und umgekehrt bei schwächerer Ausbildung der ersteren, diese s tä rk e r und dichter angelegt sind.
So besitzen z. B. die darmbewohnenden Distomum clavigerum, eudolobum u. i t ein re c h t ansehnliches
Schuppenkleid, welches ihnen bei der schwächlichen Ausbildung namentlich ihre s Bauchnapfes z u r
Bewegung fa s t unentbehrlich ist. Es vermag sie n ic h t n u r, wenn sie an der Darmwand Jfest-
sitzen, vor einem Abgleiten zu bewahren, sondern es befähigt sie vor allem auch zu einer Bewegung
ohne feste Unterlage, frei im Darminhalte; namentlich das Distomum endolobum trifft man
meist a u f diese "W^eise wandernd und es is t ganz kla r, dass es zu solchen Wanderungen den
Stachelbesatz an seinem Körper so nothwendig,braucht, wie gewisse Dipterenlarven ih re Stachelk
ränze und die Regenwürmer ih re Borsten. Im Gegensatz hierzu zeichnen sich die stachellosen
A rte n gewöhnlich durch den Besitz re ch t ansehnlicher und k rä ftig e r Saugnäpfe a u s ; man denke
hier, um n u r Darmbewohner zu nennen, an Distomum tereticolle, isoporum, globipomm, nodulosum u .a .
Daneben giebt es freilich auch Formen, die mit k rä ftig en Saugnäpfen und reichlichen Stacheln
zugleich au sg e s ta tte t sind, so Distomum perlatum, echinatum u. a. Indess dürfte bei dem letzteren
schon der n u r au f dem Vorderkörper beschränkte Stachelbesatz dire c t Zusammenhängen mit der
im Verhältniss minimalen Ausbildung des Mundnapfes.
Man sieht, es lassen sich die oben angeführten Beziehungen in der T h a t durch g a r nicht
spärliche Beispiele belegen. Was nun die andere Function der Stacheln anbelangt, durch mechanischen
Reiz der Darmschleimhaut, überhaupt der Unterlage, ein v e rs tä rk te s Zuströmen von
B lu te te , zu veranlassen, so glaube ich dein n u r geringere Bedeutung .beimessen zu sollen. Meinen
Erfahrungen nach wird dieser Erfolg hauptsächlich erzielt durch das Secret d e r ganz allgemein
sehr zahlreichen Hautdrüsen unserer Thiere.
Jlantdrt isen.
U n te r dem Namen Hautdrüsen sind bis je tz t bei den Distomen ziemlich allgemein zellige
Gebilde oder Zellencomplexe beschrieben worden, die insgesammt das gemein haben, dass es sich
bei ihnen um protoplasmareiche, kolben- oder flaschenfÖrmige Elemente mit deutlichem, bläschenförmigen
Ke rn handelt, die meist auch in der Nähe der Körperwänd gelegen sind. Ebenso allgemein
aber h a tte n sich bei diesen präsumtiven Drüsen Ausführungsgänge durch die H a u t hindurch
m it Sicherheit nirgends nachweisen lassen und da, wo sie als thatsächlich vorhanden
beschrieben worden waren, h a t sich bei der Nachuntersuchung ein ebenfalls negatives R e su lta t
herausgestellt (Amphistomum conicum B lumberg durch B raun, Bronn’s CI. u. 0 . p. 597 u. a.)i Nach
allem h a t B raun jedenfalls Recht, wenn er den Beweis fü r die wirkliche D rü sen n a tu r der u n te r
dem Namen Hautdrüsen beschriebenen Gebilde in der grössten Mehrzahl der Fä lle fü r n ich t
e rb ra c h t h ä l t .*) Auch B randes, der neuerlich den „Hautdrüsen“ eine Bedeutung bei der E n tstehung
der H au t v in d ic irte2), w a r bei einem Theile seines Untersuchungsmateriales nicht im
Stande, an denselben zweifellose Ausführungsgänge zu erkennen; auch e r h a t, wie ich schon
anderorts gelegentlich he rv o rh o b 3), zum grossen Theile die wirklichen Hautdrüsen n ich t vor sich
gehabt, wohl aber diejenigen Gebilde, die W alter bei verschiedenen Monostomen sp äte r als
*) B r a u n , Bronn’s CI. u. 0. p. 595.
a) B r a n d e s , z . feineren Bau d. Trematod. 1. c.
8) Ber. d. Kgl. S. Gesellsch. d. Wissensch. 1. c. p. 30.
chromatophile Subcuticularzellen bezeichnet und zu r V erstärkung der „Subcuticula“ dienen lä ss t'1).
Von allen den in der L i tte r a tu r vorhandenen Beschreibungen der Hautdrüsen würde ich fü r die
beste, d. h. fü r die der Wirklichkeit am meisten entsprechende halten die von K üchenmeister
gegebene: dass „die Ausführungsgänge durch den Hautmuskelschlauch, die Subcuticularschicht
der H au t als geschlängelte, dünne Canäle verlaufen, die sich mit je einem kleinen Porus durch
die Cüticularschicht nach aussen öffnen“. Leider setz t aber B raun, dem ich dieses C ita t entnehme2),
dem gleich h in z u : Trotz der sicheren Angabe wäre es aber ein Irrth um , zu glauben,
dass der A u to r diese Verhältnisse gesehen habe — die von ihm als Beleg c ltirten Abbildungen
seines Werkes sind weder Originale, noch betreffen sie Distomum hepaticum................. Das is t um
so bedauerlicher, als, wie w ir sp äte r noch genauer erkennen werden, diese Beschreibung in der
T h a t eine ganz zutreffende ist.
Meinen Erfahrungen nach fehlen die echten Hautdrüsen unseren Würmern nirgends,
wenngleich sie in den einzelnen A rten in re ch t verschiedener Zahl auftreten. Verhältnissmässig
wenige habe ich getroffen bei Distomum tereticolle, cygnoides, folium u. a .; eine ganz überraschende
Menge aber besitzen Distomum perlatum, cylvudraceum, leptostomum und hauptsächlich Distomum
asddia, dessen gesammter Vorderkörper mit ihnen geradezu gespickt is t (Fig. 52, Taf. TU): ' :
Was ih re Vertheilung im Körper anbelangt, so lä ss t sich als ganz allgemein gültige
Regel aufstellen, dass sie im Vorderleibe, und besonders in der Umgebung des Mundes stets am
zahlreichsten entwickelt sind; nächstdem finden sie sich auch in s tä rk e re r Anhäufung in der
Circumferenz des Bauchnapfes, und eine gewisse Anzahl is t weiterhin au f die zwischen den beiden
Saugnäpfen liegende Körperfläche v e rth e ilt. Die Rückenseite is t durchgängig bedeutend drüsenärmer
als die Bauchseite; auch im Hinterkörper der W ürmer sind die Drüsen ganz auffallend
spärlich vorhanden. Ich will nun gleich h ie r erwähnen, dass die um den Mundsaugnapf herum
mündenden Drüsen von den übrigen meist durch eine etwas bedeutendere Grösse und durch
längere Ausführungsgänge sich auszeichnen. Während die gewöhnlichen Hautdrüsen immer in
der Nähe der Körperfläche sich finden und mit ihren Ausführungsgängen dire c t durch diese hindurch
tre ten , liegen die ersterwähnten Drüsen oft viel tie fe r im Parenchyme des Leibes vergraben,
ih re Ausführungsgänge sind schon um deswillen oft sehr viel länge r; sie werden1 es aber
noch ausserdem dadurch, dass sie um den Saugnapf herum oder über dessen dorsale Peripherie
hinweg ih ren Weg nach der Mundöffnung nehmen müssen. Infolge dieser Eigenschaften sind die
genannten Drüsen, die Sog. K o p f d r i i s e n - leichter zu erkennen und auch öfter mit Sicherheit
beobachtet worden, als die gemeinen Hautdrüsen.
Wenden w ir zunächst diesen le tzteren unsere Aufmerksamkeit zu, so is t über ih re Vertheilung
im Körper bereits oben einiges gesagt worden. Ih r e Mündungen liegen um den Bauchnapf
herum gewöhnlich da, wo er mit seiner vorderen Oeffnung aus der H a u t h e rv o rrag t; sie
selbst sind h ie r entweder in einfacher Reihe angeordnet (Dist. perlatum, Fig. 122, Taf. VI), oder
aber zu Gruppen von mehreren zusaramengedrängt (Dist. cylindracewm. variegatum), wobei dann
zwischen den einzelnen Gruppen kleine Abstände bleiben. Im V orderkörpe r, um den Mundsaugnapf
herum, (nicht aber direct an dessen Rande, der von den Kopfdrüsen besetzt gehalten wird)
*) Wa l t e r , Unters, über d. Bau d. Trematoden. 1. c.,p. 209.
2) B r a u n , Bronn’s CI. u. 0. p. 596. Aus : - K ü c h e n m e i s t e r u. Zü r n , Parasiten des Menschen. 2. Aufl.
p. 262 u. 292.