Mer um p a ra sitä re Formen handelt, viel mehr innere Wahrscheinlichkeit besitzen und unserem
Verständnis« n ah er liegen, als es bisher mit dem Umgekehrten der F a ll war, wo w ir ein einfach
gebautes Organ ohne irgend welchen ersichtlichen Grund bei einer Form (Dist. isostomum) plötzlich
zu einem ausserordentlich viel höheren Grade der Ausbildung sich erheben sehen.
Dass übrigens die reiche E n tfa ltu n g des Nervenapparates nicht au f die Distomen besch
rän k t is t. beweist ÄmpMstmwm mbelamtum, dem sich höchst wahrscheinlich seine Gattungs-
Verwandten anschHessen w e rd e n : das, was vor mehr als 20 J ah ren B lum b e rg von dem A m p h i-
siom-um em im m gesehen h a t . ‘ is t zw ar in A nbetracht der damaligen Untersuchungsmethoden an-
e rkennenswerth genug, aber doch wohl nicht alles thasächlich \ o rhandene!). Endlich tre te n durch
diesen Ban des Nervensysteme« die Digenea auch in viel nähere Beziehung zu den Monogenea,
von deren Nervenapparat w ir freilich n u r das wissen, was L a n g da rü b e r mitgetheilt h a t 3) ; es
th a te n Mer Erweiterungen nn serer Kenntnisse dringend nofh. L a n g u nte rsucht besonders
T n s tom w m mokte. bei dem ebenfalls d re i Längsnerven jederseits auftre ten, ein dorsaler und zwei
ventrale. Es scheint ziemlich ohne weiteres' kla r, dass die e rsteren den dorsalen Längsnerven
d e r Distomen, die beiden v en tra len (.inneren" und .äu sse ren “) Längsnerven dem Bauch-, bezüglich
Seitennerven d e r Distomen entsprechen. Ich will gleich h ie r bemerken, dass die le tz teren g a r
n ich t selten, sowohl bei runden, als auch besonders bei pla ttgedrückte ren Formen eine mehr oder
minder v en tra le Lag e einnehmen und dann füglich auch die Bezeichnung als äussere Ventral-
nerven e rhalten konnten. Das Commissurensystem, welches L a n g bei Tristommn auffindet, entspricht.
auch wenn -n u r Me und da z a r te Xervenästchen“ von den dorsalen zu den ventralen
Nerven gehend zu beobachten waren, doch in seinem C h a rak te r so völlig dem der Distomen, dass
an einer nahen Verwandtschaft beider n ic h t zu zweifeln ist. Ich glaube übrigens, dass eine
e rneute Untersuchung des Tristommn mit Berücksichtigung der jüngsten Erfah ru n g en über die
rinsehlägigen Verhältnisse diese Verwandtschaft in noch helleres L ich t setzen dürfte.
Fassen w ir nu n das. was sich hei den Mer untersuchten A rte n an dem Nervensystem
a ls allgemein, oder wenigstens a ls n ahezu allgemein vorhanden herausgestellt h a t, k u rz zusammen,
daran e rh a lten w ir folgende Hauptzüge des Baues: Ueberall liegen zu den Seiten des P h a ry n x ,
oder wo derselbe fehlt, k u rz h in te r dem Mnndsaugnapfe die beiden Haupt- oder Gehirnganglien,
die durch eine ansehnliche, über den Oesophagus hinwegziehende Commissur verbunden sind. Ans
jedem derselben nehmen d re i P a a re von Längsnerven ih ren U rsp ru n g ; davon v e rläu ft das eine
dorsaL das andere v e n tra l und das d ritte meistens in den Flanken des Körpers, doch kann es,
wie erwähnt. (Dist. tariegahtm. cyündraceum) mehr oder minder vollständig a u f die Bauchseite
rücken, ohne ab e r dabei seine seitliche Lagerung aufzugeben. Jedes Längsnervenpaar ‘ besteht
aus einem nach vorn und einem nach hinten ziehenden Strange. Die Namen dieser Nerven, wie
sie von G a ffb o s vorgeschlagen und im ersten Theile dieser A rb e it angewendet sind, ergeben sich
einfach ans ih re r L age rung im Körper: w ir unterscheiden Rücken-, Seiten- und Bauchnerven
rj In <iet That. verhält sieh AmpMxU/mum conicum, da# ich in der %wi#chenzeit im lebenden Zustande zu unter-
mtihea Gefegewfosit h itter m iezng m£ den Ban »eine« Nervensysteme# ganz wie Amphistomum subclavatum und die
Dtstemen. Dasselbe em Y<m Goütrf>A.i»/w. potymagUi? und einer Gantrothijlax'Arfc, die hier (in Kgypten) in ganz unglaublichen
Mengen im Magen des Büffels lebt, die ich aber aus Mangel an der ndtbigen Litteratur zunächst nicht bestimmen
kann. Gaxtroihytax besitzt sugar vier Läegsnerren im (linterkdrper und zwischen diesen ein System von llingnervon,
die durch ein dichtes 3fetz feiner Nervenäste untereinander in mannicbfache Verbindung gesetzt sind (Zusatz während
der CJtfRse&fr).
*) La.s o , Mittheifaftgeft a, d. zool, Statien z, Neapel, ff. 1881. p, 28.
und zwar vordere und hintere, nervi anteriores (dorsales, la te ra les, ventrales) und posteriores
(dorsales, laterales, ventrales) ‘). In Bezug au f den Ursprung der Längsnerven aus dem Gehirn
is t hervorzuheben, dass die dorsalen s tets gesondert, und zwar der Mittellinie zunächst aus den
Gehirnganglien entspringen. .Ventrale und laterale Längsnerven laufen nicht selten und besonders
hinten, eine kurze Strecke vereint (Fig. 54, Taf. III), so dass es den Anschein gewinnt, als sei
der Seitennerv ein Zweig des ventralen. Bei s ta rk e r Entwickelung des Mundsaugnapfes und
v en tra le r Neigung desselben is t v o r n der Seitennerv übrigens nich t selten s tä rk e r, als der
Ventralnerv, so dass umgekehrt der le tz tere als A st des ersteren erscheint. Sonst is t immer
der h intere Bauchnerv von allen Nervensträngen der bei weitem s tä rk s te ; die Seiten- und Rüeken-
nerven ha lten sich in Bezug au f ih re Grösse ungefähr die Wage. V o r n geht der Rückennerv
ziemlich direct an den Saugnapf heran und scheint in dessen Muskelmasse einzutreten; der
Bauchnerv biegt gewöhnlich etwas mehr nach den Seiten aus, nimmt aber nach vorn zu ebenfalls
wieder die Richtung nach einwärts an und scheint in den ventralen Mundrand und dessen
Nähe sich zu begeben. Was endlich die vorderen Seitennerven anbelangt, so sind sie es, welche
nach P oirier’s oben angezogener Beobachtung bei Distomum clavatum, den vorderen Rand des
Mundsaugnapfes umgreifend, in einander übergehen. Ich habe bei meinen Objecten nun mit
Bestimmtheit eine solche Vereinigung der vorderen Seitennerven nicht gesehen, wenngleich sie
mir, wie bei Distomum tereticotte, als nahezu sicher vorhanden erscheint. Auch bei anderen Formen
is t ih re Existenz zum wenigsten nicht unwahrscheinlich, denn man kann sehr allgemein den
betreffende!! Nerven bis weit nach vorn, theilweise ein Stück um den Saugnapf herum verfolgen,
ohne dass dabei noch eine wesentliche Abnahme seiner S tä rk e zu constatiren ist. D e r völligen
Sicher Stellung der Verbindung s teh t freilich immer die grosse Nähe des Saugnapfes hindernd im
Wege, durch dessen Muskelmassen die z arten Nervenstränge meist vollkommen verdenkt oder
zusammengedrückt werden.
Was die h i n t e r e n Nerven anbelangt, so h a t sich zunächst gezeigt, dass sie überall vom
Gehirn aus die ganze Länge des Körpers durchmessen mit eventueller Ausnahme des a lle rh
in te rsten Endes. N u r der Seitennerv g eh t ziemlich regelmässig n ich t ganz bis hinten hin,
sondern h ö rt etwas vorher auf. Sehr charakteristisch ist, in einigen Fällen wenigstens, das
V e rha lten der Rücken- und Bauchnerven im Hinterende. Die e rsteren nähern sich bereits eine
kurze Strecke vor demselben (Fig. 166, Taf. V III) der Mittellinie und verschmelzen daselbst zur
Bildung eines medianen Stranges, der direct au f den Excretionsporus zusteuert. In unmittelbarer
Nähe desselben gabelt er sich in zwei Aeste, die dicht an der Peripherie des Porus herumlaufen.
und auf der Gegenseite augenscheinlich in die ventralen Längsnerven übergehen. Es is t
n ich t unmöglich, dass der von P oirier beschriebene mediane Dorsalnerv, der au f der Excretions-
blase h inläuft, dem hier beschriebenen nnpaaren Theile der R ückennerven entspricht: andere Nerven-
theile wenigstens, die au f den Mediannerven P oirier’s e twa zu beziehen sein könnten, habe ich
J) Diese Bezeichnung der Nerven scheint mir so natürlich, so einfach und so verständlich, dass ein Bedürfniss
nach oinor anderen meines Erachtens durchaus nicht vorlfogt. Trotzdem hat Mo n t ic e l l i eine solche in Vorschlag gebracht
(Saggio di una morfologia dei Trematodi, Napoli 1888 p. 48) und nennt unsere vorderen Rückennerven nervi
untoriori intorni, die vorderen Soitonnorvon antoriori medii, die vorderen Bauchnerven anteriori laterali; von den hinteren
hoisson die RUokennorven laterali dorsali, die Seitonnervon laterali ventral! esterni, und die Banelmerven laterali ventrali
intorni. Eh ilndon hior also wodör dio Beziehungen der Nerven zu einander, noch ihre w i r k l i c h e Lagerung im Körper
durch dio Namen ihron Ausdruck, und deshalb dürfte dio G a ffro n 'so h o Bonennnngsweise entschieden den Vorzug verdienen.
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