derjenigen, die, wenn sie selbst h u n g rig sind, ihresgleichen nicht schonen; auch hierbei kann
sicher eine Uebertragung von Pa ra s ite n stattfinden, obgleich ich entsprechende Beobachtungen
n ic h t zu verzeichnen habe.
In den genannten und ähnlichen Fä llen wüsste ich keinen Grund anzugeben, weshalb die
in zwar neue, aber den bisherigen völlig entsprechende Verhältnisse versetzten P a ra s ite n nicht
auch in diesen die Bedingungen fü r ih re weitere Existenz finden sollten. Anders liegen die Dinge
schon da, wo es sich nich t um Darmbewohner, sondern um solche der übrigen Organe handelt.
Hie r scheint es von v orn herein nicht sehr wahrscheinlich, dass ausgebildete Individuen nach
Verdauung ihres bisherigen IVirthes nochmals den W eg nach ihrem speciellen Sitze sollten zurücklegen
können, wenn ihnen dies bei ih re r Körpergrösse etc. überhaupt noch möglich wäre.
E s kommt aber hinzu, dass, w orauf ich bereits bei Besprechung der H a u t aufmerksam
machte (cf. oben pag. 114), die Körperbedeckung der nich t im Magen oder Darm sitzenden
P a ra s ite n bei weitem dünner und weniger widerstandsfähig ist, als bei den Magenbewohnern.
U n te r solchen Umständen fallen sie meist schon be trä chtlich frü h e r (Dist. cylindraceim, variegakm)
dem Untergange anheim, als die Gewebe ihre s bisherigen Trägers.
Nun kommt es in der N a tu r sicher auch n ich t selten vor, dass "Würmer, und zw ar Darmwürmer,
mit ihrem T rä g e r in den Darm eines neuen, aber a n d e r e n W irth e s .gerathen. Ic h
glaube nicht, dass sie h ie r ohne Weiteres v e rd a u t werden, denn sie sind an den A u fen th a lt in
einer selbst an verdauenden Stoffen reichen Umgebung gewöhnt, „angepasst“..- D a ra n aber, dass
sie an diese neuen Existenzbedingungen sich noch w e ite r „anzupassen“ und an dem neuen -Orte
länger zu leben und sogar zu wachsen vermöchten, glaube ich n u r dann, wenn notorisch näher
v erwandte Thierformen als W irth e dabei in F r a g e kommen. Dass z. B. Schmarotzer der Fische
oder Amphibien in Warm b lü te rn sich e rh a lten können, sch e in t-b is au f den directen Nachweis
durchaus zu bezweifeln, un d ebenso das Umgekehrte; in beiden Fä llen werden die depossedirten
P a ra s iten mit den Organen ih re s bisherigen T räg e rs den Darm des neuen Jassiren, um schliesslich
mit den Kesten derselben nach aussen be förde rt zu werden; die Grördiiden bieten u n te r
anderem ein s e it lange bekanntes Beispiel hierfür.
Wenn es sich aber um n ä h e r v e r w a n d t e Formen handelt, dann dürfte die Möglichk
e it einer seeundären Uebertragung nich t gänzlich zu leugnen sein, und das besonders dann,
wenn in räuberisch lebenden Thieren P a ra s ite n a rten z u r Beobachtung gelangen, die fü r gewöhnlich
n u r deren n ich t räuberisch lebende Verwandte bewohnen. E in möglicherweise h ie rh e r
gehöriges Beispiel b ie te t das Distomum globiporum, das, wie bei der speciellen Beschreibung bereits
b e to n t, n ich t n u r in Cyprinoiden, sondern auch gelegentlich in Kaubfischen (E sox lucms, Perca
fluviatilis un d ThymdUus vulgarisj sich findet. D a es sich in diesen Fä llen immer n u r um gelegentliche
und seltene Vorkommnisse handelt, so liegt jedenfalls, besonders bei Barsch und Hecht, die-
Vermuthung nahe, dass die P a ra s ite n n u r zufällig mit einem ih re r gewöhnlichen T räg e r in den
Darm des neuen W irth e s gelangt sind, und sich d o rt eine zeitlang e rhalten haben. I n der T h a t
h a t auch bereits D ie s in s 1) und neuerdings P e en a n t “) dieser Ansicht direct Ausdruck verliehen,
und es muss bis au f den directen Gegenbeweis fü r je tz t wenigstens die Möglichkeit eines solchen
Geschehens zugegeben werden. Ic h selbst habe das Distomum globiporum ebenfalls im Hechte gefun*)
DiESiNG, Syst. Helm. p. 341.
2) P renant, Bullet. de la Société des Sc. de Nancy. Sér. II. 7. Fasc. XVIII. p. 214,
den, ein einziges Mal nur, aber u n te r Umständen leider, die keine bestimmten Schlüsse zuliessen.
Die Thiere waren noch klein, aber völlig munter und wohl erhalten, sassen aber andererseits sehr
weit hinten im Darme, wo sie sonst n u r selten vorzukommen pflegen, namentlich die jüngeren, die
im allgemeinen mehr den Anfangstheil des Verdauungsapparates ih re r W irth e zu bevorzugen scheinen.
Neben der h ie r angenommenen E rk lä ru n g des A u ftreten s eines fü r gewöhnlich n u r in
Gyprinoiäen schmarotzenden Wurmes in Raubfischen d a rf andererseits aber die M öglichkeit nicht
ausser A cht gelassen werden, dass auch o h n e Zuhilfenahme eines solchen Transporteurs die
jungen Pa ra s iten d i r e c t in den Darm des ungewöhnlichen Träg e rs gera th en können. Wo sich
ein Gyprims m it Distomum globiporum inficiren kann, kann es zweifellos der Hecht oder der Barsch
ebenfalls, n u r dass es vielleicht in Folge gewisser specifischer Lebensgewohnheiten der letzteren
s eltener geschieht. Die Hauptbedingung dazu bleibt immer die, dass beide in F rag e kommende
Thier a rte n ausser ih re r Verwandtschaft gewisse g em e i n s am e Z ü g e in ih re r Lebens- und
Ernährungsweise besitzen, welche die Infection au f natürliche Weise ermöglichen. U n te r solchen
Umständen haben dann auch die P a ra s ite n die Fähigkeit, sich wenigstens eine zeit Lang an einem
ihnen nich t völlig adaequaten Orte zu e rhalten und sich vielleicht sogar mehr oder minder weit
zu entwickeln. Ein bekanntes Beispiel h ie rfü r bieten die sporadisch auch im Menschen vor-
kommend'en Schmarotzer unserer Hausthiere, speciell der Wiederkäuer. Eine gewisse D i s p o s
i t i o n , an ihnen nich t vollkommen zusagenden Oertlichkeiten sieh zu erhalten, besitzen sicher
alle die einzelnen Formen; eine vollkommen f r e ie und u n b e g r e n z t e A n p a s s u n g s f ä h i g k e i t
is t aber an ihnen bis je tz t nirgends auch n u r wahrscheinlich geworden.
Wenn ich mich nun der speciellen Darstellung der Entwickelung des Distomenkörpers
in dem definitiven T räg e r zuwende, so will ich zunächst nochmals hervorheben, dass das U n te rsuchungsmaterial
h ie rfü r n i c h t auf experimentellem Wege gewonnen wurde. Es dienten mir
dazu vielmehr lediglich die jungen, noch unentwickelten Individuen, die ich neben den erwachsenen
oft massenhaft in den Eingeweiden ih re r T räg e r fand. Naturgemäss w a r au f diese Weise das
Material ein zufälliges, nich t gleichmässig a u f die einzelnen A rte n v e rth e ilte s; während ich von
einzelnen A rte n lückenlose Reihen erhielt, bekam ich von anderen oft n u r einige Stadien zu
Gesicht. Es würde betreffs dieser le tz teren die Darstellung demnach bedeutende Lücken aufweisen
müssen, wenn nich t die beobachteten, iso lirten E ntwickelungsphasen so unzweideutig und so vollständig
mit denen der übrigen übereingestimmt hätten, dass ich n ich t das geringste Bedenken
trag e , den ganzen Process als einen fü r alle A rte n durchaus identischen in Anspruch zu nehmen.
Kleine graduelle Unterschiede, die sich gelegentlich finden, werde ich im Folgenden einzeln
hervorheben.
Selbstredend werden bei der D a rstellung die Genitalorgane, die im definitiven T räg e r
ih re eigentliche Entwickelung e rs t beginnen, den bei weitem grössten Raum einnehmen. Ihnen
habe ich auch meine hauptsächlichste Aufmerksamkeit gewidmet, so dass im Vergleich hierzu
die anderen Organsysteme etwas d ü rftig bedacht erscheinen; das g ilt besonders von Darm und
Nervenapparat; das Körperparenchym, über dessen N a tu r und Entwickelung ich e rs t kürzlich
eine kleine Mittheilung veröffentlichte *), lasse ich hier ganz beiseite, und über die H au t mag
in Ergänzung des in der oben erwähnten Mittheilung gesagten n u r eine kurze Bemerkung
P la tz finden.
’;| Zar Frage nach der Natur des Körperparenchyms etc. Ber. d. Kgl. Sachs. Gesellsch. d. Wissenschaft.
9. Januar 1893.