w e rth wäre. Aber der Nothwendigkeit, diesen Nachweis thatsächlich zu f ü h r e n , sind wir damit
keineswegs enthoben; ja , w ir haben meines Erachtens vorher n i c h t das Recht, eine solche
Homologie als bestehend anzunehmen. Geschieht dies aber trotzdem, dann muss sich die betreffende
Ansicht gefallen lassen, von anderer, .strenge re r Seite als unberechtigt, als Construction
hingestellt zu werden.
Nun haben mir meine eigenen Beobachtungen n i e und n i r g e n d s einen zweifellosen
Beweis einer epithelialen und (in dem herkömmlichen Sinne) ectodermalen N a tu r der H au t gelie
fe rt : alle sprechen vielmehr fü r eine andere, wenn auch zunächst ganz ungewöhnliche N a tu r
und Entsteh u n g derselben. Ic h habe die Auffassung, zu der ich allmählich und schrittweise
gekommen bin, zuerst mehr beiläufig an 2 Orten ’) b e rü h rt und kurz dargestellt, und in dem voranstehenden
Abschnitte dieser A rb e it eingehender zu begründen versucht. In einem Anhänge zu
seiner h ie r in Rede stehenden Abhandlung bekämpft nun M o n t i c e l l i diese meine Auffassung au f
das energischste, indem er zunächst d a rth u t, dass dieselbe keineswegs neu sei, sondern in den
ä lte ren Ansichten von J ä g e r s k i ö l d 2) und B r a n d e s 3) ih re Seitenstücke finde. („Opinione questa
del Looss che trova , assai più di quella del B r a n d e s , anch’essa riscontro in quella del J ä g e r s k i ö l d “
(pag. 204). Ic h will hierzu erwähnen, dass es mir bei d e r Aufstellung, m e i n e r Ansicht nicht
darum zu th u n gewesen is t etwas „Neues“ zu Tage zu fördern, vielmehr darum, dem von mir
Beobachteten Ausdruck zu verleihen. F in d e t dieses Beobachtete „riscontro“ in dem, was andere
v or m ir gesehen und aus dem Gesehenen erschlossen haben, desto besser fü r mich, denn um so
wahrscheinlicher is t es dann, dass auch die W ah rh e it n ich t zu weit en tfe rn t liegt! Im Uebrigen
scheint mir auch M o n t i c e l l i ’ s eigene Auffassung in gewisser Hinsicht r e c h t nahe an die unsrigen
heranzukommen, wenn er sagt, dass das „epitelio ectodermico embrionale h a elaborato una sostanza
analoga a quella che elaboreranno le cellule ectodermiche secernenti cuticola, che e rim asta nel
plasma“ (1. c. p. 11). Dem w ird pag. 28 sogar hinzugefügt: „E forse possibile che lo' s tra to sottile
più esterno dell’ectoderma s i a i l p r o d o t t o d e l l a s e c r e z i o n e d i q u e s t e g l a n d o le "
(sc. des u n te r dem Hautmuskelschlauche hinziehenden Zellenlagers). D ü rfte diese Ansicht nicht
auch riscontro in den von J ä g e r s k i ö l d , B r a n d e s und mir ve rtre ten en finden, die w ir die g a n z e
Haut, n ich t n u r deren oberste Schichte von den d a ru n te r liegenden Geweben ableiten?
Wie die Haut, so sollen nach M o n t i c e l l i auch die Stacheln und Schuppen derselben einen
zelligen U rsprung haben: - „gli aculei sono formati esclusivamente a spese dell’ectoderma, d a
c e l l u l e s p e c i a l i d i e s s o delle quali alcuni a u to ri avrebbero ritro v a te le tracce ( B r a u n ) , sotto
forma di nuclei accumulati alla base degli aculei" (pag. 13). Soweit ich mich entsinne, beziehen
sich B r a u n ’ s Angaben besonders au f die grossen Haken ectoparasitischer Formen; bei den kleinen
Körperschuppen der entoparasitischen Distomen is t von einer Betheiligung von Zellen an der
Bildung der Schüppchen nichts zu constatiren. Dieselben haben bei ihrem ersten A u ftreten eine
Grösse von n u r Bruchtheilen eines Micromillimeters, ih re Matrixzellen gehen, nach M o n t i c e l l i ’ s
Anschauung, schon seh r frühzeitig dem Untergange entgegen, und doch wachsen die Stacheln
weiter, wachsen bis sie beim reifen Thiere den 40 und 50fachen B etra g ih re r ursprünglichen
- 0 Ueber Amphistomum subclaratum R u d . and seine Entw. Festschr. z. 7 0. Gebnrtst. R u d . L e u c k a r t ’s , und
Zur Frage nach d. Natur des Körperparenchyms etc. Berichte d. K. S. Gesellsch. d. Wissensch. Sitz. v. 9. Jan. 1893.
2) Jä g e r s k iö l d , Ueber den Bau des Ogmogaster plicatus Cr e p l in etc. Kongl. Svensk. Vetensk. Akad. Hand-
lingar 24. No. 7.
3) B r a n d e s , Zum feineren Bau d. Trematoden. Zeitschr. f. wissensch. Zoöl. 53. 1891.
Länge erreichen. Und das alles in einer so gesetzmässigen Weise, dass man niemals Missbildungen
unter den Schuppen begegnet; :alles ohne Mitwirkung typischer, normaler Zellen, n u r von der
H au t oder den d a ru n te r liegenden Körperschichten aus! Sollten diese das, was sie au f solche
Weise fortzuführen vermögen, nicht auch ohne Beihülfe besonderer Zellen beginnen können? Und
besonders dann, wenn man von diesen Zellen auch anfangs keine Spur zu entdecken vermag? l)
Ehe ich nun au f eine nähere Besprechung der Gründe eingehe, mit welchen M o n t i c e l l i
meine Ansichten zurückweist, zu erst noch einige W o rte über das bei der grössten Mehrzahl der
Trematoden beobachtete subcuticulare Zellenlager, welches hierbei eine wichtige Rolle spielt. Ich
sehe in demselben, wie man sich erinnern wird, einen integrirenden Bestandtheil des Parenchyms,
in den. Z ellen Parenchymzellen, und zwar solche, welche ih re Metamorphose in die Blasenform
noch n ich t durchgemacht haben. Sie reprä sentiren das Material, aus welchem durch Vermehrung
und Bildung neuer Elemente eine Vergrösserung des Körpers ermöglicht wird. M o n t i c e l l i spricht
alle diese Zellen fü r Hautdrüsen an, während sie meiner Ansicht nach mit echten Drüsen nicht das
geringste zu th u n haben, was man besonders bei Untersuchung lebender Thiere re ch t g u t und
deutlich beobachten kann. Die Parenchymzellen sind bedeutend k l e i n e r , als die Drüsen, ih r
Plasma is t leicht körnig, und sie selbst liegen zwischen den anderen, blasigen Parenchymzellen
so. eingelagert, dass ih re Form keine selbstständige, sondern, von der Umgebung bestimmt, stets
e c k i g bis fa s t s t e r n f ö rm i g ist. Ganz anders die echten H a u td rü s en 2). I h r Plasma is t im
Leben sehr s ta rk k ö r n i g und lichtbrechend, so dass man den Kern häufig g a r nicht sieht; die
Körnchen färben sich ausser dem im eonservirten Zustande vielfach n u r schwer und deshalb fallen
die Drüsen im S ch n ittp rap a ra t meist nich t Gehr auf. D ir F o r m dieser Zellen is t s t e t s eine
e i g e n e , flaschen- oder sackförmige und niemals durch die Umgebung zu einer sternförmigen
modificirt. Endlich haben diese Drüsen, was die Hauptsache ist, u n te r allen Umständen einen
deutlichen, unverkennbaren A u s f ü h r u n g s g a n g , welcher bei den Zellen des Parenchyms
niemals in solcher Weise sich nachweisen lässt. M o n t i c e l l i kennt unsere Drüsen augenscheinlich
n u r da, wo sie zu grösseren Packeten vereinigt Vorkommen (Dist. calyptrocotyle, Notocotyle, Coty-
logaster etc-); im übrigen e rk lä rt er, wie erwähnt, alle die u n te r dem Hautmuskelschlauche liegenden
plasmareichen, zelligen Elemente fü r Drüsen, und die bei ihm ih re Wieder auf er s t ehung
feiernden „P o r e n c a n ä l c h e n “ für die Ausführungsgänge! Zw a r h a t e r diese letzteren bei der
Mehrzahl der von ihm untersuchten Trematoden n i c h t aufgefunden (pag. 11); aber das soll, n ur
der Behandlung der Thiere oder dem Fehlen von Secret in ihrem Inneren zuzuschreiben sein.
Auch glau b t sich M o n t i c e l l i bestimmt von ih re r Mündung au f der Aussenfläche der H au t überzeugt
zu haben und s tü tz t sich dabei auf die entsprechenden Angaben S om m e r ’s bei Distonmm
hepaticum. Gerade d o rt aber sind sie bald d a rau f von Z i e g l e r mit aller Bestimmtheit in Abrede
g e ste llt worden, ebensowenig, wie sie späte r J u e l h a t auffinden können; sehr erklärlich, denn sie
e x i s t i r e n i n d e r T h a t n i c h t , und M o n t i c e l l i ’ s A n s i c h t : „quindi che essi vi sieno non parmi
*) Mo n t ic e l l i glaubt auch nicht an die Hinfälligkeit der Stacheln (pag. 14) und sucht die Angaben über eine
solche auf eine Täuschung des b e tr e f f e n d e n Beobachters, und darauf zurückzuführen, dass sich die Stacheln bei der Con-
traction der Thiere zurückgezogen und ihre Spitzen in der Haut verborgen^ haben: eine einzige, eigene Prüfung hätte
hier Gewissheit bringen und den ganzen, künstlichen Erklärungsversuch überflüssig machen können!
2) Mo n t ic e l l i glaubt meine Angabe, dass sich diese Hautdrüsen „namentlich in der Umgebung des Mundes
und am Halse“ auffinden lassen, dahin corrigiren zu müssen, dass sich dieselben „anche e frequentemente altrove“ finden.
Das ist unnöthig; durch das Wort „namentlich“ sollen die beiden genannten Orte nur unter den anderen b e r v o r -
g e h o b e n werden; ich kenne das Vorhandensein von Drüsen auch im übrigen Körper recht gut.