o h n e Z w i s c h e n l a g e r u n g e i n e r „ S n b c u t i c u l a “ aufliegt, ein Verhalten, welches man hei
Distomum tereticolle, ovocaudatum, leptostonmni, echinatum u. a. zu constatiren vermag.
Die H au t liegt aber nicht n u r a u f dem Parenchyme, sondern sie e rs tre ck t sich deutlich
auch i n dasselbe h i n e i n . Besonders da, wo sie etwas von demselben abgehoben is t (Fig. 119,
Taf. VI) s ieht man zunächst die feinsten Biegungen und Krümmungen, die die Körperfläche
macht, au f das genaueste abgedruckt au f der Innenfläche der Haut. Es zeigt sich u n te r günstigen
Umständen weiter, dass von der H a u t aus winzige Spitzchen und Zäpfchen • soweit nach innen,
nach dem Paren ch ym zu hervorstehen, dass sie v o r deren Lostrennung zweifellos ein Stück
z w i s c h e n die Parenchymzellen h ereingeragt haben müssen. Sie haben durch die Constanz
ihres A u ftreten s schon die Aufmerksamkeit von B r a n d e s e rre g t, und sind von ihm aufgefasst
worden als Ausgüsse der oberen Theile der von den Subcuticulardrüsen nach der H a u t h in führenden
Se c re tgänge.1) In der T h a t bestehen sie durchaus aus der Substanz der H a u t und
gehen ohne den leisesten Unterschied in diese ü b e r ; manchmal (so besonders bei Distomum hepaticum)
sieht man von solchen Spitzchen aus eine deutliche, fa s t ra d iä re Strah lu n g in die H aut
hinein sich erstrecken. Einen Zusammenhang mit Drüsencanälen habe ich bei ihnen aber n ich t
zu constatiren vermocht; sie setzen sich nach dem Körper zu vielmehr immer fo r t zwischen
die Parenchymzellen, so dass deren Grenzlinien die directe F o rtse tzu n g der Spitzchen zu sein
scheinen. Da an und zwischen diesen äussersten Parenchymzellen bereits die verschiedenen
Parenchymmuskeln beginnen, so gewinnt es g a r n ich t selten und täuschend den Anschein, als
ob diese le tz teren es wären, welche an die H a u t sich anse tz en ; dass sie dies aber wirklich thun,
davon habe ich sichere Beweise bis je tz t nicht gewinnen können, wie es denn auch die ganz
augenfällig w e i c h e und z ä h f l ü s s i g e Beschaffenheit der Hautmasse (zum wenigsten ih re r
b a s a l e n Lage) von v orn herein unwahrscheinlich m a ch t, dass ih r mechanische Functionen
durch In se rtio n von Muskeln zufallen.
Die h ie r ausführlich beschriebenen Verhältnisse, die bald hier, bald da zu r Beobachtung
kommen, scheinen mir nun d a ra u f hinzudeuten, dass in dem Parenchyme, dem die H a u t dicht
und ohne jeden Zwischenraum aufliegt, der O rt ih re r Entstehung zu suchen sei. Sie scheinen
auszudrücken, dass von d o rt h e r eine Substanz nach aussen t r i t t , die sich dem K örpe r allerseits
dicht anlegt und jene zähe, elastische Hülle bildet. Die oben beschriebenen Spitzchen sind gleichsam
die Wurzeln der H a u t im Parenchyme und es is t bemerkenswerth, dass sie nicht n u r an der
freien Körperfläche, sondern auch in den Saügnäpfen auftre ten, wenngleich h ie r wegen «der s tark en
Entwickelung der Muskulatur ih r Zusammenhang mit dem Parenchym nich t dire c t nachweisbar
is t (Fig. 71, Taf. IV, Fig. 137, Taf. VH).
Hecht bemerkenswerth is t das V e rha lten des uns schon in verschiedener Hinsicht als
abweichend bekannten Distomum variegatum. A u f Querschnitten durch dessen K örpe r erkennt
man, dass die s ta rk körnigen Parenchymelemente, die ihm die mehrerwähnte Undurchsichtigkeit
verleihen, n u r pe riphe r angeordnet liegen, indess im Centrum des Körpers normale hyaline
Elemente sich finden. A u f günstigen Querschnitten zeigt sich aber w e ite r k la r und deutlich das
in Taf. 136, Fig. V II gezeichnete Bild, e in Z u s a m m e n h a n g d e r k ö r n i g e n P a r e n c h y m z
e l l e n m i t d e r h i e r e b e n f a l l s s t a r k k ö r n i g e n H a u t ! Es is t mir in der T h a t nicht
gelungen, eine Trennung zwischen beiden durchzuführen; die Gänge gehen so zahlreich, so deutlich
und so zweifellos in die H au t über, dass an der Zusammengehörigkeit beider nicht zu zweifeln
is t; andererseits sieht man aber ebenso deutlich, dass diese Gänge nicht durch die H au t hindurchgehen,
wie die der Hautdrüsen (Fig. 139, Taf. VII),, sondern dass ih re Masse sich in der
Basis der H au t au sb reitet und zu dieser gehört. Ueber den Zusammenhang der Ausführungsgänge
mit dem Parenchym bin ich mir nicht völlig k la r geworden; s i c h e r is t der Uebergang
derselben in die körnigen Zellen, die man n u r als Drüsen zu deuten b rau ch t, um einen Beleg
fü r die von B r a n d e s ’) gegebene Deutung der H a u t als eines Drüsensecretes zu haben. In unserem
speciellen F a lle s teh t dieser Auffassung auch kaum etwas entgegen; allerdings zeigen dann die
Drüsen deutliche Anklänge, an ih re parenckymatische N a tu r durch oft nachweisbare Entwickelung
von Vacuolen, die so gross werden-können, dass das Bild der echten Parenchymzelle mit körnigem
Saume z u Stande kommt.
N icht minder in te re ssan t is t bei unserem Wurme das Verhalten der Stacheln. F ü r gewöhnlich
reichen dieselben, wie ich oben betont habe, durch die ganze Dicke der H aut hindurch
bis an die Oberfläche des Körpers, ja sie drücken sich nicht selten eine Kleinigkeit in dieselbe
hinein. Anders bei Distomum variegatum. Hier sind einmal jene Stacheln ziemlich unregelmässig
angeordnet, sie stehen weder in regelmässigen Quer- noch Längsreihen, sie liegen nicht so streng
p a ra lle l gerichtet, wie b e id e n anderen stacheltragenden Formen, sondern oft geradezu kreuz und
quer auf dem Körper. Sie reichen endlich, was vielleicht der Grund zu dem übrigen abweichenden
Verhalten ist, n i c h t m e h r bis au f die Körperfläche, sondern durchsetzen n u r die h a l b e D i c k e
der Haut, um mitten in dieser zu enden (Fig. 136, 138, Taf. VH). Es zieht u n te r ihnen noch
eine Schicht Hautsubstanz hin, die n i c h t von ihnen durchsetzt ist, d. h. bei e r w a c h s e n e n
Individuen; bei jungen f e h l t diese Schicht; d o rt sitzen die Stacheln noch d i r e c t dem Körper
auf. Ich kann m ir das alles n u r e rklären durch die Annahme, dass die basale, stächellose H au tlage
s p ä t e r zu der ehemals vorhandenen hinzukam; sie unterscheidet sich von der le tzteren
dadurch, dass in ih r die gleichzeitige Weiterbildung der Stacheln unterblieb, wohingegen dieselbe
sonst wohl in der gleichen Weise mit fo rtsch re ite t und keine Veränderung des ursprünglichen
Verhaltens herbeiführt.
Eine solche Vermehrung der Masse der H aut ergiebt sich bei ganz oberflächlicher Ueber-
legung als u n a b w e i s l i c h e Nothwendigkeit. Mit der theilweise auserordentlichen Volumzunahme
der Thiere h ä lt die Dickenzunahme der H au t im allgemeinen gleichen S ch ritt; wenn
keine Neubildung derselben erfolgte, würden w ir sie schon bald zu einer solchen Dünne sich aus-
spannen sehen, wie w ir es in der Entwickelung des Genitalapparates bei einigen hau ta rtig en
Bildungen bald kennen lernen werden. Das e rfolgt h ie r nicht; es müsste schon zur E rh altu n g
d er u r s p r ü n g l i c h e n Dicke eine Neubildung erfolgen, wie viel mehr erst, da die Hautdicke
mit der Z e it zunimmt. Diese Zunahme e rfolgt durch Neuabscheidung von basalen Schichten, die
aber in Folge ih re r weichen, flüssigen Beschaffenheit mit den älteren ve r s chme l z e n und keine
Wachsthumsstreifen zurücklassen. Die ganze H a u t bildet ein einziges, homogenes Gänze, und
schon deshalb glaube ich nicht an die h ie r und da angenommene „Abstossung“ peripherer H au tschichten.
Nicht nur, dass man keine- bestimmte Grenze angeben könnte/ bis zu welcher eine
solche Ablösung erfolgen so ll; es sind m ir auch thatsächliche Andeutungen eines solchen Vorganges
bei f r i s c h e n und f r i s c h c o n s e r v i r t e n Thieren nirgends aufgestossen. Ich schliesse
*) B r a n d e s ,. Zum feineren B au d. T rem . 1. c.
Bibliotheca zoologica. Heft 16.