Es würde h ie r also die F ra g e entstehen, oh diese irrtümliche Angabe, die von S a r s eingeführte
Bezeichnung zu Gunsten d e r P o p p e s zu streichen bedingt? Ich glaube dies v e r n e i n e n zu müssen.
Es is t allerdings nich t a u s g e s c h l o s s e n , dass n e b e n Canth. Borcherdingii noch eine v o l l k om me
n g l e i c h e , aber mit einem anders gebauten Inn en a st des v ierten Fusspaares versehene A r t (also
Canth. pygmaeus) e x is tie r t| w a h r s c h e i n l i c h is t dies aber entschieden nicht. Eine solche, bis au f e in
e i n z i g e s Merkmal sich n u r von einer älteren A r t unterscheidende Form dürfte dann aber sicher
n ich t als s e l b s t ä n d i g e S p e z i e s , sondern n u r als V a r i e t ä t der e rsteren bezeichnet werden.
Wollte man aber trotzdem mein Vorgehen, die älteste Bezeichnung wieder angewendet zu
haben, als ungerechtfertigt bezeichnen, so dürfte man fa s t keinen der ä lte ren Namen wieder auf nehmen;
denn Irrtiim e r und Feh le r finden sich in den Diagnosen fa s t aller jener A rte n , wofür im ersten Teil
dieses Werkes leider mehr denn zuviel Belege e rb ra ch t werden mussten. Und übrigens is t der Irrtum ,
der S a r s untergelaufen is t, ja auch nicht d e r a r t, um eine Id e n titä t beider Formen von vorerein zu
verneinen, sondern n u r e tw a s u n g e w i s s zu machen!
Die Möglichkeit einer Id e n titä t der vorliegenden A r t mit Attheyella cryptormn B r a d y h a t
bereits P o p p e in B e tra ch t gezogen, veranlasst durch die vollkommene Übereinstimmung beider hinsichtlich
der Fiisse des fünften P a a re s beim Weibchen und durch Anklänge, welche sich im Bau der
Schwimmfiisse vorfinden. Durch die Bedornung der H in te rrän d e r aller Körpersegmente von Attheyella
cryptorum und durch die Differenzen im Baue der Innenäste der Schwimmfüsse und des fünften männlichen
Fusspaares bewogen, glaubte aber P o p p e sich gegen eine Gleichstellung beider A rte n aussprechen
zu müssen.
S a r s dagegen h ä lt — wie ich aus der U n te rsch rift seiner Originalzeichnungen von Canth.
pygmaeus ersehen konnte — beide A rte n fü r vollkommen sicher identisch. Auch ich neige dazu, in
beiden Formen d i e s e l b e A r t zu erblicken. Da ich aber n ich t imstande bin, dies unzweifelhaft nach-
zuweisen,1) so führe ich Attheyella cryptoruni n u r als fraglich synonym an.
Im speziellen haben mich hierzu folgende Thatsachen ve ranla sst:
1 ) Bei Attheyella cryptoruni is t die F u rk a kurz und wi rd, wie dies auch bei Canth. pygmaeus
der F a ll ist, zum Teil von der dorsalen C hitinpla tte des letzten Abdominalsegments bedeckt.
—- Die Bewehrung des Aussenrandes der F u rk a is t in B r a d y s Fig. 18 sicher ungenau
angegeben. Auch die innerste Apikalborste und die geknöpfte Borste der dorsalen Fu rk al-
fläche, die beide zweifellos vorhanden sind, sind in jener F ig u r weggelassen.
2) Das Analoperkulum tr ä g t einige Dornen. Die Dornen sind von B r a d y in Fig. 18 i r r tümlicherweise
als Auszackungen des freien Randes der Analklappe angegeben.
3) Der N ebenast der H interantennen is t zweigliedrig. — Auch die Bewehrung (Fig. 4) is t dieselbe
wie bei Canth. pygmaeus.
4) Das erste Fu ssp a a r is t genau so gebaut wie bei Canth. pygmaeus.
5) Dasselbe g ilt vom zweiten Fusspaare. Die innere Apikalborste am zweiten Gliede des
Innenastes (Fig. 10) zeichnet B r a d y sicher zu lang. Den männlichen Inn en a st (Fig. 14)
giebt e r fälschlich als zum d ritten Fusse gehörig an.
6 ) Die Innenäste des d ritten Fusspaares sind bei beiden Geschlechtern wie bei Canth. pygmaeus
gebaut. Den weiblichen Inn en a st (Fig. 12) giebt B r a d y allerdings n u r als eingliedrig an;
dass e r aber in der T h a t ebenfalls zweigliedrig is t, deu te t die obere, fälschlich als dem
zweiten Basalsegmente zugehörig gezeichnete Borste an , welche die Innenrandborste des
ersten Gliedes rep rä sen tiert. Die beiden Innenrandborsten des zweiten Gliedes fehlen ebenfalls
in der B r a d y sehen Zeichnung. Die Gliederung des männlichen Innenastes, welcher
fälschlich als zum zweiten Fusspaare gehörig angegeben ist, is t a u s B r a d y s Fig. 13 ebenfalls
n ich t ersichtlich.1) Dass es sich aber h ie r n u r um einen Fuss von Cantli. pygmaeus
handeln kann, is t aus dem charakteristisch geformten Basalteile des dornartigen Fo rtsa tz e s
des zweiten Segments ersichtlich. Die kürzere Apikalborste des d ritten Gliedes h a t
B r a d y übersehen.
7) Den Innenast des v ierten weiblichen Fusses (Fig. 11) giebt B r a d y ebenfalls als eingliedrig
an. Da seine Bewehrung, ebenso wie die des Aussenastes, genau dieselbe is t wie bei Canth.
pygmaeus, so dürfte es wohl n ich t allzu gewagt sein, auch hier einen Beobachtungsfehler
B r a d y s anzunehmen.
8 ) Obgleich auch der Inn en a st des vie rten Fusses vom Männchen als eingliedrig gezeichnet .ist
(Fig. 15), so ergiebt sich doch aus seiner ausserordentlich charakteristischen Bewehrung,
dass es sich h ie r ebenfalls n u r um eine E x trem itä t der vorliegenden A r t handeln kann.
9) De r fünfte Fuss des Weibchens (Fig. 16) is t genau wie bei Canth. pygmaeus gebaut.
F olgende näher zu beleuchtende Angaben B r a d y s sprechen oder könnten g e g e n eine unbedingte
Indentifikation der beiden A rte n sprechen.
1) Wie oben angegeben, lä sst B r a d y die Innenäste einiger Schwimmfüsse n u r eingliedrig sein.
Es is t dies wohl denkbar, aber ausserordentlich unwahrscheinlich, wenn man die fa s t v o l l k
omme n ü b e r s t im m e n d e n charakterstischen Bedornungsverhältnisse in B etra ch t zieht.
Die ersten Innenastsegmente sind bei Canth. pygmaeus, besonders am vierten Fusspaare
beiderlei Geschlechts, so kurz, dass sie n u r g a r zu leicht übersehen werden können.
2) B r a d y zeichnet die H in te rrän d e r a l l e r Körpersegmente als mit Dornenreihen besetzt
(Fig. 1). Die Thatsache, dass bei keiner einzigen Canthocamptus-Ajct — denn mit einer solchen
haben w ir es h ie r fraglos zu th u n — eine solche Ornamentik der Cephalothoraxsegmente auf-
t r i t t , macht es höchst wahrscheinlich, dass B r a d y s A r t hiervon keine Ausnahme macht.
Auch die s eh r gleichmässige Bedornung der Abdominalsegmente z e ig t, dass B r a d y die
ornamentalen Verhältnisse nicht mit notwendiger Sorgfalt u nte rsucht hat.
3) Das zweite Segment des fünften Fusses vom Männchen (Fig. 17), das genau dieselbe Form wie
es bei Canth. pygmaeus hat, zeichnet B r a d y als n u r mit v ie r Borsten bewehrt. Auch diese
Differenz is t ohne Belang. Denn dass in dem B r a d y sehen P räp a ra te die un te re d e r beiden
Innenrandborsten ausgefallen war, zeigt deutlich die Zeichnung. Die zarte, schräg gerichtete
Apikalborste w ird B r a d y wohl, wie vieles andere, übersehen haben.
‘) P o p p e hat bereits den Irrtum B r a d y s , dass Fig. 13 d en Innenast des di’itten Fusspaares darstellen soll, berichtigt.
Aber nicht Fig. 12 stellt, wie P o p p e meint, einen Innenast des zweiten männlichen Fusses dar, sondern Fig. 14.