der oben erwähnten Mittheilung geschildert, wie au f diesem Stadium die reifen Samenfäden
aus der Samenblase sich heraus- und in die Vagina sich hineindrängen, um h ie r nach hinten
zu wandern und die Befruchtung der reifenden Eizellen zu vollziehen. U n te r solchen Umständen
gewinnt das zu erst von L euckart bei unseren Thieren entdeckte Gesetz des Ein tre ten s
der männlichen Reife vor der weiblichen1) eine erhöhte und sehr leicht ersichtliche Bedeutung.
Infolge der früheren Reife der Samenfäden können diese bereits ih re Reise zurückgelegt haben
und in den weiblichen Genitalien angelangt sein, wenn die Reifung der Eizellen beginnt. So
so rg t der eigene Organismus fü r rechtzeitige Befruchtung seiner Eizellen, ein Verhalten, welches
bei Thieren mit n u r gegenseitiger Befruchtung oder B egattung kaum verständlich wäre. Im
späteren A lte r dü rften es nicht mehr einzelne Samenfäden sein, welche übe rtre ten, sondern die
le tz teren werden in grösseren Mengen a u f einmal übergeführt. Solche Selbstbefruchtungen finden
auch näch Beginn der Eibildung s t a t t ; d a fü r sprechen die nicht seltenen Beobachtungen, dass
man auch bei a lten Thieren noch h ie r und da Samenmassen zwischen den Eiern begegnet.
f o r m e n m i t C o p u l a t i o n s a p p a r a t . H ie r sind dreierlei Möglichkeiten gegeben:
Selbstbefruchtung, wie bisher, Selbstbegattung und gegenseitige Begattung. "Was zunächst die
e rstere anlangt, so bin ich durch meine Beobachtungen zu der Ueberzeugung ged rän g t worden,
dass diese im Geschlechtsleben auch der Distomen m i t Copulationsapparat eine re c h t grosse Rolle
spielt. Das is t vor allem der F a ll im Beginne der geschlechtlichen Reife. G e n a u die Zustände,
wie ich sie bei reifenden Dist. folium, cygnoides beobachtete, fand ich auch bei gleichaltrigen Dist.
clavigerum, medicins, confusum, endolobiim, cylindraceum; besonders in der Vagina und den angrenzenden
Abschnitten des U te ru s waren bei ihnen zu der angegebenen Z e it fa s t immer Samenfäden
anzutreffen. Aber überall handelte es sich n u r um g e r i n g e Mengen von solchen, und
geringe Mengen von Samenfäden befanden sich auch e rs t in der Samenblase: man gewann in
jedem einzelnen Fa lle unabweislich den Eindruck, als seien diese Samenfäden jeder fü r sich und
durch seine eigene T h ä tig k e it aus der Samenblase in die weiblichen Leitungswege g elangt; wie
man sie denn nicht selten mit dem Kopfe bereits in den le tz teren a n trifft, wohingegen der
Schwanzfaden noch in dem nach aussen verschlossenen Genitalsinus sich befindet. Auch, die oben
beschriebenen Fä lle von Distomum variegatum, wo die Scheide und d e r angrenzende Theil des
Uterus mit Spermatozoen vollgestopft waren, könnte hier noch a n g efü h rt werden; indessen muss
dabei, obgleich sich kein Zeichen einer s tattg eh ab ten S e l b s t b e g a t t u n g erkennen liess, doch die
Möglichkeit zugegeben werden, dass eine solche v o r der Beobachtung stattgefunden haben konnte,
und es sich demnach n ich t mehr um S e l b s t b e f r u c h t u n g handelte.
Dass Selbstbegattung und gegenseitige B egattung s ta ttfin d e n , is t bereits durch anderweitige
Beobachtungen bewiesen; e rstere von Z addach an Dist. cirrigerum und von mir bei Dist.
echinatum2), letztere, wenn w ir n u r die au f Distomen bezüglichen anführen, von M olin bei Dist.
clavigerum, von mir bei Dist. confasum, von v. L instow bei Dist. cylindraceum, von N oack bei Dist.
clavigerum (oder confusum ? )8) ; von Dist. confusum habe ich, wie schon bei der anatomischen Beschreibung
des Thieres mitgetheilt, in der Zwischenzeit einige 20—30 Pärchen in Copula angetroffen,
einmal 4 in einem Frosche, so dass bei diesem Wurme der . Vorgang wohl ziemlich häufig
*) L e u c k a r t , Paras. d. M. p. 165.
2) cf. Centsalbl. f. Bakteriol. und Parasitenk. XIII. 1893. p. 813.
s) Noack, Die Anat. u. Histol. etc. 1. c. p. 50.
stattfinden dürfte. Bemerkenswerther Weise is t u n te r a ll diesen, im Verhältniss dock zahlreichen
Beobachtungen n i c h t e i n e e in z ig e , wo es sich um .ju n g e , in die. Periode der geschlechtlichen
T h ä tig k e it e i n t r e t e n d e Thiere gehandelt h ä tte ; überall waren es alte, reichlich mit
Eiern au sg e stättete Individuen, welche die B egattung vollzogen. * U n te r den vielen Hunderten
junger Thier'e aller A rten , die ich u n te r den Augen gehabt habe, is t mir nicht eines in Copula
begegnet.
Die Summe aller der hier verzeichneten Beobachtungen erhebt es nun -zur Gewissheit,
dass unsere Thiere während ihres Lebens nicht mit einer einmaligen Ein fu h r von Sperma in
ih re weiblichen Organe sich begnügen, sondern dass sie deren mehrere bedürfen, wenn anders
man aus dem Vorkommen wiederholter Sameneinfuhr au f deren Nothwendigkeit schliessen will.
Die e r s tm a l i g e B e f r u c h t u n g scheint nun meinen Beobachtungen nach v o r z u g s w e i s e
a u f d em W e g e d e r S e l b s t b e f r u c h t u n g zu erfolgen, wenngleich eine S e lbstbegattungauch
als möglich zuzugeben ist. Es e rh ä lt damit dieser Modus des geschlechtlichen Verkehres eine
viel weitere Verbreitung, als wir sie ihm bislang zuzugestehen geneigt w aren; unwahrscheinlich
is t aber diese neue Thatsache durchaus nicht, wenn w ir die Umstände betrachten, u n te r denen
unsere Thiere leben. Da der Beginn ih re r geschlechtlichen Entwickelung mit dem Momente
zusammenfällt, wo sie von ihrem rechten T räg e r aufgenommen werden, so bliebe es lediglich dem
Zufalle anheimgestellt, zwei Thiere gerade in der Zeit einander zuzuführen, wenn sie einander
bedürfen. Es kommt dazu ih re geringe Beweglichkeit, der A ufentha lt an einem Orte, wo sie
nicht immer in directe Nähe von einander gelangen, kurz es würde wohl in den meisten Fällen
die Production der Nachkommenschaft mehr oder minder weit h i n a u s g e s c h o b e n , wenn nicht
ganz ve rh in d e rt werden, besässen die. Thiere n ich t die Möglichkeit, ih r eigenes Sperma zur Befru
ch tu n g ih re r E ie r zu verwenden. Das geschieht bei dem E in tritte in die Periode der Geschlechtsreife,
das kann, wenn die Thiere an ihrem Wohnsitze a l l e i n bleiben, auch im späteren
Leben im Bedarfsfälle noch geschehen; die oben angeführten Beobachtungen über s tattgehabte
Selbstbefruchtung oder stattfindende Selbstbegattung beweisen es zur Genüge. Es is t aber dann,
Wenn sie im Laufe der Zeit in ih ren W irth en in grösserer Menge sich anhäufen, auch die Möglichkeit
des Zusammentreffens zweier Individuen zum Zwecke einer gegenseitigen Begattung
gegeben; und ich vermuthe, dass die le tz tere bei gegebener Gelegenheit vollzogen wird, ohne
dass vielleicht gerade das dringende Bedürfniss vorzuliegen braucht. Nach Lage der Verhältnisse
spricht aber von vorn herein die Wahrscheinlichkeit, und soweit sie vorhanden ist, auch
die Beobachtung dafür, dass die S e l b s t b e f r u c h t u n g (eventuell in Form der Selbstbegattung)
der häufigere, weil immer mögliche Modus des geschlechtlichen Verkehres bei unseren Thieren ist.
Dass in ihrem Leben wenigstens bei einem Theile von ihnen das Stattfinden einer B e g
a t t u n g (sei sie Selbst- oder gegenseitige Begattung) v o r g e s e h e n ist, beweist ih re Auss
ta ttu n g mit Copulationsorganen, welche le tz tere in ihrem Baue in sofort in die Augen springender
Weise au f einander zugeschnitten sind. Alle unsere Thiere haben eine Vagina, einen besonders
nngeformten Theil ihres weiblichen Leitungsapparates, der da, wo ein Penis fehlt, selbst klein
und unscheinbar ist, da aber, wo ein solcher a u f tr itt, immer d e s s e n Bau aufweist. I s t derselbe
dünn, dann is t auch die Vagina dünn ( g l e i c h e Contractionszustände vorausgesetzt!), ist
e r dick, dann is t auch die Vagina dick (Dist. mdolobwn — D is t globiporum) ; is t der Penis mit
Zäpfchen bekleidet, dann tr ä g t auch die Scheide Zäpfchen, is t e r bestachelt, dann is t auch die
Scheide bestachelt (Dist. isoporum — Dist. perlatum, bei dem noch- überdies die W e i t e n verhält