dass K e r b e r t bei Dist. Westcrmanni und P o ir ie r bei Dist. insigne eine entsprechende S tru c tu r angetroffen
und mitgetheilt hätten. Diese Angabe N o a c k ’ s muss au f theilweiser Verwechselung
beruhen, denn bei K e r b e r t kann ich keine Erwähnung von Muskeln a u f der Keimstockwand
finden; hingegen th u t P o i r i e r 1) allerdings Erwähnung einer „couche de fibres annulaires trè s
minces“ als Theil der Hülle des Ovariums bei Dist. insigne, während bei Dist. clavakim (1. c. p. 95)
n u r von einer „couche de tis su conjonctif dense, fibrilla ire “ etc. gesprochen wird. Ob damit
Muskelfasern gemeint sind, s te h t d a h in 2). Meinen Beobachtungen nach kommt nun eine Auss
ta ttu n g mit contractilen Elementen der Keimstockwand im allgemeinen n i c h t zu ; indessen
werden w ir bald erfahren, dass an gewissen Stellen doch eine Auflag e ru n g feiner F a s e rn zu
constatiren ist, die aber ursprünglich d e r Keimstockwand wohl n ich t zugehören. Durch die mit
der Zeit eintretende, immer s tä rk e re Schwellung des Keimstockes kommt neben den Muskelfasern
bei allen unseren Würmern eine besonders im späteren Lebensalter deutliche, fibrilläre S tru c tu r
des Parenchyms um die Keimdrüsen herum zu Stande; etwas Auffälliges bietet diese Erscheinung
gegenwärtig aber n ich t mehr.
A u f die bei der Reifung der Eizellen stattfindenden Vorgänge, die in le tz te r Zeit mehrfach
eingehende Würdigung erfah ren haben, gehe ich h ie r n ic h t ein, da ich denselben auch keine
grössere Aufmerksamkeit zugewendet habe. Bei der Betra ch tu n g des Keimstockes auch im frischen
Thiere bemerkt man, dass dessen zellige Inhaltsmassen n ich t überall gleiches Aussehen haben.
Vor allem sind die Elemente am Rande der Keimdrüse immer am kleinsten, und zwar bei mehr
in die Länge gestreckten Drüsen besonders in dem dem Ausgange gegenüberliegenden Grunde.
Von h ie r aus erstrecken sie sich verschieden weit an der inneren Peripherie nach der Mündung
des Ausführungsganges hin, hören aber immer eine Strecke vor dieser auf, so dass in der näheren
Umgebung der letzteren keine kleinsten Elemente mehr angetroffen werden. Mehr nach dem
Drüsencentrum nehmen dann die Keimproducte besonders an Grösse zu, setzen sich dabei zugleich
aber schärfer gegeneinander ab ; am Rande sind die Zellgrenzen wohl meist erkennbar, aber
n ich t sehr deutlich und bestimmt. Der Process der Vergrösserung und der damit verbundenen
Individualisirung sch reitet fo rt, je weiter die Zellen nach der Mitte und der Stelle des Ausganges
zurücken; sie bilden aber bis je tz t immer noch eine e i n h e i t l i c h e , fest nach A r t eines
unregelmässig geschichteten Epitheles zusammenschliessende Masse. Eine Loslösung der völlig
gereiften Keimzellen aus diesem Verbände geschieht e rs t ganz in der Nähe der Oeffnung, und
diese völlig reifen und isolirten Zellen zeichnen sich im frischen Zustande sofort v o r den übrigen
durch eine viel s tä rk e re S ch a ttiru n g ih re r Ränder aus, Dieselbe mag wohl daher kommen, dass
mit der Isolirung dieser Zellen an d e r Oberfläche und besonders dem freien Rande einer jeden
eine Lichtdispersion s tattfindet, welche bei den noch mit einander verbundenen unreifen Zellen
nich t möglich ist. Immer sind es mehrere Keimzellen, welche sich in diesem Zustande dicht vor
der A u stritts ste lle des Keimganges aus dem Ovarium erkennen lassen; ich habe ih r Vorhandensein
bei allen von mir untersuchten Würmern ganz constant beobachten können und sehe deshalb
d a rin eine normale Erscheinung. In gefärbten und aufgehellten P räp a ra te n werden diese U n te r*)
P o i r i e r , Contrib. à l’hist. etc. p. 105.
2) In seiner neueren Arbeit schreibt M o n t i c e l l i (1. c. 'pag. 10 3 ), dass die Muskel wand des weiblichen Leitungsweges
eine „continuazione della túnica mnscolare dell'ovario“ sei;, weitere Einzelheiten über-diese Muskelhülle des Keimstockes
werden aber leider n i c h t mitgetheilt (Nachtr. Zusatz).
schiede in der Brechungsfähigkeit der einzelnen Elemente n a tü rlich mehr oder minder verwischt,
und so findet sich auch in der L itte r a tu r kaum eine Erwähnung des geschilderten Verhaltens
mit Ausnahme der A rb e it J u e l ’ s über die Apöblemen, wo „an der Mündung des Eierstockes eine
kleine runde P a rtie n u r mit reifen, gleichgrossen Eiern e rfü llt“ beschrieben w ir d 1). Auch die
Unterschiede in den Brechungsverhältnissen der reifen E ie r h a t J u e l wohl bemerkt, und lässt
deshalb die reifen E ier „von einer sehr z arte n hyalinen Membran umgrenzt“ sein, die in W irk lichkeit
aber nicht existirt. Die gewöhnlichen L itte ra tu ran g ab e n über diese Verhältnisse lauten
n u r dahin, dass die Keimzellen in der Umgebung der Keimgangmündung sich isoliren; was man
aber davon an Schnitten sieht, deckt sich, wie ich durch zahlreiche Vergleiche b e stä tig t gefunden
habe, durchaus nicht mit dem natürlichen Zustande, da in Folge der Conservirung stets eine
leichte Schrumpfung der Zellen und Isolirung derselben e in tritt, wo sie normalerweise noch nicht
stattfin d e t. .
Man h a t den Keimzellen der Trematoden vielfach eine, wenn auch geringe, amoeboide
Beweglichkeit zugeschrieben — wohl weniger au f directe Beobachtung derselben hin, als, weil
sie a u f conservirten und gefärbten P rä p a ra te n meist eine ganz unregelmässige Gestalt besitzen
und allgemein auch einer Hülle entbehren, v. L in s t o w giebt s o g a r2) von Distomnm cylindraceum
an, dass die Keimzelle —- allerdings die bereits in ein Ei eingeschlossene —, P s e u d o p o d i e n
aussende und mit deren Hülfe die D o tte r Substanz aufnehme. Ich muss gestehen, dass mir diese
Beweglichkeit der Keimzellen, obwohl ich sie früher, au f die Untersuchung fixirter Keimstöcke
hin, selbst fü r wahrscheinlich gehalten habe, doch im Laufe der Z e it etwas problematisch geworden
ist. Ich habe tro tz stundenlanger Beobachtung freier, reifer Keimzellen in den Leitungswegen
aller möglicher Distomenarten niemals irgend welche s e l b s t s t ä n d i g e Gestaltveränderung
an denselben wahrzunehmen vermocht. Genau dasselbe ergab sich bei Heranziehung der Eizellen
in den gebildeten Uteruseiern. Ich betone nun selbst, dass solche negative Beobachtungsresultate
volle Beweiskraft wohl niemaLs ohne weiteres beanspruchen können; jedenfalls dürften sie aber
zu endgültiger Feststellung des wirklichen Sachverhaltes auffordern, die n u r durch Beibringung
neuer, unzweifelhafter und wohl ve rb ü rg te r positiver Beobachtungen zu erzielen ist.
Betreffs der Grösse der Keimzellen will ich n u r erwähnen, dass von den von mir u n te rsuchten
Würmern die grössten Distomum nodulosum besitzt. Dieselben übertreffen, da sie 0,0318 mm
im Durchmesser erreichen und Kerne von 0,018 mm mit Kernkörperchen von 0,007 mm aufweisen,
noch diejenigen des grossen Distomum insigne, die nach P o ir ie r ’ s Messungen3) bis 0,03 mm
gross werden, und Kerne von 0,017 mm mit IvernlKrperchen von 0,0055 mm haben. Die kleinsten
Keimzellen u n te r unseren Würmern besitzt Dist. variegatum, bei dem sie n u r 0,0082 mm, die
Kerne n u r 0,005 mm messen.
Es scheint mir h ie r der Ort, auf eine besondere Eigenthümlichkeit der Keimzellen einer
kleinen Anzahl von Würmern hinzuweisen. Ich habe im ersten Theile bei der Besprechung des
Distomum ovoccm,datum beschrieben, dass der Keimstock dieses Thieres bei der Beobachtung im
frischen Zustande ein ganz opakes, körniges Aussehen besitze, und dass dieses Aussehen von der
Beschaffenheit d e r Keimzellen h e rrü h re, die namentlich im reifen Zustande im Inneren von einer
0 J u e l , Beitrâge etc. 1. c. p. 33.
2) v. L in s t o w , TJeber d. Bau etc. 1. c. p. 185.
8) P o i r i e r , Contributions etc. 1. c. p. 105r