Distomum perlatum erinnern, die ja ebenfalls in Bithynia sieb entwickelt und leiebt mit der anderen
Form vergesellschaftet Vorkommen kann. Auch habe ich die Globiporumcerearien, soweit ich
mich erinnere und meine Aufzeichnungen reichen, ih re Sporocysten n ich t verlassen sehen, während
E rcolani lebhafthewegliche, freie Cercarien erwähnt, wie sie bei Distomum perlatum ebenfalls häufig
Vorkommen. Die Cercaria miemra zeichnet sich in ihrem jüngeren A lte r durch den Besitz
eines ganz kurzen, stummelförmigen Schwanzes aus, der sp äte r aber noch innerhalb der m ü tte rlichen
Sporoeyste abgeworfen wird. Die Cercarien verlassen, wie gesagt, meinen Beobachtungen
nach diese n u r selten und kapseln sich auch an O rt und Stelle ein; ich habe mehrere Male
Sporocysten von bis zu 2 mm Länge n u r noch mit eingekapselten Cercarien bis zu 40 der Zahl
nach angetroffen. Sie zeichnen sich, abgesehen von dem Besitze des kurzen Schwanzes und ih re r
durchaus stachellosen H a u t ans durch eine sehr bemerkenswerthe Configuration des excretorischen
A p p a ra tes , welcher eine ansehnliche, kugelförmige oder ovale Blase d a r stellt, die von grossen
cubischen nnd s ta rk mit. Körnchen durchsetzten Epithelzellen ausgekleidet wird. An diesem Excre-
tionsorgane erkenne ich auch in der von v. L instow eingekapselt ans dem Fusse von Limnaea
ovata beschriebenen Cercaria globipora') sicher unsere Cercaria micrura wieder, obgleich v. L instow
die Aehnlichkeit beider nich t aufgefallen zu sein scheint. Es wird durch diesen Fu n d aber zugleich
der Beweis geliefert, dass dieselbe gelegentlich auch ihren W ir th verlassen und sich ausserhalb
desselben an anderer Stelle einkapseln kann. G. R . W agener fand dieselbe Cercarie übrigens
auch fre i in der Leber von Limnaea stagnalis2). Heber ih re weiteren Schicksale h e rrs ch t zu r
Zeit freilich noch Dunkel.
Die jüngsten Distomum globiporum, die ich im Darme d e r verschiedenen F ischarten fand,
schliessen sich direct an die h ie r beschriebene Cercarienform an, und es t r i t t das besonders dann
hervor, wenn sie den Yorderkörper nach A r t der en cy s tirten Individuen s ta rk einziehen. In den
jungen W ürm e rn (Fig. 13, Taf. I ) erkennt man in dem a u f den enormen Bauchsaugnapf folgenden,
ganz kurzen H in te rk ö rp e r bereits die beiden Hoden in deutlich seitlicher Lagerung (Fig. 100,
Taf. V), aber mehr neben- als hintereinander; seitliche Einkerbungen in ihrem Rande weisen
bereits au f die spätere Gestaltung hin. Vor dem rechten Hoden lie g t d e r Keimstock als kleiner,
kugeliger K ö rp e r, und ein einstweilen scheinbar undifferencirter Zellenhaufen re p rä s en tirt die
Anlagen der späteren L e itu n g sa p p a ra te ; auch vor dem Bauchsaugnapfe lieg t ein solcher Haufen,
die späteren Endtheile der Geschlechtswege. Die Exeretionsblase t r i t t je tz t deutlich hervor, da
ih re Wandzellen die körnige Beschaffenheit verloren haben. Im Yorderkörper, den die Thiere
ausserordentlich w e it ausstrecken können, fallen besonders die Kopfdrüsen mit ih ren langen Aus-
führungsgängen auf. Die weitere Entwickelung be steht besonders in einer E n tfa ltu n g des H in te rleibes;
bei der dabei eintretenden Streckung rücken die Hoden immer w e ite r auseinander, indem
d er vordere mehr dem Banchsangnapfe, der h in te re dem Körperende benachbart bleibt. Sie ver-
grössern sich , bekommen ih re Einkerbungen, während zu gleicher Zeit der Keimstock in den
zwischen den Hoden freibleibenden Raum h ereinrückt. Bei e iner Länge von 8/4 mm (Fig. 14, Taf. I)
is t dann das junge Distomum globiporum vollkommen deutlich schon hei Betra ch tu n g mit schwächerer
Yergrösserung als solches erkennbar.
') v. Linstow, Arch. f. Natnrgesch. 50. I. 1884. p. 141. Taf X, Fig. 26.
2) G. R. W a g e n e r , Beitr. z u r Entwickelungsgeseh. d. Eingeweidew. 1. c. p . 103. Taf. XXIII, Fig. 1.
6. Dist om um isoporum n. sp.
L i t t e r a t u r :
e x p. Fasciola longicollis F r o e lic h , N a turf. St. 2 5 . p. 72. Taf. I I I , F ig . 9— 11.
Distoma globiporum Olsson, B idrag etc. pag. 16.
In unseren Weissfischen lebt neben dem Distomum globiporum und zwar in ungefähr der
gleichen Häufigkeit, noch ein anderer Wurm, der in der Grösse und in seinem ganzen Habitus
eine ziemliche Aehnlichkeit mit jenem aufweist, aber doch specifisch von ihm verschieden ist.
E r d ü rfte bis je tz t allgemein fü r das Distomum globiporum gehalten nnd mit ihm vermengt^worden
s e in ; so zeigt F roelich’s Abbildung, die Distomum globiporum darstellen soll, ein Grössenverhältniss
der Sangnäpfe, welches bei demselben kaum Vorkommen dürfte, und welches auch in R udolphi
betreffs der Id e n titä t der FROELicffschen Tasciola longicollis mit seinem Distoma globiporum Zweifel
wachrief. Mit a lle r Bestimmtheit aber lässt sich in der von O lsson gegebenen Beschreibung
seines Distoma globiporum unsere b ie r in Rede stehende Form erkennen; das acetabulum ore
„paullo“ majus, die testes „elliptici“, die glandulae vitelligenae „inte r caudam e t collum“, das
ovarinm „pone acetabulum“, stimmen durchaus nicht mit der Beschreibung, die w ir oben von dem
richtigen Distomum globiporum gegeben haben, sondern sie beziehen sich augenscheinlich au f unser
Dist. isoporum. Dasselbe g ilt von den weiteren Angaben O lsson’s, dass die Darm§chenkel nicht
ganz bis in ’s Hinterende reichen, nnd dass-die Dotterstöcke im Hinterkörper in der Mittellinie
;sich berühren, vorn aber in der Höhe der Genitalöffniing au f hören. N u r die Grösse der Eier
w ird von Olsson geringer angegeben, als ich sie gefunden habe.
Als W irth e giebt F roelich fü r seine Fasciola longicollis Cyprinus carpio, O lsson fü r sein
Distoma globiporum Bhoxinus laevis an; in beiden Fischen habe ich den Wurm auch gefunden,
ausserdem aber noch in Leuciscus rutilus, Abramis brama, Squalius cephalus, Tinea vulgaris und
endlich einmal jung, aber vollkommen normal aussehend, in Esox lucius. In Bezug au f letzteres
Yorkommniss verweise ich a u f das, was ich betreffs' der gelegentlichen Anwesenheit von Distomum
globiporum im Hechte gesagt habe.
Distomum isoporum misst erwachsen und bei völliger Streckung über 5 mm, meist jedoch
nich t mehr als 3 ; die Bre ite dürfte kaum über 3A mm hinausgehen, nimmt aber bei lang sich
ausstreckenden Individuen bis au f */8 mm ab. Die Bewegungen des Thieres, besonders die des
„Halses“, sind dieselben, wie bei Distomum globiporum; im ganzen scheint Dist. isoporum noch
muskelkräftiger zu sein, als dieses. Die F a rb e is t blass, weisslich, gelblich oder rö th lich ; besondere
farbige Pigmenteinlagerungen habe ich nich t bemerkt, hingegen treffen w ir bei der Mehrzahl
der Individuen und besonders bei den jüngeren, wie bei Distomum nodulosum zu den Seiten
des P h a ry n x mehr oder minder dichte Ansammlungen braunschwarzer Pigmentkörnchen, die, wie
dort, zweifellos Reste bei den Cercarien vorhanden gewesener Augen darstellen. (Fig. 18, 17,
15 , Tafel I.)
Die S a u g n ä p f e sind hei Distomum isoporum ungefähr g l e i c h g r o s s , und dadurch
unterscheidet sich der Wurm au f den ersten Blick von dem o ft gemeinsam mit ihm zusammen
auftretenden Distomum globiporum; ich habe diesem Ch arak ter durch den Namen isoporum Ausdruck
Bibliotheca zoologica. Heft 16. 7