Die F u r k a is t in der Regel kurz. Von den bis je tz t bekannten deutschen A rte n macht nur
Opliioc. Sarsii hiervon eine Ausnahme. (Taf. VI, Fig. 3.) Ih r e Form und Bewehrung is t sehr wechselvoll,
o ft bei beiden Geschlechtern verschieden und fü r jede A r t charakteristisch. A u f der Rlicken-
fläche s te h t jederzeit eine „geknöpfte“ B orste (Taf. I, Fig. 3). D e r Aussenrand tr ä g t einige Borsten
oder Dornen. Die Apikalborsten, über deren Insertionsstellen oft noch Dornenbesatz a u f tr i tt, sind
s te ts in der D r e i z a h l vorhanden. Die innerste B o rste, von einigen Forschern irrtüm lich e r Weise
überhaupt nicht zu den Apikalanhängen g e re ch n e t,1) bleibt stets klein. Die beiden anderen, grossen
B orsten, deren Basalteil genau so gebildet is t wie bei den Cyclopiden, 2) sind bei den einzelnen A rten
nach absoluter und re la tiv e r Länge, nach H altung und Befiederung mannigfachem Wechsel unterworfen.
Die äussere B orste is t s te ts die. kü rz e re von beiden. Beim Gen. Nitocra sind diese Borsten vom Beginne
der Befiederung an quergeringelt.
Die V o r d e r a n t e n n e n sind in allen Fä llen kurz, in keinem überragen sie zurückgeschlagen
den H in te rran d des ersten Vorderleibsabschnittes. Die Anzahl ih re r Segmente is t s te ts eine beschränkte.
Die der W e i b c h e n sind acht- (Canthocamptus und Nitocra — Taf. I, Fig. 5, Taf. VH, Fig. 4)
oder siebeitgliedrig (Ophiocamptus —- Taf. VI, F ig . 4). I h r Borstenbesatz is t bei den einzelnen Genera
konstant. Länge und S tä rk e der einzelnen Borsten dagegen sind bei den einzelnen A rte n verschieden.
Am Aussenrande des ersten Gliedes t r i t t in der Mitte s te ts ein Halbkreis feiner Dornen auf; 3) an
seinem Ende is t s te ts eine F i e d e r börste eingelenk^. Das v ie rte Segment is t zu einem F o rtsa tz e
ausgezogen, au f dessen Spitze s te ts ein grösser Sinneskolben 4) steh t. Ara apikalen Ende des letzten
Gliedes t r i t t s tets neben zwei Borsten ein noch k ü rz e re r Sinneskolben auf. °)
Die Vorderantennen des M ä n n c h e n s (Taf. I, Fig. 6 , Taf. VH, F ig . 5) sind wie bei den
Cyclopiden b e i d e zu Greiforganen umgewandelt und nach denselben Prinzipien wie bei jener Familie
g e b a u t.6) Hinsichtlich ih re r Grösse und Bewehrung stimmen sie mit denen des Weibchens überein.
De r un te re A bschnitt be steht aus drei Segmenten, der m ittlere ebenfalls aus d re i und der obere aus
zwei, von welchen aber s te ts das erste, selten beide nochmals ge te ilt sind. Die Segmente des mittleren
Abschnittes, und von diesen wieder das e rs te , zeichnen sich dadurch a u s, dass sie meist s ta rk aufgetrieben
sind. In einigen Fällen (Taf. IV, F ig . 4) is t die Anschwellung in ganz besonderem Masse
erfolgt. Das zweite Segment dieses Abschnittes bleibt s tets kurz, das d r itte verjü n g t sich nach seinem
Ende hin zu der B re ite des Endabschnittes.
Die Cuticula der Segmente des m ittleren Abschnittes und der beiden ersten Glieder des
Endabschnittes zeigt an einigen Stellen, besonders an den Aussenrändern, Verdickungen und Vorsprünge,
um die Antennen in ih re r F u n k tio n , als Greiforgane zu dienen, zu unterstützen. Das Ergre ifen des
Weibchens geschieht bei den Harpacticiden übrigens in anderer Weise als bei den Cyclopiden. Das
') Bei vielen Arten ist sie von mehreren Forschern überhaupt übersehen worden.
2) Teil I, p. 17 u. 18.
3) Die Angabe mehrerer Forscher, dass ein solcher Dornenkreis für diese oder jene Art charakteristisch sei, ist also irrtümlich.
4) cf. Teil I, p. 21.
6) Der Sinneskolben des letzten Segments ist von den meisten Forschern übersehen worden, oft auch der des vierten
-Gliedes. — Vo s s e l e r s Angabe (die freil. Cop. Württembergs — Taf. VI, Fig. 9), dass auch das dritte Segment (von Canth.
staphylinus) einen Sinneskolben trage, ist irrtümlich.
6) cf. Teil I, p. 22. '
Männchen erfasst die weiblichen Furkalzweige und die B asis der A pikalborsten derselben (Taf. I I I , Fig. 1)
und schwimmt, mit dem Weibchen in dieser Weise vereinigt, oft stundenlang im Wasser umher.1)
Die H i n t e r a n t e n n e n (Taf. I, Fig. 7, Taf. VI, Fig. 5, Taf. VH, Fig. 7) besitzen im Gegensatz
zu den Cyclopiden einen Nebenast. Der H a u p tas t is t s tets dreigliedrig.2) Die einzelnen Segmente
sind bei den in B e tra ch t kommenden drei Genera von fa s t gleicher Form und Bewehrung. Hervorgehoben
mag h ie r n u r sein, dass die Spitze des Endgliedes mit einigen k n ie fö rm ig e n Borsten
ausgerüstet is t, die au f die Funktion der Antenne, als Klammerorgan zu dienen, hinweisen. Der
Nebenast, welcher immer am zweiten3) Gliede des Hauptastes eingelenkt is t, bleibt s tets klein, ein-
oder zweigliederig. D a die Anzahl seiner Segmente, seine Form und Bewehrung schwanken, so is t
e r von hohem systematischen Werte.
Die M u n d e x t r e m i t ä t e n sind bei den deutschen Gattungen ebenso, wie bei den einzelnen
Arten derselben, abgesehen von geringen Schwankungen in der Bebörstung, vollkommen übereinstimmend
gebaut, also ohne systematische Bedeutung. N u r der Palpus der Mandibel macht hiervon
eine; Ausnahme.
Das L a b r u m (Taf. V , Fig. 5, Taf. V I, Fig. 6 ) is t an seinem un te ren Rande nicht wie bei
den Cyclopiden in einzelne Zähne gespalten, sondern tr ä g t seitlich einige grössere und in der mittleren
P a rtie viele s eh r kleine Dornen.
Die M a n d i b e l n (Taf. I, Fig. 8 , Taf. VI, Fig. 7*,Taf. V II, Fig. 6 ) bestehen aus je einem rhombischen
H au p tte ile, dessen Endpa rtie in eine grössere Zahl von Zähnchen gespalten ist. Neben dem
kleinsten der an Grösse ziemlich gleichmässig abnehmenden Zähnchen is t eine feine B orste4) eingelenkt,
welche (wie bei den Cyclopiden) wohl als Sinnes-(Tast-)Organ funktionieren dürfte. D e r Palpus is t bei
den deutschen Süsswasser-Arten stets einästig,5) aus einem oder zwei kurzen Segmenten zusammengesetzt.
‘ M a x i l l e n (Taf. I, Fig. 9). D e r K auteil is t am Ende mit einer grösseren Zahl k rä ftig e r
Zähne u nd einer B orste bewehrt. D e r T a s te r dürfte wohl am richtigsten als nach Analogie der
Spaltfiisse gebildet b e tra c h te t werden. Einem gemeinsamen Basale sitzen zwei eingliederige Zweige
auf. D e r obere s tä rk e re Zweig is t an seinem Aussenrande mit einigen Borsten und am Ende mit
einem Dorne und einer B orste bewehrt. D e r u n te re kleinere Zweig tr ä g t n u r an seiner Spitze Dorn
und Borste.
D e r . e r s t e M a x i l l a r f u s s (Taf. I ’, Fig* 10) be steht aus zwei Segmenten. Das erste is t sehr
voluminös u n d .trä g t am v orderen Teile seines Oberrandes zwei warzenartige Vorsprünge, auf deren Spitzen
einige Borsten stehen. J e zwei dieser Borsten zeigen s ta rk e , einseitige Befiederung. Das Endglied
1) j)ev weitere Verlauf des Begattungsaktes, insbesondere das Ankleben der Spermataphore an die weibliche Geschlechtsöffnung
ist bisher noch nicht beobachtet worden.
2) Mit dieser-Angabe setze ich mich bezüglich der Canthocamptus-Arten in direkten Gegensatz zu allen übrigen Autoren,
welche für den Hauptast nur zwei Segmente angeben. Das erste Segment bleibt bei der Präparation meist mit dem Chitinskelette
des ersten Cephalothoraxabschnittes verbunden und ist deshalb immer übersehen worden. Das Vorhandensein desselben habe ich
in einer grossen Anzahl von Fällen ganz sicher nachweisen können.
3) Für die beiden anderen allein noch sicher bekannten Nitocra-A.vten, Nit. oligochaeta. und tau, giebt G i e sb r e c h t (frcil.
Copep. d. Kieler Föhrde) dagegegen an, dass der Nebenast am e r s t e n Hauptastsegmente eingelenkt sei.
4) Ob auch bei Ophiocamptus eine solche Borste vorhanden ist, kann ich nicht angeben.
5) Bei den beiden Giesbrechtschen Arten (1. c.) ist noch ein eingliedriger Nebenast vorhanden.