckgläschen fa s t s te ts g e s c h ie h tE - in eine dichte, SfÖrmige Schlinge
sich zusammenlegt. I s t e r bei dieser Gelegenheit leer, — und das is t gewöhnEch der F a ll —
dann kann es allerdings leicht den Anschein gewinnen, als fehle er vollkommen, und die „division
semble se faire to u t près du bulbe même“. Diese le tz tere Angabe findet sich bei Z schokke; sie
i s t augenscheinlich hervorgerufen durch die ebengeschilderten Verhältnisse und bei genauerem
Zusehen leicht zu corrigiren. Die Theilting in die Darmschenkel erfolgt über dem Bauchsaugnapfe;
die Darmschenkel selbst verlaufen vollkommen g e streckt und von v orn bis hinten ungefähr
gleich weit, nicht bis in das äusserste Hinterende („la pointe caudale“ Z schokke), sondern endigen
s te ts eine kurze Streeke vorher (Fig, 11, Taf. I).
Der D arminhalt wird augenscheinlich s te ts d a rg e ste llt von den auch in der Umgebung
des P a ra s ite n vorhandenen Substanzen, dem Darminhalte des W irth e s ; von Gewebstheilen desselben,
etwa Darmepithelzellen oder g a r Blutkörperchen habe ich nichts bemerken können. Hingegen
fand ich bei einem In dividuum des Wurmes aus Alburnus lucidus, das vollkommen entwickelt
und e ie rb a ltig war, im Darme n u r eine blasse Flüssigkeit, in welcher m assenhaft monadenähnliche,
parasitische Protozoen sich tummelten. Dieselben setzten sieb mit VorHebe mit ihrem
Vorderende senkrecht au f die Darmwand auf, und boten, wo sie sieb dicht aneinanderdrängten,
manchmal den AnbKk eines typischen, massig hohen Cylinderepitheles dar. Freü ich w a r u n te r
diesem Pseudoepithel bei genauerer P rü fu n g das wirkliche Darmepithel s tets deutKeh nachzuweisen.
Diese Monaden waren übrigens zu r Zeit, als die Untersuchung stattfan d , n u r in dem
Wurmdarme vorhanden, nicht in dem umgebenden Fischdarminhalte; indessen w ü l ich damit nicht
sagen, dass sie specifische Schmarotzer des ersteren gewesen seien. In le tz te r Instanz dürften
sie doch dem Fische angehört haben und von dem Distomum mit seiner Nahrung aufgenommen
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