Die äusseren Partieen der Sclero-Chorioidea, soweit sich solche überhaupt abtrennen lassen, sind
stets ohne Gefässe. Sie zeigen einen deutlichen, ununterbrochenen Zusammenhang mit den Bindegewebs-
zügen, welche den Sehnerven umhüllen und gegen das angrenzende Bindegewebe in derselben Weise diffe-
renzirt sind, wie die Augenkapsel. Andrerseits gehen die äusseren Schichten der letzteren in das Bindegewebe
der in Anlage begriffenen Augmuskeln direkt über.
Die Anordnung der inneren Lagen des den Bulbus in weiterem Umkreise umhüllenden Bindegewebes
am distalen Augpol, sowie die Abspaltung einzelner Blätter aus der Sclero-Ghorioidea an dieser Stelle
vollzieht sich in derselben Weise, wie für Stadium I I I (8,5 mm) geschildert.
Ein Fortschritt lässt sich dabei nicht erkennen, .es will mir vielmehr scheinen, als ob beim vorliegenden
Stadium die Annäherung der in der Bildung begriffenen Membrana Descemetii an den distalen
Linsenpol meistens noch nicht so weit gediehen wäre, als bei jenem früheren Stadium.
Die Menibrana pupillaris ist sehr deutlich.
S t a d i u m V (11 mm).
Eine Scheidung zwischen Sclera und Chorioidea ist noch immer nicht zu Stande gekommen. Es
gibt nur eine Sclero-Chorioidea, deren innere, blutführende Lagen als Anlage einer Chorioidea angenommen
werden mögen, während die äusseren, mit dem Bindegewebe der Augmuskeln und der Scheidenanlage im
Umkreis des Opticus im Zusammenhang stehenden, als Sclera aufzufassen sind. Es besteht zwar eine etwas
straffer angeordnete sehr schmale Schicht zwischen beiden H äuten, doch lässt es sich nicht entscheiden,
ob man es dabei wirklich mit einer Grenzschicht zu thun hat, oder, ob nicht etwa distal von ihr liegende
Partieen noch zur Sclera, oder, was freilich wegen des Blutmangels unwahrscheinlicher, proximal von ihr
sich ausbreitende Gewebstheile zur Chorioidea rechnen sind. Die besonders straff angelegte blutleere
Schicht, welche den innersten Rand der Augenkapsel bildet, hat sich noch weiter differenzirt, besonders
unterscheiden sich ihre sehr schmalen und gestreckten Kerne scharf von den mehr rundlich-spindelförmigen
der übrigen Sclero-Chorioidea. Die Dicke der ganzen Anlage beträgt im Aughintergrunde etwa
0,0104 mm, doch ist es auch jetzt noch schwer, genaue Mafse festzustellen, da eine Trennung von dem
Bindegewebe der weiteren Augumgebung nur ganz selten mit Sicherheit sich durchführen lässt.
Am distalen Augpole spalten sich, wie beim vorigen Stadium, einzelne Blätter aus dem Bindegewebe
der Sclero-Chorioideä ab. (Taf. II. Fig. 25. Taf. III. Fig. 36.)
Das am meisten distal gelegene derselben legt sich, verstärkt durch Theile des lockeren bulbusumhüllenden
Bindegewebes, an das ectodermale Körperepithel a n , welches das'Auge überzieht und bildet
dort die Züge der Cornea propria. Das Körperepithel hat seinen einschichtigen Bau verloren. Seine innersten
Schichten haben sich zu einem Rete Malpighii ausgebildet, das freilich hier, vor der Linse, nicht aus
den charakteristischen cylindrischen, sondern aus kubischen, ja oft nur aus dicken Plattenzellen besteht. Auf
diese Schicht haben sich, vorläufig in einfacher Lage, schmale Plattenzellen gelegt, die, von den Zellen des
Rete Malpighii abstammend, die erste Anlage der äusseren Epidermisstrata repräsentiren.
Die zweite Abspaltung, eine Anlage der Membrana JDescemetii, hat sich dem distalen Linsenpol
von allen Seiten mehr genähert, ohne jedoch zur Yereinigung gelangt zu sein. Neu is t, dass dieser Ge-
webstheil jetzt reichliche kleine Gefässe führt.
Die Membrana pupillaris ist häufig vollständig verschwunden.
Mafse ergeben sich für das vorliegende Stadium die folgenden:
Der ectodermale Theil der Cornea, hat, in der verlängerten Augachse gemessen, eine Dicke
von 0,0067 mm; das mesodermale Bindegewebe der Cornea propria ist 0,0052 mm stark.
S t a d i u m VI (13 mm).
Im ganzen Umfange des Bulbus, mit Ausnahme der dem distalen Pole nahe gelegenen Theile, hat
die Sclero-Chorioidea eine Gesammtstärke von 0,0133 mm erreicht. Sie ist von dem umgebenden Bindegewebe
nunmehr allenthalben durch festeren Bau und gestreckteren, zur Bulbus-Fläche tangentialen Faserverlauf
deutlich zu unterscheiden. Auch in ihrem Inneren kann man jetzt, freilich nur stellenweise, eine
äussere, straffere, blutfreie Schicht von einer etwas lockerer, welliger angelegten, blutführenden, inneren,
also eine Sclera von einer Chorioidea trennen. Der Unterschied kommt ganz besonders durch eine hervorragend
enge Lagerung der Bestandtheile einer Schicht zur Erscheinung, die, zwischen beiden Häuten
sich hinziehend, nicht erkennen lässt, zu welcher derselben man sie rechnen muss, da sie mit beiden fest
verwachsen ist. Ihrer Structur nach ähnelt sie allerdings mehr der Sclera. Die Aderhaut hat eine Mächtigkeit
von 0,0052 mm. Die Faserhaut ist 0,0081 mm dick.
Am inneren Rande der Chorioidea findet sich da und dort jene besonders differenzirte Faserschicht.
Dieselbe ist indessen nur selten deutlich ausgesprochen. Sie setzt sich dann aus wenigen, sehr feinen und
gestreckten, enge aneinandergelagerten Fasern zusammen, zwischen denen kleine, sehr dünne und gestreckte
Kerne Vorkommen. In einzelnen Fällen liess sich, dann aber ganz deutlich, erkennen, dass die retinalen
Stützfasern zwischen den Zellen des Pigmentepithels hindurchtraten und sich in den Zügen der geschilderten
Faserschicht verloren.
Der Uebergang der Sclera in die, in der Entwicklung aber viel weiter zurückgebliebenen Anlagen
der Opticusscheiden ist stets deutlich. Ebenso sind ihre Verbindungen mit dem noch sehr reichlichen
Bindegewebe der Augmuskelanlagen immer sicher nachzuweisen.
Die Spaltung der Sclero-Ghorioidea in verschiedene Blätter, die am distalen Augpole vor sich geht,
ist im Allgemeinen dieselbe geblieben, wie beim vorigen Stadium. Neben der Anlage der Menibrana Descemetii
ist jedoch das chorioideale Bindegewebe gegen den Augbecherrand sehr bedeutend vorgerückt und
hat diesen vielfach, (besonders in der dorsalen Aughälfte) bereits erreicht.
Die Membrana Descemetii ist gegen die Linse hin, wenn überhaupt, jedenfalls nur sehr wenig
vorgeschritten.
Die beim vorigen Stadium oft fehlende Membrana pupillaris ist hier in den meisten Fällen genau,
wie beim Stadium IV (10 mm), wieder vorhanden.
Das Gewebe der Cornea propria hat vor der Linse eine Stärke von 0,0052 mm. Seine Faserzüge
sind sehr gestreckt und enge aneinandergepresst. Nur ziemlich spärlich finden sich darin kleine, schmale
Kernchen.
DiQ. XJonjunctiva der Cornea hat eine Gesammtstärke von 0,0033 mm. Die Zellen ihres Rete Malpighii
sind stark abgeplattet, in noch höherem Grade naturgemäss die diesem in einfacher Schicht aufliegenden
übrigen Epidermiszellen.
Die Gesammtstärke der Hornhaut, in der verlängerten Augachse gemessen, beträgt 0,0095 mm.
S t a d i u m V II (17 mm).
Die Strecken, auf welchen Sclera und Chorioidea von einander getrennt werden können, sind häu-
ger und besonders im Aughintergrund grösser geworden. Die Grenzschicht zwischen beiden zeigt sich zu