meines Erachtens versprechen sie a b e r ,. systematisch fortgesetzt, und-, e rw e ite rt, noch.manchen
werthvollen Aufschluss über die Lehensgeschichte unserer Thiere.
Auch die. A r t und. "Wei se, wie die Cer.carien in die Zwischenwirthe e i n d r i n g e n ,
bietet manches Interessante. De r Vorgang wurde schon 1854 von v. S ie b o ld genau beoba
ch tet und beschrieben; es handelte sich dabei um das Eindringen, der Cercarien in Insecten-
la rv en (Ephemcriden- u nd JPörhdeidarven) und ich wüsste bei diesen der v. S ie b o ld ' sehen Beschreibung
kaum etwas hinzuzufügen. Sehr günstige Objecte z u r Beobachtung der Einwanderung
bieten auch die Kaulquappen dar, in deren durchsichtigen Schwänzen man ebenfalls alle Einzelheiten
des Processes beobachten kann; zugleich aber gewinnt man h ie r auch über einige P unkte
eine etwas, andere Anschauung. Nach y. S ie b o ld is t es zunächst und vorzugsweise der Stachel,
welcher die Oeffnung zum E in tr itte des Parasiten, in die H a u t des W irth e s schafft. Nach meinen
Beobachtungen nun wird, aber der Stachel n u r re la tiv wenig gebraucht, und t r i t t nich t sehr weit
aus seiner Tasche h e rv o r; wohl aber scheint dein Secrete der S t a . c h e l d r ü s e n eine seKr in ten sive
W irk u n g zuzukommen. Sowie, die Cercarie an eine Kaulquappe gelangt ist, fix irt sie sich
mit ihrem Bauchsaugnapfe; der Schwanz v e rh ä lt sich hierbei und in der Folge, wenn e r nicht
überhaupt schon abgefallen ist, vollkommen p a s s i v und u n te rs tü tz t die BohrbeWegungen n i c h t .
Auch der Stachel wird, soweit ich gesehen, n ich t w e ite r a ls bis zu seiner vorderen, ringförmigen
Verdickung eingebohrt, und, wenn der Mundsaugnapf einmal ein kleines Stück eingedrungen ist,
f a s t . g a r n i c h t mehr in T h ä tig k e it g e s e tz t Ic h glaube, dass er n u r eine ganz kleine und
feine Oeffnung zu machen braucht, um dem S e c r . e t e d e r m ä c h t i g e n S t a c h - e l d r ü s e n ein
Eindringen zu ermöglichen; diesem le tz teren d ü rfte besonders- eine erweichende, und .lösende
W irk u n g au f die H au t des W irth e s . zufallen. D ie . Cercarien zwängen sich augenscheinlich
z w i s c h e n den Epidermiszellen hindurch nach.innen, sie drängen dieselben,, offenbar..ohne grosse
Schwierigkeit, auseinander und Rommen ziemlich schnell vorw ä rts. E s ist. weiterhin ih r ganz
ersichtliches Bestreben, in eine Blutcapillare hineinzugelangen, denn sie wandern so lange, bis
sie eine .solche erreicht, kommen in dieser aber sehr bald zu r Ruhe. . I n ih re r Umgebung findet
eine kleine S ta u u n g . des Blutstromes s ta tt, es . sammeln sich in der Umgebung des P a ra s iten
einige ro th e Blutkörperchen an, die, wife ich mehrmals.gesehen, m i t in die sich je tz t bildende
C y ste eingeschlossen werden. Eine Verletzung der Gewebszellen des W irth e s findet nirgends
s ta tt, ebensowenig, wie sich weitere Entzündungserscheinungen in der Umgehung des Eindringlinges
zeigen; derselbe is t als weisses. Pünktchen von aussen deutlich erkennbar.
Ein wesentlich anderes w ird aber das Bild, wenn die Einwanderung der Parasiten längere
Zeit hindurch an d au e rt; es zeigen sich immer deutlicher Entzündungserscheinnngen um dieselben
herum, sehr s ta rk e Ansammlungen von ro th e n Blutkörperchen, .d en en . sich je tz t au ch , weissh
zugesellen; es bilden sich immer s tärkere, blutige H e rd e ,, und die .Cercarien,erscheinen nich t mehr
als runde, weisse Pünktchen, sondern,als.theilw.eise sehr ansehnliche, blutige:Knötchen, Wepn
die Einwanderung je tz t n ich t schleunigst unterbrochen wird, s t e r b e n die Kaulquappen regelmässig
ab, und ganz denselben E rfo lg bemerkt man auch an Insectenlarven, die einer s tärk eren
Infection ausgesetzt werden. Ich bin, wie gesagt, zu der Ueberzeugung gekommen, . dass es sich
hei dem Tode der V ersuchthiere n u r um V e r g i f . t u n g s e r s c h e i n n n g e n handeln kann, schon deswegen,
weil eine wirkliche Verletzung der Gewebe, nirgends s tattfindet. Auch die Zahl der P a ra -
J) y. Siebold, Ueber die Band- nnd Blasenwürmer etc. _ Leipzig _18p4. ,.p..,26;
siten an sich is t lange nicht eine tödtliche, denn man brau ch t n u r die Infection langsam vor sich
gehen zu lassen, um eine ganz enorme Zahl von eingewanderten Würmern zu erzielen, ohne eine
nennenswerthe A lte ra tio n der W irth e herbeizufiihren. Ich schiebe die Vergiftung auf die W irkung
des Staclieldrüsensecretes, welches in geringen Mengen applicirt, d. h. bei einer massigen
Einwanderung, von den inficirten Thieren leicht e rtragen, bei s tärk eren Dosen aber gefährlich
wird. Es fü h r t augenscheinlich eine locale Sistirung des Blutkreislaufes herbei, die sich aber
bei fortgesetzter Infection immer mehr, ausbreitet, bald zu einer.Verlangsamung der ganzen
Circulation und endlich zu einem völligen Stillstände derselben fü h rt. Ein endgültiges Urtheil
über den ganzen Vorgang möchte ich mir übrigens noch nich t erlauben!
An den au f diese Weise en cy stirten Cercarien scheinen nun sehr schnell i n n e r e Veränderungen
und Umsetzungen vor sich zu gehen; während bei den einwandernden Individuen die
Excretionsblase noch völlig leer, d. h. mit einer kla ren Flüssigkeit gefüllt ist, sieht man dieselbe
schon 20 Stunden nach der Einkapselung nich t n u r s ta rk aufgetrieben, sondern auch dicht mit
den bek an n ten , glänzenden Cpncrementkügelchen gefüllt. Eine dieser Veränderungen d ü rfte das
Körperparenchym betreffen, welches , bei den schwimmenden Cercarien zum grösseren Theile noch
re in zellig, bei den mit jenen Körnchen aüsge statteten ency stirten Individuen aber regelmässig
seihen typisch" blasigen Bau zeigt. W eitere Mittheilungen hierüber gedenke ich in sp äte re r Zeit
machen zu können.
Wie. man durch Versuche d a rth u n kann, sind , nun die W ürmer von diesem Momente,
d. h. ca. 20 Stunden nach der E n c y s tiru n g an, ü b e r t r a g u n g s - un d e n tw i c k e l u n g s f ä h i g .
E s s te llt sich demnach, da die reifen, nich t en cy stirten Cercarien, in den Darm ih re r definitiven
T räg e r versetzt, regelmässig zu G-runde gehen, die Einkapselung als ein wesentlicher und noth-
wendiger Zustand heraus, und das is t es, was mich die directe, active Einwanderung der P a ra siten
in den späteren T räg e r ohne den positiven Nachweis zunächst fü r unwahrscheinlich halten
lässt. Es findet diese Vermuthung eine Stütze d arin,-dass auch Cercarien, die k e i n e A ttrib u te
eines freien Lebens an sich tragen, die also des Ruderschwanzes entbehren, doch einen ein-
gekapselteh Zustand durchmachen, sei es in ihrem bisherigen, sei es in einem neuen Träger. So
findet sich die schwanzlose Cercarie des Distomum perlatum nicht n u r in ih re r eigenen Bitiiynia,
sondern häufiger noch in anderen Mollusken e n cy s tirt v o r; ich konnte aus einem Glase, in
welchem einige mit dieser Form inficirte Bithynien mit einer Anzahl anderer Schneckenarten
zusammengehalteii wurden, nach längerer Zeit nicht eine einzige der letzteren untersuchen, ohne
nicht in ih r mehreren eiugekapselten Bist, perlatum zu begegnen. Es is t h ie r also die Ueber-
wanderung der schwanzlosen Jugendförm in einen anderen W ir th logische Nothwendigkeit; ich
fand einmal im Bodensätze eben desselben Glases auch eine freie, ganz muntere Cercarie, möchte
aber au f diesen einzigen Fu n d hin noch, kein definitives U rth e il über die A r t und Weise-des
U eb ertritte s in die fremden Mollusken abgeben. Aehnlich wie h ie r liegen die Verhältnisse zweifellos
auch bei der stummelschwänzigen Jugendform des Distomum globiporum, die Gr. R. W agener frei
in der Leber von Limnctea stagnälis und v. L instow eingekapselt im Fusse von L . ovata und in
Süccine Pfeifferi auffand1).
Das Ganze giebt eine Bestätigung fü r die Aeusserung L eückart’s , dass „die Abwesenheit
des Schwanzanhanges allein fü r die Schicksale d e r Cercarien nicht maassgebend is t“
•) cf. die Beschreibung des Dist. globiporum.
*) Leuckart, Paras. etc. p. 137.