
Die beim vorigen Stadium beschriebene Aufwulstung hat weitere Fortschritte gemacht. Ihro
dem Bulbus zugekehrte Fläche ist viel steiler geworden und jetzt fast parallel zur Augenaxe gerichtet.
Zugleich hat sich diese innere Fläche der Aufwulstung rings um das Auge herum stark in die Tiefe gesenkt,
so dass der Bulbus dorsal bis weit über das Niveau seines proximalen Poles, ventral bis über das
'•seines Aequators hinaus von einer Spaltöffnung umschlossen ist, die frei mit der Aussenwelt communicirt.
Der Spaltraum ist von dem miteingesenlcten einschichtigen ectodermalen Körperintegnment ausgekleidet.
An der tiefsten Stelle ist letzteres, ziemlich unvermittelt, vielschichtig geworden. Seine Zellen
haben sich verändert und zeigen jetzt statt der Platten- resp. Cylinder-Gestalt eine kugelige Form, die
jedoch meist in Folge der gegenseitigen Pressung einer polyedrischen hat weichen müssen.
S t a d i u m 1Y (10 mm).
Das vorliegende Stadium zeigt in Ausbildung der Lidanlage keinen Fortschritt, aber auch kein
Zurückbleiben.
S t a d i u m V (11 mm).
Der ringförmige Wulst der früheren Stadien hat sich stark vergrössert und dem Auge zugeneigt.
Der Winkel, den seine innere Wand mit der Grundfläche, d. h. hier dem das Auge deckenden Epithel,
bildet, ist im Umkreise des Bulbus immer mehr in die Tiefe gewachsen (dorsal bis weit über den Aug-
aequator hinaus, ventral bis nahe in dessen Niveau). Dadurch hat sich rings um das Auge eine grosse
Ilingfalte gebildet, die schon ganz das Aussehen eines Lidapparates hat. Die Lidspalte ist hiebei noch
sehr weit: sie klafft im Maximum 0,2125 mm. Die Lider sind sowohl Aussen, als an ihrer inneren, dem
Auge zugekehrten Seite mit dem Körperepithel bekleidet, das hier, wie das der Cornea, mit dem es im
ununterbrochenen Zusammenhang steht, den Anfang zur Epidermisbildung gemacht hat. Es hat sich ein
Rete Malpighii, das hier aus den typischen Cylinderzellen besteht, gebildet, und ausserhalb desselben haben
sich 1 —2 Schichten flacher Zellen aufgelagert. Auf der Innenseite des Rete Malpighn setzen sich an dasselbe
da und dort bereits Bindcgewebszüge an und bilden die erste Anlage einer Cutis.
S t a d i u m VI (13 mm).
Auf dieser Stufe zeigen die Auglider fast gar keinen Fortschritt. Das einzige Bemerkenswerthe
is t, dass sie sich etwas mehr genähert haben, sodass ihre gegenseitige Entfernung jetzt 0,2040 mm im
Maximum beträgt. Ein mit Sicherheit als solcher in Anspruch zu nehmender Anfang zum Verschlüsse der
Lidspalte zeigt sich noch nicht.
S t a d i u m YII (17 mm).
Die weiteste Distanz der beiden Lidränder, gemessen je von der äusseren Fläche des Rete Malpighii
aus, beträgt jetzt 0,1098 mm. Diese Stelle liegt indessen nicht dem distalen Augenpol gegenüber,
sondern ist ein Stück weit gegen den vorderen Augwinkel hin verschoben.
Die Zellen des stratum cornewn auf der äusseren Seite der Auglider zeigen eine sehr weitgehende
Vermehrung und wuchern über die äusseren Lidränder hin in den bis dahin offenen Raum der Lidspalte
hinein, den sie auf vorliegender Entwicklungsstufe bereits zu einem grossen Theile ausfüllen. Es bleibt
davon nur noch eine Oeffnung von 0,0673 mm Durchmesser frei. Auf der Innenfläche der Auglider ziehen
sich die hineingedrungenen Epidcrmiszellen in einer Schicht, die freilich immer mehr an Stärke verliert,
weit gegen die Li dwi n k e l , den fornix Conjunctivae, hin. Dorsal erreichen sie ihn beinahe; die
Entfernung vom inneren Lidrande bis zu der Stelle, wo die e in g e w a n d e r t e n Zellen auf der Innenfläche
des oberen Auglides aufhören, beträgt 0,26 mm; ventral sind sie längs der inneren Auglidfläche viel
weniger weit vorgedrungen, denn jene Entfernung misst hier nur 0,15 mm.
Die Lidspalte ist also in einem grossen Theile ihrer Ausdehnung von einem E p i t h e l p f r o p f
verschlossen, der direkt vor der Linse, in der verlängerten Augenaxe gemessen, eine Mächtigkeit von
0,1040 mm besitzt. Die noch offene Stelle liegt in der Mitte zwischen den Lidrändern, ist daher vom
distalen Augenpol weg ebenfalls gegen den vorderen Augwinkel hin verschoben. Der Conjunctivalsack ist
hier, wie vor der Linse selbst, 0,0118 mm stark.
Das Rete Malpighn betheiligt sich an der beschriebenen Wucherung niemals direkt. Seine Zellen
auf der Aussenfläche der Auglider etwa kubisch, besitzen auf der Innenfläche die charakteristische
Cylinderform (0,0104 mm hoch), und nehmen erst gegen den Lidwinkel hin wieder kubische Gestalt an.
Nach Aussen liegen dem Rete Malpighn 1—2 Lagen platter Zellen, das stratum corneim, auch an den
Stollen auf, die von den cingewanderten Epidermiszellen nicht mehr erreicht werden.
S t a d i u m V III (19,7 mm).
Die Distanz der beiden Lidrändcr, d. h. der Aussenflächen der beiderseitigen Abschnitte des Rete
Malpighn, beträgt jetzt 0,1272 mm. Die Lidöffnung ist durch den fiir’s letzte Stadium näher beschriebenen
Epitlielpfropfen auf 0,0212 mm verengt. Am Innenrande der Augenlider ziehen sich die Lagen der cingewanderten
Epidermiszellen nunmehr dorsal 0,1587, ventral 0,1410 mm weit gegen den betreffenden fornix
Conjunctivae (Lidwinkel) hin.
Der distale Augenpol liegt auch hier nicht hinter der noch übrig gebliebenen Oeffnung; letztere ist
vielmehr ebenfalls oralwärts, sowie ausserdem auch ein wenig dorsalwärts verschoben. Doch ist beides
nicht in dem hohen Grade der Fall, wie beim vorigen Stadium.
Nahe der Stelle, wo dio Lider dorsal resp. ventral in die Körporhaut und die darunter liegenden
bindegewebigen Theile übergehen, also in gewisser Entfernung von den das Auge selbst deckenden Theilen
treten nun die ersten Haaranlagen auf.
S t a d i u m IX (22,3 mm).
Die äusseren Flächen der den Lidrändern angehörigen Theile des Rete Malpighii haben sich auf
0,07 mm genähort. Der Verschluss der Lidspalte durch eingewanderte Zellen des stratum corneum ist nunmehr
insofern ein vollständiger geworden, als das Auge dadurch absolut verhindert ist, mit der Aussenwelt
direkt zu communicircn. Die ausfüllenden Zellmassen, die von den Lidrändern her gegen die Mitte der Lidspalte
Vorschriften, haben aber erst in den mittelsten Partieen derselben ihre Bestimmung erfüllt; während
die äusseren, also distalen, und die inneren, dem Auge zugekchrten Theile des Lidloches noch nicht von den
Epithelzellen occupirt worden sind. Der schliessende Pfropf zoigt daher sowohl von der äusseren Körperfläche,
als von dor inneren Fläche der Lider aus betrachtet, noch beiderseits eine ziemlich tiefe Einsenkung.
Durch die weitere Annäherung der Lidränder selbst aneinander, an der aber das untere, und besonders
dessen caudaler Abschnitt, sich viel mehr betheiligt, als das obere, ist abermals eine Verschiebung
der Lidspalte oralwärts und dorsalwärts erfolgt. Beim vorliegenden Stadium hat nun aber auch der Bulbus